HOUSE OF LORDS – Indestructible

Band: House Of Lords
Album: Indestructible
Spielzeit: 51:19 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 05.06.2015
Homepage: www.jameschristianmusic.com

Es gibt Bands, bei denen der Fan das bekommt, was er erwartet. Der deutsche Blackmore-Verehrer AXEL RUDI PELL ist so ein Paradebeispiel. Kritiker sagen, dass er seit dem Beginn seiner Karriere 1989 immer wieder die gleiche Platte aufnimmt, die Fans scheinen das allerdings zu honorieren. Ähnlich verhält es sich bei den Amis HOUSE OF LORDS. Zumindest seit dem zweiten Frühling der Band und dem 2006er Album „World Upside Down“. Fiel das eigentliche Comeback 2004 mit „The Power And The Myth“ noch arg holprig aus, steht die Combo in veränderter Besetzung seitdem wieder voll im Saft und hat in den Folgejahren vier weitere wenn auch ähnlich gestrickte tolle Alben aus dem Hut gezaubert. „Indestructible“ soll nun daran anknüpfen. Übersetzt heißt das neue Werk „unverwüstlich“, dieses Prädikat kann man der Band um Frontmann James Christian mittlerweile getrost verleihen.

Seit geraumer Zeit gehen sowohl James Christian als auch seine Band – genauer gesagt Jimi Bell (guitars), Chris McCarvill (bass) und BJ Zampa (drums) – gelegentlich getrennte Wege. Hat Christian bereits drei Soloalben auf der Habenseite, zog seine Band unter dem Banner MAXX EXPLOSION erst kürzlich los, um mit ihrem zweiten Dreher „Dirty Angels“ für Furore zu sorgen. Dass diese Ausflüge außerhalb der Hauptband HOUSE OF LORDS aber keineswegs zu Spannungen führen, beweist „Indestructible“ auf eindrucksvolle Weise.

Das kraftvolle „Go To Hell“ ist ein geeignetes Beispiel hierfür. Nach seinem choralen Anfang rockt der Song gewohnt majestätisch. Auch der Titeltrack, das AOR-lastige „Call My Bluff“ oder das deftige „100mph“ sind sehr gute Anspieltipps. Die Amis machen das, was sie offensichtlich am Besten können – und das nun schon zum sechsten Male. Wem das nicht langweilig wird, für den ist auch „Indestructible“ eine feine Sache. Eine schwache Platte haben HOUSE OF LORDS (mit Ausnahme des verpatzten Comebacks „The Power And The Myth“) ja auch noch nicht veröffentlicht.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Go To Hell
2. Indestructible
3. Pillar Of Salt
4. 100mph
5. Call My Bluff
6. We Will Always Be One
7. Die To Tell
8. Another Dawn
9. Eye Of The Storm
10. Ain´t Suicidal
11. Stand And Deliver

Stefan

BEAUVOIR/FREE – American Trash

Band: Beauvoir/Free
Album: American Trash
Spielzeit: 41:49 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 05.06.2015
Homepage: www.frontiers.it

Es vergeht kein Monat ohne neues Projekt aus dem Hause Frontiers Records. Das gefühlt 1987533.ste dieser Art hat zwei Musiker zusammengeführt, die schon früher eng verbunden waren. Gemeinsam gründeten sie CROWN OF THORNS. Jetzt kreuzen sich ihre Wege erneut für ein gemeinsam Studioprojekt, das den Namen „American Trash“ trägt. Dass diese Platte nicht als neues Werk von CROWN OF THORNS deklariert wird, ist ganz nebenbei lobenswert. Denn seit dem zweiten richtigen Album „Breakthrough“ aus dem Jahr 1996 gehört Micki Free nicht mehr zum Line-Up. Folgerichtig ist die hier vorliegende Liedersammlung „nur“ ein gemeinsames Projekt. So richtig viel erinnert dann aber nicht an die ehemaligen Hopefuls des Melodic Rock. Und das, obwohl „American Trash“ für die beiden Protagonisten die logische Fortführung des Debüts darstellt.

Beinharte Fans werden das wohl anders sehen. Waren CROWN OF THORNS zwar immer schon etwas anders, stößt der ziemlich moderne Sound von „American Trash“ im ersten Augenblick etwas auf. Fakt ist aber auch, dass das Organ charismatischen Beauvoir tönt wie eh und je und er damit natürlich das wichtigste Erkennungsmerkmal von CROWN OF THORNS war bzw. ist. Klar ist aber auch, dass sich die Zeiten ändern und eine Band nicht an dem Punkt stehen bleibt, auch wenn sich das manche Fans wünschen würden.

Somit ist das etwas sperrige „Angels Cry“ mit seinen Keyboardteppichen und dem majestätischen Grundtenor eher etwas für die neue Scheibe von HOUSE OF LORDS. „Morning After“ ist da schon eher als Werk des stimmgewaltigen Irokesen zu erkennen. So richtig will die Stimmung aber nicht aufkommen. Das unfertig wirkende „Whiplash“ oder das rockige „Shotgun To The Heart“ zeigen zwar die Klasse des Duos und auch Balladen der Marke „Just Breathe“ sind schön anzuhören. Vom Hocker haut das bei aller Liebe aber nur wenige.

„American Trash“ mag zwar nicht ganz so schlecht sein wie sein Name vermuten lässt, an die Glanzzeiten der ehemaligen gemeinsamen Band CROWN OF THORNS kann die Scheibe aber bei Weitem nicht anknüpfen. Und angesichts der erdrückenden Konkurrenz ist dieses Projekt eher eine Randnotiz, was mir für die beiden wirklich herausragenden Musiker eigentlich sehr leid tut.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Angels Cry
2. Morning After
3. American Trash
4. Whiplash
5. Just Breathe
6. Shotgun To The Heart
7. Never Give Up
8. Cold Dark December
9. It´s Never Too Late
10. She´s A KO
11. There´s No Starting Over

Stefan

LUCIFER – Lucifer I

Band: Lucifer
Album: Lucifer I
Spielzeit: 43:50 min
Stilrichtung: Okkult Rock / Doom Metal
Plattenfirma: Rise Above Records
Veröffentlichung: 25.05.2015
Homepage: www.facebook.com/luciferofficial

2014 überzeugten THE OATH mit ihrem selbstbetitelten Debüt, kurz darauf wurde der Split verkündet. Doch Sängerin Johanna Sadonis hat schon kurze Zeit später neue Streiter um sich geschart und LUCIFER gegründet. Mit an Bord sind Gaz Jennings (DEATH PENALTY, ex-CATHEDRAL) an der Gitarre, Dino Gollnick (Bass) und Andy Prestridge von ANGEL WITCH am Schlagzeug. Vielversprechende Namen, bei denen die Ausrichtung auf der Hand liegt: okkulter Rock mit schwerer Doom Schlagseite, im Geiste von BLACK SABBATH und PENTAGRAM.

Natürlich gibt es in letzter Zeit viele Bands die sich dieser Sparte verschrieben haben und mit überzeugenden Frontfrauen ausgestattet sind, besonders AVATARIUM, JEX THOTH, MOUNT SALEM und BLOOD CEREMONY kommen mir da in den Sinn. Welche der Bands nun die Beste ist und welche eher verzichtbar liegt im Ohr des Zuhörers. Ich kann für mich sagen, dass ich die Stimme von Johanna wirklich stark finde, stets schwingt bei ihr eine leichte Traurigkeit mit, ihr Gesang ist intensiv, kraftvoll und hat einfach das gewisse Etwas. Die Songs erfinden musikalisch das Doom-Rad nicht neu, können aber über weitere Strecke überzeugen. Etwas schwächere Nummern wie „Izrael“ sind  durch rockige Ohrwürmer wie den Opener „Abracadbra“, die Doomwalze „Purple Pyramid“ oder das Monument „Sabbath“ an die Genre-Götter schlechthin leicht zu verschmerzen.

Das Album in seiner Gesamtheit überzeugt und schließt die von THE OATH hinterlassene Lücke problemlos, legt in meinen Augen sogar noch eine Schippe drauf. Wer auf 70er Jahre Okkult-Rock und traditionelle Doom Klänge steht sollte sich das Debüt von LUCIFER auf keinen Fall entgehen lassen!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Abracadbra
02. Purple Pyramid
03. Izrael
04. Sabbath
05. White Mountain
06. Morning Star
07. Total Eclipse
08. A Grave for Each One of Us

Chris

TEN – Isla De Muerta

Band: Ten
Album: Isla de Muerta
Spielzeit: 64:09 min
Stilrichtung: Melodic Hard Rock
Plattenfirma:  Rocktopia Records
Veröffentlichung: 20.05.2015
Homepage: www.tenofficial.com

Wie beim, vor gut 6 Monaten veröffentlichten letzten TEN Album „Albion“ angekündigt, kehrt man relativ zeitnah mit einem neuen Diskus zurück. Das gute Stück nennt sich „Isla de Muerta“ und in Verbindung mit dem Piratencover wähnt man sich hier schon in einem Konzeptalbum über die glorreichen Piratenjahre im 16. und 17. Jahrhundert. Aber weit gefehlt, man schwankt immer zwischen historischen Konzeptsongs und anderen Stücken hin und her und die Jungs rund um Mastermind Gary Hughes kreieren hier wieder ihren ganz eigenen Bandsound.
Nachdem „Albion“ durchaus begeistern konnte war ich gespannt wie das neue Werk denn so klingt. Der Opener „Dead Men tell no Tales“ beginnt mit einerm Intro welches das Piratenthema gut umsetzt. Man wähnt sich hier im einem Film ala Fluch der Karibik. Richtig musikalisch wird es dann erst ab Minute 2. Gary Hughes markante Stimme erklingt und es entwickelt sich ein Midtemposong ala TEN der  einen aufgrund des Chorus und der tollen Strophen direkt mitreißt. Ein toller Beginn.
Gänzlich ohne Piratenfeeling aber ähnlich gut kommt dann „Tell me what to do“ daher. Ein TEN Song wie ihn sich die Fans einfach wünschen. Nicht mehr aber auch nicht weniger!
Danach gibt es dann leider ein wenig Schmalspurkost zu verdauen, „Acquiesce“ geht zwar noch ganz gut ins Ohr, aber mit „This Love“ hat man dann den ersten Griff ins untere Qualitätsregal parat, da gab es wirklich schon bessere Ballade aus dem Haus TEN und auch „Intensify“ kommt nicht so richtig in die Gänge.
Einzig das dazwischen angesiedelte „The Dragon and Saint George“ hält hier die Qualitätsfahne hoch.
Und auch danach geht es immer wieder ein wenig auf und ab. Das epische „Karnak The Valley of the Kings“ kann noch gut gefallen, obwohl die Nummer wirklich ewig braucht um in Schwung zu kommen, bei „Revolution“ sind wir dann wieder im unteren Regal angelangt und „Angel of Darkness“ ist dann endlich wieder ein richtigen Anspieltipp geworden!
Die letzten beiden Nummern sind dann wieder so lala geraten, wobei „The Last Pretender“ im ersten Moment recht ordentlich klingt, bei jedem weiteren Durchlauf sich aber irgendwie ziemlich schnell abnutzt.

Anspieltipps:

Dieses Mal kann ich euch hier “Dead Men tell no Tales”, “Tell me what to do”, “The Dragon and Saint George” sowie “Angel of Darkness” nennen.

Fazit :

Schlussendlich schaffen es Gary Hughes und Co gerade noch mit einer siebener Bewertung über die Ziellinie. Das Vorgängeralbum “Albion” hatte dann insgesamt doch die stärkeren Nummern an Bord, wobei auch der aktuelle Diskus durchaus seine Stärken, gerade in der ersten Hälfte, hat. Das wollen wir hier natürlich nicht verschweigen!
Trotzdem bleibt schlussendlich ein wenig Enttäuschung, vielleicht war die kurze Veröffentlichungspause zwischen den Alben doch nicht so gut denn ein, zwei Songs hätten doch noch etwas Reife gebraucht.
TEN Fans können sich das Album aber trotzdem ohne groß zu überlegen in den Schrank stellen, die Bewertung sagt es ja schon, eine starke Leistung ist es so oder so!

WERTUNG: 


Trackliste:

01. Dead Men tell no Tales
02. Tell me what to do
03. Acquiesce
04. This Love
05. The Dragon and Saint George
06. Intensify
07. Karnka The Valley of the Kings
08. Revolution
09. Angel of Darkness
10. The Last Pretender
11. We can be as One

Julian

EDGE OF PARADISE – Immortal Waltz

Band: Edge of Paradise
Album: Immortal Waltz
Spielzeit: 40:41 min
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma:  Pure Rock Records
Veröffentlichung: 22.05.2015
Homepage: www.edgeofparadiseband.com

Unverhofft kommt oft dachte ich mir als ich auf einmal die Promo der Amerikaner von EDGE OF PARADISE sah. Denn die Truppe rund um die schöne und charismatische Frontfrau Margarita Monet hatte ich schon mit ihrer 2013er EP „Perfect Shade of Black“ und dem Debütalbum „Mask“ auf dem Plattensiziertisch.
Nun haben sich die Jungs und Mädels von Pure Rock Records die Band gekrallt und möchte ihnen den Weg nach Europa ebnen. Sicherlich nicht die schlechteste Partnerschaft!
Produziert hat das neue Album „Immortal Waltz“ übrigens Michael Wagener der Rock Fans bestens bekannt sein sollte. Apropos Rock, diesen spielt die Band auch, aber eher von der kräftigeren Sorte der auch gerne mal in das Heavy Genre abgleitet ohne dabei an Melodic einzubüßen. So, ab geht es zur Musik.
Mit dem schon von der EP bekannten „Perfect Shade of Black“ steigt man in die Scheibe ein. Und der Song hat nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Abwechslungsreich mit Tempo und Härtewechseln geht man hier durch die Nummer und die Gesangsleistung von Margarita ist wie gewohnt gut.
Apropos abwechslungreich, dies trifft auch auf die anschließenden „It’s my Showtime“ und dem Titeltrack „Immortal Waltz“ zu. Sehr ungewöhnliche, beim Titeltrack sogar teils sehr sperrige, musikalische Ausrichtung wobei hier die erstgenannte Nummer ganz klar als Sieger vom Platz geht. Der Titelsong ist mir dann doch eine Spur zu durchgeknallt : – ).
Das die Band auch die etwas ruhigeren Töne durchaus drauf hat, zeigt sie bei der anschließenden Powerballade „In a Dream“ sehr eindrucksvoll. Hier ist wieder die stimmgewaltige Fronterin positiv hervorzuheben, verwunderlich was aus diesem zarten Persönchen so alles herauskommt.
Der Gewinner des Mittelteils ist im Anschluss dann ganz klar „Rise for the Fallen“. Hier geht man ziemlich melodisch zu Werke und lässt die Experimente mal zur Seite was der Band gut steht. Die restlichen Tracks sind dann eher im qualitativen Mittelfeld anzusiedeln.
Und auch die beiden Abschlussnummer, das ruhigere „Goodbye“ und das BLACK SABBATH Cover „Children of the Sea“ können das Ruder nicht mehr herumreißen, so das festzuhalten bleibt das sich die stärksten Nummern auf dem zweiten Album von EDGE OF PARADISE dieses Mal im ersten Abschnitt befinden.

Anspieltipps:

“Perfect Shade of Black”, “It’s my Showtime”, “In a Dream” und “Rise for the Fallen”  sind hier zu nennen.

Fazit :

Wie ich ja schon in meinem Abschlusssatz erwähnte, befinde sich die stärksten Nummern von “Immortal Waltz” definitiv im ersten Abschnitt der Scheibe. Die Platte krankt ein wenig daran das man zu viel versucht zu experimentieren und die Struktur der Songs dadurch ein wenig aus den Augen verliert. Gesanglich ist hier alles in bester Ordnung und auch die Anspieltipps zeigen ja das es die Band durchaus drauf hat!
Aber insgesamt war das Debütalbum besser, daran ändern dann leider auch einige Durchläufe nichts. Sorry!

WERTUNG: 


Trackliste:

01. Perfect Shade of Black
02. It’s my Showtime
03. Immortal Waltz
04. In a Dream
05. Rise for the Fallen
06. Ghost
07. Break away
08. Goodbye
09. Children of the Sea

Julian

LEPROUS – The Congregation

Band: Leprous
Album: The Congregation
Spielzeit: 66:08 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 25.05.2015
Homepage:  www.leprous.net

Es gibt Bands die sich damit begnügen in einem bereits etablierten, fest eingekreisten Stil ihre Runden zu drehen und Bekanntem im Idealfall noch die ein oder andere eigenen Duftnote zu spendieren. Und dann gibt es noch die seltene Art von Bands, die sich einen Dreck um Regeln, Erwartungen oder gar Vorgaben kümmern. Bands, die zwar durchaus Bekanntes und Bewährtes verarbeiten, aber daraus ihr ganz eigenes Ding drehen. Die Norweger Progger LEPROUS gehören eindeutig zu letzterer Gruppe und haben sich spätestens mit Ihrer 2013er Wunderscheibe „Coal“ ihre ganze eigene Nische gezimmert. Der auf dem Vorgänger eingeschlagene Weg wird auf der neuen Scheibe „The Congregation“ nun konsequent fortgesetzt – will sagen, die Band hat Ihre Stoßrichtung nicht nochmals gänzlich neu sortiert, sondern dem Erfolgsrezept die in oder andere nötige Feinjustierung verpasst. Auch weiterhin walzt sich die Band stoisch in einem wahnwitzigen Spagat aus Meshugga, Billy Talent und Depeche Mode durch die dunkleren Ecken des Prog Universums. Und weil schon bei „Coal“ der Sound wie Arsch auf Eimer gepasst hat, durfte auch diesmal wieder Jens Bogren die Bandtypischen Riff- und Rhythmusorgien in das maßgeschneiderte Klangkorsett gießen.

Schon der Einstieg in den Opener „The Price“ zaubert ein seliges Lächeln um die Mundwinkel und lässt die Nackenmuskulatur (und/oder den Fuß) unweigerlich mitwippen. LEPROUS zelebrieren auch diesmal wieder modernen Prog-Metal ohne eine einzige solistische Note, dafür aber mit unfassbar passgenauen, hochkomplexen und fantasievollen Riffmonstern, einem vor Spielfreude berstenden Drumming und einem Fronter, der nicht nur das gesamte Material geschrieben und die Keyboards eingespielt hat, sondern der sich vor allem durch intelligente, gehaltvolle Texte und Melodien zum Niederknien hervortut. Ein erstes Beispiel für eine solche unwiderstehliche Hookline ist dann in dem epischen„Third Law“ verpackt. In „Rewind“ packen LEPROUS einfach alles was die Band ausmacht (und das ist eine Menge), klingen dennoch völlig entspannt und enden mit einem alles niederwalzenden Rhythmusgewitter. Und so genial geht es über die gesamte Spieldauer weiter – von dem mit einer dunklen Depeche Mode Athmosphäre duchsetzten „The Flood“, über das introvertierte „Moon“ bis zu dem zutiefst schwermütigen „Slave“ packen LEPROUS den Hörer beim Kragen und nehmen ihn mit auf eine zutiefst emotionale Reise.

Im Vergleich zum Vorgänger kommt „The Congregation“ noch ein klein wenig kompakter, wenn auch vielleicht auf den ersten Blick unspektakulärer übers Ziel. Die Songs sind nicht minder gut, die ganz grossen unmittelbaren Aha-Erlebnisse sind aber rarer gesät. Dafür erschliesst sich die Güte des Matrials mit jedem Durchlauf mehr, ein Verdienst von Sänger/Keyboarder  Einar Solberg, der auf „The Congregation“ sind Meisterstück abliefert. Bereits jetzt eines der Prog Alben 2015.

WERTUNG:


Trackliste:

01. The Price
02. Third Law
03. Rewind
04. The Flood
05. Triumphant
06. Within My Fence
07. Red
08. Slave
09. Moon
10. Down
11. Lower

Mario

EXXILES – Oblivion

Band: Exxiles

Album: Oblivion
Spielzeit: 63:15 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Nightmare Records
Veröffentlichung: 26.05.2015
Homepage: www.facebook.com/Exxiless

Zwar besteht EXXILES im Grunde nur aus dem mexikanischen Drummer Mauricio Bustamante (ehemals Reign Of The Archtitect), der mit tatkräftiger Unterstützung von unzähligen Gästen sein erstes Album „Oblivion“ unter dem Symphonic/Progressive Metal Banner unters Volk bringt, im Promo-Schreiben legt das Label aber großen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei EXXILES um eine echte (internationale) Band und kein weiteres Projekt handelt … aha, kann ich da nur sagen.  Lassen wir den Guten mal in seinem Glauben und hören uns an, was er mit (unter anderem) Mike Lepond (Symphony X), Chris Caffery (Trans Siberian Orchestra), Zak Stevens (Circle II Circle), Oddleif Stensland (Communic), Mats Haugen (Circus Maximus) und vielen anderen bewährten Namen hier zusammengepuzzelt hat.

Als erster Teil einer angepeilten Album-Trilogie soll „Oblivion“ nicht weniger als der große Anfang eines cineastisch angelegten Konzept-Werkes sein, dass so wichtige Ideen wie Loyalität, Freundschaft, Politik, Religion und Liebe thematisiert. Lassen wir das breitbeinige Gerede mal beiseite, so legt Bustamante mit seiner ersten Scheibe ein streckenweise durchaus kompetentes Prog-Metal Album vor, dem leider die Homogenität einer eingespielten Band und die starke Hand eines externen Produzenten fehlen. Sind die musikalischen Leistungen an und für sich mehr als gut (bei der Mannschaft auch kein Wunder), so versanden leider allzu viele Gesangsmelodien im Nichts, die Kompositionen schlagen zumeist denn einen Haken zuviel und immer wieder wundert man sich warum Gesang und Akkordarrangements nicht so richtig zueinander passen wollen. Das alles fällt vor allem in der ersten Hälfte der Scheibe auf, in der eigentlich nichts wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Erst mit „Dictator of Trust“ gibt es eine zündende Hookline, das stilistisch völlig aus dem Rahmen fallende, von Sängerin Marcela Bovio stark intonierte „Llorona“ kann ebenfalls etwas und es ist wohl bezeichnend, dass das Instrumental „Entropy“ mit am besten funktioniert. Die Produktion der Scheibe ist genretypisch extrem knallig ausgefallen, auch wenn man hört, dass da so manches File über weltweite Netz hin und her geschickt wurde.

So sehr man Mastermind Bustamante auch den Erfolg mit dem überaus ambitionierten EXXILS Bandprojekt wünscht (Vieles macht er hier schon richtig), bis zu Album Nummer 2 sind noch einige Hausaufgaben zu machen. Somit ist „Oblivion“ leider nichts anderes als ein weiteres, durchschnittliches, überambitionierts Album im grossen Symphonic/Prog Metal Teich.

WERTUNG:


Trackliste:

01. A Better Legacy
02. Hopelessness
03. Anthem of Lies
04. Page of the Night
05. Introspective
06. Dictator of Trust
07. Llorona
08. Entropy
09. Awakening  Part I (Dark Renaissance)
10. The Messenger
11. Rise

Mario

STARQUAKE – Times That Matter

Band: Starquake
Album: Times That Matter
Spielzeit: 73:07 min
Stilrichtung: Heavy Rock ’n‘ Roll
Plattenfirma: Pure Rock Records
Veröffentlichung: 29.05.2015
Homepage: www.starquake.de

Laut Promo Text ist “Times That Matter” das zweite Album von STARQUAKE, dem Projekt des mir  bisher völlig unbekannten Musikers Mikey Wenzel. Zum 2010er Debüt „A Matter Of Time“ will Herr Google allerdings rein gar nichts ausspucken. Nun gut, glauben wir das einfach mal so und hören uns an, was uns hier als „Heavy Rock N Roll“ angeboten wird. Wie es scheint ist der Herr Wenzel ein Multitalent, zeichnet er sich doch, neben einer Liste an Mi(e)tmusikern, für den Gesang, „Instrumente“, das Programmieren (der Drums?) sowie das Songwriting, die Arrangements und die Produktion verantwortlich. Nicht schlecht, Herr Wenzel. Bevor wir uns um die Musik kümmern, fällt natürlich zuerst das Cover ins Auge, das, Fluch oder Segen, durch die offensichtliche Praying Mantis Assoziation sofort gewisse Erwartungen an die Musik weckt. Und die gelegte Fährte ist dann auch gar nicht so falsch: STARQUAKE spielen Classic Rock im weitesten Sinne, mit dem ein oder anderen progressiven Touch, einer Prise NWOBHM und einer Menge zeitlosem Melodic Rock.

Für eine Underground Produktion auf einem Nischenlabel mit wahrscheinlich recht begrenzten Budget klingt „Times That Matter“ erstaunlich erwachsen. Das zeugt einerseits von der Ernsthaftigkeit, mit der Wenzel seiner Leidenschaft frönt als auch der Fähigkeit aller Beteiligter (sowie der Qualität heutiger Homestudios). „Scenes From A Revolution“ kickt zu Anfang schön straight los und macht gleich Freude. Wenzel singt recht hoch und scheint hier und da an seine Grenzen zu stoßen. Jedenfalls ist der manchmal gepresste Gesang nicht schlecht, auf der anderen Seite aber auch kein Highlight. Man mag die Musik und die klischeetriefenden, hemdsärmeligen Texte auf “Times That Matter” als harmlos empfinden. Man kann sich aber auch einfach daran erfreuen, dass hier jemand seiner großen Liebe zur Musik sein persönliches Denkmal zu setzen versucht. Die Scheibe ist rundweg sympathisch und der Enthusiasmus der in Tracks wie dem über 20-minütigen, abwechslungsreichen Epos „Rise And Fall“ durchscheint, mag für die ein oder andere Länge entschädigen. Denn hier liegt ein Haken: mit über 70 Minuten ist das Album einfach viel zu lang geraten und vor allem gegen Ende haben sich ein paar überflüssige Füller eingeschlichen. Dass Wenzel in zahlreichen Coverbands aktiv ist, schlägt ebenfalls durch, wie z.B. in seiner James Hetfield „Hommage“ im Titeltrack oder der bizarren Bierzelt/Schunkel-Passage in „Rise And Fall“. Als bekennender Iron Maiden Fan muss ich ihm außerdem das ziemlich schamlose „Wasted Years“ Rip-Off „No More Hate“ ankreiden – das geht gar nicht. Auf der Habenseite stehen die härteren Tracks „Here I Go Again“ und „The Needle Lies“ und das mit einem netten Sci-Fi Thema versehene „Close Encounter“.

Alles in allem gelingt STARQUAKE auf „Times That Matter” einiges, so dass man Classic Rock Fans die Scheibe zum persönlichen Antesten ans Herz legen kann.  Bezüglich der genannten Unzulänglichkeiten kann man angesichts der vielen tollen Melodien und der unbekümmerten Umsetzung auch mal ein Auge zudrücken. Für die nächste Scheibe würde ich mir lediglich ein etwas gestraffteres Songwriting wünschen, der Rest kann gerne so bleiben wie er ist.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Scenes From A Revolution
02. Close Encounter
03. I’m Goin Mad (You Comin‘)
04. Rise And Fall
05. Here I Go Again
06. The Needle Lies
07. Times That Matter
08. Goodbye My Friend
09. No More Hate
10. Whatever
11. Fairytale

Mario

KICKIN VALENTINA – Super Atomic (EP)

Band: Kickin Valentina
Album: Super Atomic
Spielzeit: 21:41 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Highway 9 Records
Veröffentlichung: 28.04.2015
Homepage: www.kickinvalentina.com

Die USA scheinen sich auf einen neuen Trend vorzubereiten: Back to the roots lautet die Devise. Kamen unlängst die Melodic Rocker STATION mit einem enorm starken Debüt ums Eck, legen KICKIN VALENTINA jetzt ihre zweite EP vor. Und die hat es ebenfalls in sich. Sechs neue Songs von einer sehr hoffnungsvollen Band aus Atlanta, die mit ihrer ersten EP bereits eine starke Duftmarke setzen konnte. Auf „Super Atomic“ – so der Titel des neuen 6-Trackers“ – ist aber noch einiges besser. Der Sound zum Beispiel. Der wird den rotzigen Songs endlich gerecht. Und auch das Songwriting von Joe Edwards (vocals), Heber Pampillon (guitars), Chris Taylor (bass) und Jimmy Berdine (drums) kann noch mehr als auf dem ohnehin schon guten Vorgänger.

Das wird schlagartig klar, wenn der Opener „Explicit On My Side“ erklingt. Mitreißend in Szene gesetzt ist auch das groovige „Wrong Way“. Auch wird die gewaltige Power der Formation spürbar. Ein Highlight dabei ist sicher die Stimme von Joe Edwards. Nach dem energiegeladenen „When You´re Gone“ gibt es mit „Fist´n Twist“ so richtig in die Fresse. Da kommt einem das folgende „Super Atomic Poster Boy“ fast schon wie Radiorock vor, das mit Abstand kommerziellste Stück der Scheibe. Abschließend gibt es mit „Some Kind Of Sex“ noch eine gehörige Portion schmutzige Gedanken mit auf den Weg, bevor äußerst kurzweilige 21:41 Minuten vorbei sind.

Wenn das mal keine Packung ist, was uns KICKIN VALENTINA da servieren. So kann – nein: so muss moderner Hair Metal klingen. Eine Prise Sleaze, eine Prise Blues und viel eigene Attitüde. Die Amis machen es annähernd perfekt und „Super Atomic“ ist ein echter Geheimtipp – noch!

WERTUNG: 


Trackliste:

1. Explicit On My Side
2. Wrong Way
3. When You´re Gone
4. Fist´n Twist
5. Super Atomic Poster Boy
6. Some Kind Of Sex

Stefan

DENNIS CHURCHILL DRIES – I

Band: Dennis Churchill Dries (DCD)
Album: I
Spielzeit: 52:22 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 29.05.2015
Homepage: www.dennischurchilldries.com

Mit WHITE SISTER und TATTOO RODEO fördert die Vita des amerikanischen Sängers DENNIS CHURCHILL DRIES (DCD) zwei recht unterschiedliche Bands zu Tage. Waren erstere eher in AOR-Gefilden unterwegs, zockten TATTOO RODEO eher kräftigen sowie bluesigen bzw. countrylastigen Hardrock. Auch in den glorreichen Achtzigern änderte sich der Geschmack der Massen recht schnell. Nach nur zwei Alben als WHITE SISTER 1984 und 1986 benannte man sich mit leicht veränderter Mannschaft in TATTOO RODEO um und veröffentlichte 1991 das beachtliche wenn auch nicht sonderlich beachtete „Rode Hard And Put Away Wet“. Nach einem weiteren Album 1995 legten die Verantwortlichen aber auch dieses Kapitel zu den Akten und es wurde still um die Protagonisten.

Nach dem Krebstod von WHITE SISTER Bandkumpel Rick Chadock im Jahr 2012 begann DCD damit, neue Songs zu schreiben um sich sozusagen selbst zu therapieren und den schweren Verlust zu verarbeiten. Als Ergebnis kommt nun sein Soloalbum „I“ in die Läden. Zwar hat sich die Musikwelt verändert und es gibt im Rockbereich wohl fast kein „In and Out“ mehr, dass das Business aber auch härter geworden ist und unzählige Projekte den Markt überschwemmen, macht die Sache natürlich nicht leichter. Aber der Amerikaner ist mit einer prägnanten Stimme gesegnet und das ist schon mal die halbe Miete.

Zusammen mit Paul Sabu hat DCD das neue Album umgesetzt. Sabu war sowohl für die Produktion als auch für die Gitarren zuständig. Als durchaus radiotauglich könnte man den Opener „Heard It On The Radio“ bezeichnen. Kein Wunder bei diesem Titel. Hier liefert DCD Melodic Rock erster Güte. Nach den etwas ruhigeren Nummern „I“ und „Home“ rockt der Ami mit „Unbroken“ noch einmal ungezwungen los. Der Rest des Albums ist für softe Stücke reserviert. Aber wer hat aufgrund der Vorgeschichte eine Partyscheibe erwartet? Eben…

Songs wie „So Good To See You“, Song For The Living“ oder „Can You Feel It“ sind nicht nur sehr persönlich und gefühlvoll sondern setzen sich auch schon mal zwischen alle Stühle. DCD kehrt auf „I“ erwartungsgemäß sein Innerstes nach Außen und hat eine schöne wenngleich auch sehr nachdenkliche Platte aus dem Hut gezaubert.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Heard It On The Radio
2. I
3. Home
4. Unbroken
5. Song For The Living
6. Pictures
7. Can You Feel It
8. Pieces
9. She Loves You
10. So Good To See You
11. Home (Acoustic)

Stefan