Band: The Winery Dogs
Album: The Winery Dogs
Spielzeit: 60:42 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Loud & Proud
Veröffentlichung: 23.07.2013
Homepage: www.thewinerydogs.com
Wer behauptet, dass Richie Kotzen einer der begnadetsten Gitarristen der letzten 25 Jahre ist, der hat zwar Recht und sagt doch nur die halbe Wahrheit. Ganz nebenbei ist der (nicht mehr ganz taufrische) Knabe nämlich auch noch ein fantastischer Sänger und begnadeter Songwriter, der vor allem in Japan Kultstatus genießt. Dem talentierten Herrn Kotzen ist es wohl als einzigem aus der unüberschaubaren Riege an Zöglingen der Mike Varney Shrapnel Schule schon recht früh gelungen sich von den Zwängen und Erwartungen der Szene zu befreien und seinen eigenen Weg zu gehen. Im Zuge dieser Emanzipation ist er zwar das ein oder andere vermeintliche Fehlengagement eingegangen (die Poison und Mr. Big Fans waren von dem betont souligen Ansatz des Wundergitarristen teilweise überfordert und straften Ihre Helden mit Desinteresse ab, auch wenn vor allem Poison’s „Native Tongue“ ein absolutes Traumalbum ist), was den guten Richie aber wohl nur weiter darin bekräftigte seinen eigenen Weg zu gehen.
Zusammen mit seinem ehemaligen Mr. Big Weggefährten Billy Sheehan am Bass und Mike Portnoy an den Drums (bei dem wohl kein Mensch mehr so genau weiß in welcher Band er gerade spielt) hat Kotzen nun eine neue Supergroup unter dem Namen THE WINERY DOGS ins Leben gerufen. Ursprünglich war das Projekt mit Ex-Whitesnake und Thin Lizzy Gitarrist John Sykes angeleiert worden. Irgendwann war der notorisch ungeduldige Portnoy das ewige Warten auf den exzentrischen Gitarristen aber leid und holte kurzerhand Kotzen in die Band. Eine bessere Entscheidung hat der rastlose Drummer wohl schon seit langem nicht mehr getroffen, denn herausgekommen ist das mit Abstand beste Album, an dem Portnoy in den vergangenen Jahren beteiligt war. Und das liegt in erster Linie nicht an dem extrovertierten Drum-Monster, sondern an Kotzen der als Sänger und Gitarrist eine gewohnt formidable Figur abgibt und den Songs seine typischen Trademarks aufdrückt. In Grunde klingt die Scheibe wie die (allesamt hochklassigen und empfehlenswerten) Richie Kotzen Soloalben, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass hier eine Luxus-Rhythmusgruppe der absoluten Spitzenklasse im Hintergrund agiert. Auch bei den WINERY DOGS macht Kotzen keinen Hehl aus seinen Einflüssen: Stevie Wonder, Soul, Funk und harter Blues… das alles ist wie immer im Überfluss vorhanden und wird gekonnt in ein herrlich nach vorne drückendes Power-Trio Format gegossen. Gleich der Opener „Elevate” macht klar wohin die Reise geht und vereint massive Rhythmik mit einem packenden Refrain. Im weiteren Verlauf wechseln sich Rocker der Marke „Criminal“, „Desire”, „We Are One“ oder die Granate „You Saved Me“ mit großartigen, aufs Wesentliche reduzierte Balladen wie „I’m No Angel“, „Damaged“ oder dem fantastischen „The Dying“ ab. Das ist ganz großes Kino.
Wer Kotzens bisherige Soloalben kennt und schätzt kann auch hier bedenkenlos zugreifen. Alle anderen entdecken vielleicht, angelockt durch die beiden anderen beteiligten Musiker, einen der ganz großen, oft übersehenen Rockmusiker unserer Zeit – es wäre Ihnen und dem mittlerweile 43-jährigen Gitarristen gegönnt. Das selbstbetitelte Debüt der WINERY DOGS ist bereits im Mai 2013 in Japan erschienen und hat nun endlich auch den Sprung zu uns geschafft. Klasse gespielter, zeitloser und ehrlicher (Hard)Rock der Extraklasse.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Elevate
02. Desire
03. We Are One
04. I’m No Angel
05. The Other Side
06. You Saved Me
07. Not Hopeless
08. One More Time
09. Damaged
10. Six Feet Deeper
11. Criminal
12. The Dying
13. Regret
Mario