Band: The Quireboys
Album: Black Eyed Sons
Spielzeit: 37:44 min. + 44:00 min. + DVD
Stilrichtung: Rock´n Roll
Plattenfirma: Off Yer Rocka Recordings
Veröffentlichung: 20.07.2014
Homepage: www.quireboys.com
Bei all dem Fußball dieser Tage ist es manchmal schwierig, sich auf die Musik zu konzentrieren. Aaaber – wenn ein neues Album der QUIREBOYS im Player liegt, ist die Konzentration voll und ganz bei den Briten und deren neuestem Streich „Black Eyed Sons“. Diese Veröffentlichung ist aber nicht nur ein normaler neuer Longplayer sondern setzt sich aus 10 neuen Songs sowie einem 10-Track Unplugged Album und einer Live-DVD zusammen. Das ist doch mal ne Ansage. Dass die Briten so dick auftragen, dürfte aber sicher auch am 30-jährigen Jubiläum liegen, das sie 2014 feiern dürfen.
1984 – was war das für eine goldene Zeit, der erste Gig der QUIREBOYS fand im Half Moon in London statt und auch noch heute sind die Briten für ihre erstklassige Live-Show voller Melancholie und Authentizität bekannt. Natürlich wird der Rock´n Roll nach wie vor groß geschrieben und der ewige Vergleich bzw. Titel als einzige formidable Nachfolgeband der FACES wird wohl immer über den QUIREBOYS schweben. Dabei haben sie einiges mehr zu bieten – wer die Band schon einmal live erleben durfte, weiß was ich meine. Wer das Vergnügen noch nicht hatte, darf sich anhand der DVD ein Bild davon machen. Diese ist herrlich einfach gehalten. Weitab von der heute üblichen Hochglanz-HD-Perfektion rockt sich das Sextett durch 30 Jahre Bandgeschichte. Die Schnitte sind nicht schwindelerregend schnell, die Drum-Kamera wackelt bedrohlich und die Auflösung ist speziell bei den Nahaufnahmen von Keith Weir´s Keyboard ziemlich ähm übersichtlich. Aber genau das ist authentisch und passt zu einer Band wie den QUIREBOYS. Die Jungs sind prächtig bei Laune und reißen ein tolles Programm herunter, wenn ich auch manchmal den Eindruck nicht loswerde, dass hier ordentlich im Studio nachbearbeitet wurde. Anyway…eine tolle Show mit einer guten Atmosphäre und mehr als eine kleine Zugabe zum neuen Album.
Bleiben wir dabei und rollen das Feld von hinten auf. Widmen wir uns nun kurz der Unplugged-CD, die vom Sweden Rock Festival stammt und 2013 mitgeschnitten wurde. Doch können die Nummern der Briten auch ausgestöpselt funktionieren? Sie können, das beweist schon das erste Stück „Don´t Bite The Hand That Feeds You“. Dank der großartigen Darbietungen der Herren Keith Weir an den Keyboards und Sänger Mr. Jonathan „Spike“ Gray kommen auch Titel wie der Schunkler „There She Goes Again“, „Mona Lisa Smiled“ oder „“ mal ganz anders aber durchaus gelungen aus den Boxen. Selbst der Hit des Debüts – „7 O´Clock“ – funktioniert so ganz prächtig. Zwar steht auf der Tracklist der CD was von „Sex Party“, aber da hat man sich wohl vertan. Und Balladen wie „I Don´t Love You Anymore“ sind sowieso prädestiniert für derartige Umsetzungen.
Seit dem letzten Studioalbum „Beautiful Curse“ ist genau ein Jahr vergangen und seitdem hat sich zumindest mal wieder das Personalkarussell an der Trommel gedreht. Für Matt Goom kommt Simon Hanson kommt Dave McCluskey, der schon seit geraumer Zeit zum Live-Line-Up gehört, den Bass zupft momentan Nick Mailing und der alte und harte Kern besteht nach wie vor aus Spike (vocals´n Whiskey), Guy Griffin (guitars), Paul Guerin (guitars) und Keith Weir (keyboards, piano). Produziert hat abermals Chris Tsangaridis, der auch schon am Vorgänger an den Reglern saß.
Und so beginnt auch Studiowerk Nummer 8 so, wie man es von den (neueren) QUIREBOYS erwarten darf, schon der Opener „Troublemaker (Black Eyed Son)“ startet spritzig wie eh und je. Ganz anders kommt „What Do You Want From Me?“ daher. Melancholisch und eher langsam gehalten würde man einen solchen Song eher weiter hinten auf dem Album erwarten. Auch „Julieanne“ fährt eher auf Halbgas bevor man bei „Double Dealin´“ wieder etwas rockiger wird. Mit leichtem Country-Touch stellt „Stubborn Kinda Heart“ einen typischen Schleicher aus dem Hause QUIREBOYS dar und „Lullaby Of London Town“ erinnert anfangs etwas an „Honkey Tonk Woman“ von den STONES, ist aber ansonsten eine lässige Geschichte. Im späteren Verlauf wird selten gerockt – Songs wie „The Messenger“, „Mothers Ruin“ und „Monte Cassino (Lady Jane)“ sind praktisch akustisch gehalten, nur bei „You Never Can Tell“ wird die Keule ausgepackt.
Die QUIREBOYS feiern ihren 30sten Geburtstag – dazu gratulieren wir erstmal ganz artig und vor allem sehr herzlich. Ihre Karriere begann in den großen 80ern mit Platinauszeichnungen und dem ganzen Tam Tam für ihr Debüt „A Bit Of What You Fancy“, beim Nachfolger „Bitter Sweet And Twisted“ mussten die Briten schon kleinere Brötchen backen. Seitdem machen die Jungs das, was sie am besten können: dreckigen Rock´n Roll, der sich in einer kleinen, versifften Bar am wohlsten fühlt. Und in den letzten Jahren konnten sie ihr Level auch wieder beachtlich steigern. Versteht mich nicht falsch, jedes Album hatte seine Reize und gute Songs an Bord, aber mit den QUIREBOYS ist es wie mit gutem Whiskey: je älter er wird, desto besser und runder wird sein Geschmack. Dafür steht auch „Black Eyed Sons“ samt seinen ganzen Zugaben. Zwar hätte ich mir ein bisschen mehr Rock´n Roll gewünscht, aber die Briten spielen schon seit jeher mit der Melancholie wie fast keine zweite Band und zaubern ein ums andere Mal tolle Kuschelsongs, die eigentlich keine sind. „Black Eyed Sons“ jedenfalls ist ein Jubiläumsalbum das seinem Namen alle Ehre macht.
WERTUNG:
Trackliste:
CD 1: Black Eyed Sons:
01. Troublemaker (Black Eyed Son)
02. What Do You Want From Me?
03. Julieanne
04. Double Dealin´
05. Stubborn Kinda Heart
06. Lullaby Of London Town
07. The Messenger
08. You Never Can Tell
09. Mothers Ruin
10. Monte Cassino (Lady Jane)
CD 2: Unplugged In Sweden:
01. Don´t Bite The Hand That Feeds You
02. There She Goes Again
03. Devil Of A Man
04. Mona Lisa Smiled
05. Roses & Rings
06. Misled
07. Have A Drink With Me
08. Sweet Mary Ann
09. I Don´t Love You Anymore
10. 7 O´Clock
DVD
01. Black Mariah
02. Too Much Of A Good Thing
03. Misled
04. There She Goes Again
05. Homewreckers & Heartbreakers
06. This Is Rock´n Roll
07. Mona Lisa Smiled
08. Diamonds & Dirty Stones
09. 27 Years
10. I Don´t Love You Anymore
11. Tramps & Thieves
12. Hey You
13. Beautiful Curse
14. Chain Smokin´
15. I Love This Dirty Town
16. 7 O´Clock
17. For Cryin´ Out Loud
18. Mother Mary
19. Sex Party
Stefan