Der vorliegende Re-Release von „Second Sighting“ aus dem Jahr 1988 ist demnach das 2te Album der Band REHLEY’S COMET oder FREHLEY’S 3tes Soloalbum, wie man es nimmt. Dem Plattenlabel wäre Sichtweise 2 wohl lieber gewesen, wurde doch die gesamte Promotion und das Hauptaugenmerk auf den prominenten Gitarristen gelegt, der sich sowohl das Songwriting als auch den Gesang mit Multiinstrumentalist Tod Howarth (Gitarre, Keyboards, Gesang) teilte. Und hier liegt auch das Problem des Albums: die Stile der beiden waren so unterschiedlich, dass die Scheibe arg zusammengewürfelt wirkt und der Hörer nie weiß ob er gerade eine bodenständige Hardrock, oder eine luftige AOR Platte hört. Das wird schon beim Eröffnungsdoppel deutlich: während FREHLEY mit „Insane“ einen guten Rocker aus dem Ärmel schüttelt, ist das anschließende, von Howarth komponierte (und natürlich gesungene) „Time Ain’t Running Out“ ein melodischer Widerhaken in bester Survivor Manier. Howarth, der vor seinem Engagement bei FREHLEY u.a. für Ted Nugent und Cheap Trick gearbeitet hatte, steuerte mit „It’s Over“ und besonders „Fallen Angel“ noch weitere hochkarätige Tracks bei, die auf einem ACE FREHLEY Album aber leider etwas deplatziert wirkten. FREHLEY hingegen sorgte mit den für ihn typischen Stampfern „Juvenile Delinquent“ oder „Seperate“ für die geerdete Note des Albums. Das von der Band selbst produzierte „Second Sighting“ konnte die Erwartungen von Fans und Label nicht erfüllen und war der Sargnagel für FREHLEY’s Bemühungen seine Karriere im Kreis einer Band fortzuführen.
Folgerichtig erschien die nächste FREHLEY Scheibe dann wieder als waschechtes Soloalbum: nur ein Jahr später lag mit „Trouble Walkin‘“ (ebenfalls nun als Re-Release erschienen) die nächste Langrille in den Regalen und sollte die Fans versöhnen. Nach der selbstproduzierten Talfahrt mit dem Vorgänger saß wieder Eddie Kramer an den Reglern im Studio und verpasste der Scheibe einen zeitlosen, trockenen Sound der, zusammen mit einigen interessanten Gästen (Sebastian Bach, Rachel Bolan und Dave Sabo von Skid Row sowie FREHLEY’s ehemaliger KISS-Kollege Peter Criss) eine um einiges homogenere Mischung abgab. „Do Ya“, „Five Card Stud“ oder der Titeltrack sind knackige Rocker mit Ecken und Kanten. Hörbar gut tun der Scheibe außerdem die Beiträge von Drum-As Anton Fig sowie Richie Scarlet an der zweiten Gitarre, der sich mit FREHLEY in „Shot Full Of Rock“ und „Remember Me“ packende Gitarrenduelle liefert. Der kommerziellste Track des Albums ist wohl das von Paul Stanley, Desmond Child und Holly Knight komponierte „Hide Your Heart“, das ebenfalls noch auf Alben von Bonnie Tyler, Kiss, Robin Beck und Molly Hatchet zu finden ist. Insgesamt ist „Trouble Walkin‘“ das ausgewogenere der beiden Alben und kann auch heute noch Freunden von ehrlicher, handgemachter Rockmusik die ein oder andere heitere Stunde bescheren. Leider blieben die Verkauszahlen auch hier weit hinter den Erwartungen zurück, so dass es 20 Jahre bis zu einem weiteren ACE FREHLEY („Anomaly“, 2009) dauern sollte.
Die beiden vorgestellten Alben sind nun von Rock Candy Records, leider ohne zusätzliche Bonustracks, neu aufgelegt worden. Die Eckdaten sind Labeltypisch (gut) ausgefallen: die Linernotes in den Booklets (basierend auf Interviews mit Tod Howarth und Frehley) sind gewohnt informativ und das Remastering ist dezent und nicht übertrieben umgesetzt worden. Beide Alben sind vielleicht keine Klassiker des Genres, gehören aber doch zumindest in jede gut sortierte Hardrock Sammlung.
Trackliste:
Die "Trouble Walkin' " wäre für mich alten KISS Maniac schon wieder fast ein Fall für die "Klassiker der Woche". Richtig starkes Album mit der meiner Meinung nach besten "Hide Your Heart" – Version von allen. Mein Lieblingsalbum vom Spaceman bleibt aber "Frehley's Comet" – alleine schon wegen bockstarken Songs der Marke "Rock Soldiers" und "Into The Night". Die famose 1978er Selftitled lass ich jetzt einfach mal aussen vor, weils technisch gesehen ein KISS – Album ist.