Band: Revolution Road
Album: Revolution Road
Spielzeit: 48:15 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 22.11.2013
Homepage: –
Ich verfluche den Tag an dem irgendein umtriebiger Geschäftsmann auf die Idee kam, eine Band zu casten. Wer jetzt aber denkt, dieses Desaster begann erst mit den unsäglich Shows im Fernsehen (D.S.D.S. etc.), irrt gewaltig. Schon im Jahre 1965 wurde mit den MONKEES bereits die erste Retortenband aus der Taufe gehoben. Natürlich wurden danach unzählige Bands nicht mehr mit Fleiß und harter Arbeit im versifften Proberaum groß sondern durch gezieltes Anschieben mit ungeheuerlich großen Werbeetats. Auch in der Rockbranche machte man nicht davor halt und ich möchte nicht wissen, wie viele unserer glorreichen Helden durch geschicktes Zusammenführen zueinander fanden.
Was mir aber fast noch schwerer im Magen liegt, sind Projekte, die von Außenstehenden am Reißbrett entworfen werden. Ach, da nehmen wir Sänger XY und fragen noch Gitarrist Z, ich mach die Drums und Du produzierst. Haben wir noch irgendwo ein paar Songs rumliegen? Ja, ich frag mal bei ein paar Kumpels nach, da ist schon noch was zu holen. Warum schreibe ich den ganzen Mist? Ganz einfach, weil es sich beim vorliegenden Projekt REVOLUTION ROAD genau so zugetragen hat. Natürlich ist dies hier nicht das erste seiner Art und speziell eine Firma mit Sitz in Italien ist mittlerweile berüchtigt für derartige Projekte. Dass jetzt aber auch eines meiner Lieblingslabels aus Deutschland verstärkt auf solche Scheiben setzt, finde ich sehr schade. Der Markt ist hart umkämpft und die CD-Verkäufe sinken Jahr für Jahr. Die alten Säcke (wie ich auch einer bin) – seines Zeichens Käufer solcher Silberscheiben – werden immer müder und neue, junge Fans laden sich die Dinger lieber illegal aus dem Netz und wissen gar nicht mehr, dass man für Musik mal zahlen musste. Neue, richtige Bands unter Vertrag zu nehmen kostet Geld und Zeit, und das ist nicht mehr vorhanden. Das ist die Situation – und nicht erst seit gestern.
Kommen wir aber endlich zum vorliegenden Debüt von REVOLUTION ROAD (nicht zu verwechseln mit einer US-amerikanischen Band aus den 60gern): dieses schwedisch-italienische Projekt wartet mit Namen wie Stefan Berggren (vocals, COMPANY OF SNAKES), Paul Logue (bass, EDEN´S CURSE) oder Francesco Jovino (drums, U.D.O.) auf. Weiter gehören zum Line-Up Alessandro Del Vecchio (keyboards), Francesco Marras (guitars) und Carmine Martone (guitars). Als Gäste konnte man z.B. Alex Beyrodt (VOODO CIRCLE) oder Marcus Jidell (ROYAL HUNT) gewinnen.
10 knackige Melodic Rock Songs hat man auf den selbstbetitelten Langspieler gepackt. Songs, die von praktisch allen Mitwirkenden geschrieben wurden und von Alessandro Del Vecchio einen glasklaren Sound verpasst bekommen haben. Stefan´s Organ ist perfekt für Stücke wie den klassischen Opener „Wings Of Hope“, den lockeren Titeltrack oder das rockige „Hold On“. Auch an der instrumentalen Umsetzung gibt es absolut nichts zu meckern, aber manchmal hat man das Gefühl, ähnliches hier und da schon mal gehört zu haben. Bestes Beispiel ist eine Nummer wie „Shooting Star“, dessen Refrain Fragezeichen beim Rezenzenten aufwirft. Kenn Ihr das Gefühl, wenn Ihr Euch sicher seid: „das hab ich irgendwo schon mal gehört“, aber Ihr kommt nicht um alles in der Welt nicht drauf, wo? So gings mir eben bei „Shooting Star“.
Andererseits gibt es auch Songs, bei denen die variable und gute Gitarrenarbeit hervorzuheben ist. „Hold On“ wäre so ein Stück und auch „Losing You“ hat echt coole Riffs an Bord. Auch das etwas schleppendere „Take Your Love To Town“ kann gefallen und präsentiert Stefan Berggren in Hochform, Mr. Coverdale lässt grüßen.
Welches Fazit lässt dieser Rundling nach dieser Vorgeschichte zu? Über die Hintergründe der Entstehung kann jeder denken wie er will, meine Meinung dazu habe ich weiter oben kundgetan. Aber diese Abneigung will ich nicht in meine Bewertung einfließen lassen. „Revolution Road“ beinhaltet eine Handvoll guter Rocksongs und einige Stücke, die wohl eher im Mittelfeld angesiedelt sind. Die hochgesteckten Ziele können nur über einige Strecken eingehalten werden, zumindest was das Songmaterial angeht. Handwerklich geht die Scheibe durchaus in Ordnung. „Solide“ ist der richtige Ausdruck dafür, und dementsprechend gibt´s von mir auch diese Wertung mit 6 von 10 Punkten.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Wings Of Hope
02. Shooting Star
03. Revolution Road
04. Hold On
05. Ain´t Gonna Give My Heart Away
06. Love´s Got A Hold On Me
07. Losing You
08. Take Your Love To Town
09. Pretending Hearts
10. Balloon
Stefan