Band: Gardenjia
Album: EPO
Spielzeit: 76:19 min
Stilrichtung: Progressive / Experimental Metal
Plattenfirma: Memorial Records
Veröffentlichung: 23.05.2013
Homepage: www.facebook.com/GARDENJIA
GARDENJIA? Nein, das sind keine kleinen, Bezipfelmützten, im Verborgenen operierenden japanischen Blumenmörder, sondern eine seit 2011 agierende proggige Extremmetallband aus dem schönen Italien. Ich würde mal behaupten, dass die Musik auf „EPO“ für Rock-Garage Verhältnisse locker an der Grenze des Zumutbaren kratzt und gerne auch mal drüber hinweghüpft. Aber schräge Zeiten fordern, bzw. fördern auch gerne entsprechende Reaktionen der Künstler und etwas Bewegung im ansonsten festgefahrenen Metalwald kann ja nicht schaden. Wobei sich der Ein oder Andere bei dem konfusen Geholze des Quartetts schon besorgt fragen wird, welche weiteren musikalischen Blüten die Europäische Krise noch so mit sich bringen mag. Nun gut, immer noch besser als die umpfzigste, mittelmäßige Dream Theater-Kopie. Die Band verortet Ihren Sound irgendwo zwischen Meshuggah, Cynic und Tool, was ich so grob unterschreiben. Das vorliegende Debüt der 4 schrägen Vögel wurde nach einer ersten, selbstrealisierten Veröffentlichung im Dezember 2012 von Memorial Records aufgegriffen, neu gemischt und gemastert und liegt nun in einer regulären (Download) Fassung (inkl. zweier bisher unveröffentlichter Tracks) vor. Wer mit arg angepisstem Aggro-Gesang, schrägen Takten im Sekundenwechsel, Saxophoneinlagen und völlig unnachvollziehbaren Songaufbauten nichts anfangen kann, der braucht hier schon gar nicht mehr weiterzulesen. Das sind nämlich nur die offensichtlichen Zutaten …
Noch dabei? Gut, dann mal Sturzhelm auf und ab auf die Piste. GARDENJIA nieten Djent-Gitarrenriffs, brutales Geknüppel und atmosphärische Passagen in den verschiedensten Konstellationen aneinander und geben sich, soviel sei vorweg gesagt, durchaus Mühe dem hypernervösen Geschrote ein gewisses Maß an Melodien und griffigen Passagen beizumischen. Auf die Dauer kann das Ganze einem aber schon an die Nerven gehen, denn akustische Verschnaufpausen (mit Clean Gesang und entspannterem Instrumentarium) gibt es zwar immer wieder, die sind aber auch nicht wirklich gradlinig ausgefallen und fordern dem Hörer ebenfalls ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit ab. Da sind dann die richtig geilen Gesangspassagen aber auch mehr als nur Beiwerk wie in der Stolperfalle „Shapes Of Greys“ oder dem über 13 Minuten langen Abschluss „Ascension”, der dem Neuzugang am Saxophon ordentlich Raum zur Entfaltung bietet. Einzelne Songs hervorzuheben ist bei der schieren Menge an Informationen die auf den Hörer konstant einprasseln schwierig, denn auch wenn sich die Songs beim ersten Durchgang nur wenig voneinander unterscheiden mögen, so tun sich bei genauerem Hinhören immense Welten unter den vielschichtigen Riffs, Drum-Salven und dem verzweifelten Gekreische auf. Die Schwierigkeit besteht halt darin genug Geduld aufzubringen sich in den Klangkosmos des Trios einzuhören. Und das kann Zeit und Nerven kosten. So gut die Musiker technisch auch sind (sehr), so überzeugend viele der unzähligen vorhandenen Einzelteile auch sein mögen, mir fehlt in letzter Konsequenz dann aber doch eine klarere Linie, etwas mehr Substanz. Nach einem kompletten Durchgang fühlt man sich wie vom LKW überrollt und kann sich an so gut wie Nichts von dem soeben Gehörten erinnern.
Wer ein Faible für (sehr harte) Musik hat, die bewusst den schwierigen Weg geht, wer sich seine sporadischen Momente der Melodik ganz bewusst hart erkämpfen will oder wer ganz allgemein einfach mal wissen will, wo der Extremmetal Frosch sich heutzutage die Locken föhnen lässt, der kann GARDENJIA auf jeden Fall mal auf dem Einkaufszettel stehen haben. Vorsicht ist allerdings bei dem youtube-Trailer zum Album geboten, denn das Album fährt schon um einiges dickere Geschütze auf als das, was dort zu hören ist. Hochwertig umgesetzt, aber auch hochgradig Geschmacksache.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Epica
02. Anterem
03. In Blue
04. Shapes Of Greys
05. Fire Walk With Me
06. Touch Of Glory
07. Giada
08. In Dusk
09. Epo
10. Ascension
Mario