Band: Captain Black Beard
Album: It´s A Mouthful
Spielzeit: 41:55 min.
Stilrichtung: Melodic Rock, Hardrock
Plattenfirma: Perris Records
Veröffentlichung: 25.03.2016
Homepage: www.captainblackbeard.net
Auf den ersten Blick ist es etwas verwirrend – das Cover Artwork der Schweden CAPTAIN BLACK BEARD für ihr drittes Album „It´s A Mouthful“. Nicht nur wegen der zugegebenermassen hübschen Rückenansicht der dunkelhaarigen (vermutlichen) Schönheit und dem Albumtitel lässt auch ein Blick auf die veröffentlichende Plattenfirma Perris Records den Schluß zu, dass es sich hier ganz klar um einen Release aus dem Genre Hair Metal bzw. Sleaze/Glam handelt. Doch weit gefehlt, der Schwedenvierer macht in Melodic Rock, und das nicht einmal schlecht. Seit 2009 existiert die Kapelle aus Stockholm, zu der neben Sänger und Gitarrist Sakaria Björklund noch Gitarrist Christian Ek, Bassist Robert Majd und Schlagwerker Vinnie Stromberg gehören. Aber das kommt mir doch alles bekannt vor – jawoll, nach einigem Grübeln fällt mir wieder ein, dass ich bereits 2014 den Vorgänger „Before Plastic“ rezensiert hatte (Rezi HIER). Allerdings fiel das Feedback damals nicht ganz so rosig aus, wie es dieses Mal der Fall sein wird – aber mal der Reihe nach:
Nach dem Release von „Before Plastic“ hatte man erneut die Mögichkeit, zusammen mit den Großen der Szene auf dem Hard Rock Hell Festival zu spielen und man ging für JOE LYNN TURNER, ROBIN BECK und HOUSE OF LORDS in Skandinavien als Anheizer auf Tour. Für die neue Platte enterte man zusammen mit Chips Kiesbye (HELLACOPTERS, BONAFIDE etc.) das Studio. Herausgekommen ist ein Dutzend neuer Songs, die nicht unbedingt auf Retro getrimmt sind, aber dennoch zeitlos klingen. Allen voran der Opener „Divided Feelings“ ist ein Hit. Für diese Nummer haben CAPTAIN BLACK BEARD auch ein Video gedreht. Während 90% der Bands immer die gleichen Videos machen, haben die Schweden kurzerhand die Schönheit des Cover Artworks für das Video ausgeliehen und ihre Version von „Night Of The Living Dead“ gemacht. Das mag manchen ausgelutscht vorkommen, mir gefällt es und es unterstreicht den Charakter der Schweden. Sie wollen keine halben Sachen.
Das wird auch bei Stücken wie „Take Me To The City“ oder „Coast To Coast“ klar. Eine Steigerung in Sachen Songwriting ist mehr als klar ersichtlich. Waren weite Strecken des Vorgängers von mittelmäßig guten Songs gespickt, haben CAPTAIN BLACK BEARD jetzt mehr Biss und viel bessere Ideen, um ihren Songs das gewisse Etwas zu verleihen. Leider gelingt das noch nicht über die komplette Spielzeit, aber das wäre wohl auch etwas zu viel verlangt. „It´s A Mouthful“ ist ein echt gutes Statement geworden. Es rockt, es rollt und es macht Spaß. Die Formkurve zeigt nach oben bei den Schweden, das gefällt mir – und das wird es Euch auch.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Divided Feelings
2. Take Me To The City
3. She´s The One
4. Tearin´ Me Apart
5. Far Gone
6. All I Need
7. Mouthful Of Love
8. When It´s Love
9. Something She Said
10. Coast To Coast
11. South Beach
12. Falling
Stefan
Band: AOR
Album: L.A. Darkness
Spielzeit: 59:10 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Perris Records
Veröffentlichung: 11.03.2016
Homepage: www.slama101.fr
Seit einigen Jahren greift Frederic Slama – Initiator des Projekts AOR – immer wieder auf die Dienste von Tommy Denander zurück. Das trifft sich ziemlich gut, denn beide kann man frank und frei als Workaholics bezeichnen. Fiel Denander speziell vor vier, fünf Jahren durch seine Beteiligung an unzähligen Projekten und Bands auf, initiiert der in Los Angeles lebende Slama praktisch jedes Jahr eine neue Platte mit der Creme de la Creme der internationalen AOR Szene. Und so schiebt der Franzose mit „L.A. Darkness“ bereits Scheibe Nummero 15 an, um seinen beiden großen Leidenschaften – seiner Wahlheimat Los Angeles und dem Adult Orientied Rock – zu huldigen.
Die erneute Kollaboration von Slama und Denander und der Titel „L.A. Darkness“ lassen erahnen, dass die Herren dieses Mal erneut eine kernigere Schiene fahren als früher. Schon seit dem 2012er Opus „L.A. Temptation“ (Rezi HIER) wurde ein wenig an dieser Schraube gedreht, der Melodic Rock rückte mehr in den Fokus, die Westcoast Anleihen traten dafür in den Hintergrund. Dieses Rezept wurde auch für das ein Jahr später erschienene „The Secrets Of L.A.“ (Rezi HIER) beibehalten. Auch die Partner für seine Releases wechselt der Franzose durch wie andere die Unterhosen, für „L.A. Darkness“ ist man erneut bei Escape Music gelandet, für den Release außerhalb Europa´s hat er sich Perris Records ausgesucht, die die aktuelle Platte mit zwei Bonustracks ausgestattet und einen Monat verspätet auf den Markt bringen.
Die Kernaussage auf „L.A. Darkness“ bleibt natürlich die gleiche: erneut bietet Frederic Slama nicht nur zeitlose Kost für Liebhaber der gemächlicheren Gangart, er versammelt auch die großen Namen der Szene, die seine Songs eingesungen haben. Dieses Mal mit von der Partie sind Jeff Scott Soto, Steve Overland (FM), Kevin Chalfant (u.a. THE STORM), Jesse Damon, Paul Sabu (ONLY CHILD), Henry Small (PRISM), Philip Bardowell (PLACES OF POWER) und Rick Riso.
Speziell der Beitrag von Herrn Soto („The Smartest Girl In L.A.“) und Songs wie „Desire Turning Into Dust“ oder „One Foot In Heaven“ sind es, die im Gehör bleiben.
Insgesamt ist es doch beachtlich, welch hohe Kontinuität Frederic Slama mit AOR an den Tag legt. Auf der einen Seite hat er immer die namhaftesten Künstler in seinem Boot sitzen, auf der anderen fabriziert er ein ums andere Mal eine Platte mit guten Songs, die keinen Fan des Genres enttäuschen sollten. Das trifft auch für das fünfzehnte Werk „L.A. Darkness“ zu – das alleine ist schon eine tolle Leistung!
WERTUNG:
Trackliste:
1. The Smartest Girl In L.A.
2. The Locked Soul
3. One Foot In Heaven
4. Blueprint For Love
5. Desire Turning Into Dust
6. Heart In Pawn
7. Seven Storms
8. Why Girls Say No
9. Dangerous Fascination
10. Burning Rainbows
11. No Margin For Error (Bonus Track)
12. The Trail To Your Heart (Bonus Track)
Stefan
Band: Danger Zone
Album: Closer To Heaven
Spielzeit: 47:19 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 15.04.2016
Homepage: www.dangerzoneweb.com
Seit einigen Jahren läuft es wie geschmiert bei den italienischen Hardrockern DANGER ZONE. Als Bandgründer Robert Priori (guitars) im Jahr 2010 einen zweiten Anlauf nahm, um seine bereits Anfang der Achtziger aus der Taufe gehobene Band erneut an den Start zu kriegen, hätte er sich sich wohl selbst nicht träumen lassen, dass jetzt mit „Closer To Heaven“ bereits das dritte Album der neuen Zeitrechnung erscheint. Nachdem DANGER ZONE ihr bereits Ende der Achtziger fertiggestelltes Werk „Line Of Fire“ 2011 endlich offiziell veröffentlichten und bereits ein Jahr später mit „Undying“ (Rezi HIER) nachlegen konnten, ist die Zeit jetzt reif, um mit dem neuen Bassisten Matteo Minghetti nebst neuem Gitarristen Danilo Faggiolino und Keyboarder Pier Mazzini ein neues Statement zu setzen.
Schon das Cover Artwork passt viel besser zum Sound der Italiener. War das des Vorgängers etwas irreführend, weil sehr düster gehalten, spiegelt auch die optische Umsetzung von „Closer To Heaven“ die Musik von DANGER ZONE perfekt wieder. Herrlich satt produziert werden Songs wie „I´m All In“, „Turn It Up“ oder „I Love Crazy“ Fans von GIANT oder HOUSE OF LORDS richtig glücklich machen. Aber auch für die Balladenfans haben DANGER ZONE mit „Here Where I Belong“ grandioses Material zu bieten. Der lockere Stampfer „All For You“ oder das treibende „T´night“ sollten ebenfalls genannt werden. Und überhaupt gibt es auf „Closer To Heaven“ keinerlei Füllmaterial, jeder der elf Songs hat seine Berechtigung.
DANGER ZONE festigen Album für Album ihren Stand in der italienischen Rockszene und sollten auch außerhalb der Landesgrenzen auf Resonanz stoßen. „Closer To Heaven“ ist ein Premiumprodukt ohne große Schwächen – tolle Songs, perfekter Sound und mit Giacomo Gitantelli ein großartiger Frontmann – was will man mehr?
WERTUNG:
Trackliste:
1. Turn It Up
2. Go! (Closer To Heaven)
3. Higher Than High
4. I´m All In
5. Here Where I Belong
6. I Love Crazy
7. All For You
8. T´night
9. Human Contact
10. Not That Lonely
11. Hard Rock Paradise
Stefan
Band: Lee Aaron
Album: Fire And Gasoline
Spielzeit: 48:04 min.
Stilrichtung: Pop, Rock
Plattenfirma: Big Sister Records
Veröffentlichung: 25.03.2016
Homepage: www.leeaaron.com
Große Augen gab es beim Erblicken der Pressemitteilung, dass die Metal Queen herself ein neues Album in der Mache hat. Die kanadische Sängerin LEE AARON war wohl neben LITA FORD die Heldin der Jugend, weil auch noch toll anzusehen. Aber wir wollen hier nicht oberflächlich werden, denn Alben wie „Metal Queen“ (1984), „Call Of The Wild“ (1985) oder für einige auch das zeitgemäß poppigere „Bodyrock“ (1989) waren schon eine Wucht. Dass die Kanadierin aber eigentlich nie ganz aufgehört hat, Musik zu machen, dürfte den Meisten wohl entfallen sein. In losen Abständen hat sie bis dato zehn Studioalben veröffentlicht. „Fire And Gasoline“ markiert also schon Nummero elf. Dem harten Rocksound hat sie indes aber nach dem 1994er Release „Emotional Rain“ abgeschworen, und genau da liegt auch der Knackpunkt. Zugegeben: auch bei mir haben sich die frühen Werke eingeprägt und die Karriere von LEE AARON verfolge ich seit Anfang der Neunziger nicht mehr. Aber schon das Video zu ersten Single „Tomboy“ ließ mich doch aus den Latschen kippen.
Dass Künstler immer mal wieder was Neues ausprobieren wollen, schmeckt vielen überhaupt nicht. Persönlich habe ich da nichts dagegen, man will ja auch nicht immer die gleiche Musik hören. Dementsprechend möchte ich schon von mir behaupten, dass ich gerne mal über den Tellerrand schaue. Und wahrscheinlich hätte mich das jazz-orientierte 2004er Werk „Beautiful Things“ nicht so schockiert wie „Fire And Gasoline“. Nach dem o.g. Video im Kopf ist es echt nicht leicht, sich auf die Musik zu konzentrieren. Wollen wir aber dennoch versuchen:
Up to date kommt eben genannter Öffner „Tomboy“ daher – und mit reichlich Bubblegum verquirlt. Der folgende Titelsong kann da besser gefallen. Mit schlängelnden, funkigen Riffs ist zwar nichts von der Metal Queen von damals übrig, gut ist der Song dennoch. Nachdem LEE AARON am Anfang von „Wanna Be“ mit einem kurzen, swingenden Intro kokettiert, wächst daraus nach einer halben Minute ein reinrassiger Punkrocker. Das ruhigere „Bittersweet“ oder sein genetischer Zwilling „Nothing Says Everything“ sind ebenfalls toll, während eine Nummer wie „Popular“ eher in die Kerbe des Openers schlagen und dementsprechend verzichtbar ist.
Äußerst variabel präsentiert sich LEE AARON auf ihrem neuen Langspieler „Fire And Gasoline“. Hat man sich erstmal mit dem „neuen“ Image der immer noch toll anzusehenden Kanadierin angefreundet, lässt sich nicht mehr viel meckern. Musikalisch stark wie selten hat „Fire And Gasoline“ schon was auf dem Kasten, ob es einem alten Fan gefallen wird, darf eher bezweifelt werden. Aber das sollte die gute Lee nicht sonderlich kümmern, sie hat ein ehrliches, facettenreiches und musikalisch wertvolles Album abgeliefert, mal abgesehen von ein paar Songs, die mir einfach zu sehr in Richtung Charts schielen.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Tomboy
2. Fire And Gasoline
3. Wanna Be
4. Bittersweet
5. Popular
6. 50 Miles
7. Bad Boyfriend
8. Heart Fix
9. Nothing Says Everything
10. If You Don´t Love Me
11. Find Me Love
Stefan