CHRISTOPHER CROSS – A Night in Paris

Band: Christopher Cross
Album: A Night In Paris
Spielzeit: 85:53 min
Plattenfirma: earMUSIC
Veröffentlichung: 08.03.2013
Homepage: www.christophercross.com

Die amerikanische Singer/Songwriterlegende CHRISTOPHER CROSS legt mit „A Night In Paris“ das erste Live-Album in seiner langen Karriere vor. Wenn man sich das streckenweise arg blasse Stimmchen des Meisters anhört kann man auch ein wenig verstehen, warum es so lange gedauert hat bis ein Live-Konzert unters Volk gebracht wurde. Manche Musiker sind halt eben mehr fürs Studio gemacht und keine geborene Rampensau. Vom etwas wackeligen Gesang mal abgesehen ist die vorliegende Tonkonserve aber durchaus gelungen. CROSS bietet einen feinen Mix aus Stücken neueren Datums und den Klassikern, die ihm in den 80er Jahren seinen exzellenten Ruf und rekordverdächtige 5 Grammys in einem Jahr (1981) einbrachten.

Natürlich sind all die unerhört fesselnden Hits vertreten, die seit gefühlten Ewigkeiten tief im kollektiven musikalischen Gedächtnis verankert sind: „All Right“, „Sailing“, „Arthur’s Theme“ und natürlich das unkaputtbare „Ride Like The Wind“. Aber auch die eher unbekannten Tracks vom letzten Studioalbum „Doctor Faith“ aus dem 2011 wie z.B. das wunderbare „Everything“ überzeugen und reihen sich nahtlos in die Setlist ein. Begleitet wird CROSS von einem Team von internationalen Cracks, die ähnlich unaufgeregt aber professionell wie der Bandleader ihren Job erledigen. Der Klang der CD(s) ist knackig, direkt, trocken und vermittelt ein sehr intensives Livefeeling. Hier wird wirklich ein absoluter Top-Sound geliefert und es spricht für die Qualität der Musiker dass es soundtechnisch keine allzu großen kosmetischen Nachbesserungen gegeben zu haben scheint. Die Musik und Darbietung ist natürlich nur sehr bedingt Rock-Garage-kompatibel. Da CROSS in der Vergangenheit mit einigen Künstlern zusammen gearbeitet hat, die in rockigeren Bands spiel(t)en (wie z.B. Steve Lukather von Toto oder der großartige Michael McDonald von den Doobie Brothers), ist eine Erwähnung auf diesen Seiten aber durchaus berechtigt (und ein guter Song bleibt ein guter Song, egal in welcher Stilrichtung). Für Fans von CHRISTOPHER CROSS stellt die Veröffentlichung definitiv eine lohnende Investition dar, können sie sich mit „A Night In Paris“ doch eine rundum gelungene Werkschau ins Regal stellen.

„A Night In Paris“ erscheint als Digipak mit 2 Audio CDs und einer Film DVD – das enthaltene Material ist deckungsgleich. Unter Anbetracht der Tatsache, dass das Konzert mit 8 HD-Kameras gefilmt wurde, enttäuscht das Bild der DVD allerdings ein wenig durch Rauschen und leichte Unschärfe. Die besondere Atmosphäre der Location wird aber durch die ruhige Kameraführung und die dezente Beleuchtung gut in Szene gesetzt. Neben der Stereo Spur bietet die Disc noch einen gelungenen 5.1 Surround-Mix. Für Fans von geschmackvollem Songwriting im Allgemeinen und CHRISTOPHER CROSS im Besonderen ist das Set absolut empfehlenswert.

WERTUNG:



Trackliste:

01. All Right
02. The Light Is On
03. Leave It To Me
04. Everything
05. No Time For Talk
06. When You Come Home
07. Minstrel Gigola
08. Walking In Avalon
09. Sailing
10. Never Be The Same
11. Dreamers
12. Spinning
13. I Really Don’t Know Anymore
14. November
15. Arthur’s Theme
16. Ride Like The Wind
17. Say You’ll Be Mine

Mario

ORCHID – Wizard of War

Band: Orchid

Album: Wizard of War

Spielzeit: 13:17 min.

Plattenfirma: Nuclear Blast Records

Veröffentlichung: 22.02.2013


2007 gründete sich in der Bay Area eine Band, die sich, unüblich für die Region, nicht dem Thrash Metal verschrieben hat. ORCHID sind eher der Musikrichtung der 70er verfallen, also einer Dekade vor des großen Thrashhypes.


Nach einer EP aus dem Jahre 2009 erschien 2011 das Debütalbum „Capricorn“, welche ich (Schande über mein Haupt) erst vor einigen Wochen kennengelernt habe. Capricorn zählt für mich mittlerweile zum besten BLACK SABBATH Album mit Ozzy, was nie aufgenommen wurde. Und so war ich gespannt, was die Band auf Ihrer neuen EP zu bieten haben würde.


Los geht’s mit dem Doom-Rocker „Wizard auf War“, welcher uns einen Vorgeschmack auf das im April erscheinende zweite Album“The Mouths of Madness“ geben soll. Ein straighter, Uptemto-Doomer in der Tradition alter BLACK SABBATH, TROUBLE oder PENTAGRAM, wobei der TROUBLE-Einfluss diesmal etwas größer ausgefallen ist, als noch auf dem Debütalbum.


Der zweite Song „Demon’s Eyes“ ist eine ältere, rare Aufnahme. Klassischer Doom/Stoner Rock mit deutlicher 70er Schlagseite und Psychadelic-Elementen. Ohrwurm-Garantie.


Zu guter letzt gibt es dann mit „Albatross“ noch einen Song vom Album Capricorn als Bonus, der Fans hinlänglich bekannt sein dürfte. Nichtwissenden sei gesagt, dass es quasi das „Planet Caravan“ von ORCHID ist. Die Parallelen zum SABBATH-Klassiker sind schon beinahe dreist. Der Song hat allerdings eine geile Atmosphäre und ist gut gespielt, deshalb geht das schon in Ordnung.


Die Produktion ist stilgerecht, sprich dreckig, kein bisschen Hi-Fi und größtenteils live eingespielt. Passt.


Fazit: Ich muss es leider immer mal wieder erwähnen, dass ich diese aktuelle Retro/Vintage-Rock-Schiene hasse wie die Pest. Bands wie Graveyard usw. wirken auf mich komplett unglaubwürdig. Das ist subjektiv, keine Frage. ORCHID schaffen es allerdings mir diesen Eindruck zu entreißen. Das ist Retromucke mit Herz und sie wirkt authentisch.

Freunde von ganz alten BLACK SABBATH, TROUBLE oder PENTAGRAM sollten mal ein Öhrchen riskieren.


Ohne Wertung, da nur ein neuer Songs zur Debatte steht.


Trackliste:


01. Wizard of War

02. Demon’s Eyes

03. Albatross


Frank

SOILWORK – The Living Infinite

Band: Soilwork
Album: The Living Infinite
Spielzeit: 84:32 min
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 01.03.2013
Homepage: www.soilwork.org

Wie begegnet man dem (erneuten) Weggang des Hauptsongschreibers (in diesem Fall Gründungsmitglied Peter Wichers) am besten? Genau, indem man nicht sofort eine neue Platte schreibt, sondern gleich derer zwei. SOILWORK’s neuestes Opus „The Living Infinite“ kommt als Doppeldecker daher und wurde, wie bereits der Vorgänger, von dem für seine exzellenten Arbeiten im Hartwurst-Sektor bekannten Jens Bogren soundtechnisch hervorragend in Szene gesetzt. Nach dem Erfolg seines Projekts „The Night Flight Orchestra“ aus dem vergangenen Jahr scheint der hyperaktive Björn “Speed” Strid ein dickes Pfund an Selbstbewusstsein zugelegt zu haben und präsentiert sich auf Album Nummer 9 seiner Stammformation in absoluter Bestform. Mit grosser Selbstverständlichkeit wandelt er zwischen brutalem Geshoute und kompetentem Gesang hin und her. Die TNFO Erfahrung scheint einen befreienden Einfluss gehabt zu haben. Für den ausgestiegenen Gitarristen Wichers wurde der ebenfalls bei TNFO engagierte David Andersson mit ins Mutterschiff übernommen, der auf dem neuen Album einige interessante Akzente setzen kann und neue Klangfarben einbringt.

20 Songs in knapp 85 Minuten – bereits die Eckdaten machen klar, dass hier keine Kompromisse eingegangen werden. Die auf „The Panic Broadcast“ aus dem Jahr 2010 dezent neu justierten Parameter sind beibehalten worden und während der Vorgänger noch etwas unausgegoren und ziellos durch die Botanik knüppelte, klingt das neue Machwerk wie aus einem Guss. Das liegt zum einen an der nun konsequenten Umsetzung des Bandsounds aber auch, und insbesondere, an der Mannschaftsleistung: was die Gitarren und der vollkommen wahnsinnige Drummer Dirk Verbeuren hier an Ihren Instrumenten anstellen ist nicht von dieser Welt. SOILWORK beweisen einmal mehr, dass Mathcore artiges Griffbrettgefrickel (à la Protest The Hero), rasende Blastbeat Attacken und tonnenschwere Riffs nicht automatisch ausgefeilte Songstrukturen, Breiwand-Melodien und Spannungsbögen ausschließen. Im Gegenteil, beinahe jeder Track ist mit einem gelungenen Chorus ausgestattet und geht sofort ins Ohr. Tracks wie das fast schon poppige „Tongue“, „This Momentary Bliss“, „Leech“, „Drowning With Silence“ oder „Antidotes In Passing“ verbinden gnadenlose Härte mit grandiosen Melodien. Der im Metalcore allgegenwärtigen Uniformität setzen SOILWORK immer wieder gekonnt unerwartete Arrangements und instrumentale Passagen entgegen. Ich möchte, auch nach dem xten Durchhören, eigentlich keinen einzigen Song missen. Einige Tracks sind zwar „nur“ durchschnittlich („The Living Infinite II“, „Parasite Blues“), richtig schwach ist aber tatsächlich Nichts an der Scheibe.

Wer mit der kommerzielleren Ausrichtung von „The Panic Broadcast“ bereits seine Probleme hatte, macht um „The Living Infinite“ am besten einen ganz weiten Bogen. Im Vergleich zum Vorgänger machen SOILWORK 2013 aber so ziemlich alles richtig, in erster Linie weil man sich bedingungslos zum eingeschlagenen Weg bekennt und so befreit loszocken kann. Eine absolut überzeugende Vorstellung.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Spectrum Of Eternity
02. Memories Confined
03. This Momentary Bliss
04. Tongue
05. The Living Infinite I
06. Let The First Wave Rise
07. Vesta
08. Realm Of The Wasted
09. The Windswept Mercy
10. Whispers And Lights
11. Entering Aeons
12. Long Live The Misanthrope
13. Drowning With Silence
14. Antidotes In Passing
15. Leech
16. The Living Infinite II
17. Loyal Shadow
18. Rise Above The Sentiment
19. Parasite Blues
20. Owls Predict Oracles Stand Guard

Mario

PERSEFONE – Spiritual Migration

Band: Persefone
Album: Spiritual Migration
Spielzeit: 70:34 min
Plattenfirma: Vicisolum Productions
Veröffentlichung: 29.03.2013
Homepage: www.persefone.com

Die Band PERSEFONE wurde vom Zwergstaat Andorra hervor gebracht. Auch mal etwas ganz anderes. Gegründet wurden die Zwergstaatler 2003 und gleich ein Jahr später veröffentlichten sie ihr erstes Album. Die Mischung aus aggressiv und melodisch fand bei Hörern und Presse großen Anklang. Nach verschiedenen Plattenfirmen, dänischen und griechischen Ursprungs, und einer Mega-Tournee durch 15 Länder, wurden PERSEFONE von ihrem jetzigen Label unter Vertrag genommen. Die Mitglieder der Band sind Marc Martins (Gesang), Carlos Lozano (Gitarre), Jordi Gorgues (Gitarre), Miguel Espinosa (Keyboard und Gesang),Toni Mestre (Bass) und  Marc Mas (Schlagzeug).
Stimmungsvolles Cover: Ein schwarzer Vollmond, der einen spiralenförmigen Blitz in ein Gewässer leitet.

Eingeleitet wird das Album mit einem Triangelklang und anschwellenden Gitarren. Diese werden dann durch Schlagzeug- und Bassklänge unterstützt. „Flying Sea Dragons“ ist ein rein instrumentales Stück. „Richtiger“ Metal steckt hinter „Mind As Universe“. Die Gitarre wird in alle möglichen Tonlagen gespielt und die Drums geprügelt. Stimmlich liegt Marc Martins zwischen Kreischen und Growlen, wobei natürlich seine Naturstimme auch zeitweise durchklingt. Der Text ist nicht sonderlich gut zu verstehen, da eben sehr unklar gesungen. „The Great Reality“ ist ein wenig langsameres Getrommel und Gehämmer. Zwischendurch gute Stimme und Keyboardklänge. Vogelgezwitscher vor „Zazen Meditation“. Dazu Keyboard, das ein wenig an Flötenspiel erinnert. Langsam und bedächtig steigen die Gitarren ein. Auch das Schlagzeug sehr zart. Durch und durch ein ruhiges instrumentales Stück. Allerdings folgt mit „The Majestic Of Gaia“ wieder wildes Gehämmere und Gebrülle. Zwischendurch ruhiges Reden zwischen der Musik. Dann setzt es wieder ein und wird wilder. „Consciousness (Pt.1): Sitting In Silence” und “Consciousness (Pt.2): A Path To Enlightenment” sind zwei Instrumental-Stücke. Ersteres etwas ruhiger, Letzteres temperamentvoller. Auch „Metta Meditation“ ist wieder ruhig gespielt und komplett ohne Gesang. „Spiritual Migration“ als Titelsong ist ein Gemisch aus relativer Ruhe und Melodic und Gegrowle (im Hintergrund). Ein Ausklang des Albums mit Wassergeplätscher und Keyboard im Piano-Style.

Eine Mischung aus gewolltem Zen und Hardcore. Vermutlich gibt es einige, die das originell finden. Zumindest ist es abwechslungsreich. Sehr viel instrumental, viel Stil-Mix.

Anspieltipps: “Mind As Universe”, “Zazen Meditation”, “Spiritual Migration”

Fazit :  Meinen Geschmack trifft die Scheibe eher nicht. Natürlich beherrschen die Musiker ihre Instrumente und letztlich hat Marc Martins ja keine schlechte Stimme. Aber der Mix ist für mich nicht originell, sondern eher gewollt…

WERTUNG: 

Trackliste:

1. Flying Sea Dragons 1:48
2. Mind As Universe 4:41
3. The Great Reality 6:27
4. Zazen Meditation 3:53
5. The Majestic Of Gaia 8:38
6. Consciousness (Pt.1): Sitting In Silence 3:21
7. Consciousness (Pt.2): A Path To Enlightenment 5:43
8. Inner Fuliness 7:32
9. Metta Meditation 3:48
10. Upward Explosion 2:55
11. Spiritual Migration 8:47
12. Returning To The Source 9:06
13. Outro 3:55

Sandra

AC4 – Burn The World

Band: AC4
Album: Burn The World
Spielzeit: 29:31 min
Plattenfirma: Ny Våg Records
Veröffentlichung: 22.03.2013
Homepage: www.myspace.com/ac4hc

Das zweite Album der Punkrocker ist im Stil der 80er Bands, die als Vorbilder für AC4, wie für viele andere, dien(t)en; mit dem Sound sind die Jungs aufgewachsen. Die Jungs? Das sind Dennis Lyxzén (Sänger), u. a. Frontman bei Refused, von denen auch ein Duff McKagan mit Hochachtung spricht, Karl Backman (Gitarre), Christoffer Röstlund (Bass) und Jens Nordén (Schlagzeug). Mehr als 100 Jahre Punkrock-Erfahrung haben sich hier vereinigt. Gegründet wurde AC4 2008 und ein Jahr später wurde das Debütalbum veröffentlicht. Es wurden bereits Australien und Europa getourt, durch die Wiedervereinigung von Refused wurde pausiert bei AC4. Im Anschluss an „Burn The World“ werden sich die Fans wieder vom Können der Musiker live überzeugen können.
Klassisches Punkcover, ein paar nicht allzu scharfe schwarz-weiß Fotos, Bandname sowie Albentitel.
Ein glücklicher Punkrockbeginn mit „Curva“! Direkt zum Mitgehen und ins Mikro-Geschrei. Man versteht nicht allzu viel, aber das ist ja beim Punk nicht immer sooo wichtig… Und weiter rockt es mit „Who’s The Enemy“. Der Text ist klarer gesungen, Gas gegeben wird trotzdem. „All Talked Out“ wird als permanenter Schlachtruf rausgekotzt. Ein echtes Anti-Aggressions-Stück, man kann gut mitgehen. „Die Like A Dog“ kein großer Unterschied zu den anderen. Einfach Punk, der Spaß bringt und Aggressionen frei lässt. Samt und sonders sind die Stücke hart gespielt, wie es sich gehört. Beinahe melodisch beginnt „Bullet“, dass aber natürlich auch unverkennbar Wurzeln hat. Extrem kurz – alle Stücke sind kurz, was ja auch prägend für Punkrock ist – ist „Don’t Belong“ (0:35 min). Kaum angespielt ist es schon zu Ende. Cooles Instrumental ist in „Diplomacy Is Dead“ zu finden, wo der Chorus auch ein geiler Schlachtruf ist. Hervorragend schnelles Gitarrenspiel zwischendurch und klingt mit einer Explosion aus. Der Titelsong „Burn The World“ hämmert direkt gut von Anfang an rein. Auch der Chorus ist wieder cool zum Mitbrüllen geeignet. Bei „I Won’t Play Along“ ist wieder mehr Melodie mit ins Lied gebracht. In „Breakout“ ein cooles Zwischenspiel, das mich an einen bekannteren Punksong erinnert. „I Don’t Want It“ – was man alles so nicht will… Dieser Song ist schon ein ganz gutes Statement. Mal was anderes als nur mit Mit-dem-Fuss-aufstampfen. Mit „Left You Behind“ ist ein echter Pogo-Song geboren. Der typische Rhythmus zum Pogen. Der Chorus zum Mitsingen, was sich nach und nach in Brüllen steigert.

Ich würde sagen, die Scheibe ist für Punk-Liebhaber gemacht. Versetzt in die 70er und 80er Jahre zurück – Punk is not dead!

.Anspieltipps: : “All Talked Out”, “Bullet”, “Burn The World”, Left You Behind”

Fazit :  Kaufempfehlung für alle, die Punk mögen, die sich ein Anti-Aggressions-Training ersparen wollen und alle, die Musik nicht bitterernst nehmen.

WERTUNG: 

Trackliste

1.    Curva 2:38
2.    Who’s the enemy 1:05
3.    All talked out 1:13
4.    Die like a dog 2:17
5.    Morality Match 1:41
6.    Bullet 1:40
7.    Don’t belong 0:35
8.    Diplomacy Is Dead 3:25
9.    Burn The World 2:00
10.    Eye For An Eye 1:30
11.    I Won’t Play Along 1:40
12.    Breakout 2:54
13.    Extraordrinary Rendition 1:32
14.    I Don’t Want It 1:20
15.    Off The Hook 1:07
16.    Left You Behind 2:54

Sandra

FREE FALL – Power And Volume

Band: Free Fall
Album: Power And Volume
Spielzeit: 45:55 min
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 22.02.2013
Homepage: www.facebook.com/freefallpowerandvolume

Retro-Rock, wohin man schaut. Da knarrzt, wummert und scheppert es an allen Ecken, idealerweise im authentisch, rumpeligen Soundgewand (kein spürbarer Bass, Drums aus der Ecke hinten links, furztrockene Gitarren – gerne auch verstimmt). Dass die Bands, denen man dabei nacheifert, damals mit allen Mitteln versuchten das bestmögliche Sound-Ergebnis aus den limitierten Standards zu holen und sich nach den heutigen technischen Möglichkeiten die Finger geleckt hätten, wird dabei gerne übersehen. Die vierköpfige Combo FREE FALL aus Schweden (ach was?) mischen auf Ihrem Debüt typisch riffgeprägten Hardrock der 70er und 80er (von Montrose über Van Halen bis Badlands), mit Classic-Rock Elementen der Led Zeppelin Ära und dezentem Hippie-Flair und setzen sich damit ein Stück weit von ähnlich gelagerten Landsleuten wie Graveyard, Horisont, etc. ab.

In der klassischen Besetzung (Gitarre, Bass, Drums, Gesang) hobelt sich die Band durch eine Handvoll Classic Rocker mit starkem Heavy-Anstrich wobei immer wieder die Schwere und Coolness von Led Zeppelin durchschimmern. Interessant wird die Scheibe eigentlich immer dann, wenn man den üblichen Jam-Rock Pfad etwas verlässt und auf eigenständige Ideen setzt, wie z.B. in dem lässig hypnotischen „Attila“ (das mich streckenweise gar an Selig zu „Hier“ Zeiten erinnert, wenn auch etwas wilder und ungezügelter). Besonders Sänger Kim Fransson gibt wirklich ALLES und malträtiert seine eh schon mitleiderregenden Stimmbänder bis zum bitteren Ende. Musikalisch gibt’s nichts auszusetzen, die Drums schieben 1A, Gitarrist Mattias Bärjed (vormals bei der Band „The Soundtrack Of Our Lives“ aktiv) weiß definitiv wie rum er sein Instrument halten muss und glänzt mit fettem Sound und überbordender Spiellaune. Mit „Midnight Vulture“, „World Domination“ und „Power And Volume“ hat man auch ein paar richtig starke Tracks in der Hinterhand. So richtig haut mich die Scheibe aber nicht aus den Schuhen, dafür sind die Kompositionen einfach noch nicht zwingend genug und es setzt nach einer gewissen Dauer Monotonie ein. Das mag zum einen an der rudimentären Aufnahmeweise liegen, ein paar gestrafftere Arrangements würden aber auch nicht schaden. 

Wer auf die oben angesprochenen Bands steht, sollte auf jeden Fall ein Ohr riskieren – denn auch wenn noch einiges an Luft nach oben besteht, so macht das Debüt Album von FREE FALL schon jede Menge Laune!

WERTUNG:

Trackliste:

01. Power And Volume
02. Free Fall
03. Midnight Vulture
04. Top Of The World
05. Attila
06. World Domination
07. Love Bombing
08. Damnation
09. Meriola Blues
10. Meat

Mario

BLACKSHINE – Soul Confusion

Band: Blackshine
Album: Soul Confusion
Spielzeit: 47:31 min
Plattenfirma: k. A.
Veröffentlichung: 22.03.2013
Homepage: www.facebook.com/blackshinesweden
                
BLACKSHINE aus Schweden bringen hier ihr viertes Album, „Holy Sins“, auf den Markt. Die Stockholmer Kapelle besteht aus folgenden Musikern: Anders Strokirk (Gesang und Gitarre),  Albin Andersson (Gitarre), Martin Karlsson (Bass) und Fred Cardona (Schlagzeug). Stilistisch würden BLACKSHINE selbst ihr Album zwischen old-school Thrash und klassischem Heavy Metal ansiedeln. Sehen wir, was die Band, die 1988 bereits gegründet wurde und auch bereits heftig auf Tourneen war, zu bieten hat.

Ein witziges Cover: Schwarzer Hintergrund und der Papst – oder Ex-Papst – lässt einige Skelette als Marionettenfiguren herumhampeln. Sie alle scheinen sich in der sogenannten Hölle – oder einem ähnlich düsteren Ort – zu befinden.

Mit „Moriendo Renascor” ein nettes, aber meiner Meinung nach verzichtbares, Intro. „Solid Redemption“ ist schon interessanter für meine Ohren. Ordentliches Gewummse am Schlagzeug, das durch den Song durchhaut, die Gitarren schreddern, zwischendurch eine Art Triangel oder Glockengeläut und eben eine angenehme Thrash-Stimme. Auch der zweite Song – „Eternal Cold“ – klingt recht ähnlich. Steckt gut was hinter, aber nicht übertrieben düster. Angenehmer Sound. Längeres Drum-Intro, dann starten die Gitarren, bei „Holy Sins“. Klingt irgendwie recht melodisch. Geheimnisvolles Glockengeläut und anfangs gepresste Stimme bei „The Inferior“. Es rockt auch bei „Carnal Destionation“ ordentlich. Der Chorus ist realtiv eingängig und lässt sich gut merken. Ähnlich wie die Vorgänger-Stücke – thrashig, aber durchaus mit Melodie – ist „The Reaper“. Verklingt ein wenig abrupt zum Schluss. Bei dem letzten Song „Dead Blackened Hole“ übertreffen BLACKSHINE sich instrumental regelrecht selbst. Ein tolles Zwischenspiel. Gefällt mir gut.

Ein harmonisches Album, dessen Zusammenstellung mich durchaus überzeugt. Die Bandmitglieder passen gut zusammen. Ich könnte keinen speziell herausheben, aber es ist ein klares Zusammenspiel zwischen allen. 

Anspieltipps: “Eternal Cold”, “The Inferior”, “The Reaper”, “Dead Blackened Hole”

Fazit :  Eine nette Scheibe, die gut und gern laufen kann, keinen stört. Vielleicht nicht DER Wurf, aber nett anzuhören auf jeden Fall. 

WERTUNG:

Trackliste:

1.  Moriendo Renascor 1:52
2. Solid Redemption 4:21
3. Soul Confusion 4:32
4. Eternal Cold 4:12
5. Holy Sins 4:58
6. Bloodred Silence 4:23
7. The Inferior 4:40
8. Carnal Destination 3:23
9. The Reaper 3:29
10. Life In Sin 5:40
11. Dead Blackened Hole 6:01

Sandra

JOLLY – The Audio Guide To Happiness (Part II)

Band : Jolly
Album : The Audio Guide To Happiness (Part II)
Plattenfirma : INSIDE/OUT
Veröffentlichung : 01.03.2013
Homepage : www.jollyband.com

Vor ziemlich exakt 2 Jahren veröffentlichten die New Yorker JOLLY den ersten Teil Ihres Konzept-Werkes „The Audio Guide To Happiness (Part I)“ und konnten, berechtigterweise, eine Menge guter Kritiken einfahren (selbst die ehemalige Dream Theater Krake Mike Portnoy outete sich als Fan der Band und engagierte sie als Opener für ein Flying Colors Heimspiel in NYC). Als der Nachfolger im Oktober 2012 dann so gut wie eingetütet war, zerlegte Hurricane Katrina nicht nur das Haus von Drummer Louis, sondern auch noch gleich große Teile des dort im Probe- und Aufnahmeraum eingelagerten Band-Equipments. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist das dritte Album in der Bandgeschichte nun endlich da und nach dem ersten Durchlauf des passenderweise „The Audio Guide To Happiness (Part II)“ betitelten Albums, war ich erst mal völlig geplättet von der schieren Menge an Informationen, Stimmungen und Sounds.

Die Scheibe setzt nahtlos dort an, wo „The Audio Guide To Happiness (Part I)” aufgehört hatte: die musikalische Anleitung zum Glücklichsein geht in die 3. und 4. Runde, welche jeweils von einem mit relaxten Chill-Sounds unterlegten Spoken Track eingeleitet wird. Wie auch schon beim Vorgänger, bzw. ersten Teil, hat sich die Band mit einem Uni-Professor und seinem Team zusammengetan um die perfekte Symbiose aus Kompositionen, Interpretation und der Verwendung von Binauralen Tönen (welche beim Hörer Glücksgefühle hervorrufen sollen) umzusetzen. Da letzteres auch vom Label als „Höhepunkt der Anmaßung“ beschrieben wird, lassen wir diesen Aspekt des Albums vorerst mal beiseite und widmen uns der Musik. Und die hat es in sich! Bereits der erste Track „Firewell“ knallt dem Hörer derart vehement unbändige Energie und stahlharte Riffs um die Ohren, dass einem die Puste wegbleibt. JOLLY haben es über die Jahre geschafft einen eigenen Klangkosmos zu schaffen, in dem ganz selbstverständlich Fear Factory artiges Stakkato-Riffing (wie z.B. in dem fantastischen „Dust Nation Bleak“) neben poppigen Arrangements der Marke Seal bestehen kann („Aqualand And The 7 Suns“). Die Musik ist Prog, Modern Metal, Pop und Ambient in einem und in jeder Disziplin brilliert die Band um den charismatischen Sänger und Gitarristen Anadale. Auch diesmal erschließen sich die Hits nicht auf die Schnelle, sondern wollen erarbeitet werden. Hat man sich aber erst mal auf das Abenteuer eingelassen, so lassen die Hooklines einen nicht mehr los. Während die erste Hälfte noch von der Reibung zwischen heftigen Metal-Ausbrüchen und entspannten Ruhepausen lebt, geht’s es ab „Guidance Four“ dann mit Songs wie dem flockigen „Lucky“  oder dem Koloss „The Grand Utopia“ um einiges ruhiger zu.  Und immer wieder bleibt die Kinnlade aufgrund der unfassbaren Musikalität aller Beteiligten auf dem Boden kleben.

Funktioniert das Binaurale Prinzip, bzw. macht mich die Platte tatsächlich glücklich? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung und es ist mir auch egal ob der Hokuspokus mich unterbewusst beeinflusst oder nicht. Ich vermute mal nein. Aber das Album reizt mich wieder und wieder etwas Neues in den ungeahnten Tiefen der Produktion zu entdecken. Die musikalischen Achterbahnfahrten kommen unter dem Kopfhörer natürlich am besten zur Geltung. Natürlich ist das Geschwurbel um den betriebenen Aufwand ein nettes Marketing Gimmick aber ich hoffe dieser überflüssige Hype wird der Band nicht zum Verhängnis. Das Album ist nämlich allererste Sahne und verdient größere Aufmerksamkeit. Schon jetzt ein Prog-Highlight des noch jungen Jahres.

WERTUNG:  

Trackliste:

01. Guidance Three
02. Firewell
03. You Against The World
04. Aqualand And The 7 Suns
05. Dust Nation Bleak
06. Golden Divide
07. Guidance Four
08. Lucky
09. While We Slept In Burning Shades
10. Despite The Shell
11. As Heard On Tape
12. The Grand Utopia

Mario

THE BIG TEUTONIC FOUR – EP

Band: The Big Teutonic Four
Album: EP
Spielzeit: 15 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 15.02.2013
Homepage:  www.kreator-terrorzone.de
                   www.destruction.de
                   www.tankard.info
                   www.sodomized.info

Was ist das denn für ein seltsamer 10“ Mini-LP-Furz mit dem grossspurigen Namen „The Big Teutonic Four“? Das ist doch gar keine Band? Das ist vielmehr das Quartett der vier deutschen Thrash-Metal-Urgesteine KREATOR, TANKARD, DESTRUCTION UND SODOM – quasi die kleinen Geschwister der Big Four des Thrash Metal ANTHRAX, MEGADETH, METALLICA und SLAYER.
Und was soll die Tracklist mit “The Prisoner“ und „The Number Of The Beast“ von IRON MAIDEN sowie „Ace Of Spades“ und „The Hammer“ von MOTÖRHEAD.

Wenn Mann genau hinschaut und liest, merkt Mann sofort, was es da auf sich hat. Der vorliegende Silberling ist ein Tribut der vier deutschen Bands an die beiden Grossen der Metalszene.

KREATOR haben sich „The Number Of The Beast“ angenommen und ihre eigene Interpretation eingespielt. Und was ist daraus geworden? Welchen kreativen Spielraum haben sie sich gelassen? Zu wenig für meine Erwartungen. Ich habe mir sowas ganz schräges erhofft, vielleicht eine Ballade oder so? Aber für meine Erwartungen können die Jungs nichts.
Aber der Titelsong des gleichnamigen Albums von 1982 ist gelungen! KREATOR transportieren einen dreissigjährigen Klassiker in die heutige Zeit und passen ihn den modernen Möglichkeiten an. Das bedeutet fetteren, kompakten Sound, präzisere und schnellere Blastbeats und insgesamt ein technisch besseres Mastering. Was verloren geht? Der Charme der Musik der frühen Achtziger.

An den Kulthit der Kilmister-Truppe haben sich SODOM gewagt. „Ace Of Spades“ zu interpretieren ist in manchen Augen beinahe schon ein Sakrileg. Da ich MOTÖRHEAD schon länger kenne, brauche ich nicht jedesmal in Ehrfurcht zu erstarren, wenn die Herren ihre Songs wiedergeben. Und soll ich euch was sagen; die SODOM-Version toppt das Original. Tom Angelripper, seines Zeichens ebenfalls Bassist und Sänger, spielt sauberer, präziser und singt vor allem verständlicher.

Nach dreissig Jahren kann ich bestätigen; „Ace Of Spades“ hat einen TEXT!
Lemmy und Konsorten muss man zugute halten, dass sie den Song geschrieben und mit ihrem Rock’n’Roll Musikgeschichte geschrieben haben. Dass Lemmy weder ein guter Bassist noch Sänger ist spielt dabei keine grosse Rolle. Aber eben, SODOM haben einen guten Job gemacht.

DESTRUCTION krallten sich den Hammer! Die 1980er-Nummer der MOTÖRHEADER war bestimmt die grösste Herausforderung der vier vorliegenden Songs, hatte der Track doch schon damals eine erstaunliche Präzision – und man verstand beinahe jedes Wort von Lemmy Kilmister. DESTRUCTION zeigen Mut, sich diesen Song auszusuchen, und sie meistern ihre Aufgabe ebenfalls gut.

Und was stellen TANKARD mit „The Prisoner“ an? Das Original kam schon 1982 mit viel Wumms und hohem Tempo, der charakteristische Gesang von Bruce Dickinson, der ja heute wieder am Mikrofon steht, machten den Song zu einem der grössten Hits der MAIDEN-Gang. TANKARD haben diese Nummer ebenfalls ins zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts übergeführt und entsprechend eingespielt. Das technische Niveau ist höher, die musikalische Umsetzung entspricht den heutigen Hörgewohnheiten und es ist ein schöner Tribut an die Thrash-Urväter.

Was bei allen Songs passt ist die kompaktere, dichtere Musik, die uns hier begegnet. 2013 ist nicht 1980, die Studios haben sich verändert, die Mikrofone und Verstärker sind auch nicht mehr dieselben. Den charakteristischen Sound haben sich MOTÖRHEAD und IRON MAIDEN aber erarbeitet und den Kultstatus der Originale kann auch die modernste Technik nicht toppen.

Was die BIG TEUTONIC FOUR aber geleistet haben – die Bands sind immerhin auch seit dreissig Jahren im Geschäft – sind Umsetzungen der Songs, welche den Respekt vor den grossen Vorbildern zeigen, ohne dass man deswegen seine eigenen Fähigkeiten versteckt.
Die Mini-LP ist durchaus für einige unterhaltsame Stunden gut, man muss sie dafür halt einfach viele Male spielen…

WERTUNG: 

Trackliste:

Side A:
Kreator – The Number Of The Beast (IRON MAIDEN)
Sodom – Ace Of Spades (MOTÖRHEAD)

Side B:
Destruction – The Hammer (MOTÖRHEAD)
Tankard – The Prisoner (IRON MAIDEN

Line-Up:
KREATOR
TANKARD
DESTRUCTION
SODOM

Danny

HARDCORE SUPERSTAR – C´Mon Take On Me

Band: Hardcore Superstar
Album: C´Mon Take On me
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 01.03.2013
Homepage: www.hardcoresuperstar.com

Heute sehe ich das erste Mal seit gefühlten Monaten die Sonne wieder. Dieses Grau-in-grau der letzten Wochen geht echt aufs Gemüt. Und passend dazu läuft im Hintergrund die neue Scheiblette der schwedischen Straßenköter HARDCORE SUPERSTAR, die mit „C´Mon Take On Me“ ihr mittlerweile neuntes Album auftischen. Wie machen das die Skandinavier nur, die einen irre langen und vor allem dunklen Winter ertragen müssen? Ganz klar, sie machen Partymucke, so wie sie von den Jungs um Frontsau Jocke Berg auf genialen Alben wie dem 2005er sogenannten „schwarzen Album“ oder auf ihrem bis dato letzten Werk „Split Your Lip“ in Perfektion dargeboten wurde. Aber auch die Frühwerke „Bad Sneakers And A Pina Colada“ (2000) oder „Thank You (For Letting Us Be Ourselves)“ (2001) sind nach wie vor nicht zu verachten und für Freunde der etwas härteren Gangart haben die Jungs ja auch z.b. noch „Beg For It“ im Programm. Der Metalanteil ist mit dem Verlauf der Karriere immer mehr geworden und hat erst bei „Split Your Lip“ etwas Halt gemacht und somit mehr Platz für Melodien gelassen – für mich das bis dato beste Album der Schweden.

Die Erwartungshaltung war enorm groß und der erste Höreindruck der Vorab-Single „One More Minute“ etwas zwiegespalten. Mittlerweile muss ich aber gestehen, dass sich der Song enorm gesteigert hat und zu den Highlights des kompletten Albums zählt – so viel sei schon mal verraten. Aber zuerst muss sich der Hörer erstmal durch das Intro „Cutting The Slack“ kämpfen, das wie eine Mischung aus Zirkusmusik und Bud Spencer Soundtrack daherkommt. Irgendwie mystisch zwar, aber so gar nicht passend, wenn man kurz darauf den Titeltrack im Gehör hat. Der ist genau aus dem Holz geschnitzt, aus dem alle bisherigen Hits der Band waren. Melodie, Power und die nötige Härte gepaart mit Jocke´s einzigartigem Gesang. Der Song knüpft nahtlos an das Vorgängeralbum an. Gleich darauf das schon angesprochene „One More Minute“, das nach kurzer Eingewöhnungsphase gehörig einschlägt. Nach dem mechanisch gesprochenen Intro mausert sich das Stück zu einem Ohrwurm erster Güte. „Above The Law“ will da so gar nicht ins Konzept passen, denn der etwas punkig angehauchte Song erinnert ziemlich an die Hochzeiten der Glam-Ära der 80ger gemischt mit dem Bubblegum Sound von THE SWEET. Einfach gestrickt aber höchst effektiv – zumindest für meine Ohren. Der Song könnte ein ganz großer Live-Abräumer werden.

Ein paar Fragezeichen werfen sich dann schon beim unnötig harten „Are You Gonna Cry Now“ auf, das eher auf „Beg For It“ gepasst hat. „Stranger Of Time“ wiederum ist die Hommage an GUNS´N ROSES, bei dem Sänger Jocke Berg mal so eben den Axl rausholt. Eine lässige Akustiknummer mit Seele aber nicht unbedingt mit Wiedererkennungswert. Der Zweiteiler „Won´t Take The Blame“ holt aber die Kohlen noch einmal aus dem Feuer. So wollen wir HCSS hören. Auch „Dead Man´s Shoes“ gefällt während „Because Of You“ eher dahinplätschert. Das wiederum sehr straighte „Too Much Business“ ist 80ger Sleaze in Reinkultur. Manche sehen es vielleicht anders, aber mir gefällt die Nummer. Den Abschluss macht die Ballade „Long Time No See“ die anders als das Pendant „Run To Your Mama“ vom letzten Longplayer auch als Ballade konipiert wurde. Auch hier kommen die 80ger Wurzeln der Band zum Tragen.

Auf Nummer sicher sind HARDCORE SUPERSTAR mit diesem Album ganz klar nicht gegangen und fehlende Abwechslung kann man den Schweden absolut nicht vorwerfen. Aber „C´Mon Take On Me“ klngt nicht wie aus einem Guß sondern eher nach einer Kopplung von Songs aus unterschiedlichsten Entstehungsphasen. Ist es jetzt die eigene Ideenlosigkeit oder doch eher das Streben nach einem Ausbruch aus dem eigenen Korsett, was HCSS dazu bewegt hat, so viele komplett verschiedene Einflüsse auf dem neuen Album einzuflechten? Egal, mindestens 80% des Silberlings rocken wie die Hölle bzw. sind richtig gute Songs, die mit Sicherheit auch auf der Bühne gut funktionieren.

„C´Mon Take On Me“ ist trotz seiner etwas orientierungslosen Ausrichtung mit kommenden Hits gespickt und kann bei einem Fan der ersten Stunde (das muss ich hier öffentlich machen) einiges an Verzückung auslösen – auch wenn diese Rezension jetzt vielleicht für einige nicht mehr so objektiv rüberkommt. Aber sind wir nicht irgendwo alle Fans von irgendwas? In diesem Sinne…

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Cutting The Slack
2.C´Mon Take On Me
3.One More Minute
4.Above The Law
5.Are You Gonna Cry Now
6.Stranger Of Time
7.Won´t Take The Blame (Pt.1)
8.Won´t Take The Blame (Pt.2)
9.Dead Man´s Shoes
10.Because Of You
11.Too Much Business
12.Long Time No See

Stefan