Band: Toto
Album: Toto / Hydra / Turn Back (Re-Releases)
Spielzeit: siehe unten
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 20.03.2014
Homepage: www.totoofficial.com
Ich ruf jetzt mal offiziell mein ganz persönliches TOTO-Jahr aus, denn pünktlich zum 35. Bandjubiläum gibt’s 2014 eine Live-Scheibe der letzten Tour, dazu die frohe Nachricht, dass die Band wieder im Studio an einer neuen Scheibe bastelt sowie oben drauf auch noch die Re-Releases der ersten Werke der Band. Wenn das mal kein Grund zur Freude ist. Den Anfang zu den anstehenden Festivitäten machen Rock Candy Records mit einem Neuauflagen der ersten drei Scheiben der AOR-Götter. Ok, jetzt darf ich auch mal sentimental werden, denn wenn mir eine Toto Scheibe in die Finger kommt mutiere ich zum unverbesserlichen Fanboy. Da kenn ich ja nix. Vor allem wenn es um die ersten 3 Werke der AOR Legende geht, die bei mir absoluten Heiligenstatus genießen. Erwartet also bitte keine allzu kritische Auseinandersetzung mit den hier besprochenen Alben, denn die gehen (zumindest die ersten beiden) bei mir als absolute Klassiker durch. Punkt. Während die Band von großen Teilen der (US)Kritik schon immer (und immer noch) belächelt, bzw. nicht ernst genommen wird, ist der Fanzuspruch vor allem in Europa und Asien weiterhin ungebrochen. Dass sich die Abneigung eines gewissen Kreises der Kritikerpolizei daran aufhängt, dass die Band ausnahmslos aus versierten Studio-Cracks bestand und neben TOTO noch auf hunderten (und das ist mal ausnahmsweise keine Untertreibung) Studioproduktionen zu hören war, ist natürlich lächerlich. Fällt heutzutage der Name Jeff Porcaro, geht ein ehrfürchtiges Raunen durch den Drummerwald und Steve Lukather ist eine Koryphäe, zumindest für Leute die wissen wie rum man eine Gitarre zu halten hat. Also, ab in den Player mit dem selbstbetitelten Debüt Album aus dem Jahr …
„Toto“ (1978)
Spielzeit: 45:49 min.
21 Lenze jung war Gitarrist Steve „Luke“ Lukather als er mit seinen Kumpels David Paich, den Brüdern Jeff und Steve Porcaro sowie den Studio/Session-Cracks David Hungate und Bobby Kimball mit der selbstbetitelten TOTO Debüt Scheibe einen AOR Klassiker für die Ewigkeit einspielte und allen anderen Gitarristen mit Soli der Extraklasse die Kinnladen runterklappen lies. Nicht nur die unglaubliche handwerkliche Autorität auf dem Instrument versetzte die Kollegen in Erstaunen sondern auch die abgebrühte Notenauswahl und der Top-professionelle Sound (was so, ganz nebenbei, auch eins-zu-eins auf die anderen Musiker übertragen werden kann). Welcher Cover-Gitarrist hat sich noch nicht an den flüssigen „Hold The Line“-Linien die Finger wund geübt oder ist am Outro von „Girl Goodbye“ verzweifelt? Natürlich ist „Toto“ keine One-Mann-Show sondern vielmehr das Ergebnis eines bis unter die Haarspitzen motivierten Kollektivs, das heutzutage wohl von findigen Managern als All-Star Truppe verkauft würde, damals aber einfach nur ein Auffangbecken für gleichgesinnte, blutjunge Vollprofis auf dem Weg zum Welt-Ruhm war. Eine 1Mio-Dollar-Schüler Band quasi, denn obschon einige der Jungs bereits mit Größen wie Steely Dan (Jeff Porcaro) oder Boz Scaggs (David Paich) gearbeitet hatten, waren die Burschen noch recht grün hinter den Ohren. „Hold the Line“, „I’ll Supply the Love“, „Georgy Porgy“ – muss man da noch mehr sagen? Alle drei Singles knackten die US Top 50 und sind auch heute noch absolute Ohrenschmeichler der Güteklasse A. Der Rest der Songs ist nicht minder stark: Kimball singt sich in „Manuela Run“ den Arsch ab, „Rockmaker“ ist bester Gute-Laune Rock und das originell arrangierte „Angela“ zeigt, dass sich die Band auch vor Experimenten nicht scheut. Interessanterweise wurde die Scheibe von den Kritikern ziemlich unisono verrissen, fand beim Publikum aber umso größeren Respekt und Zuspruch (was ja nicht immer Hand-in-Hand geht). Die erste TOTO Platte vereint jugendlichen Verve und spielerische Leichtigkeit mit Musikalität auf absolutem Top-Niveau und Songwriting zum niederknien. Nie wieder haben TOTO so unbekümmert und hungrig geklungen wie auf dieser zeitlosen Scheibe.
„Hydra“ (1979)
Spielzeit: 41:19 min.
Was macht eine Band, die mit Ihrem Debüt einen Volltreffer gelandet hat und unerwartete Hitsingles platzieren konnte? Richtig. Man schiebt am besten eine Platte nach, die mit bizarrem Fantasy-Artwork, bombastischen, vetrackten beinahe Prog-Songs, komplett am Mainstream vorbei arrangierten Balladen und einem textlich verwirrenden Konzept eine harte Nuss darstellt. Tjaja, die Band, der Kritiker immer und immer wieder formelhaftes und vorhersehbares Songwriting und musikalische Irrelevanz ankreiden wollten sorgte mit Album No. 2 für reichlich Erstaunen bei Rezensenten und Fans. Auch wenn der mit seinem synkopierten Mittelteil überraschende Titeltrack heute noch regelmäßig Fans und Musiker steilgehen lässt, das zeitlose Kleinod „99“ mit wunderbaren Gitarren/Keyboard/Bass Verflechtungen begeistern kann, Bobby Kimball’s Power-Performance in „Mama“ niemanden wirklich kalt lassen kann und „A Secret Love“ mit wunderbar verschrobener Undurchsichtigkeit gefangen nimmt – damals war das wohl einfach Zuviel des Guten und so wurden TOTO mit enttäuschenden Verkaufszahlen abgestraft. Für manche, den Schreiber dieser Zeilen mit eingeschlossen, stellt „Hydra“ aber das beste Werk in der beeindruckenden Diskographie der AOR Experten dar. Kreativ hatte sich die Band keinerlei Grenzen gesetzt und der charmante Mix aus David Paich’s lässigen Piano Kompositionen, Jeff Porcaro’s Jahrhundertgroove, Steve Lukather’s unübertroffener Songdienlichkeit und Bobby Kimball’s Gesangsleistung suchte seines gleichen. Die Produktion der Scheibe war ausgefuchst, detailverliebt und down-to-earth zugleich. „Hydra“ ist ein Album das mit der Zeit reift wie ein guter Wein.
„Turn Back“ (1981)
Spielzeit: 37:40 min.
„Turn Back“, das dritte Werk der Band die mit dem anschließenden Mega-Seller „IV“ aber so was von durch die Decke ging, ist bis heute das kleine schwarze Schaf in der Toto Diskographie geblieben. Die Band versuchte sich an härterem Zeugs, gab sich hörbar Mühe nach dem rigoros unkommerziell angegangenen Vorgänger noch ein Stück weiter die Labelerwartungen zu ignorieren und stellte Kritiker und Plattenbosse weiterhin vor Rätsel. Lukather’s Gitarren sind in den Vordergrund gerückt, die Keyboard Einschübe zwar noch immer da aber doch ein Stück weit in die zweite Reihe verbannt. Zum ersten Mal arbeiteten TOTO nun auch mit einem externen Produzenten (Geoff Workman, u.a. King Crimson und Queen) zusammen, was sich hörbar in dem enorm polierten, dem Radio anbiedernden Sound bemerkbar machte. Ist aber alles halb so schlimm, denn mit dem grandiosen „Gift With A Golden Gun“, dem Rocker „English Eyes“ (von dem es übrigens eine sehr geile Version auf der … DVD zu bestaunen gibt), der packenden Ballade „A Million Miles Away“ oder dem progressiven Titeltrack sind mal wieder unsterbliche Klassiker dabei. Heutzutage bekäme eine Band nach einem kommerziellen Flop wie „Turn Back“ wohl keine Vertragsverlängerung mehr. Glücklicherweise ließen die Plattenbosse mit sich reden – was sich nur wenig später für Band und Label doppelt und dreifach auszahlen sollte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Apropos Geschichte: Allen drei Re-Releases wurden ausführliche Liner-Notes sowie tolle Fotos spendiert, was den Mehrwert im Vergleich zu den regulären Ausgaben enorm steigert. Noch ein Wort zum (bei Rock Candy ja üblichen) Remastering der drei Scheiben. Als ziemlicher Toto-Head habe ich die Platten in diversen Ausgaben im Regal stehen und habe mal ein wenig (gut, ziemlich ausführlich) hin und her verglichen. Die regulären CDs, die über SONY vertrieben werden, klingen ziemlich übel – flach, leblos und ohne echten Tiefgang. Das Rock Candy Remaster hat hier deutlich die Nase vorn. Im Vergleich zu den japanischen (ebenfalls remasterten) 2004/2005er Ausgaben aus den die mir zum Vergleich Vorlagen fällt es da schon schwerer einen Sieger zu kühren: die beiden Versionen nehmen sich nicht viel. Aufgrund der bei weitem nicht so starken Dynamiklimitierung der Rock Candy Versionen würde ich auf jeden Fall diesen gegenüber den japanischen “Brickwall“-Remastern geben. Da die limitierten japanischen CDs aber mittlerweile eh nur noch gegen richtig fettes Geld den Besitzer wechseln, sind die vorliegenden Rock Candy Re-Releases wohl die beste Alternative zu den Standard Pressungen. Gegen die Vinyl-Ausgaben (z.B. die fetten 180g Neuauflagen der ersten beiden Scheiben von MusicOnVinyl ) können die CDs aber nicht anstinken, aber das ist natürlich auch ein ganz anderes Feld … .
WERTUNG:
„Toto“
„Hydra“
„Turn Back“
Trackliste:
„Toto“
01. Child’s Anthem
02. I’ll Supply The Love
03. Georgy Porgy
04. Manuela Run
05. You Are The Flower
06. Girl Goodbye
07. Takin‘ It Back
08. Rockmaker
09. Hold The Line
10. Angela
11. Georgy Porgy (Extended Remix)
„Hydra“
01. Hydra
02. St. George and the Dragon
03. 99
04. Lorraine
05. All Us Boys
06. Mama
07. White Sister
08. A Secret Love
„Turn Back“
01. Gift With A Golden Gun
02. English Eyes
03. Live For Today
04. A Million Miles Away
05. Goodbye Elenore
06. I Think I Could Stand You Forever
07. Turn Back
08. If It’sThe Last Night
Mario