Gleich zu Beginn gibt es die erste Abkühlung bei einem geselligen „Walk the plank“. Ein Song ganz typisch für ALESTORM, allerdings nicht auf dem Niveau früherer Opener wie etwa „The Quest“ oder „Back through time“. Klar, die Melodie ist eingängig ohne Ende und auch den Refrain kann man noch nach zehn Buddeln Rum mitgrölen. Aber das gewisse Etwas fehlt. Solide, aber nicht begeisternd. Beim Text hört man, wie bei ALESTORM allgemein empfehlenswert, besser nicht so genau hin. Das gilt ganz besonders bei der neusten Hymne für ein zünftiges Saufgelage mit dem treffsicheren Titel „Rum“. Nichtsdestotrotz, oder gerade deswegen, wird der Song ein absoluter Livekracher werden. Denn Hand aufs Herz, wer bekommt bei dem Song nicht auch Durst und Lust auf ein wenig Party? Eben, so ehrlich muss man dann auch sein. „Magnetic North“ überrascht mit gelegentlichen Groove-Thrash Ausbrüchen, die dem Midtempo-Ohrwurm einen netten Kontrast verpassen. Guter Song. Bei „Mead from Hell“ liefern sich Keyboard und Gitarre ein sehr ordentliches Duell, der Song hat auch etwas mehr Wind in den Segeln und ist mein persönlicher Favorit auf der neuen Scheibe. „Surf Squid Warfare“ hält was der Titel verspricht, DICK DALE Surfmusik auf Metal, eine eher durchschnittliche Nummer. Ähnlich verhält es sich bei „Quest for Ships“. „Wooden Leg!“ ist der mit Abstand schnellste Song auf dem vierten Studiowerk, aber anstatt mit entsprechender Härte eine Abgrenzung zum restlichen Songmaterial zu schaffen, schwächt das phasenweise wieder sehr dominante Keyboard auch hier für das breite Metalpulikum die Geschwindigkeit ab.
Der abschließende Titeltrack mit über elf Minuten Spielzeit lässt einen an „Death Throes of the Terrorsquid“ denken. Mit seinen ganz leicht schwarzmetallischen Einschüben hat dieser Song für eine gelungene Überraschung auf dem Vorgänger gesorgt. Diesmal geht man aber auch hier auf Nummer sicher und bliebt in ruhigeren Gefilden.
Zwei wirklich schwache Songs gibt es aber auch zu vermelden. Da wäre einmal „1741 (The Battle of Cartagena)“, dabei ist der Song an sich im Grundsatz nicht so übel. Doch das selbst für ALESTORM Verhältnisse völlig übertriebene Keyboard klingt mehr nach 80er-Jahre Computerspiel denn nach Heavy Metal. Dazu phasenweise halb geröchelte Vocals (Growls will ich das nicht nennen) hinterlassen einen recht konzeptlosen Eindruck. Der Spaß geht auch noch über sieben Minuten.
Das Fass zum Überlaufen bringt dann aber die Cover-Version der Radio-Dancefloor-Nummer „Hangover“ von TAIO CRUZ. Absoluter Bockmist, mehr ist dazu nicht zu sagen. Party Metal schön und gut, das ist weit übers Ziel hinaus geschossen.
Letztendlich bleibt alles beim Alten. „Sunset On The Golden Age“ wird viele Fans begeistern und bietet genau das, was sie von den Schotten erwarten. Kraftvollen Schunkel-Piraten-Power-Metal. Nicht mehr, nicht weniger. Wem die ganze Bombast-Welle auf dem melodischen Sektor um SABATON, POWERWOLF & Co. auf den Nerv geht, der sollte auch gleich einen großen Bogen um „Sunset On The Golden Age“ machen. Im nüchternen Vergleich zu den drei Vorgängern fehlen mir ein wenig die Ecken und Kanten, zu durchgehend ist der Happy Metal Sound für meinen Geschmack. Von daher positioniere ich mich mal relativ neutral, mit leicht geblähten Segeln.