WHISKEY HELL – Bullets´n´Burritos

Band: Whiskey Hell
Album: Bullets´n´Burritos
Spielzeit: 54:28 min.
Stilrichtung: Hardrock, Blues Rock
Plattenfirma: Keiler Records
Veröffentlichung: 10.04.2015
Homepage: www.whiskeyhell.com

Schon beim Erstling „Booze´n´Boogie“ (Rezi HIER) warf der Bandname Fragen auf. WALLENBERG´S WHISKEY HELL thronte auf dem Cover der Platte und prompt kommt Bandchef und Namensgeber Oliver Wallenberg mit einer Erklärung ums Eck. Im Booklet der neuen Scheibe „Bullets´n´Burritos“ schreibt er: „Viele haben mich wegen des Bandnamens gefragt – hier ist eine ganz einfache Erklärung: Wallenberg ist mein Name. Wallenberg´s Whiskey Hell ist also vergleichbar mit Alice Cooper´s Nightmare. Außerdem war es gesünder für mich, mit dem exzessiven Konsum von Alkohol und Drogen aufzuhören. Das hätte mein Leben in eine Hölle verwandeln können. Daher also der Name der Band.“

Wäre das also mal geklärt, schön, dass es von einem meiner Lieblingssänger aus Deutschland etwas Neues auf die Ohren gibt. Unser Danny war bei der Rezension des Debüts dermaßen von den Socken, dass er prompt die Höchstnote zückte. Jetzt liegt es also an mir, das Haar in der Suppe des neuen Drehers „Bullets´n´Burritos“ zu suchen – na vielen Dank auch.

Irgendwie scheinen Olly Wallenberg (vocals, guitars), Carsten „Sharky“ Meyer (bass) und Neuzugang Lars Lindner (drums) einen Narren an allerlei berauschenden Substanzen gefressen zu haben (zumindest für ihre Songs), denn fanden sich auf dem Vorgänger Songs wie „Cocaine Cowboy“ oder die Bandhymne „Whiskey Hell“, eröffnet das Trio ihre neue Liedersammlung mit jeder Menge „Weed´n´Whiskey“. Und wie das Teil wieder rockt! Stampfender Beat trifft auf mitreißende Melodien und eine hervorragende Performance der Protagonisten. Oder ganz einfach umschrieben: Rock´n Roll Baby! Gleiches gilt natürlich für „Blood, Sweat´n´Wrenches“, das etwas flotter aus den Boxen kommt und nicht weniger geil ist. Nach diesem grandiosen Doppel lassen die Hamburger Jungs eine Covernummer von AC/DC folgen. Zum Glück haben sich WHISKEY HELL nicht für einen ausgelutschten Allerweltssong á la „TNT“ oder „Highway To Hell“ entschieden sondern zocken „Kicked In The Teeth“ vom 1978er Album „Powerage“. Nach diesem Brocken folgt etwas „Entspannung“ in Form eines lässigen Bluesers, denn „Time Flies“ mit seiner Slide-Gitarre ist schon recht cool. „Mr. Rock´n Roll“ ist Herrn Kilmister gewidmet, der mittlerweile ja leider nicht mehr so ganz fit auf der Felge ist. Vor dem Lebenswerk des MOTÖRHEAD-Frontmannes kann man sich aber dennoch getrost verneigen, was WHISKEY HELL hier auch tun.

Der Titeltrack rockt und rollt wieder etwas langsamer und „Pow*Mia“ ist eine Ballade aus dem Bilderbuch. Den perfekten Kontrast liefert das Trio mit dem etwas verrückten „Moonshine Boogie“ bevor „Hairspray Hell“ die Achtziger noch mal aufleben lässt. Das nachdenkliche „2013“ handelt unter anderem vom Verlust eines guten Freundes (das Jahr scheint so richtig Scheiße für den Verfasser des Songtextes gewesen zu sein) und ist dementsprechend akustisch gehalten und mit Mundharmonika untermalt. Mit „Mississippi Queen“ folgt eine weitere Coverversion. Dieses Mal haben sich WHISKEY HELL eine Nummer von MOUNTAIN ausgesucht und sie ähnlich krachend umgesetzt wie „Black Betty“ auf dem Debüt. Das Instrumental „Rio Pecos“ beschließt ein Album, das nicht nur enorm abwechslungsreich ist sondern für viele auch eine große Überraschung sein wird – sofern sie das Debüt der Hamburger noch nicht kennen.

Fazit: Die Hamburger BluesRockOutlaws sind zurück – und wie! Wer immer dachte, aus Deutschland könne kein authentischer Blues kommen, der sollte sich mal WHISKEY HELL´s neues Dutzend anhören. Olly Wallenberg und seine Jungs machen keine Gefangenen und schon gar keinen Spaß. „Bullets´n´Burritos“ klingt nicht nur bedrohlich, wer sich nicht in Acht nimmt, wird gnadenlos überrollt von der Power und Klasse dieses Silberlings.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Weed´n Whiskey
2. Blood, Sweat´n´Wrenches
3. Kicked In The Teeth
4. Time Flies
5. Mr. Rock´n Roll
6. Bullets´n´Burritos
7. Pow*Mia
8. Moonshine Boogie
9. Hairspray Hell
10. 2013
11. Mississippi Queen
12. Rio Pecos

Stefan

RADIOACTIVE – F4ur

Band: Radioactive
Album: F4ur
Spielzeit:  58:11 min
Stilrichtung: Melodic AOR
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: –

Der schwedische Gitarrist Tommy Denander ist einer der umtriebigsten Vertreter seiner Zunft:
bei bereits mehr als 2500 Studioproduktionen hat er seine Finger mit im Spiel gehabt, darunter
unter anderem bei solch großen Namen wie Toto, Alice Cooper oder Richard Marx. Vor allem im Melodic Rock Bereich ist Dennanders Name mittlerweile eine feste Größe bei der sich ein illustres Publikum die Klinke in die Hand gibt. So geschehen auf den bisherigen 3 Alben seiner „Projekt“Band RADIOACTIVE (Ceremony of Innocence (2001), Yeah (2003), Taken (2005)) die unter tatkräftiger Unterstützung von Künstlern wie Joseph Williams oder Fee Waybill entstanden und einen hervorragenden Ruf unter Fans und Kritikern geniessen. 10 Jahre hat sich Denander, der sich bei RADIOACTIVE sowohl um die Kompositionen als auch um die Produktion kümmert, für den Nachfolger Zeit gelassen.

Daß die nun vorliegende vierte RADIOACTIVE Scheibe schon einige Jahre in der Mache ist wird  dann auch deutlich wenn man sich vor Augen führt, dass die beiden ersten Tracks von Sängern veredelt wurden, die bereits nicht mehr unter uns weilen: beim starken Opener „Summer Rains“ wird deutlich welch grosser Verlust der Tod des ehemaligen Survivor Fronters Jimi Jamison im letzten Jahr war und in dem mit einem proggigen Mittelteil ausgestatteten Melodiebrocken „Back To The Game“ dürfen wir dem leider ebenfalls viel zu früh verstorbenen F F noch ein letztes mal lauschen. „F4ur“ ist natürlich wieder ein Fest für alle AOR Jünger geworden, randvoll mit Namen bei denen Genre Fans mit der Zunge schnalzen werden: das von Jeff Paris intonierte „Beautiful Lies“ wird von einem ausgezeichneten Denander Solo in bester Steve Lukather Tradition gekührt, die Eheleute Roben Beck und James Christian (House of Lords) liefern bei ihren Songs jeweils gewohnt gute Visitenkarten ab. Nun muss man natürlich sagen, dass man das alles schon tausendmal gehört hat, allerdings hat Denander ein verdammt gutes Händchen den verschiedenen Künstlern den perfekt sitzenden Song auf den Leib zu schneidern und trotz zahlloser Köche ist es ihm gelungen eine in sich absolut stimmige Scheibe mit durchgehend hochkarätigen, Melodic Rock Perlen einzutüten. Weitere Anspieltipps sind z.B. neben den bereits genannten Songs der von Robin Beck eingesungene „When The Silence Gets Too Loud“ … ach, was sag ich, die Scheibe ist von vorne bis hinten ein Genuss.

AOR Fans kommen an „F4ur“ nicht vorbei und dürfen sich an einer der stärksten Genre-Scheiben
seit langem erfreuen (wenn man denn nichts gegen den „Projekt“ Charakter der Sache einzuwenden hat). Absolut geiles Album!

WERTUNG:

Trackliste:

1. SUMMER RAINS feat Jimi Jamison
2. BACK TO THE GAME feat Fergie Frederiksen
3. BEAUTIFUL LIES feat Jeff Paris
4. THE PIPER feat Steve Walsh
5. ALIBIS feat David Roberts
6. WHEN THE SILENCE GETS TOO LOUD feat Robin Beck
7. YOU’LL FIND THE FIRE feat Jean Beauvoir
8. HEART COME ALIVE feat Bobby Kimball
9. START ALL OVER feat Jeff Paris
10. IF ONLY MY MEMORY COULD LIE feat Dan Reed
11. JUST A MAN feat Fergie Frederiksen
12. GIVE ME YOUR LOVING feat James Christian
13. MEMORIAM feat Tommy Denander

Mario

LANCER – Second Storm

Band: Lancer
Album: Second Storm
Spielzeit: 51:22 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Despotz Records
Veröffentlichung: 13.04.2015
Homepage: www.lancermetal.com

Das Debüt der schwedischen Power-Metaller LANCER (Rezi HIER) war eine ordentliche Veranstaltung – von den übertriebenen “Verneigungen” vor Ihren Vorbildern und dem arg künstlichen Sound mal abgesehen. Nach dem Label Wechsel zu Despotz Records sind diese beiden Kritikpunkte auf dem vorliegenden zweiten Album der Band glücklicherweise behoben worden: von Gustav Ydenius (u.a. Steelwing, Mustasch, Enforcer) in den Leon Music Studios fett und zeitgemäß produziert, scheint das Quintett auf “Second Storm“ nun seine eigene Stimme gefunden zu haben. Das heisst allerdings nicht, dass LANCER dem Power Metal Genre irgendeinen neuen Implus oder gar ungekannte Elemente hinzufügen. Die Zutaten sind weiterhin die gleichen geblieben und die Schweden bewegen sich daher in exakt demselben Fahrwasser wie ihre zahllosen Kollegen. Allerdings ist die Scheibe um einiges homogener und überzeugender geworden und sowohl das Songwriting als auch die Produktion ist eine Klasse besser ausgefallen.

Auf „Second Storm“ werden keine Experimente gemacht: weiterhin gibt es hochmelodischen Power Metal im Stile von Iron Maiden, Hellowen, Gamma Ray & Co auf die Ohren, der vor allem von dem starken Gesang von Fronter Isak Stenvall lebt. Da auch seine Kollegen, besonders die Gitarristen Fredrik Kelemen und Per-Owe “Ewo” Solvelius nichts anbrennen lassen, zünden Ohrwürmer wie „Running From the Tyrant“, „Iwo Jima“ oder „Children of the Storm“ auf Anhieb. Neben dem ein oder anderen nicht so toften Song (wie z.B. „Behind the Walls“) hinterlässt der beinahe 10-minütige Longtrack „Aton“ aber den bleibendsten Eindruck: niemals langweilig und einfallsreich arrangiert schaffen es die Jungs hier tatsächlich von Anfang bis zum Ende den Hörer gefangen zu nehmen. Für eine Band, die in erster Linie auf den schnellen Kick angelegt ist, eine beeidnruckende Leistung die für die Zukunft noch Hoffnung auf Grösseres macht.

Wem der erste Scheibe aus dem Jahr 2013 gefallen hat, kann bei „Second Storm“ blind zugreifen: an allen Stellen merklich verbessert haben LANCER sich einen festen Platz im Melodic Powermatel Sektor erarbeitet und auf Album Numero Zwo so ziemlich alles richtig gemacht. Beide Daumen hoch.

WERTUNG: 


Trackliste:

01. Running From the Tyrant
02. Iwo Jima
03. Masters and Crowns
04. Behind the Walls
05. Aton
06. Children of the Storm
07. Steelbreaker
08. Eyes of the Liar
09. Fools Marches On

Mario

THE QUIREBOYS – St Cecila & The Gypsy Soul

Band: The Quireboys
Album: St Cecila & The Gypsy Soul
Spielzeit: 172:25 min.
Stilrichtung: Rock´n Roll
Plattenfirma: Off Yer Rocka Recordings
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: www.quireboys.com

Schon das letzte Album „Black Eyed Sons“ (Rezi HIER) war wieder einmal ein wahres Feuerwerk – auch in Hinsicht auf den gebotenen Inhalt. Denn THE QUIREBOYS gaben sich nicht damit zufrieden, den Fans einfach eine neue Platte um die Ohren zu hauen sondern haben dazu noch ein Unplugged-Album und eine Live-DVD gepackt. Unplugged ist auch gleich das richtige Stichwort für das neue Werk. Denn Spike und die Jungs sind für die neue Platte mit dem Vorsatz ins Studio gegangen, ein paar neue akustische Songs aufzunehmen und ein paar alte aufzupolieren. Herausgekommen ist ein komplett neuer 10-Tracker namens „St Cecilia & The Gypsy Soul“, der mit gleich drei Bonus Discs aufwartet. Neben dem Silberling mit den erwähnten neuen Stücken erwartet den Fan das nicht mehr erhältliche Album „Halfpenny Dancer“ und das dazugehörige Konzertdokument „Halfpenny Live“, das sich über die letzten beiden CD´s erstreckt.

Doch wollen wir zuerst einmal die neuen Songs begutachten – und da gibt es einiges zu entdecken: manche räkeln sich lasziv, wie der Opener „Gracie B“ oder „Out Of Your Mind“, manche könnten der Feder eines TOM PETTY entsprungen sein („Can´t Hide It Anymore“) und manche kommen sogar mit modernen Samples daher („Why Did It Take So Long“). Und manche würden richtig rocken, hätten die Jungs die Stromgitarre eingeschaltet (z.B. der Titeltrack). So richtig Gas geben wollen die Briten auf dem kompletten Album allerdings nicht. Eines haben dabei alle zehn Songs gemeinsam: sie tönen unverkennbar nach den QUIREBOYS und legen einen Seelenstriptease erster Güte hin. So intim hat man die Briten wohl noch nie zu hören bekommen.

Aber auch die Bonüsse haben es in sich, liegt doch mit „Halfpenny Dancer“ ein komplettes weiteres Album in der Schachtel – und was für eines. Thematisch natürlich perfekt passend weil ebenfalls sehr akustisch angehaucht und ganz nebenbei ist dieses Album von 2009 mittlerweile nicht mehr regulär erhältlich. Eine schöne Gelegenheit also, das nachzuholen. Damit aber nicht genug, denn es gibt ja auch noch zwei Silberscheiben mit „Halfpenny Live“. Darauf zeigen THE QUIREBOYS ein weiteres Mal, dass sie eine erstklassige Liveband sind und auf der Bühne ihresgleichen suchen. Und auch dieses prall gefüllte Package sucht wohl seinesgleichen. THE QUIREBOYS mögen früher vielleicht etwas faul gewesen sein, was ihren Veröffentlichungsrhytmus angeht, dafür haben die Briten jetzt nicht nur jedes Mal innerhalb kürzester Zeit ein tolles Album am Start sondern packen das Ganze auch noch in eine hochwertige CD-Box mit jeder Menge Bonusmaterial – hier ist das Gewicht von Qualität und Quantität absolut ausgeglichen.

WERTUNG:


Trackliste:

Disc 1 „St. Cecilia & The Gypsy Soul“

1. Gracie B.
2. Land Of My Father
3. St. Cecilia
4. The Promise
5. Can´t Hide It Anymore
6. Out Of Your Mind
7. The Hurting Kind
8. Adaline
9. The Best Are Not Forgotten
10. Why Did It Take So Long

Disc 2 „Halfpenny Dancer“

1. There She Goes Again
2. Devil Of A Man
3. Love To Love
4. Mona Lisa Smiled
5. I Can´t Stop Loving You
6. Roses & Rings
7. Baby Its You
8. Hello
9. Pretty Girls
10. He´ll Have To Go
11. Long Time Comin´
12. Hates To Please
13. King Of New York

Disc 3 „Halfpenny Live (Part I)“

1. There She Goes Again
2. Devil Of A Man
3. Mona Lisa Smiled
4. Love To Love
5. Rises & Rings
6. Pretty Girls
7. Can´t Stop Loving You
8. One For The Road
9. Hello

Disc 4 „Halfpenny Live (Part II)“

1. Hates To Please
2. Long Time Comin´
3. Have A Drink With Me
4. Late Night Saturday Call
5. Misled
6. I Love This Dirty Town
7. 7 O´Clock
8. I Don´t Love You Anymore

Stefan

KISKE/SOMERVILLE – City Of Heroes

Band: Kiske/Somerville
Album: City Of Heroes
Spielzeit: 57:32 min.
Stilrichtung: Melodic Rock/Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: www.facebook.com/kiskesomerville 

Der Albumtitel „City Of Heroes“ zeigt schon, wohin die Reise auf dem zweiten gemeinsamen Album von Michael Kiske und Amanda Somerville geht. Überlebensgroße Melodien mit viel Pathos, angereichert mit einer Prise melodischen Heavy Metals, aber immer mit einer gewissen Plüschigkeit. Das hat auch schon auf ihrem Debüt im Jahre 2010 funktioniert, soll jetzt aber perfektioniert und mit noch mehr Ohrwurmmelodien ausgestattet sein. Der vorab ausgekoppelte Titeltrack spricht eine ganz klare Sprache. Für Fans hymnischen Hardrocks mit leichten Tendenzen zum Melodic Metal ist das ein Volltreffer. Dargeboten von zwei wirklich außergewöhnlichen Stimmen der Rockwelt.

Doch was kann das restliche Album? Wer sich einen Song wie „Walk On Water“ anhört, wird verblüfft sein. Mit welcher Anmut Michael Kiske sein Duett mit der amerikanischen Sängerin darbietet – das ist schon ganz großes Kino. Wer es etwas metallischer und flotter mag, wird sich für „Rising Up“ begeistern können und das dramatische „Salvation“ markiert den bisherigen epischen Höhepunkt. Wer derart locker und gleichermaßen stark in ein Album einsteigt, muss noch jede Menge ebenbürdiges Material in der Hinterhand haben. Und tatsächlich findet sich auf „City Of Heroes“ kein Ausfall. Allenfalls ein paar Songs, die nicht an die Klasse des Eingangsvierers heranreichen können. „Lights Out“ hat gefällige wenn auch einfache Melodien zu bieten und „Breaking Neptune“ glänzt mit tollen Riffs und guten Arrangements. Die Ballade „Ocean Of Tears“ bietet einen perfekten Zeitpunkt, um kurz inne zu halten und neue Kraft für die Nackenmuskulatur zu sammeln. Die braucht man bei „Open Your Eyes“ vielleicht, wenngleich das ein Song ist, der nicht die große Klasse des bisher gehörten halten kann. Wer bis zu diesem Punkt fasziniert war, wird auch die übrigen Stücke genießen.

„City Of Heroes“ bietet von allem etwas, die Scheibe ist breit gefächert und lässt praktisch keine Wünsche offen. Vom Nackenbrecher bis zur gefühlvollen Ballade wurde alles gut austariert, auch der Sound ist nicht zu verwaschen und hat den richtigen Bombastanteil, obwohl es viele Streicherarrangements und Keyboards gibt. Die Gesangsdarbietung von Michael Kiske und Amanda Somerville ist in allen Belangen herausragend. Neben den beiden Vokalakrobaten sollte aber nicht die übrige musikalische Fraktion vernachlässigt werden. Denn mit Magnus Karlsson hat man einen begnadeten Gitarristen und Songschreiber an Bord und über Mat Sinner muss man wohl keine Worte mehr verlieren. Eine große Überraschung ist auch Drum-Queen Veronika Lukesova, die einen mächtigen Bums aufs Parkett zaubert. Man mag zu solchen Projekten stehen wie man will. Dieses hier hat definitiv seine Berechtigung. „City Of Heroes“ ist eine tolle Platte mit herausragenden Musikern. So kann die deutsch/amerikanische Freundschaft gerne in eine dritte Runde gehen.

WERTUNG:


Trackliste:

1. City Of Heroes
2. Walk On Water
3. Rising Up
4. Salvation
5. Lights Out
6. Breaking Neptune
7. Ocean Of Tears
8. Open Your Eyes
9. Last Goodbye
10. After The Night Is Over
11. Run With A Dream
12. Right Now

Stefan

FM – Heroes And Villains

Band: FM
Album: Heroes And Villains
Spielzeit: 57:32 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: www.fmofficial.com

„Je oller je doller“ scheint das Motto der britischen AOR Institution FM zu sein. Denn nach dem umjubelten Doppelschlag in Form von zwei großartigen Alben – mit Freude erinnern wir uns an „Rockville I + II“ (Rezi HIER und HIER) – im Jahr 2013 kehrt Steve Overland mit seiner Truppe jetzt zurück, um noch kräftig einen oben drauf zu legen. Helden sind FM schon seit den frühen Achtziger Jahren, aber die Bösewichte nehme ich dem Fünfer nicht ab. Danach klingt ihr neues Werk „Heroes And Villains“ auch gar nicht. Vielmehr schließt es nahtlos da an, wo uns die „Rockville“-Saga mit Entzückung zurückgelassen hat.

Nach dem Abenteuer mit Pledge Music haben sich FM für ihr neues Album auch wieder zurück unter die Fittiche einer Plattenfirma begeben. Die Italiener Frontiers Records haben den Zuschlag bekommen, eine nicht unbedingt schlechte Wahl, hat sich das Label über die Jahre als Heimat für so manch große Band gemausert. Aber das nur mal so am Rande.

Natürlich ist das Line-Up unverändert geblieben und es sitzt wie angegossen, man höre sich nur mal den krachenden Opener „Digging Up The Dirt“ an. Eine Melodic Rock Nummer aus dem Lehrbuch mit satten Riffs und tollen Melodien. Die Werkschau nach „Rockville“ scheint keinen Deut nachgelassen zu haben. Aber wir wollen natürlich nicht den Anschein erwecken, als wären diese beiden Alben der einzige Knaller in der Disco der Briten. Natürlich ist ihre Vita voll mit lohnenswerten Longplayern – übrigens nicht nur während der Frühphase ihrer Existenz.

Aber zurück zum aktuellen Werk „Heroes And Villains“. Hat der Eröffnungstrack ein weiteres Mal für Gänsehaut unter den Jüngern gesorgt, folgt mit „You´re The Best Thing About Me“ gleich das nächste Highlight. FM präsentieren sich abermals in bestechender Form und das bleibt auch über den Rest des Albums so. Wer Anspieltipps braucht: die ersten beiden Songs sollten genügen, aber auch das rhythmische „Fire And Rain“ oder das rockige „Cold Hearted“ geben eine gute Figur ab.

So ganz können FM aber dann doch nicht an die beiden „Rockville“ Scheiben anschließen. Macht aber gar nichts, denn die Klasse auf ihrem neunten Album „Heroes And Villains“ genügt noch locker, um 99% der restlichen Szene in die Tasche zu stecken. Pflicht – nicht nur für Fans der Band!

WERTUNG:


Trackliste:

1. Digging Up The Dirt
2. You´re The Best Thing About Me
3. Life Is A Highway
4. Fire And Rain
5. Incredible
6. Call On Me
7. Cold Hearted
8. Shape I´m In
9. Big Brother
10. Somedays I Only Wanna Rock´n Roll
11. I Want You
12. Walking With Angels

Stefan

VAN HALEN – Tokyo Dome In Concert

Band: Van Halen
Album: Tokyo Dome In Concert
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Warner Bros.
Veröffentlichung: 27.03.2015
Homepage: www.van-halen.com

Die VAN HALEN Brüder haben ja einiges an Erfahrung in Sachen Geschichtsfälschung (siehe die unrühmliche Episode als man den ehemaligen Bassisten Michael Anthony aus allen LP Covern auf der Homepage retuschierte). Und auch was das Thema Verdrängung angeht sind die beiden ganz vorne mit dabei. So verwundert es wenig, dass auf dem vorliegenden Live Album ausschließlich Songs vertreten sind, die in Ihren Studioversionen mit dem Ur- und nun wieder aktuellen Frontturner David Lee Roth eingespielt wurden. Die Alben mit Sammy Hagar werden völlig außen vorgelassen (das mit Gary Cherone glücklicherweise ebenfalls). „Tokyo Dome In Concert“ dann großspurig als das erste VAN HALEN Live Album („mit David Lee Roth“ als minimal Fußnote) anzupreisen zeigt daher schon wo’s lang geht.

In der Tat muss sich „Tokyo Dome In Concert“ an dem gar nicht mal üblen „Right Here, Right Now“ aus dem Jahr 1993 messen lassen. Die Songauswahl zwischen beiden Scheiben ist unter den genannten Vorzeichen natürlich grundlegend anders, was für Fans schon mal ein deutlicher Kaufanreiz sein sollte. Neben den obligatorischen Hits wie „Jump“, „Dance The Night Away“, „Mean Streets“, „Panama“, „I’ll Wait“ und „Unchained“ gibt es eher selten gehörte Perlen wie „I’m The One“ oder „Women In Love“ sowie Songs vom letzten, okayen Album zu hören („Tattoo“, „Chinatown“). Die Songauswahl ist natürlich immer ein Diskussionspunkt – Fans der DLR Ära werden bei „Tokyo Dome In Concert“ allerdings voll auf Ihre Kosten kommen. Man mag nun darüber leidenschaftlich diskutieren ob es löblich war die Aufnahmen so rau zu belassen wie sie waren oder ob es nicht doch eine gute Idee gewesen wäre die ein oder andere Stelle etwas zu polieren. David Lee Roth jedenfalls klingt über weite Strecken des Konzerts nahe an, bzw. deutlich über seiner Grenze angelangt und krächzt bzw. hechelt sich durch die Texte dass es einem manchmal leidtun kann. Der Paradiesvogel hat seine stimmlichen Glanzzeiten augenscheinlich lange hinter sich gelassen. Dem gegenüber steht Eddie Van Halen, der deutlich besser in Form ist als in den letzten Jahren. Sein Sound schafft den schweren Spagat zwischen Vintage und modern und sein Spiel ist so genial wie in den guten alten Zeiten. Außerdem scheppert die Gitarre ganz schön ordentlich aus den Boxen – für Fans des Gitarrengenies ein Fest. Sein Spross Wolfgang Van Halen macht seinen Job am Bass mehr als ordentlich – dennoch ist es schade, dass der langjährige Bassist Anthony seinen Platz räumen musste. Sein Spiel und seine Backingvocals waren ein integraler Bestandteil des VAN HALEN Sounds den die Band zwar weitestgehend kompensieren, aber nicht wirklich ersetzen konnte.

„Tokyo Dome In Concert“ bietet Licht und Schatten – der Sound, bzw. die rohe Produktion der Scheibe lässt ein wenig zu wünschen übrig. Auf der Habenseite stehen dahingegen ein spielerisch glänzend aufgelegtes Instrumentalensemble und eine interessante Songauswahl. Als Video hätte das Package allerdings deutlich mehr Appeal – denn DLR war seinem Nemesis Sammy Hagar vor allem als Performer immer deutlich überlegen. Als Sänger konnte er ihm nie das Wasser reichen, was auf der vorliegenden Konserve leider mehr als deutlich wird. Für Fans der Band aber ein deutlicher Pflichtkauf.

WERTUNG: ohne Wertung

Trackliste:

01. Unchained
02. Runnin‘ With The Devil
03. She’s The Woman
04. I’m The One
05. Tattoo
06. Everybody Wants Some!!
07. Somebody Get Me A Doctor
08. China Town
09. Hear About It Later
10. (Oh) Pretty Woman
11. Me & You (Drum Solo)
12. You Really Got Me
13. Dance The Night Away
14. I’ll Wait
15. Cradle Will Rock
16. Hot For Teacher
17. Women In Love
18. Romeo Delight
19. Mean Street
20. Beautiful Girls
21. Ice Cream Man
22. Panama
23. Eruption (Guitar Solo)
24. Ain’t Talkin‘ ‚Bout Love
25. Jump

Mario

DESERT – Never Regret

Band: Desert
Album: Never Regret
Spielzeit: 53:46 min
Stilrichtung: Dark/Epic Metal
Plattenfirma:  Raven Music
Veröffentlichung: 30.03.2015
Homepage: www.desertband.com

Die Dark/Epic Metaller von DESERT aus Israel mussten mit ihrer letzten Veröffentlichung „Star of delusives Hopes“ 2011 ganz schön Kritik, auch durch uns, einstecken. Zu unausgegoren und unrund klang das Album.
Nun kehren die Jungs mit neuer Kraft und neuem Label zurück und haben ihren neuen Diskus „Never Regret“ im Gepäck.
Am Sound der Band hat sich nicht viel verändert, das Konzept des neuen Albums basiert auf dem Game „Assasins Creed“ und man hat mit Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) sowie Infy Alex Zvulun (THE FADING) zwei Gäste mit an Bord.
Na dann schauen wir mal ob man sich im Vergleich zum Vorgänger steigern konnte und lauschen den Klängen des Openers „Chasing the Prey“. Ein stimmungsvolles, atmosphärisches Intro haben sich die Jungs hier ausgedacht, als Einstimmung schon mal sehr gut.
Der eigentliche Start haben wir dann mit „Assasin’s Fate“ und hier zeigen die Jungs direkt das sie einiges dazu gelernt haben seit dem letzten Album. Eine epische Midtemponummer erwartet uns hier die richtig gut umgesetzt ist und einen ordentlichen Chorus besitzt. Der Gesang ist zwar immer noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber schlecht ist er weiß Gott nicht! Vielleicht auch endlich mal etwas anderes als der übliche hohe Einheitsbrei.
Mit dem flotten „Son of a Star“ hat man dann direkt den nächsten Dauerbrenner auf Lager. Hier bringt der gute, mehrstimmige Chorus die Nummer voll nach vorne und ordentlich SABATON Feeling schwappt hier mit. Geiler Song!
Der Mittelteil der Platte wird dann vom melodischen, mit schönen Klavierpassagen unterlegten „Never Regret“ dominiert, die beiden anderen Tracks „ The Wolf’s Attack“ und „The Road to you“ spielen hier eher in der mittelmäßigen Liga und sind nicht besonders erwähnenswert.
Bei „1812“ haben wir dann den erwähnten Gastbeitrag von Ralf Scheepers. Dieser fällt natürlich sehr gut aus, der Song ist mir aber ein wenig zu gewöhnlich muss ich sagen. Keine schlechte Nummer, das nicht, aber halt auch keine von der Qualität der bisherigen Anspieltipps.
Wesentlich besser macht man es dann bei „The Flying Dutchman“ welches schön mit Folkfeeling daher kommt, in den richtigen Passagen aber ordentlich Bumms hat und dazu noch einen klasse Refrain besitzt!
Als weiteren Volltreffer können wir im weiteren Verlauf noch das abwechslungsreiche „Imperial Eagle“ verbuchen, auch wenn das einleitende Hornintro doch sehr gewöhnungsbedürftig ist, die restlichen Songs verschwinden aber wieder im Mittelmaß und sind nicht besonders erwähnenswert.

Anspieltipps:

Mit “Assassin’s Fate”, “Son of a Star”, “Never Regret”, “Flying Dutchman” sowie “Imperial Eagle” hat man hier relativ schnell die Glanzstücke des Albums ausgemacht.

Fazit :

Im Vergleich zum Vorgängeralbum „Star of delusives Hopes“ hat man sich hier aber dermaßen gesteigert, es kommt quasi schon einen Quantensprung gleich! Das neue Album ist wesentlich, griffiger, eingängiger und beinhaltet einfach stärkere Songs die einen direkt ins Blut übergehen.
Wie schon angesprochen wildern die Jungs zwar musikalisch und gesanglich ziemlich im SABATON Gefilde, aber das mag ihnen egal sein, qualitativ ist der neue Diskus auf jeden Fall nicht von schlechten Eltern!
Zwar gibt es immer noch den ein oder anderen Durchhänger zu verkraften, aber es reicht hier ganz knapp für eine siebener Bewertung, was wie gesagt im direkten Vergleich Welten sind!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Chasing the Prey
02. Assassin’s Fate
03. Son of a Star
04. The Wolf’s Attack
05. Never Regret
06. The Road to you
07. 1812
08. Flying Dutchman
09. Final Journey
10. Imperial Eagle
11. Invicincible

Julian

PETERIK/SCHERER – Risk Everything

Band: Peterik/Scherer
Album: Risk Everything
Spielzeit: 53:40 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.04.2015
Homepage: www.frontiers.it

Wenn man sich Jim Peterik´s Discographie so ansieht, ist das schon eine beeindruckende Liste. Angefangen natürlich mit den unsterblichen Klassikern von JOURNEY über seine erste große musikalische Liebe IDES OF MARCH bis hin zu seinen beiden Soloalben oder den PRIDE OF LIONS. Nicht zu vergessen unzählige Kollaborationen mit anderen Musikern. Die neueste Arbeit ist ein Album mit dem Sänger Marc Scherer, dessen Stimme Jim Peterik so gefesselt hat, dass er dieses Projekt machen musste. Als Scherer´s Band ARC OF AGES in Peterik´s Burr Ridge Studios in Chicago eine Platte aufnahmen, traute der Meister seinen Ohren kaum. Die stimmliche Nähe zu Toby Hitchcock faszinierte ihn so sehr, dass er Scherer die Demos zum damals kommenden PRIDE OF LIONS Album „Immortal“ einsingen ließ.

„Risk Everything“ nennt sich nun das ganz offizielle gemeinsame Projekt von JIM PETERIK und MARC SCHERER. Darauf enthalten sind 11 AOR Songs, die typisch sind für den Songschreiber Peterik. Die Nähe zu JOURNEY, TOTO oder auch zu STYX kann man natürlich nicht verleugnen. Produziert wurde die Platte von Peterik höchstselbst und auch einige Gitarren bzw. das Keyboard übernahm er selbst.

Der Titel ist also etwas hoch gegriffen, denn im Grunde riskieren die Herrschaften hier herzlich wenig, denn „Risk Everything“ liefert genau das, was der Fan von einer derartigen Konstellation erwarten darf – und das ist auch gut so. Allerdings stellt das Album so auch „nur“ ein weiteres Projekt dar, das man kopfnickend und anerkennend zur Kenntnis nimmt. Viel mehr ist hier leider nicht drin, auch wenn die Performer über alle Zweifel erhaben sind. Die Leistung des Vokalisten sowie der Instrumentalfraktion ist professionell und auch der Sound ist klasse. Aber – und das ist das große Manko – man hat die Songs schon so oft gehört, auch wenn die Highlights wie „Cold Blooded“ oder der Opener „Risk Everything“ schon recht gefällig aus den Boxen kommen.

WERTUNG: 


Trackliste:

1. Risk Everything
2. Chance Of A Lifetime
3. Cold Blooded
4. Desperate In Love
5. Thee Crescendo
6. The Dying Of The Light
7. How Long Is A Moment
8. Brand New Heart
9. Broken Home
10. Milestones
11. Your Independence Day

Stefan

SOUL SECRET – 4

Band: Soul Secret
Album: 4
Spielzeit: 72:57 min
Genre: Progressive Metal
Plattenfirma:  Golden Core Records/ZYX
Veröffentlichung: 10.04.2015
Homepage: www.soulsecret.net

Die Italienische Prog Metal Formation SOUL SECRET ist beleibe kein Neuling in der Szene und mischt nun schon seit einigen Jahren mehr oder weniger erfolgreich im internationalen Markt mit. Herausgesprungen sind dabei, neben durchweg positiven Kritiken für die bisherigen beiden Alben, auch Tourneen u.a. mit Subsignal, Vanden Plas oder zuletzt mit Haken und der Neal Morse Band. Wenn ich die etwas verwirrende Bandbiographie im Promozettel richtig gedeutet habe, ist “4” das, ähem, dritte reguläre Studioalbum der Band – mit dem 3 Sänger!

Generell geht die Musik auf dem vorliegenden Konzept-Album in die typische, altbekannte Italo-Prog Metal Richtung: stark von Dream Theater beeinflusster Power-Metal mit reichlich stilistischen Schlenkern, atemberaubenden Fertigkeiten an den einzelnen Instrumenten und einer top modernen Produktion. Das Eröffnungsdoppel “On The Ledge“/“Our Horizon“ verbindet altbekannte Genrezutaten auf originelle, abgeklärte Weise,  die Ballade “In A Frame“ klingt frisch und unkitschig, „Traces On The Seaside“ lebt von den Licht/Schattenspielen der Gitarren/Bass Fraktion und dass man mit den Britischen Senkrechtstartern Haken unterwegs war hat sich auch in einem Track wie “K” niedergeschlagen, der die ein oder andere Parallele zu den Kollegen aufweist. Der einzige “Haken” an “4” ist die Tatsache, dass SOUL SECRET (wie viele Ihrer Landsleute) zuviel des Guten wollen: aus der überbordenden Menge an wirklich beeindruckenden Ideen schaffen es die Jungs nicht immer kohärente, in sich schlüssige Kompositionen zu formen. Stattdessen wird dem Hörer ein tolle Idee nach der anderen serviert – der Overkill an Songparts und Stilen bedingt allerdings, dass nicht wirklich viel hängen bleibt. Die Kritikpunkte sind daher schnell abgezählt: zu lange Spieldauer (den Abschluss der Platte bildet der sehr gute, 16-minütige (!!) Monsterrack „The White Stairs“, der an sich schon genug Stoff für eine Plattenseite bietet), zeitweise zerfahrenes Songwriting, überflüssige Einfälle (Death Metal Grunts in „K“). All diese „Mängel“ ändern allerdings nichts an der Tatsache, dass ich mit der Scheibe eine Menge Spass hatte, denn SOUL SECRET tappen nicht in die üblichen Fallstricke des Genres: die Platte klingt ausgesprochen gut und verfällt nicht in die üblichen lauter/heftiger/brutaler Soundwände. Zum anderen sind die Songideen wirklich sau-stark und Neuzugang Lino Di Pietrantonio ein mehr als passabler Sänger mit variabler Stimme und einfallsreichen Melodiebögen. Gitarrenfans bekommen ebenfalls einiges geboten, so dass die Scheibe eine echte Musiker-Platte ist die auf allen Positionen hervorragend besetzt ist.

“4” will erarbeitet werden – SOUL SECRET liefern hier einen richtigen Brocken ab, der Prog Metal Fans einige sehr interessante Stunden bescheren dürfte. Dass das Material stellenweise etwas überfrachtet ist und der Zugang nicht immer gelingen will sei der Band verziehen. Die Pfeiler der Platte stehen nämlich wie eine Eins: Brilliante Musiker, eine erstklassige Produktion und haufenweise geniale Melodien machen aus “4” ein Fest für Genre-Fans.

WERTUNG:


Trackliste:

01. On The Ledge
02. Our Horizon
03. K
04. As I Close My Eyes
05. Traces On The Seaside
06. Turning The Back Page
07. Silence
08. In A Frame
09. My Lighthouse
10. Downfall
11. The White Stairs

Mario