W.E.T. – One Live – In Stockholm

Band: W.E.T.
Album: One Live – In Stockholm
Spielzeit: 99:30 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 21.02.2014
Homepage: www.jeffscottsoto.com

Mit ihren beiden bisherigen Studioalben „W.E.T.“ und „Rise Up“ hat das Schwedisch-Amerikanische Startrio Robert Säll (W für WORK OF ART), Erik Martensson (E für ECLIPSE) und Jeff Scott Soto (T für TALISMAN) zwei überraschend starke Releases auf dem Kerbholz. Da alle drei nicht nur begnadete sondern auch ziemlich ausgebuchte Musiker sind, war eine richtige Tournee bisher nicht drin, für ein paar lose Dates hat es aber dennoch gereicht. Und schon der zweite Gig in der Bandgeschichte überhaupt wurde für eine DVD gefilmt. Am 17. Januar 2013, circa einen Monat vor Veröffentlichung der zweiten Langrille „Rise Up“ spielten W.E.T. zusammen mit Magnus Henriksson (guitars), Robban Bäck (drums) und Andreas Passmark (bass) ein Konzert im Debaser Club in Stockholm vor einigen Hundert Fans.

Und dieses denkwürdige Ereignis gibt es bald zu kaufen – und zwar in einem schicken Package mit DVD und Doppel-CD. Dieses Mal möchten wir auch etwas auf die audiovisuelle Version eingehen, weil das doch um Einiges aussagekräftiger ist als eine Besprechung einer reinen Live-CD.

Dass die Protagonisten auf der Bühne allererste Sahne sind, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Und doch muss das Zusammenspiel passen – zumal es erst der zweite gemeinsame Livegig überhaupt ist. Nach dem eröffnenden „Walk Away“ vom 2013er Album „Rise Up“ dürften sich die anwesenden Fans sicher gefreut haben, gleich am Anfang neues und bisher ungehörtes Material präsentiert zu bekommen. Jeff Scott Soto – ausgestattet mit weißer Wollmütze und Sonnenbrille – ist wie immer prächtig bei Stimme. Der Sound ist nahezu perfekt und auch die Band scheint perfekt aufeinander eingespielt zu sein. Im zweiten Song „Learn To Live Again“ darf Gitarrist Erik Martensson nicht nur ziemlich geniale Background Vocals beisteuern sondern auch für ein paar Zeilen ans Hauptmikro. Überhaupt klingt hier alles wie aus einem Guß. Die Vorfreude steigt auf ein richtig geiles Konzerterlebnis, erst recht als JSS beim zweiten Song „Learn To Live Again“ Mütze und Brille abnimmt und das Bühnenlicht etwas besser wird. Wenn auch am heimischen Fernseher.

Auch im weiteren Verlauf lassen die Herrschaften nichts anbrennen und feuern mit Hits wie „Invincible“, „Bad Boy“, „Rise Up“ oder natürlich die Hymne „One Love“ aus allen Rohren. Immer in Perfektion und trotzdem äußerst sympathisch vorgetragen. Auch bei Balladen (z.B. „Love Heals“ und „If I Fall“) wird das höchste Level angestrebt ohne dass es einstudiert wirkt. Aber es gibt auch einige Überraschungen zu bestaunen: zum Einen werden auch ein paar Songs der Hauptbands von W.E.T. eingebaut und als Gaststar begrüßen die Jungs WORK OF ART Sänger Lars Säfsund. Im Einzelnen sieht das so aus: neben dem WORK OF ART Song „The Great Fall“ (bei dem auch endlich der arg in die Ecke gestellte Robert Säll sein Keyboard ruhen lässt und mit der Gitarre ins Rampenlicht wechselt) zocken W.E.T. noch Stücke wie „I´ll Be Waiting“ (das leider etwas zu sehr fanorientiert dargeboten wird) und „Mysterious“ von TALISMAN und „Bleed & Scream“ von ECLIPSE, wo natürlich Erik Martensson den Gesang übernimmt.

Das Gitarrenduo Martensson/Henriksson liefert eine geile Show, Robert Säll steuert immer die richtige Portion Elektronik bei und die Rhytmusfraktion Bäck/Passmark ist stets solide. Über den Gesang von Jeff Scott Soto muss ich keine Worte verlieren, oder? Mit „One Live – In Stockholm“ gibt es die Möglichkeit, einen großartigen Abend hautnah mitzuerleben, wenngleich die Kameraführung etwas abwechslungsreicher und der Schnitt ein wenig flotter hätten gestaltet werden können (was bei den beiden Zugaben besser funktioniert hat). Und wer diese Band wirklich einmal live erleben möchte, der muss Anfang Mai nach Italien reisen, um W.E.T. zusammen mit vielen hochkarätigen Labelkollegen auf dem ersten Frontiers Rock Festival zu erleben (alle Infos HIER).

Ach ja, als Bonus gibt es auf der zweiten CD noch zwei neue Studiosongs. „Poison (Numbing The Pain“ ist ein Midtemposong in bester W.E.T. Manier und die Ballade „Bigger Than Both Of Us“ beenden satte 100 Minuten besten Melodic-Stoff von einer Band in bestechender Form!

WERTUNG: ohne Wertung

Trackliste:

01. Walk Away
02. Learn To Live Again
03. Invincible
04. I´ll Be There
05. Love Heals
06. Rise Up
07. Bleed & Scream
08. Bad Boy
09. Still Unbroken
10. Broken Wings
11. I´ll Be Waiting

CD 2:
01. If I Fall
02. Shot
03. Comes Down Like Rain
04. The Great Fall
05. What You Want
06. Brothers In Arms
07. Mysterious
08. One Love
09. Poison (Numbing The Pain) Bonus Studio Track
10. Bigger Than Both Of Us – Bonus Studio Track

Stefan

HOUSE OF LORDS – Precious Metal

Band: House Of Lords
Album: Precious Metal
Spielzeit: 52:09 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 21.02.2014
Homepage: www.jameschristianmusic.com

Nach diversen Soloausflügen sind sie wieder gemeinsam zurück: die amerikanischen Hardrocker HOUSE OF LORDS. Sowohl Sänger James Christian (mit seinem Soloalbum „Lay It All On Me“) als auch seine Mitstreiter Jimi Bell (guitar), Chris McCarvill (bass) und BJ Zampa (drums) (mit ihrer Band MAXX EXPLOSION und dem dazugehörigen Album „Forever“) haben für kurze Zeit abseits des gemeinsamen Weges musiziert.

„Precious Metal“ stellt nun die mittlerweile neunte Langrille der Königlichen dar und die mittlerweile vierte im gleichen Line-Up. Das letzte Werk „Big Money“ von 2011 konnte gegenüber den Vorgängern „Cartesian Dreams“ 2009, „Come To My Kingdom“ 2008 und „World Upside Down“ 2006 nicht mehr hundertprozentig punkten, war aber dennoch ein gutes Album, für manche vielleicht einfach eine Wiederholung des eingeschlagenen Weges zu viel. Die Krebserkrankung von Initiator und Gründungsmitglied James Christian hat die Band für gewisse Zeit ausgebremst und war natürlich ein dunkles Kapitel im Leben des Sängers, aber schon mit seinem lebensbejahenden Album „Lay It All On Me“ schien er wie Phönix aus der Asche aufzuerstehen. Nun ist er wieder gesund und kann sich wieder voll und ganz auf die Musik konzentrieren.

Wollen wir mal sehen, ob er diesen Spirit auch für die neue Scheibe von HOUSE OF LORDS retten konnte. Eines fällt sofort nach den ersten Takten des Openers „Battle“ auf: die Grundrezeptur ist gleich geblieben. Der dick aufgetragene Arena Rock mit den teilweise mystischen Keyboard Teppichen scheint noch nicht ausgereizt zu sein. Denn „Battle“ tönt äußerst stark aus den Boxen und verbindet alle Trademarks der Amis. Aber man muss auch gestehen, dass der selbst gesteckte Rahmen sehr eng ist, ähnlich wie beim deutschen Flitzefinger AXEL RUDI PELL. Denn eigentlich bringen HOUSE OF LORDS schon bereits zum fünften Mal das gleiche Album heraus, nur eben mit anderen Liedern.

Wen das nicht stört, für den ist das frische „I´m Breakin´ Free“, das fürwahr epische „Epic“ oder das Duett mit Gattin ROBIN BECK „Enemy Mine“  sowie der balladeske Titeltrack ein gefundenes Fresschen. Wo HOUSE OF LORDS drauf steht ist eben auch HOUSE OF LORDS drin. Das zeigt auch die neue Silberscheibe „Precious Metal“, die wieder einmal mit einem Dutzend guter Songs glänzt, die von hervorragenden Musikern vorgetragen werden. Nicht mehr, aber auch garantiert nicht weniger!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Battle
02. I´m Breakin´ Free
03. Epic
04. Live Every Day (Like It´s The Last)
05. Permission To Die
06. Precious Metal
07. Swimmin´ With The Sparks
08. Raw
09. Enemy Mine
10. Action
11. Turn Back The Tide
12. You Might Just Save My Life

Stefan

OVERLAND – Epic

Band: Overland
Album: Epic
Spielzeit: 47:25 min.
Stilrichtung: Melodic Rock, Hardrock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 21.02.2014
Homepage: www.overland-shadowland.com

Der britische Sänger Steve Overland hat sich in den letzten Jahrzehnten mit Bands wie WILDLIFE, SHADOWMAN und natürlich vor allem FM verdient gemacht und konnte teilweise große Erfolge feiern. Speziell die beiden im letzten Jahr veröffentlichten Longplayer von FM zeigten ein enormes Potential, immer noch. Was liegt da näher, als die Welle zu surfen und ein Solo-Album nachzulegen? Gesagt, getan, denn mit „Epic“ liegt jetzt die mittlerweile dritte Scheibe vor, die schlicht unter dem Banner OVERLAND läuft. Die beiden „Frühwerke“ „Break Away“ (2008) und „Diamond Dealer“ (2009) hatten doch den ein oder anderen Anreiz und so war die Erwartung geschürt, was neues Material aus dem Hause OVERLAND anging.

Zusammen mit Leuten wie Christian Wolff (Rob Moratti, guitars, keyboards), Jay Schellen (drums) und Larry Antonio (bass) und Gästen wie Billy Greer (KANSAS, SEVENTH KEY) oder Frederik Bergh (BLOODBOUND) entstanden 12 Songs, die unter den Fittichen von Mike Slamer und Christian Wolff verwirklicht wurden.

Mit „Radio Radio“ beginnt das Album etwas zweischneidig. Der Song rockt, ist auf der anderen Seite aber AOR wie man ihn schon viele Male gehört hat. Klar: Steve´s Stimme ist auch hier brilliant, auch der Sound passt und ist genretypisch. Aber genau das ist ja das Problem. Textlich sehnt sich Mr. Overland zurück in eine bessere Zeit. Auch Songs wie „If Looks Could Kill“ können sich nicht vom Einheitsbrei abheben, den der Fan schon in mehrfacher Ausführung im heimischen Regal stehen hat. Gleiches gilt für fast alle folgenden Stücke. Einzig „Stranded“ sowie „Wild“ und das etwas unkonventionelle, progressive „The End Of The Road“ können Duftmarken setzen.

Man darf dem neuen Solo-Album von Steve Overland nicht attestieren, dass es schlecht ist. Aber irgendwie scheint die AOR Szene schön langsam zu sterben. Es gibt bis auf wenige Ausnahmen kaum vielversprechende neue Bands und viele alte Haudegen vergraben sich in der Vergangenheit und wiederholen sich leider ein ums andere Mal. Betrachtet man „Epic“ autark, ist es ein recht gutes Album, aufs Ganze gesehen ist es leider nicht viel mehr als eine aufgewärmte Suppe. Schade.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Radio Radio
02. If Looks Could Kill
03. Stranded
04. Rags To Riches
05. Liberate My Heart
06. Down Comes The Night
07. If Your Heart´s Not In It
08. Rock Me
09. So This Is Love
10. Wild
11. The End Of The Road
12. Time For Letting Go

Stefan

SUPERCHARGER – Broken Hearts And Fallaparts

Band: Supercharger
Album: Broken Hearts And Fallaparts
Spielzeit: 41:00 min
Genre: Swinging  Rock&Roll / Metal
Plattenfirma: Gain Music / Pirate Smile
Veröffentlichung: 14.02.2014
Homepage: www.supercharger.dk

Beim ersten Durchlauf des neuen, 3. Albums der Dänen SUPERCHARGER denkt man unwillkürlich an die Kollegen D*A*D und Mustasch, mit denen die Band um Sänger Mikkel Neperus auch schon die Bühnen in Ihrem Heimatland und Europa betourt hat. Die Parallelen verwundern dann beim Blick auf das Line-up auch nicht, denn mit Ralf Gyllenhammar und  David  Johannesson haben gleich 2 Mustasch Mitglieder auf  „Broken Hearts And Fallaparts“ einen Gastbeitrag geleistet (Gyllenhammar’s markantes Organ ist in dem hart swingeden Ohrwurm „Blood Red Lips“ nicht zu überhören). Damit wäre eigenlich auch schon geklärt wohin die Reise in den insgesamt gut 40 Minuten geht – handwerklich ordentlich umgesetzter Rock der Härteklasse Volbeat, den massenkompatiblen Erfolg immer im Augenwinkel.

Nach „Hand Grande  Blues“ aus dem Jahr 2009 und „That’s  how  we  roll“ von 2011 soll nun also das bereits gewonnene Terrain weiter ausgebaut werden. Die Zutaten sind recht übersichtlich, aber geschmackvoll angerichtet: ein Hauch Rockabilly, Party-Rock&Roll und eine Prise Metal, alles abgeschmeckt mit Ohrwurm-Refrains die gleich in die Beine gehen sollen. Das gelingt (vor allem in der ersten Hälfte der Scheibe) sogar ganz hervorragend: „Like A Pit Bull“, „Hold On Buddy“ oder „Yeah Yeah Yeah“ können für beste Laune sorgen, ein Track wie „Five Hours Of Nothing“ hätte gar auf einer frühen Quireboys Scheibe eine gute Figur gemacht. In den abgehangenen, bluesigen Songs wie „Hung Over In Hamburg“ oder „Goodbye Copenhagen“ wird es zwar ein wenig beliebig, der durchweg hohen Qualtität des Albums tut das aber nicht wirklich Abbruch. Aushängeschild der Truppe ist Fronter Neperus der seine Sache mit bemerkenswerter Hingabe und Motivation angeht, mit seinem durchgehend sehr aggressiven Vortrag aber auch manchmal etwas übers Ziel hinausschiesst. Geschmacksache.

Mit „Broken Hearts And Fallaparts” legen SUPERCHARGER ein solides Brett vor, schön in die Fresse, ohne Anspruch auf Originalität. Für die entspannte Rock-Party oder in einem nicht zu grossen Club/Saal dürfte das Ganze auf und vor der Bühne für ordentlich Alarm sorgen. Antesten.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Like A Pit Bull
02. Supercharged
03. Blood Red Lips
04. Hold On Buddy
05. Five Hours Of Nothing
06. Yeah Yeah Yeah
07. Suzi The Uzi
08. Hung Over In Hamburg
09. Get What You Deserve
10. The Crash
11. From The Gutter
12. Goodbye Copenhagen

Mario

ONE MACHINE – The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth

Band : One Machine
Album : The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth
Spielzeit : 53:48 min
Genre : Progressive/Thrash Metal
Plattenfirma : Scarlet Records
Veröffentlichung : 18.02.2014
Homepage : www.feedtheonemachine.com

Wenn der Gitarrist Steve Smyth, der bereits bei Testament, Nevermore, Forbidden und Vicious Rumours (!) in Lohn und Brot gestanden hat, jahrelang an Songs bastelt, die Scheibe denn zusammen mit dem ehemaligen Mercenary Sänger Mikkel Sandager aufnimmt und das Ganze von der Semi-Legende Roy Z (Bruce Dickinson, Rob Halford) mischen lässt, dann sollte das (zumindest auf dem Papier) schon eine runde Sache werden. Denkt man. Leider macht das fertige Produkt dem Wunschdenken einen gehörigen Strich durch die Rechnung, denn auf „The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth“, dem ersten Lebenszeichen von Smyth’s Baby ONE MACHINE, prallen Anspruch und Wirklichkeit recht hart aufeinander.

Aber das, für manche vielleicht, Wichtigste zuerst: handwerklich ist das was auf der Platte passiert über jeden Zweifel erhaben. Smyth und sein Gitarrenpartner Jamie Hunt (Biomechanical) mähen mit ihren mächtigen Riffs und wahnwitzigen Soli (jenseits jeder physikalischen Grenze) alles und jeden nieder, Sänger Sandager singt, kreischt, gröhlt und dehnt seine variablen Stimmbänder wie ein Chamäleon mit Tourette-Syndrom und die Rhythmusfraktion walzt ebenfalls alles platt was sich bewegt. Wer wissen möchte was technisch heutzutage an einer Gitarre  möglich ist – bitte seht, hier ist ein beeindruckendes Paradebeispiel. Allerdings, und da wird’s dann leider ein wenig haarig, hinkt das Songwriting den spielerischen Fähigkeiten um Längen nach. In Tracks wie „Armchair Warriors“, „Defiance“, „Last Star Alights“ und (mit Abstrichen) „One Machine“ sind, neben dem hysterischen Gefrickel und Riffing, durchaus nachvollziehbare Songstrukuren zu finden und die ein oder andere gelungene Phrasierung im Gesang. Dem gegenüber stehen aber solche Geballer-Orgien wie „The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth“, „Freedom And Pain” oder das mit Blast-Beats garnierte „Evict The Enemy“ die auch nach dem 10 Durchlauf den Zugang verwehren. Zu wirr und ziellos bleibt das Material auf halber Strecke liegen. Abzüge gibt es dann noch in der B-Note für den undifferenzierten, plärrenden Mix des Albums. Ich war nie sonderlich von Roy Z’s Mix-Jobs angetan und auch hier bekleckert er sich nicht unbedingt mit Ruhm.  Das Hauptproblem liegt aber wohl eher in der von Smyth selbst ausgeführten Produktion die nie erkennt wann es genug ist (Gitarrensoli) bzw. andererseits übersieht wo noch etwas fehlt.

Sorry, aber ich glaube ich habe diese Scheibe einfach nicht kapiert. Fans von anspruchsvoller Gitarrenmusik werden auf „The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth” bestimmt beeindruckenden Anschauungsunterricht bekommen – in dem was technisch machbar ist, aber vielleicht auch was man aus kompositorischer Sicht nicht unbedingt machen sollte. Extrem-Metal Fans mit Hang zu Thrash-Riffing können ein Ohr riskieren.

WERTUNG:


Trackliste:

01. The Distortion Of Lies And The Overdriven Truth
02. Crossed Over
03. Kill The Hope Inside
04. Armchair Warriors
05. Defiance
06. One Machine
07. Into Nothing
08. Evict The Enemy
09. Last Star Alights
10. Freedom And Pain

Mario

ELDRITCH – Tasting The Tears

Band : Eldritch
Album : Tasting The Tears
Spielzeit : 54:55 min
Genre : Power / Progressive Metal
Plattenfirma : Scarlet Records
Veröffentlichung : 17.02.2014
Homepage : www.eldritchweb.com

Seit bereits 23 Jahren macht die italienische Prog/Power Metal Band ELDRITCH die Szene unsicher – und klingt auf Ihrem nunmehr 9. Studioalbum immer noch frisch und hungrig wie ein Haufen junger Welpen. Nach zahlreichen Besetzungs- und Stilwechseln hat man sich auf einen zurzeit sehr angesagten Mix aus Prog (in homöopathischen Dosen und ohne die üblichen Genudel-Parts), beinhartem Riffing und passgenau sitzenden Hooklines mit leichtem Pop-Flair eingeschossen. Dass „Tasting The Tears“ stellenweise so brutal aus den Speakern knallt liegt neben den thrashlastigen Brett-Gitarren und der trendigen Härte auch an der gewohnt erstklassigen, wenn auch recht plakativen, Produktion aus dem Hause Domination Studios (Simone Mularoni, DGM).

Gleich zu Beginn macht das auf brachialen Riffs fußende, tight nach vorne ballernde „Inside You“ klar wohin die Reise in den insgesamt 12 Tracks geht. Ein gewisser Pop Einschlag ist dank der glatten Stimme von Sänger Terence Holler immer gegeben, und trotz Ihrer langen Geschichte könnte die Band auch für ein junges Publikum noch interessant sein – die Melodien setzen eindeutig auf Massenkompatibilität und versuchen den Spagat zwischen Eingängigkeit und handwerklichem Anspruch. Was über weite Strecken auch ganz gut gelingt. Als Kritikpunkte kann man die etwas zu ausufernde Spieldauer und den damit einhergehenden Gleichklang ausmachen. Beinharten Prog Fans dürfte das neue Material von ELDRITCH wahrscheinlich einen Ticken zu sauber und kommerziell, bzw. auf Mainstream gebürstet sein. Wie Eingangs angedeutet bieten ELDRITCH auf Ihrem neuesten Silberling eine Menge dessen, was gerade im Trend liegt und greift auf bewährte Tricks und Kniffe in Sound und Songwriting zurück, die in den letzten Jahren (vor allem) in Schweden als Gesetz in Stein gemeißelt wurden. Wer mit der letzten James LaBrie Scheibe etwas anfangen konnte, dem dürfte „Tasting The Tears“ daher ebenfalls zusagen, denn beide schlagen in exakt dieselbe Kerbe (auch wenn auf „Tasting The Tears” die Klasse, bzw. Hookdichte von “Impermanent Resonance“ nicht erreicht wird). Weitere Anspieltipps sind das hymnenhafte „The Trade”, der Ohrwurm „Love From A Stone“ oder das Queensryche Cover „I Will Remember“ die Genre-Fans durchaus gefallen dürften.

ELDRITCH setzen auf Ihrem neuen Album auf bewährte Formeln und fahren damit ganz ordentlich. Nicht alles auf Scheibe No. 9 kann den Hörer vollends vom Hocker hauen, aber es sind doch genügend Tracks mit Langzeitwirkung dabei um Freunde von modernem Breitwand Metal unter die Kopfhörer zu locken. Ob’s dem persönlichen Geschmack passt sollte vor dem Klick in den Einkaufswagen mit ein, zwei Hörproben geklärt werden.

WERTUNG: 


Trackliste:

01. Inside You
02. Tasting The Tears
03. Alone Again
04. Waiting For Something
05. Seeds Of Love
06. The Trade
07. Something Strong
08. Don’t Listen
09. Iris
10. Love From A Stone
11. Clouds
12. I Will Remember

Mario

APPEARANCE OF NOTHING – A New Beginning

Band : Appearance Of Nothing
Album : A New Beginning
Spielzeit : 57:40 min
Genre : Progressive Metal
Plattenfirma : Power Prog
Veröffentlichung : 14.02.2014
Homepage : www.appearanceofnothing.com

Leider sind die beiden ersten Alben der Schweizer Prog-Metaller APPEARANCE OF NOTHING an mir vorbeigezogen („Wasted Time“, 2009 und „All Gods Are Gone“, 2011). Nach intensivem Auseinandersetzen mit der neuen Scheibe „A New Beginning” werde ich das aber schleunigst nachholen müssen. Das Quartett zockt sich bereits seit 2004 durch die Szene und hat nun bei dem feinen Deutschen Label Power Prog ein neues Zuhause gefunden. Highlights der bisherigen Karriere dürften wohl die Zusammenarbeit mit Tausendsassa Dan Swanö am zweiten Album sowie der Support Slot auf der letztjährigen Tour von Circus Maximus gewesen sein. Nach der Trennung von Ihrem langjährigen Schlagzeuger im Jahre 2011 stehen die Zeichen nun wieder auf Angriff – der Albumtitel macht deutlich, dass die Band sich einiges vorgenommen hat.

Mit neuem Mann an der Schiessbude geht’s nach kurzem Intro gleich in die Vollen. Vor allem die erste Hälfte von „A New Beginning” bereitet Freude und bietet mit der ersten Single „Chains Of History“ und „Without A Reason“ vor packenden Melodien berstende Prog-Metal Perlen, letzterer mit gut gesetzten Opeth Zitaten und klasse Songwriting versehen. Der Long- und Titeltrack “A New Beginning“ ist ebenfalls ein spannungsgeladener Power/Progmetal-Brocken, der die ein oder andere kleinen Länge mit zahlreichen tollen Ideen auffängt. Mit „Forsaken” und “Echoes” wird es dann zwar nicht langweilig, aber doch ein wenig beliebig, bevor die Band mit dem letzten Track “When The Glass Breaks” nochmal ein tolles Ausrufezeichen setzt. Wenn „A New Beginning“ von „offizieller“ Seite allen Fans von Symphony X, Dream Theater, Nevermore oder Redemption empfohlen wird, dann stimmt das zwar, es bedeutet allerdings auch, dass man ähnliche Songs bereits unzählige Male gehört hat. Da handwerklich ebenfalls alles im grünen Bereich ist (Frickelattacken bleiben im Sound von APPEARANCE OF NOTHING die Ausnahme), muss der Gesang die entscheidenden Akzente setzen. Glücklicherweise kann Gitarrist und Sänger Pat Gerber, der eine angenehm variable Stimme hat und einfach richtig gute, unkitschige Hooklines raushauen kann, auf ganzer Linie überzeugen. Der Mann klingt sympathisch und unaffektiert, was schon mal die halbe Miete ist. Da die Tracks schnell im Kopf, bzw. Ohr bleiben, gleichzeitig aber eine Fülle an kleinen Details enthalten, mausert sich „A New Beginning” mit jedem weiteren Durchgang zu einem echten Grower.

Dank starkem Gesang und einer unaufdringlichen, effektiven Produktion gelingt APPEARANCE OF NOTHING mit Ihrem neuen Werk das Kunststück einem an neuen Scheiben wahrlich nicht armen Genre ein beachtliches Highlight hinzuzufügen. Fans der genannten Referenzen sollten der Band eine Chance geben.

WERTUNG: 


Trackliste:

01. Chains Of History
02. Without A Reason
03. The Seer
04. A New Beginning
05. Forsaken
06. Echoes
07. When The Glass Breaks

Mario

DEREK SHERINIAN – Inertia/Black Utopia/Mythology/Blood Of The Snake/Molecular Heinosity (Re-Releases)

Band: Derek Sherinian
Album: 5CD Re-Releases
Spielzeit: siehe unten
Genre: Progressive Metal / Fusion Metal
Plattenfirma: Armoury Records
Veröffentlichung: 07.02.2014
Homepage: www.dereksherinian.com

Den US-Keyboarder Derek Sherinian als einen vielbeschäftigten Musiker zu bezeichnen wäre wohl eine ziemliche Untertreibung. Der Mann hat die Bühnen der Welt bereits zusammen mit (u.a.) Alice Cooper, Kiss, Billy Idol, Yngwie Malmsteen und Joe Bonamassa bereist, war Mitglied bei Dream Theater, Platypus oder Black Country Communion und ist auf unzähligen Studioproduktionen zu hören. Das alleine nötigt schon enormen Respekt ab und lässt erahnen welchen Stand Sherinian innerhalb der Rock-Szene hat. Originelle, kreative Keyboarder sind da leider immer noch die Ausnahme und Sherinian, der laut eigener Aussage in erster Linie von Gitarristen beeinflusst ist und Eddie Van Halen zu seinen absoluten Faves zählt,  ist einer der wenigen, die man sofort unter allen anderen heraushören kann. Tatsächlich gibt es nicht wenige Fans, die dem frühen Ausscheiden des damals angeblich zu exzentrischen Tastenmanns beim Traumtheater eine Träne nachwein(t)en. Neben all den genannten Verpflichtungen, für die andere wohl ihr letztes Hemd geben würden, hat es unser Held es sich aber nicht nehmen lassen mittlerweile bereits 7 Alben unter eigenem Namen herauszubringen. Die Gästeliste auf diesen Scheiben ist ein Who-Is-Who der Rockszene und rekrutiert sich in erster Linie aus seinen zahlreichen Arbeitgebern und deren Entourage. Armoury Records hat nun die Soloalben 2 bis 6 neu aufgelegt (Album No. 1 lief noch unter dem Band Projekt „Planet X“). Schauen wir uns das verlockende Paket doch mal etwas genauer an:

Inertia (2001)
Spielzeit: 46:55 min.

Gemeinsam mit Ausnahme Schlagzeuger Simon Phillips, der nicht nur die Drums einspielte, sondern auch noch gleich die Produktion und den Mix des Albums übernahm, tüftelte Sherinian nach seinem abrupten Ausstieg bei Dream Theater an seiner eigenen Vision von anspruchsvollem und unterhaltsamen Fusion Metal. Als Gäste sind Zakk Wylde, neben Bassist Tony Franklin (u.a. Blue Murder) die einzige Konstante auf allen hier besprochenen Platten, und Steve Lukather (Toto), dabei. Vor allem Lukather, der sich zur damaligen Zeit von einem kreativen Tief erholte, steuert einige seiner besten Linien seit Jahren bei und ist auch 13 Jahre später noch immer mächtig stolz auf das Album – zurecht. Wylde im Gegensatz klingt noch etwas gehemmt, sein Gitarrensound ist, gemessen am sonst üblichen Standard, etwas schwachbrüstig, was sich im Laufe der nächsten Alben noch ändern sollte. „Inertia“ ist das wohl homogenste Album in dieser Runde, vielleicht auch bedingt durch die Tatsache, dass nur eine kleine Zahl an Musikern an dem Projekt beteiligt waren. Anspieltipps sind die Lukather Highlights „Mata Hari“ (das Erinnerungen an selige Los Lobotomys Zeiten aufkommen lässt) und der furiose Titeltrack „Inertia“, sowie der von Wylde mit seinen einzigartigen Riffattacken veredelte … „Inertia“ ist einfach ein fabelhaftes Album, das dank der luftigen, transparenten Produktion völlig zeitlos klingt und in keine Schublade passt –außer vielleicht die mit guter Musik.

Black Utopia (2003)
Spielzeit: 45:02 min.

Zwei Jahre später war das Team Sherinian/Phillips wieder zusammen und werkelte bei ähnlicher Aufgabenverteilung an der nächsten Bombe. Neben Lukather und Wylde kamen als Gäste noch der unvergleichliche Yngwie Malmsteen, Akustik-Flitzefinger Al Di Meola und Bassvirtuose Billy Sheehan hinzu. Sherinians kühne Idee die amerikanische (Wylde) und die europäische (Malmsteen) Interpretation von Over-The-Top Gitarrenshredding aufeinanderprallen zu lassen findet seinen Höhepunkt in dem Track „Axis Of Evil“. Man muss natürlich Malmsteen‘s kompromisslosen Stil mögen um hieran seinen Gefallen zu finden – das tun nicht alle, auch wenn wohl niemand sein einzigartiges Talent verleugnen will. Auf „Black Utopia“ jedenfalls fräst sich der egozentrische Schwede wie ein rolliger Bluthund durch seine Soli, hinterlässt brennende Erde und findet im Booklet gar nette, ja schon respektvolle Worte für seine Gitarrenkollegen. Sachen gibt’s … Ein weiteres Highlight sind die Duelle zwischen Malmsteen und Al Di Meola, sowie den beiden Bassisten Franklin und Sheehan im Track „The Sons Of Anu“ – ein feuchter Traum für jeden Saitenfetischisten. „Black Utopia” fährt im Vergleich zum noch vergleichsweise verhaltenen Vorgänger mehr von Allem auf – mehr Soli, mehr Gastmusiker, mehr Virtuosität, mehr Power – darunter leidet zwar ein wenig die Homogenität, die musikalische Spannung ist aber mindestens ebenso hoch. Ebenfalls erwähnenswert sind natürlich Lukather’s gewohnt tadellose Phrasierungen und Al Di Meola’s Akustik-Showcase „Gypsy Moth“.

Mythology (2004)
Spielzeit: 45:52 min.

Für das nur ein Jahr später veröffentlichte „Mythology“ wurde dann kräftig am Personalkarussel gedreht: Neben den üblichen Verdächtigen (Zakk Wylde, Simon Phillips, Tony Franklin und Steve Lukather) steuerten nun Steve Stevens (mit dem Sherinian in Billy Idol’s Band spielt), John Sykes (ehemals mit Franklin bei Blue Murder aktiv), der Jazz/Fusion Gigant Alan Holdsworth sowie Bassist Marco Mendoza Ihren Teil zum Gelingen der Scheibe bei. Als neuer kongenialer Partner an Sherinians Seite sollte sich ab „Mythology“ Schlagzeuger Brian Tichy etablieren. Tichy ist quasi der Sherinian unter den Drummern: der Junge ist unfassbar talentiert und wechselt die Engagements wie andere die Unterwäsche (u.a. Stevie Salas, Whitesnake, Billy Idol). Als Kontrast zu dem eleganten Simon Phillips (immer der perfekte, britische Gentleman) hielt nun auch fettes Rock/Power-Drumming Einzug. Außerdem übernahm Tichy zusammen mit Simon Phillips die Co-Produktion und lässt mit seinem Gitarrenspiel (!) in dem Track „Trojan Horse“ auch dem geübteren Gitarristen gepflegt die Kinnlade auf den Boden knallen. Die Songs und der Sound sind gewohnt gutklassig und Tracks wie das von Stevens´ geschmackvollen Flamenco-Spiel verzeirte „El Flamingo Suave“ oder der Holdsworth / Wylde Kracher „Day Of The Dead“ sollte der weltoffene Rock-Hörer auf jeden Fall mal gehört haben. Auch eine konzeptionelle Neuerung ist zu vermelden: Mit „The River Song“ ist erstmals ein (okayer) Song mit Gesang (Zakk Wylde) vertreten.

Blood of the Snake (2006)
Spielzeit: 52:56 min.

Das 2006 erschienene, stellenweise erstaunlich harte „Blood of the Snake“ führt den Abwechlungsreichtum des Vorgängers fort und kann mit einer ganzen Riege an hochkarätigen Gastmusikern Eindruck schinden: im gewohnt starken Opener „Czar Of Steel“ gibt sich Sherinians ehemaliger Bandkollege John Petrucci die Ehre, Yngwie Malmsteen und Zakk Wylde kämpfen weiterhin um die Metal-Lorbeeren („Blood Of The Snake“, „The Monsoon“) und dass Brad Gillis (Night Ranger) ein formidabler Gitarrist ist, war Fans schon klar. Aber dass er auch auf eher ungewohntem Terrain eine solch gute Figur abgeben würde überrascht dann doch. In „Been Here Before“ und dem smooth, jazzigen „On The Moon“ macht er die Abwesenheit von Steve Lukather kaltschnäuzig vergessen und liefert fantastische, flüssige Lines, verziert mit seinen Trademark-Whammy-Bar Kapriolen, ab. Für weitere Abwechslung, bzw. Auflockerung sorgt Saxophonist Brandon Fields in dem tollen „Phantom Shuffle“. Der Show-Stopper der etwas anderen Art ist zum Abschluss der Mungo-Jerry Track “In The Summertime”, intoniert von Billy Idol und veredelt von Slash mit seinem ureigenen Sound und Feeling. Auch Zakk Wylde darf wieder einen Track singen, der Wylde-typische Rocker „Man With No Name“ ist gut, aber nicht spektakulär. „Blood of the Snake“ mag ein wenig zerfahren wirken, ist aber unterm Strich ein starkes, toll produziertes Scheibchen mit jeder Menge Farben und Stimmungen.

Molecular Heinosity (2009)
Spielzeit: 39:43 min.

Die bisher vorletzte, von Sherinian im Alleingang produzierte, Solo-Scheibe hört auf den ungewöhnlichen Namen „Molecular Heinosity“ und ist mittlerweile 5 Jahre alt. Von der gewohnten Stammbesetzung sind diesmal noch Zakk Wylde, Tony Franklin und Brian Tichy übrig. Hinzugekommen sind Virgil Donati an den Drums, der mit Sherinian auch bei Planet X zusammen frickelt, sowie die technisch zwar unerhört fähigen, aber leider auch reichlich austauschbaren Shredder Rusty Cooley und Taka Minamino an den Gitarren. Irgendwie war bei „Molecular Heinosity“ die Luft raus, bzw der Wurm drin. Von dem grandiosen Eröffnungstrippel „Antarctica / Ascension / Primal Eleven“ mal abgesehen, in dem Sherinian und seine Planet X Kollegen Donati und der unglaubliche Fusion-Gitarrist Brett Garsed mit traumwandlerischer Sicherheit ein forderndes, breitwandiges Prog-Monstrum auftürmen, kann keiner der restlichen Songs wirkich begeistern. Das, was die bisherigen Scheiben so interessant und auch mehrmals hörbar machte – der Abwechslungsreichtum und der Mut zum Vorwitz – sind hier nirgends zu finden. Stattdessen wird in typischer Genre-Manier drauflos geholzt. Was die Gitarristen hier abziehen ist natürlich atemberaubend, aber auch blutarm und ohne jegliche Seele. Somit ist „Molecular Heinosity“ zwar nicht schlecht, aber doch unter dem Level der Vorgänger Alben anzusiedeln.

Die Zielgruppe für diese Veröffentlichungen dürfte man Natur aus ja recht begrenzt sein: Keyboarder und, in erster Linie sogar, Gitarristen, sowie Fans der beteiligten Musiker bzw. der bisherigen Arbeitgeber Sherinians, die einfach aus Neugierde wissen wollen was der Gute so in den letzten Jahren getrieben hat. Eine ganze Menge, das dürften (nicht nur) die vorliegenden, toll aufgemachten Re-Releases bezeugen. Jede Neuauflage wurde mit neuen Liner-Notes aufgepimpt, die zwar etwas knapp ausgefallen sind, aber einen spannenden Einblick in die Entstehung der Platten gibt und das Ganze mit einigen Original-Zitaten von beteiligten Musikern aufpeppen. Für Freunde des härteren Stoffs bieten sich in erster Linie die Alben „Black Utopia“ und „Blood of the Snake“ an, denn hier ziehen Zakk Wylde und Yngwie Malmsteen so richtig vom Leder und zeigen den Möchtegern-Guitar-Heroes wo der Frosch die Locken hat. Bezeichnend für den Menschen und Musiker Sherinian ist wohl die Tatsache, dass es auf seinen Soloalben in erster Linie um das Featuren von Gitarristen geht – der Chef hält sich dezent im Hintergrund und das macht die Scheiben auch für Metal-Heads, die nicht unbedingt auf instrumentale Musik stehen, außerordentlich interessant.

WERTUNG:

Insertia

Black Utopia

Mythology

Blood Of The Snake

Melocular Heinosity

Trackliste:

Inertia (2001)
 01. Inertia
02. Frankenstein
03. Mata Hari
04. Evel Kneivel
05. La Pera Loca
06. Goodbye Porkpie Hat
07. Astroglide
08. What a Shame
09. Rhapsody Intro
10. Rhapsody in Black

Black Utopia (2003)
 01. The Fury
02. The Sons of Anu
03. Nightmare Cinema
04. Stony Days
05. Starcycle
06. Axis of Evil
07. Gypsy Moth
08. Sweet Lament
09. Black Utopia

Mythology (2004)
 01. Day Of The Dead
02. Alpha Burst
03. God Of War
04. El Flamingo Suave
05. Goin To Church
06. One Way Or The Other
07. Trojan Horse
08. A View From The Sky
09. The River Song

Blood of the Snake (2006)
01. Czar Of Steel
02. Man With No Name
03. Phantom Shuffle
04. Been Here Before
05. Blood Of The Snake
06. On The Moon
07. The Monsoon
08. Prelude To Battle
09. Viking Massacre
10. In The Summertime

Molecular Heinosity (2009)
01. Antarctica
02. Ascension
03. Primal Eleven
04. Wings Of Insanity
05. Frozen By Fire
06. The Lone Spaniard
07. Molecular Intro
08. Molecular Heinosity
09. So Far Gone

Mario

BLACKBERRY SMOKE – The Whipoorwill

Band: Blackberry Smoke
Album: The Whipoorwill
Spielzeit: 67:21 min.
Stilrichtung: Southern Rock, Country, Classic Rock
Plattenfirma: Earache Records
Veröffentlichung: 14.02.2014
Homepage: www.blackberrysmoke.com

Die Retro-Szene boomt. Aus aller Herren Länder sprießen immer neue Classic Rock Kapellen aus dem Boden und es scheint kein Ende in Sicht zu sein. Zugegebenermaßen befinden sich viele wirklich talentierte Combos darunter, aber den Überblick hat man schon lange verloren. Das ist natürlich schade, denn die ein oder andere Band hätte es sicherlich verdient, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Aber viele schmeißen aufgrund des sehr unübersichtlich gewordenen Markts schnell das Handtuch. Das wäre im Fall von BLACKBERRY SMOKE aber sicher ein Fehler. Denn der Fünfer aus Atlanta hat sich für das mittlerweile dritte Album ordentlich ins Zeug gelegt. Zusammen mit Zac Brown, dem Chef der ZAC BROWN BAND und von Southern Ground Recordings haben Dummer und Sprachrohr Brit Turner, die beiden Gitarristen Paul Jackson und Charlie Starr sowie Sänger und Bassist Richard Turner und Brandon Still (keyboards) dieses Mal auf zu viel Pomp verzichtet und einen erdigen und ehrlichen Sound für „The Whipoorwill“ gezaubert.

Wer aber glaubt, die Nachtschwalbe (dt. für Whipoorwill) zwitschert erst seit kurzem durch die Welt, muss mit Erstaunen feststellen, dass das Album in der Heimat bereits im August 2012 veröffentlicht wurde. Erst jetzt wurde ein geeigneter Deal für die alte Welt unterzeichnet und somit kommt das Album mit 3 Bonustracks auch bei uns die Läden. Somit schwillt die Spielzeit auf opulente 67 Minuten an, nicht schlecht. Aber wie ist es denn mit der Qualität der 14 Songs (plus 2 Liveversionen) bestellt?

Irgendwo zwischen LYNYRD SKYNYRD, den GEORGIA SATELLITES und neuen Größen wie KEITH URBAN tönt der Opener „Six Ways To Sunday“ mit viel Groove und Honky Tonk Piano. Der Song ist schon ein bisschen auf Charts getrimmt, das macht ihn aber alles andere als schlecht. Ebenfalls sehr gefällig ist das etwas ruhigere „Pretty Little Lies“ geraten. Mit schönen Harmonien und dem richtigen Feeling für griffigen Country-ähm Rock. Diese beiden Nummern gibt es am Schluß dieser neuen Auflage in umgekehrter Reihenfolge auch als Live-Bonüsse zu bestaunen.

Südstaaten-Flair wohin das Auge blickt bieten auch sämtliche anderen Stücke. Besonders haben es dem Schreiber dieser Zeilen solche wie „Leave A Scar“, das nach den BLACK CROWES klingende „Country Side Of Life“ oder „Shakin´ Hands With The Holy Ghost“ (warum muss man ein solch großartiges Stück so weit hinten verstecken?) angetan. Der Sound ist staubtrocken, so wie es sein muss. Und wirkt von allem unnötigen Ballast befreit. Aussetzer sucht man auf „The Whipoorwill“ vergebens, die Platte bietet über eine Stunde beste Unterhaltung, bei hier nicht mit dem Fuß wippt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Besser spät als nie ist das Motto für das dritte Album von BLACKBERRY SMOKE – zumindest für uns Europäer, die bisher noch nicht in den Genuss des Imports gekommen sind. Liebhaber der Szene haben hier einen dicken Fisch an der Angel, den sie nicht mehr loslassen sollten.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Six Ways To Sunday
02. Pretty Little Lie
03. Everybody Knows She´s Mine
04. One Horse Town
05. Ain´t Much Left Of Me
06. The Whipoorwill
07. Lucky Seven
08. Leave A Scar
09. Crimson Moon
10. Ain´t Got The Blues
11. Sleeping Dogs
12. Shakin´ Hands With The Holy Ghost
13. Up The Road
14. Country Side Of Life
15. Pretty Little Lies (Live)
16. Six Ways To Sunday (Live)

Stefan

THE TREATMENT – Running With The Dogs

Band: The Treatment
Album: Running With The Dogs
Spielzeit: 47:32 min
Genre: Hard Rock
Plattenfirma: Spinefarm
Veröffentlichung: 03.02.2014
Homepage: www.facebook.com/TheTreatmentOfficial

Die Briten THE TREATMENT konnten mit Ihrem ersten Rundling „This Might Hurt“ aus dem Jahre 2011 bereits ein dickes, fettes Ausrufezeichen setzen. Klassischer Hardrock mit breiten Beinen und dicken Cojones war das Gebot der Stunde. Dabei waren die Burschen zu diesem Zeitpunkt gerade der Schulbank entwachsen. Mittlerweile sind die Rotzlöffel nochmals merklich gereift, auch dank der weltweiten Touren zusammen mit Alice Cooper, Slash, Motörhead, Thin Lizzy oder Steel Panther.

Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Stil auf „Running With The Dogs“ glücklicherweise nur marginal verändert – weiterhin klingt das Ganze, als hätte sich Steven Tyler in der Proberaumtür geirrt und dann auf eine Jam-Session mit AC/DC eingelassen. Das knallt vielleicht nicht mehr ganz so marktschreierisch wie auf dem stellenweise noch ungestümen Debüt, ist aber auf einem ähnlich hohen Level. Parallelen zu Tesla (wie in der tollen Ballade „Cloud Across The Sun“) sind ebenfalls nicht zu überhören und man ist ein ums andere Mal an die famosen ersten Scheiben der UK-Rocker Little Angels um den auch heute noch umtriebigen Sänger Toby Jepson erinnert. Das sind große Referenzen, keine Frage, denen die Truppe um Sänger Matt Jones aber durchaus gerecht wird. Im Klartext bedeutet dies, dass auf dem abermals von Laurie Mansworth (Gitarrist der Band „Airraice“ und Vater des THE TREATMENT Drummers Dhani Mansworth) produzierten „Running With The Dogs” zu 100% partytaugliche Hardrock Hymnen im Akkord rausgehauen werden. Der Opener „I Bleed Rock + Roll“ wird seinem Titel absolut gerecht, „Emergency“ klingt wie ein gelungenes Tesla/Def Lepard Joint-Venture. Fehlen darf natürlich auf einem solchen Album die obligatorische Ballade nicht – hier sind’s gleich 2 klassische Feuerzeug-Schwenker der besseren Sorte (das bereitrs erwähnte „Cloud Across The Sun“ und die unplugged Nummer „Unchain My World“). Die Gitarren klingen herrlich abgehangen und sind mit absoluter Autorität gespielt und abgemischt. Hier macht sich wohl die Erfahrung von Laurie Mansworth bezahlt. Auch ist es interessant zu wissen, dass in den Steve Harris gehörenden Barnyard Studios tatsächlich auch gut klingende Platten aufgenommen werden können. Die Klanglich sehr mittelmässigen Maiden Scheiben, die dort in den 90ern eingespielt wurden, ließen an der Qualität des Studios zweifeln. Es kommt wohl auch immer darauf an, wer hinter den Reglern sitzt.

THE TREATMENT liefern mit Album Nummero Zwo einen echten Kracher irgendwo zwischen Aerosmith, Tesla und Airbourne ab. Dabei orientieren sich die Jungs erfreulicherweise nicht am quitschbunten Look der damaligen Vorbilder sondern vielmehr am Sound und der Attitüde, was sie wohltuend von den übrigen Spandex-Fetischisten abhebt die im Moment so angesagt sind. Beide Daumen hoch und ein besonderes Lob für die wirklich hammergeile Stimme von Sänger Jones.

WERTUNG:


Trackliste:

01. I Bleed Rock + Roll
02. Drop Like A Stone
03. Get The Party On
04. Running With The Dogs
05. Intro / The Outlaw
06. Emergency
07. She’s Too Much
08. Cloud Across The Sun
09. Don’t Look Down
10. World On Fire
11. What Is There To Say
12. Unchain My World
13. Don’t Get Mad Get Evil

Mario