Band: Arrayan Path
Album: The Marble Gates To Apeiron
Spielzeit: 46:07 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 27.11.2020
Homepage: www.facebook.com/arrayanpath
ARRAYAN PATH machen outputtechnisch GRAVE DIGGER noch Konkurrenz. Locker jedes Jahr ’n Album, manchmal ein Doppelalbum, und das Ganze tatsächlich auf praktisch gleichbleibend hohem Niveau. Nun, 2020 neigt sich dem Ende entgegen, Zeit für “The Marble Gates To Apeiron”, dessen Titel schonmal verdächtig nach klischeehaftestem Power Metal klingt, während die Platte erwartungsgemäß ebendies nicht ist. Schließlich ist das eins der Alleinstellungsmerkmale von ARRAYAN PATH: Power Metal machen, aber nicht so, wie Power Metal normalerweise ist. Das beginnt bei den Melodien: ARRAYAN PATH haben einen absolut eigenen Kompositionsstil. Mal sind die Melodien in ihrer Führung sehr unkonventionell, haben nichts zu tun mit den klassischen Harmoniefolgen, die einem zur verlässlichen Gänsehauterzeugung auf Alben anderer Power-Metal-Bands um die Ohren geschmeichelt werden; mal haben sie eine sehr emotionale Stimmung mit sehr individueller Melodieführung inne, mit der ihre Vorzüge jedoch nicht enden. ARRAYAN PATH legen nämlich zudem Wert auf auskomponierte Melodien, setzen selten bis nie auf eine stumpfe Wiederholung von zwei oder vier Takten, um eine Strophe oder einen Chorus zu füllen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: die Unvorhersehbarkeit. Auf anderen Alben der Jungs aus Zypern mag dies noch ein wenig ausgeprägter gewesen sein, doch auch auf “Marble Gates” findet sich kein Song, der keine Überraschungen bietet. Da folgen simpel-trockene Parts auf warm-orchestrale oder ziemlich asozial dissonante auf ein bis dahin sehr harmonielastiges Lied. Es hat beinahe den Anschein, als würden ARRAYAN PATH extra darauf achten, Sachen nicht so zu machen wie andere, klassischere Power-Metal-Bands, doch wirkt dies in keinster Weise als zwanghaft eingesetztes Mittel zur Abgrenzung, sondern in sich sehr schlüssig.
Soweit zu dem, was die Truppe immer und auch auf ihrem neusten Release macht. Auf jenem ist man in seiner Gesamtheit doch etwas schneller unterwegs, holt bei einem Großteil aller Songs das zweite Basedrum-Pedal raus, das die getragenen Melodien anzutreiben vermag. Ausfälle: nein. Dafür jede Menge hörenswerte, hintergründig unkonventionelle Höhepunkte wie das kraftvolle, stark komponierte “Virus”, das leicht sakral angehauchte “The Cardinal Order”, die erste Ohrwurm-Single “A Silent Masquerade”, “The Mask Of Sanity” mit wunderbarem Chorus…
Die Liste würde in Gänze praktisch alle Tracks umfassen, also sparen wir uns das.
Kritikpunkte? Bis auf kleine – das Orchester geht im Opener etwas unter, der kurze balladige Part bei “The Mask Of Sanity” zündet gesangstechnisch nicht so richtig – eigentlich nein. Man muss eben ein bisschen Offenheit mitbringen, um ARRAYAN PATHs Qualitäten zu erkennen. Nicht jede Power-Metal-Melodie muss auf einem dicken Grundton enden, nicht jeder Part Gänsehaut provozieren.
Fazit:
Denn letztendlich machen ARRAYAN PATH Power Metal mit Anspruch auf Individualität, mit Köpfchen und ohne Lehrbuchvorgaben. So etwas wird im Metal wohl niemals Mainstream, ist aber an sich der frische Wind, den das Genre auch mal gebrauchen kann, führt es doch zu verdammt guten Songs (und um das klarzustellen: auch verlässlich mit fetten Melodien, vollen Orchestersounds und ordentlich Emotion), die teils massives Ohrwurmpotenzial haben und in ihrem andersartigen und zugleich sehr charakteristischen Stil vielleicht einmalig sind.
Anspieltipps:
„Virus“, „The Mask Of Sanity“, „The Cardinal Order“ und „A Silent Masquerade“
WERTUNG:
Trackliste:
01. The Marble Gates To Apeiron
02. Metamorphosis
03. Virus
04. The Mourning Ghost
05. To Live Another Day
06. The Mask Of Sanity
07. The Cardinal Order
08. A Silent Masquerade
09. Black Sails (The Nemean Ode)
Jannis