Band: Arida Vortex
Album: Wild Beast Show
Spielzeit: 53:39 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: IceWarrior Records
Veröffentlichung: 10.06.2017
Homepage: www.facebook.com/ARIDA.VORTEX.BAND
Ein Blick auf das Coverartwork lässt vermuten: ARIDA VORTEX sind so etwas wie Deine Mutter in Bandform, die Dir damals immer gesagt hat, dass Du zu oft am Handy hängst. Doch lassen wir diese 08/15-Gesellschaftskritik mal außer acht, wir wollen uns ja schließlich nicht über gute Bands lustig machen. Von vorne: Die Band existiert bereits seit 1998, hat inzwischen sieben Alben veröffentlicht und kommt aus Moskau. Ihr Name bedeutet meinen traurigen Übersetzungsversuchen nach “Trockener Wirbel” (belehrt mich gerne eines Besseren), geht aber immerhin leicht von der Zunge. Nachdem das an dieser Stelle rezensierte Werk in Russland bereits 2016 erschienen war, entschloss man sich 2017, auch den Rest von Europa mit “Wild Beast Show” zu beehren, mit immerhin stolzen 300 veröffentlichten Exemplaren.
Entgegen der Erwartungen, die angesichts der Selbstbeschreibung der Band als “Moscow’s Melodic Power Metal Band Nr. 1” eher niedrig ausfielen (klingt halt so ein wenig nach lokaler Berühmtheit mit limitiertem Können), haben die fünf Jungs durchaus was auf dem Kasten.
Der kleinste gemeinsame Nenner der zwölf Songs des Albums ist, dass sie allesamt gut produziert sind und ordentlich rocken – korrekter Heavy Metal mit ordentlichen Power-Metal-Anleihen.
Doch tatsächlich sind die meisten davon echt nicht von schlechten Eltern. So ist schon das dudelsacklastige Intro zwar redundant, redundant und redundant, setzt sich aber irgendwie trotzdem fest und erhöht die Vorfreude auf das, was da noch kommen möge. Und tatsächlich: “Ghost Rider”, das erste richtige Lied des Albums, gibt gut Gas, demonsirtiert das Können der Band und des okay aber nicht überragend produzierten Sängers und punktet mit seiner musikalischen GRAVE-DIGGER-Attitüde. “Strangers In Space” klingt vom Namen her nach GAMMA RAY und erfüllt diese Erwartung, gerade im Refrain mit seiner liebevoll eingebrachten Dur-Kadenz. Das anschließende “Tons Of Metal” jagt auf textlicher Ebene zwar Kitschschauer über Rücken von Metallern mit Niveau, macht aber musikalisch so unendlich viel Spaß mit seinem HELLOWEEN-”Asshole”-Spirit, dass man versucht ist, es einfach auf Dauerschleife zu schalten.
Als mit über sechs Minuten Spieldauer längster Track weiß auch “Wild Beast Show” zu begeistern, dessen Vorzüge klar im Intro, Outro, Taktwechsel im Chorus und der bösen Riffarbeit liegen. “The World Is Ours” bringt im Intro leicht folkige Ansätze ins Spiel, die im Refrain sehr gut vom Sänger umgesetzt werden und leicht an DREAMTALE oder STRATOVARIUS erinnern. Das Niveau können auch “I Am The Law” und der im Refrain äußerst massive Bonustrack “Hail To Rock” ohne Probleme halten. Und auch die an dieser Stelle nicht erwähnten Tracks machen Spaß und bieten souverän gespielten und qualitativen, leicht deutsch powermetallisch angehauchten Metal, der auf Festivalcampingplätzen auf keinen Fall für Beschwerden vonseiten der Nachbarn sorgen würde. “Wild Beast Show” mag kein Klassiker werden – aber mit Sicherheit auch in zehn Jahren nicht in Vergessenheit geraten sein.
Anspieltipps:
“Tons Of Metal”, “”Strangers In Space”, “The World Is Ours” und “”Wild Beast Show”
Fazit:
Deutscher Power Metal made in Russia, mit sparsamem Keyboard-Einsatz, ein paar Klischees, beachtlicher Professionalität und großer Spielfreude. “Wild Beast Show” braucht sich hinter bekannteren Bands nicht zu verstecken und sollte eure nächste Metalparty auf jeden Fall bereichern. Und jetzt weg vom Bildschirm und raus an die frische Luft. Hört auf Mama ARIDA.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Escaping From Hell
02. Ghost Rider
03. Dance Of The Walking Dead
04. Strangers In Space
05. Tons Of Metal
06. Higher
07. Raise Your Head
08. Gambler With The Fortune
09. Wild Beast Show
10. The World Is Ours
11. I Am The Law
12. Hail To Rock (Re-Recording 2017, Bonustrack)
Jannis