„Pride“ (1987)
Für Album Numero Zwo schnappten sich Mike Tramp & Co. niemand geringeres als den damals furchtbar angesagten Knöpfchendreher/Produzenten Michael Wagener (Extreme, Skid Row, Dokken und viele andere) dem es gelang die Eigenheiten des Quartetts einzufangen und auf Konserve zu bannen: Gitarrist Vito Bratta, der schon auf dem Erstling sein unglaubliches Talent hatte durchscheinen lassen, legte noch einige Kohlen ins Feuer und spielte Soli die den so gerne ins Feld geführten „Song im Song“ Ansatz auf ein völlig neues Niveau hievten. Auch war sein Gitarrensound, im Gegensatz zu späteren Produktionen bei denen er bevorzugt State-Of-The-Art Equipment einsetzte, noch schön direkt, erdig und hölzern. Vito Bratta war für WHITE LION das, was Eddie für Van Halen war: der eindeutig identifizierbare Nährboden, ohne den die Band nur eine weitere drittklassige Rock-Kapelle geblieben wäre. So aber konnte Frontmann Mike Tramp seine oft auch sozialkritischen Texte und Ohrwurmmelodien frei entfalten. Dank desHits „Wait“ und natürlich vor allem der Feuerzeugballade „When The Children Cry“ ging die Platte durch die Decke und bescherte den Jungs einen recht kometenhaften Aufstieg.
„Pride“ gilt auch heute noch als das absolute Highlight in der WHITE LION Diskographie und das nicht nur weil es die größten Hits abwarf, sondern auch weil die Band nie wieder so roh, aggressiv und hungrig geklungen hat. Die recht flach und schmalbrüstig klingende Original-CD stinkt im direkten Vergleich zum Re-Release klanglich deutlich ab, was den (Neu)Kauf der Scheibe schon rechtfertigt. Wer nur Platz für eine einzige WHITE LION Platte im Schrank hat: dies ist die eine die man haben muss!
„Big Game“ (1989)
Als die Band zwei Jahre später wiederum mit Produzent Michael Wagener das Studio entterte um Ihren dritten Longplayer einzuspielen, hatten sich die Rahmenbedingungen deutlich verändert: dank des durchschlagenden Erfolgs des Vorgängers gehörten WHITE LION nun plötzlich zu den grossen Namen im Geschäft und die Erwartungshaltung von Seiten des Labels und der Fans war entsprechend gross. Dass die Band geradewegs von einer ausgedehnten Tour ans nächste Album ging schlug sich allerdinga auch merklich im Gesamtsound er Scheibe nieder. Vito Bratta’s Gitarrensound, nun durch Steinberg Gitarren und Kühlschrankgrosse Rack-Systeme gejagt klang merkwürdig poliert und synthetisch, auch wenn seine Soli in Songs wie der ersten, starken Single „Little Fighter“ auch weiterhin wie aus einer anderen Galaxie zu stammen scheinen. Mit dem Golden Earring Cover „Radar Love“ und den Singles „Cry for Freedom“ und „Goin‘ Home Tonight“ war zwar auch weiterhin bärenstarkes Material vertreten, aber den Überraschungserfold des Vorgängers konnten Tramp und Co. nicht wiederholen. Dennoch lief es beileibe nicht schlecht für die Band, die auf weiteren ausgedehnten Touren die Früchte ihres hart erarbeiteten Erfolgs ernteten un sich auf den nächsten Geniestreich vorbereiteten …
Qualitätsbewusste Hard-Rock Verkoster kommen an den beiden vorliegenden WHITE LION Re-Releases nicht vorbei, denn beide gehören in jeds gut sortierter 80er Regal. Mit Album No. 4 („Mane Attraction“) erschien 1991 noch eine weitere erstklassige Platte im Originallineup bevor Gitarrist Vito Bratta vom Musik-Business im allgemeinen und der Grunge-Welle im Besonderen genervt das Handtuch warf und die Gitarre an den Nagel hing (was für eine Schande!). „Pride“ und „Big Game“ sind nun dank gutem Remaster, einem gewohnt ausführlichen und unterhaltsamen Booklet nebst Liner-Notes und einer Handvoll guter Bonus Tracks neu erhältlich und machen rundherum Freude.
WERTUNG:
14. When the Children Cry (Live)
Mario