WILD FRONTIER – Alive 25

Band: Wild Frontier
Album: Alive 25
Spielzeit: 75:13 min.
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Prime Entertainment
Veröffentlichung: 17.10.2015
Homepage: www.wildfrontier.de

Immer wieder bekommen wir ganz unverhohlen den Spiegel der Zeit vorgehalten – ob wir wollen oder nicht. Die Haare werden kürzer oder weniger (oder beides) und die Jahre ziehen im Flug vorbei je älter man wird. Die Science Ficition Streifen unserer Jugend spielen im Hier und Jetzt und eine eine zeitlebens unterbewertete Kapelle aus Deutschland feiert ihr 25-jährigen Bestehen. Zu unserer aller Verwunderung hat sich auch die letzte Verschörungstheorie, das Ende des Majakalenders im Jahr 2012 und der damit prophezeite Weltuntergang nicht bewahrheitet und so dürfen wir 2015 ein viertel Jahrhundert WILD FRONTIER feiern. Gegründet also in den Hochzeiten melodischen Hardrocks und mit dem wohl besten zeitlichen Ausgangspunkt hat es dennoch nie zum großen Ruhm gereicht. Apropos 2012: so hieß das bis dato letzte von fünf Studioalben (Rezi HIER) der Kasseler Hardrocker. Natürlich wechselte in all den Jahren auch die Besetzung das ein oder andere Mal, aber das Gründungsduo Jens Walkenhorst (vocals, guitars) und Mario Erdmann (bass) bildet auch nach 25 Jahren das Grundgerüst der Band. Zum aktuellen Line-Up zählen desweiteren noch Thomas Ellenberger (keyboards) sowie die Brüder Sascha (guitars) und Nico Fahrenbach (drums).

Das anstehende Jubiläum muss natürlich gebührend gefeiert werden, deshalb haben die Hessen bereits im März ein spezielles Konzert gegeben, das nun sowohl als klassische Live-CD und als audiovisuelle Version – sprich DVD – in das „Alive 25“ betitelte Package gelegt wurde. Zu hören bzw. zu sehen sind 16 Live-Songs, die das komplette Spektrum abdecken. Von frühen Hits wie „Thousand Miles Away“, „The End Of The Road“ oder „I Can´t Believe“ über Gassenhauer wie „Alive“ oder „Shake Your Body“ bis hin zu aktuellem Material („To The End Of The World“, „It´s All Over Now“, „Why Don´t You Save Me“) ist alles vertreten, was Rang und Namen hat. Die Stimmung ist glänzend und die Band bestens aufgelegt. Was will man also mehr?

„Alive 25“ ist ein wunderbarer Blick in den Rückspiegel einer Karriere, die auch anders hätte verlaufen können. Leider wurde WILD FRONTIER nie die Aufmerksamkeit zu Teil, die die sympathischen Jungs verdient gehabt hätten. Aber das Business ist ein Haifischbecken und WILD FRONTIER nicht die einzige Combo, die es trotz erstklassiger Voraussetzungen nie so richtig geschafft hat. So bleibt mir nur ein ganz persönlicher Gruß an die Jungs und ein rockiges „Happy Birthday“ zu wünschen!

WERTUNG: ohne Wertung

Trackliste:

1. Anything You Want
2. Bad Town´s Side
3. Alive
4. To The End Of The World
5. Don´t Walkaway
6. Thousand Miles Away
7. One Heart One Soul
8. Shake Your Body
9. Wild Wind Blows
10. Too Late
11. Why Don´t You Save Me
12. I Can´t Believe
13. The End Of The Road
14. It´s All Over Now
15. Surrounded
16. We Will Be One

Stefan

RADIO EXILE – Radio Exile

Band: Radio Exile
Album: Radio Exile
Spielzeit: 49:48 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 23.10.2015
Homepage: www.radioexile.net

Er hat eine Stimme, die sofort erkennbar ist. Die Rede ist von Chandler Mogel. Ob das nun Fluch oder Segen ist? 50/50 vielleicht – auf der einen Seite ist der Wiedererkennungswert seiner Arbeit hoch, andererseits fällt es natürlich gleich auf, wenn er ein neues Projekt startet und so mancher denkt sich: schon wieder was Neues? Natürlich ist es in der heutigen Zeit für die Künstler schwer, sich nur mit einer Band über Wasser zu halten und damit beschließen wir diesen kurzen Exkurs auch gleich wieder. Fakt ist aber, dass der junge Amerikaner in seiner Karriere schon auf einigen Platten agierte. 26 zähle ich auf seiner Webseite. „Radio Exile“ ist also Nummer 27. Aber ist RADIO EXILE „nur“ ein weiteres Projekt oder eine richtige Band? Auch diese Diskussion ist eher müßig, denn im Grunde zählt die Qualität der Songs. Und da heutzutage sowieso fast niemand mehr den Allerwertesten von der Couch hochbekommt, wenn eine (unbekannte) Band in die Stadt kommt, kann ich den Frust durchaus verstehen und die daraus resultierende Unlust, für viel Geld durch die Lande zu tingeln und dann vor 10 Nasen zu spielen.

Das hat niemand verdient, schon gar nicht Künstler, die schon mit PAUL MC CARTNEY, BILLY IDOL, JOHN WAITE oder BOB DYLAN auf der Bühne oder im Studio standen. Neben Chandler Mogel am Mikrofon besteht RADIO EXILE aus Charlie Calv an den Keyboards, Jimmy Leahey (Gitarre), Kienny Aaronson (Bass) und Dave Anthony (Schlagzeug). Alles erfahrene Studiomusiker, die an der Umsetzung dieses 10-Trackers natürlich überhaupt nichts aussetzen lassen.

Mit „High Road, High Price“ startet das Quintett mit technischem AOR, dem die prägnante Stimme von Chandler Mogel natürlich gleich seinen Stempel aufdrückt. Beim folgenden „Soulfire“ fallen sofort die tollen Background Vocals auf. Hier waren u.a. Jessie Wagner (u.a. KID ROCK), Joe Cerisano (TRANS SIBERIAN ORCHESTRA) und Amy Harnell am Werk, eine wirklich tolle Konstellation, die im gefühlvollen „A Cross On Stone“ einen Höhepunkt des Albums setzt. Das rockigere „No Pity On The Highway“ oder das fröhliche „Higher Than The Sun“ sollten ebenfalls Erwähnung finden.

Auf den ersten Blick ist „Radio Exile“ nur ein weiteres Debüt einer weiteren Band, die es vielleicht in einem Jahr schon nicht mehr gibt. Aber auch wenn RADIO EXILE eine kurzlebige Angelegenheit bleiben sollte, so ist dieses Debüt eine kurzweilige und musikalisch hochwertige dazu.

WERTUNG:


Trackliste:

1. High Road, High Price
2. Soulfire
3. No Pity On The Highway
4. Feels Like Home
5. Higher Than The Sun
6. Hang On
7. Starting Over
8. Down In A Hole
9. A Cross On Stone
10. Road To Exile

Stefan

LUCID DREAMS – Build and Destroy

Band: Lucid Dreams
Album: Build and Destroy
Spielzeit: 37:31 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 10.10.2015
Homepage: www.luciddreamsband.com

Mit dem Debütalbum konnten mich die Norweger von LUCID DREAMS 2013 nicht unbedingt begeistern. Aber jeder hat eine zweite Chance verdient und so kommt heute Album Nummer Zwo „Build and Destroy“ auf den Kritiktisch.
Viel Infos über das neue Album gibt es leider nicht von der Band, außer das man sich bei den acht neuen Songs auf das Songwriting und die Gestaltung besonders konzentriert hat.
Wenig Infos, bleibt uns mehr Platz für die Musik, die hoffentlich dieses Mal besser geraten ist als beim Debüt. Eröffnet wird das neue Werk durch „Wings of the Night“. Eine flotte Melodic Metalnummer die als Einstieg schon mal gut funktioniert. Kann man auf jeden Fall als Anspieltipp gelten lassen. Mit dem folgenden „Hellbound“ reißt man qualitativ dann zwar keine Bäume aus aber das anschließende „Fear no Evil“ ist wirklich wieder gut gelungen!
Dieses qualitative Auf und Ab verfolgt uns auch bei den nächste Tracks ziemlich. „Absence of Innocence“ kommt einfach nicht in die Gänge, der Titeltrack „Build and Destroy“ ist ganz ok und das flotte „High Heeled Devil“ gehört ebenfalls zur Marke ok aber nicht weltbewegend.
Ob die beiden letzten Tracks das Ruder noch rumreißen können und wir zumindestens noch einen Ohrwurm finden? Oh ja der letzte Track „Eye of the Storm“ ist endlich mal wieder ein richtiger guter geworden, so wie die ersten Songs.
Das schon angesprochene Ruder kann man damit aber leider nicht mehr rumreißen, dafür waren die Vorgängersongs einfach zu gewöhnlich.

Anspieltipps:

Hier sind die Toptracks mit “Wings of the Night”, “Fear no Evil” und “Eye of the Strom” recht schnell ausgemacht.

Fazit :

Ja schade von der Benotung her bleibt man leider auf dem gleichen Level stehen wie auch schon die Vorgängerscheibe. Die Songs sind zwar insgesamt besser, bewegen sich aber nach wie vor immer noch zu häufig im eher durchschnittlichen Bereich. Damit und mit der mageren Spielzeita kann man leider bei der heutigen Veröffentlichungsflut keinen richtigen Blumentopf mehr gewinnen!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Wings of the Night
02. Hellbound
03. Fear no Evil
04. Absence of Innocence
05. Build and Destroy
06. High Heeled Devil
07. Shanghai Cynaide
08. Eye of the Storm

Julian

SCAVANGER – Rise of the Scarab

Band: Scavanger
Album: Rise of the Scarab
Spielzeit: 67:05 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma:   7hard
Veröffentlichung: 16.10.2015
Homepage: www.scavanger.de

Das letzte Album der deutschen Metaller von SCAVANGER „Between the Devil and the Sea“ REZI war schon mal ganz ordentlich und stellte auch das Fullength Debüt der Rosenheimer da.
Nun ist man mit dem neuen Label 7hard im Rücken wieder zurück auf der Bildfläche und präsentiert uns das neue Album „Rise of the Scarab“ welches 12 neue Stücke enthält.
Darauf gibt es in guter, alter Tradition puren Heavy Metal zu hören der auch das ein oder andere Mal in die Rockschiene abrutscht. Ebenfalls sind hier zwei Gaststars am Mikro zu hören, Carsten „Lizard“ Schulz (Ex DOMAIN, EVIDENCE ONE) und Liz Gorgeous (DYING GORGEOUS LIES) sind hier die beiden Verstärkungen.
Um mehr Zeit für die Mucke zu haben, lassen wir dann jetzt die trockenen Infos mal hinter uns und wenden uns mit dem Albumopener „Soldier of Time“ dem ersten Track zu. Und die Nummer ist wirklich ein toller Opener, druckvoll, melodisch und eingängig pumpt man sich durch den Track und somit bleibt das Ganze direkt im Ohr hängen, so muss ein guter Einstieg sein!
Das etwas schleppende „Lost Inside“ im Anschluss kann das Niveau des Vorgängers dann nicht ganz halten, ganz anders tönt aber „Grandpa Death“ aus den Boxen! Hier ist man wieder in der Klasse des Opener angelangt und der Lizard gibt hier ebenfalls sein erstes Stell Dich Ein. Tolle Nummer!
Und erstmal geht es genauso mit der qualitativen Schlagzahl weiter, denn das langsame „Late Again“, das abwechslungsreiche „Reunion“ (mit tollen Einspieler von echten Zitaten aus der Mauerfallzeit) und das rockige „Boss Hoss“ sind ebenfalls von erster Güte und dürften jeden Fan der Spielart und der Band begeistern.
Beim anschließenden „Hold On“ kann man dann schön die Feuerzeuge herausholen, eine sehr emotionale Nummer, die ebenfalls äußerst gut gelungen ist.
Da haben es die weiteren Tracks dann doch schwer den qualitativen Anschluss ganz zu halten, richtig schlecht ist das folgende zwar nicht, aber es bleibt einfach nicht mehr ganz so viel hängen.
Einzig mit den beiden letzten Songs „Scotland Reunite“ und „The Rise of the Scarab“ kann man wieder vollends überzeugen.
Ein paar Durchhänger also im Mittelteil, aber zum Glück ist das Ende wieder äußerst gut gelungen!

Anspieltipps:

Hier stechen ganz klar “Soldier of Time”, “Grandpa Death”, “Late Again”, “Reunion” sowie “Scotland Reunite” heraus.

Fazit :

Eins ist mal klar, im Vergleich zum letzten Album konnten sich SCAVANGER auf den neuen Silberling nochmal steigern! Beim Gesang konnte man eine ordentliche Schippe drauflegen, der Gute hat wirklich ordentlich an Wiedererkennungswert gewonnen, die Songs sind größtenteils ganz ordentlich geworden und auch die Produktion kann sich absolut sehen lassen!
Ganz in die vorderen Notenplätze reicht es leider nicht ganz, dafür ist das Album vielleicht einen Tucken zu lang geworden, den ein oder anderen mittelmäßigeren Track weniger und wir wären von der Benotung her höher gesprungen.
Aber auch so ist das neue Album von SCAVANGER durchaus empfehlenswert!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Soldier of Time
02. Lost Inside
03. Grandpa Death
04. Late Again
05. Reunion
06. Boss Hoss
07. Hold On
08. Angua
09. Stalling
10. Chop & Change
11. Scotland Reunite
12. The Rise of the Scarab

Julian

CREATURE – Ride the Bullet

Band: Creature
Album: Ride the Bullet
Spielzeit: 56:34 min
Stilrichtung: Melodic Heavy Metal
Plattenfirma:  Karthago Records
Veröffentlichung: 18.09.2015
Homepage: www.creature.rocks

Die deutsche Melodic Metalband CREATURE sagte mir erstmal rein gar nichts! Was auch kein Wunder ist denn die Band war in den 80igern recht aktiv, veröffentlichte 2005 ihr letztes Album „Way to Paradise“ (ein Re-Release aus dem Jahre 1989) und verschwand dann von der Bildfläche. Nun exakt 10 Jahre später ist man wieder zurück und hat mit „Ride the Bullet“ ein neues Album im Gepäck!
Freunde von gepflegter 80iger Mucke sollten sich nun also gespannt zurücklehnen, hier könnte etwas für euch kommen.
Mit dem Openersong „Intro“ (wie passend : -) ) geht es los. Nichts weltbewegendes bekommen wir hier geboten, einfach eine düstere Einleitung.
Und mit dem ersten Takten des anschließenden „Nervous Breakdown“ wird schnell klar das der Promotext nicht gelogen hat, denn die 80iger tropfen hier aus allen Ritzen und Ecken. Als Opener ist die Nummer auf jeden Fall nicht schlecht, es gibt sanften weiblichen Backgroundgesang und das Ganze hat einen ordentlichen Chorus zum mitsingen.
In eine ähnliche Richtung, wenn auch in den Strophen langsamer geht das anschließende „Ride the Bullet“. Wobei der Chorus hier besser als ist beim Vorgänger und so die Nummer auf jeden Fall auch als Anspieltipp genannt werden kann.
Bei „Can’t you realize“ kommt irgendwie voll das WHITESNAKE Feeling rüber, auch so eine Nummer die sich sofort in die Gehörgänge brennt. „Don’t believe in Rumors“ kann danach noch überzeugen bevor dann so ein wenig die Schwächephase der Platte beginnt. Das bluesige „Deep down ’n‘ Dirty“ kann dies auch nicht verhindern genauso wenig wie das zweigeteilte „Bitch“.
Das es die Band aber durchaus drauf hat zeigen sie dann wieder im letzten Abschnitt wo wir mit „I can’t break out“ einen weiteren Ohrwurm zu verzeichnen haben, ansonsten bleiben die anderen Tracks hier aber auch wieder ziemlich blass!

Anspieltipps:

Viele Tracks werden einen hier geboten, die die leicht hervorstechen sind mit Sicherheit “Nervous Breakdown”, “Ride the Bullet”, “Can’t you realize” sowie “I can’t break out”.

Fazit :

Eins muss man CREATURE schon mal zu Gute halten, sie haben auf ihrem Comebackalbum schon mal eine ordentliche Anzahl von Songs aufgefahren. Leider sind nur die ersten davon so richtig packend und gerade der Mittelteil versinkt dann doch ziemlich im Mittelmaß. Dazu kommt noch das die Produktion nicht unbedingt besonders glänzt, wenig Druck, der Gesang ist sehr nach hinten gemischt, das geht in der heutigen Zeit eindeutig abesser.
Aber trotz allem ist das neue Lebenszeichen von CREATURE einfach eine solide Platte geworden die Fans der 80iger gefallen sollte.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Intro
02. Nervous Breakdown
03. Ride the Bullet
04. Can’t you realized
05. Don’t believe in Rumours
06. Deep Down’n Dirty
07. L.A
08. Heroes
09. Spit
10. Bitch Part I
11. Bitch Part II
13. I can’t break out
14. L.O.V.E
15.No Voice Rumors

Julian

JOEL HOEKSTRA´S 13 – Dying To Live

Band: JOEL HOEKSTRA´S 13
Album: Dying To Live
Spielzeit: 51:28 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 16.10.2015
Homepage: www.joelhoekstra.com

Ein bisschen ungelenk kommt er schon daher – der Projektname des aktuellen WHITESNAKE Axtschwingers JOEL HOEKSTRA. Aber mittlerweile hat der Name des Amerikaners einen wohligen Klang – hat er doch eine rasante Karriere hingelegt, seit er Anfang dieses Jahrtausends mit seiner ersten Soloplatte „Undefined“ in die Umlaufbahn krachte. Zwei weitere sollten folgen und Engagements von NIGHT RANGER, JEFF SCOTT SOTO oder dem TRANSSIBERIAN ORCHESTRA. Seit 2014 ersetzt er nun Doug Aldrich bei WHITESNAKE. Da bleibt natürlich immer etwas Zeit für eine Soloscheibe, ist das ehemalige Schlachtschiff des britischen Rock lange nicht mehr so aktiv wie früher.

Dass auf „Dying To Live“ dann auch eine große Riege an Kollegen ans Mikrofon tritt, mit denen Hoekstra in der Vergangenheit gearbeitet hat bzw. die beim gleichen Label ihre Heimat haben, dürfte klar sein. Neben den Hauptvokalisten Jeff Scott Soto und Russell Allen sind das Chloe Lowery (TRANS SIBERIAN ORCHESTRA) und Toby Hitchcock (PRIDE OF LIONS, Background Vocals). Aber auch die Liste der Musikanten lässt aufhorchen: Vinny Appice (BLACK SABBATH, drums), Tony Franklin (BLUE MURDER, bass) sowie Gäste wie Derek Sherinian (DREAM THEATER, keyboards) oder Dave Eggar (COLDPLAY, cello) sind nur einige davon.

Darin unterscheidet sich „Dying To Live“ von den ersten drei Solostreichen des blonden Strahlemanns. Nicht nur, dass die elf Songs darauf purer Rock sind (auf seinen früheren Scheiben frönte er einem breiteren Spektrum), es ist auch der erste Silberling, der nicht instrumental ist.

„Dying To Live“ lebt dann auch von den abermals großartigen Gesangsdarbietungen zweier außergewöhnlicher Stimmen. Stilistisch setzt sich Joel Hoekstra irgendwo zwischen Melodic Rock und Hardrock mit leicht progressiver Färbung. Speziell der Opener „Say Goodbye To The Sun“ braucht eine gewisse Zeit, bis die Mollakkorde im Gehirn grünes Licht geben. Ein gewagter Einstieg. Weitaus gefälliger kommen Songs wie „Anymore“ (Russell Allen), „Never Say Never“ (JSS) oder „Until I Left You“ (JSS) daher.

Überrascht hat mich „Dying To Live“ schon ein wenig. Wäre da nicht der übliche Projektmief, der aus allen Ritzen dieser elf Songs kriecht, hätte diese Kollaboration sicher als Band Zukunft. Obwohl – derartige Künstler kannst Du wahrscheinlich mit einer Triangel in den Flur stellen und es kommt immer noch was Brauchbares heraus. Schöne Platte.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Say Goodbye To The Sun
2. Anymore
3. Until I Left You
4. Long For The Days
5. Scream
6. Never Say Never
7. Changes
8. The Only Way To Go
9. Dying To Live
10. Start Again
11. What We Believe

Stefan

IVANHOE – 7 Days

Band: Ivanhoe

Album: 7 Days
Spielzeit: 56:29 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 16.10.2015
Habe ich mich beim 2013er Album „Systematrix“ noch über die mangelnde Hookqualität und den gewöhnungsbedürftigen Gesang beschwert, so läuft die neue Scheibe der deutschen Prog Institution IVANHOE schon beim ersten Durchgang auffällig gut ins Ohr. Kurzer Blick auf den Promozettel und, tatsächlich, da agiert ein neuer Mann am Mikrofon. Alexander Koch heisst der Neue, ist manchem vielleicht auch schon von den Bands Spiral Tower oder Winters Bane bekannt und es ist zu einem guten Teil sein Verdienst, dass „7 Days“ im Vergleich zum sperrigen Vorgänger, deutlich angenehmer den Hörer umgarnt. Das heisst aber nicht, dass die Band nun die Kommerz-Schiene fährt, sondern lediglich dass der Gesang sich nun einfach besser in den Gesamtsound einbettet anstatt von ihm abzulenken. Neben Koch ist mit Schlagzeuger Rob Kudlek ein weiterer Neuzugang zu vermelden. Eine mal wieder an essentiellen Stellen runderneuerte Mannschaft, mit der Mastermind Giovanni Soulas (Bass) uns neues Prog Futter kredenzt.
Die Stimme und die Phrasierungen von Sänger Koch stehen klar in der Tradition vom Szene-Paten Geoff Tate – vieles in Songs wie z.B. dem tollen Titeltrack lassen unweigerlich an die kürzlich wieder erstarkten Götter aus Seattle denken. Und das ist auch ein wenig das Problem, denn auch wenn die Songs auf „7 Days“ homogener und überzeugender ausfallen als zuletzt, so ist trotz der durchaus als eigen zu bezeichnenden tief melancholischen Grundstimmung wirkliche Originalität Mangelware. Die Band hat technisch einiges auf der Pfanne, kann spannende Arrangements mit der ein oder anderen Widerhakenmelodie verknüpfen („Light Up The Darkness“, „Overrun“) und tut sich doch schwer den Hörer über die gesamte Dauer der Scheibe zu fesseln. Wer damit kein Problem hat, sollte sich die genannten Songs einmal zu Gemüte führen um herauszufinden ob es denn persönlichen Geschmack trifft.
Zeitgemäss produziert, gut geschrieben und mehr als ordentlich eingespeilt – IVANHOE machen auf „7 Days“ Vieles besser, bzw. konsequenter als auf dem durchwachsenen Vorgänger, müssen sich aber auch vorwerfen lassen im Gros der Konkurrenz aufgrund einer mangelnden Eigenständigkleit ein wenig auf verlorenem Posten zu stehen. Für Fans der Band ist das neue Album aber sicherlich ein erfreuliches neues Lebenzeichen und eine Anschaffung wert.
WERTUNG
Trackliste:
01. Alert (Instrumental)
02. Light Up The Darkness
03. No Sorrow
04. See The Truth
05. Overrun
06. Innocent
07. 7 Days
08. Dancing With A Ghost
09. The Great Admit
10. Last Warning
11. Left Behind
12. Whipping The Flies (Bonus)

 Mario

ZIERLER – ESC

 Band: Zierler

Album: ESC
Spielzeit: 72:28 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Vanity Music Group
Veröffentlichung: 16.10.2015
Ich muss zugeben, dass mir der dänische Keyboarder Finn ZIERLER bisher kein Begriff war, auch nicht seine Band Beyond Twilight auf deren 2001er Album „The Devil’s Hall of Fame“ immerhin kein geringerer als Jorn Lande die Stimmbãnder hat beben lassen. Nun legt der gute Herr ZIERLER also seine erste Scheibe unter eigenem Namen vor und hat hierfür eine interessante Band zusammengestellt: neben dem Schlagzeugwunder Bobby Jarzombek (u.a. Fates Warning und Halford) sind noch der Gitarrist Per Nilsson (Scar Symmetry, Kaipa), der Bassist Truls Haugen (Circus Maximus) sowie Sänger Kelly Sundown Carpenter (Firewind, Darkology) mit von der Partie. Lange Rede, kurzer Sinn – was bieten ZIERLER und Co auf Ihrem Debüt „ESC“?
Auch wenn man dem Album seine gut zweijährige „Produktionszeit“ anhört, so wirkt doch einiges gezwungen und verkrampft auf originell gebürstet. Und, ganz ehrlich, wenn man mit solch grossen Ansprüchen ins Rennen startet wie sie im Promozettel vom Bandleader selbst angekündigt werden („Kompositionen, Strukturen und Techniken zu präsentieren die vorher noch niemand gehört oder gesehen hat“), dann kann das nur in die Hose gehen. Entsprechend ernüchtend fällt das Album dann auch unterm Strich aus. Auf „ESC“ gibt es modernen Prog Metal, kompetent gespielt und produziert (aber auf welche aktuelle Prog Band trifft diese Aussage heutzutage nicht zu?), der oft und gerne mit orchestralen Elementen und den von Devin Townshend bekannten Pop-Allüren kokettiert. Allerdings hat der gute Herr Townshend auch zumeist eine handvoll bärenstarke Hooklines im Gepäck, die man bei ZIERLER, trotz so mancher gelungenen Melodie, leider viel zu oft mit der Lupe suchen muss. So bleibt von den Tracks viel zu Wenig Spannendes hängen und die Motivation sich das Album in vielen Durchgängen zu erarbeiten hält sich in Grenzen. Ich habe es versucht und an Songs wie „Darkness Delight“, „Evil Spirit“ oder „Rainheart“ durchaus Gefallen gefunden. Da sind geniale Momente vorhanden, die aber leider nie konsequent ins Ziel gebracht werden. Die Balance aus Hookline und Wahnsinn treffen Kollegen wie Between the Buried and me einfach viel kompromissloser und überzeugender. Nach Fertigstellung der Rezension ist das Album sofort in die Aservatenkammer zu all den anderen auch so originellen und doch so austauschbaren Prog Formationen der letzten Jahre gewandert.
Schade eigentlich. Im Endeffekt leidet das Material auf „ESC“ an der selben überambitionierten Melange aus zu viel Können und zu wenig externer Kontrolle. Besonders Sänger Kelly Sundown Carpenter kann so ziemlich alles singen und tut es leider auch mit einer leicht überzogenen Darbietung. Das, in Kombination mit wild wuchernden Kompositionen und einfach viel zu viel sinnfreien Geballer und Gefrickel, lässt unterm Strich nur eine Empfehlung für absolute Heavy Prog Metal Fans zu.
WERTUNG





Trackliste:
01. A New Beginning
02. Aggrezzor
03. Darkness Delight
04. Dark To The Bone
05. Evil Spirit
06. Married To The Cause
07. No Chorus
08. Rainheart
09. You Can’t Fix Me No More
10. Water
11. Whispers

Mario

STRYPER – Fallen

Band: Stryper
Album: Fallen
Spielzeit: 54:32 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 16.10.2015
Homepage: www.stryper.com

In den Achtzigern wurden sie von vielen als prüde Bibelwerfer belächelt. In der harten Welt des Rock schienen sie aufgrund ihrer christlichen Ausrichtung deplaziert. Und dennoch feierten sie große Erfolge, begründeten sogar eine ganze Musikrichtung mit und wurden ihr wohl bekanntester Vertreter. Heute redet kaum noch jemand von White Metal, von STRYPER sehr wohl.  Ganz weltlich verlief dagegen die Karriere der US-Amerikaner, die sich 1993 nach fünf Langspielern erst einmal trennten. Das 1990 erschienene „Against The Law“ war dann auch ganz anders angelegt als seine Vorgänger. Keine Spur mehr von der „Yellow And Black Attack“ und ihrer wespenartigen Uniform, die als ein Markenzeichen der Band galt.

Das Comeback von Michael (vocals, guitars) und Robert Sweet (drums) mit Oz Fox (guitars) sowie Timothy Gaines (bass) gestaltete sich zuweilen als schwierig. Zuerst für zwei Alben ohne Originalmitglied Gaines unterwegs war auch musikalische Ausrichtung nicht das, was sich die Fans erhofft hatten. Nachdem Gaines 2011 ab „The Covering“ wieder an Bord war, konnten STRYPER für ihr nächstes Studiowerk „No More Hell To Pay“ (Rezi HIER) wieder zu alter Stärke zurückfinden. Das aktuelle Album „The Fallen“ preisen die Herren als ihr härtestes an.

Davon ist im ersten Moment des Openers noch nichts zu spüren, denn der beginnt in bester Gospel-Manier, mausert sich aber nach einigen Durchgängen zu einem respektablen Einstieg, der durch sein typisches Riffing auch auf die Frühwerke der Amis gepasst hätte. Und mit dem folgenden Titeltrack haben STRYPER eine ihrer stärksten Kompositionen am Start. Aber auch Songs wie das mit ungewohnt dreckigen Riffs ausgestattete „Pride“ oder das balladeske und zudem aufwendig orchestrierte „All Over Again“ machen eine äußerst gute Figur. Mit „After Forever“ hat man auch eine Coverversion eingespielt – ausgerechnet von BLACK SABBATH, die so etwas wie die Erzfeinde sein dürften. Aber im Grunde ist „After Forever“ ein christlicher Song und passt somit perfekt ins Beuteschema.

Eines muss man STRYPER attestieren: sie haben mit Oz Fox einen wertvollen Gitarristen, der der Grundstein für den ureigenen Stil der Band ist. Die unverwechselbare Stimme von Michael Sweet ist der zweite wichtige Eckpunkt. Das macht auch aus „Fallen“ ein weiteres starkes Statement einer Band, die schon lange nicht mehr belächelt wird und die es geschafft hat, wieder zu alter Stärke und Strahlkraft zu finden. Außerdem gelingt es dem Quartett, alle wichtigen Elemente der Band einzuflechten und dennoch „neu“ zu klingen. „Fallen“ sollte bei jedem STRYPER-Fan im Regal stehen und ist sicher auch für Neuentdecker der Band geeignet.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Yahweh
2. Fallen
3. Pride
4. Big Screen Lies
5. Heaven
6. Love You Like I Do
7. All Over Again
8. After Forever
9. Till I Get What I Need
10. Let There Be Light
11. The Calling
12. King Of Kings

Stefan

VOODOO HILL – Waterfall

Band: Voodoo Hill
Album: Waterfall
Spielzeit: 57:07 min.
Stilrichtung: Melodic Rock, Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 16.10.2015
Homepage: www.dariomollo.com

Sie haben es wieder getan – elf Jahre nach der letzten Kollaboration haben sich Sangesgott Glenn Hughes (DEEP PURPLE, BLACK COUNTRY COMMUNION etc.) und der italienische Saitenhexer Dario Mollo (CAGE 1-3) erneut zusammengetan um mit „Waterfall“ ein neues Lebenszeichen unter dem Banner VOODOO HILL zu setzen. Hughes´ letztes Baby CALIFORNIA BREED (Rezi HIER) ging ja schon nach kurzer Zeit den Bach hinunter, obwohl die Scheibe richtig stark war. Doch zurück zu VOODOO HILL: diese konnten mit ihren beiden ersten Alben „Voodoo Hill“ (2000) und „Wild Seed Of Mother Earth“ (2004) bei den Genrefans durchaus punkten. Zu großer Bekanntheit hat es leider nicht gereicht, was sicher nicht an den Protagonisten selbst gelegen haben kann. Sowohl Hughes als auch Mollo sind Vollblutmusiker, Glenn Hughes ist mit einem außergewöhnlichen Organ gesegnet und gehört nicht umsonst zu den Großen.

„All That Remains“ steigt ziemlich AOR-lastig in das Album ein. Das ändert sich beim folgenden „The Well“ ziemlich schnell. Stampfend, hart und unaufgeregt zelebriert das Duo ein leicht progressiv angehauchtes Lied, das ohne Umschweife ein besondere Position im bisherigen Schaffen von VOODOO HILL einnimmt. Aber auch das ungewohnt lässig rockende „Rattle Snake Bone“ mit einer tollen Gesangsdarbietung von Mr. Hughes oder das epische „Underneath And Down Below“ setzen weitere Ausrufezeichen. Aber auch im weiteren Verlauf kann das Duo mit aufregenden Kompositionen wie „Waterfall“, „Karma Go“ oder „Evil Thing“ punkten.

Wer die alten Scheiben von VOODOO HILL kennt, muss hier zugreifen, wer dieses Projekt bisher nicht kannte, wird mit „Waterfall“ den perfekten Einstieg haben, denn dieser dritte Streich ist das bisher stärkste Lebenszeichen der Herren Hughes/Mollo.

WERTUNG:


Trackliste:

1. All That Remains
2. The Well
3. Rattle Snake Bone
4. Underneath And Down Below
5. Waterfall
6. Karma Go
7. Evil Thing
8. Eldorado
9. White Feather
10. Sunflower
11. Last Door

Stefan