AEON ZEN – Enigma

Band: Aeon Zen
Album: Enigma
Spielzeit: 45:17 min
Plattenfirma: Time Divide Records
Veröffentlichung: 22.01.2013
Homepage: www.aeonzen.com

Mit Ein-Mann (Home)Studio Projekten ist das immer so eine Sache. Das Endergebnis klingt leider allzu oft nach vorgefertigter Massenware statt nach eigenständigem Produkt, fehlender Banddynamik und bereits tausendmal gehörter Plugin-Sounds sei Dank. Dass es auch anders geht, beweist der britische Multiinstrumentalist Rich Hinks, der mit „Enigma“ bereits das dritte Album seiner Band AEON ZEN in 4 Jahren vorlegt. Und was für eins! Es ist beeindruckend, was Hinks, der hier (wie bereits bei den beiden ersten Alben) nicht nur die Gitarren, Bass und Teile des Gesangs eingespielt, sondern auch wieder alle Songs komponiert und das Album produziert hat, auf „Enigma“ abliefert. (Da AEON ZEN für Liveauftritte bereits in der Vergangenheit um einige Mitmusiker aufgestockt wurde und im Promotext auch als echte Band verkauft wird, ist nicht ganz klar wieviel die restlichen Bandmitglieder zu den Aufnahmen beigesteuert haben. Der Löwenanteil der Aufnahmen geht wohl wieder auf des Konto des talentierten Mr. Hinks, sowie Sänger Andi Kravljaca und der Gastsaenger – dazu später mehr).

Prog-Metal typisch glänzt das Album mit fantastischen Instrumentalleistungen, die Übergänge zwischen den einzelnen Songs sind fliessend und es werden die verschiedensten Stile gekonnt miteinander verschmolzen. Bei dem ein oder anderen Song sind die im Pressetext aufgeführten Einflüsse (Dream Theater, Symphony X, Cynic) auch klar herauszuhoeren – so haut das mit heftigen Dream Theater Verweisen versehene „Still Human“ dank grossartiger Melodien ordentlich ins Pluskonto. Auch die absolvierteTour im Vorprogramm des Devin Townsend Project hat hörbar seine Spuren hinterlassen, nachzuhören in den genialen Breitwand-Riffs und Gesangslinien in „Warning“. Mein persönliches Highlight der Scheibe ist aber das mit wunderbar eleganten, manchmal gar an Stevie Wonder (!!) erinnernden Melodien versehene „Seven Hills“. Eine umwerfende, völlig unkitschige Ballade mit turmhohen Melodiebögen und fesselndem Aufbau. Grandios. Erfreulich und erfrischend zudem, dass in den Gesangsarrangements immer wieder die typisch britischen Prog-Rock Wurzeln durchschimmern. Und trotz all dieser Querverweise klingt es nie nach Kopie, sondern immer nach Verbeugung. Das ist streckenweise ganz grosses Kino was AEON ZEN hier vorlegen. Das muntere Vermischen der Stile geht in der Regel auch gut, einzig das mit Blastbeats und Deathmetal Growls versehene „Divinity“ schiesst etwas übers Ziel hinaus und wirkt arg gezwungen. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, sowohl soundtechnisch als auch musikalisch wird hier Prog-Metal der Oberliga geboten, mit überragenden Vocal-Arrangements. Überhaupt, der Gesang … klugerweise hat sich Hinks dafür entschieden die illustre Riege an Gastsängern (Eumeria’s Jonny Tatum, der unverkennbare Atle Pettersen von den famosen Above Symmetry und Nate Loosemore von Lost In Thought) wechselweiße in den einzelnen Songs einzusetzen, statt jeden einen anderen Song einsingen zulassen. So kommt zu keinem Moment das Patchwork-Feeling so vieler ähnlicher Veröffentlichungen auf, sondern es klingt stets nach einem ausgewogenen, perfekten Mix.

Bleibt festzuhalten, dass AEON ZEN ein absolut überzeugendes, mitreissendes Album vorgelegt haben das Lust auf mehr macht. Scheuklappenfreie Prog-Metal Freunde sollten sich die Scheibe unbedingt auf den Einkaufszettel schreiben. Und bis zur nächsten AEON ZEN Scheibe hoffe ich, dass meine Faves ABOVE SYMMETRY endlich mit einer neuen Platte aus dem Quark kommen … ?

WERTUNG:

Trackliste:

01. Enter The Enigma
02. Artificial Soul
03. Divinity
04. Seven Hills
05. Warning
06. Turned To Ash
07. Still Human
08. Eternal Snow
09. Downfall

Mario

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