Band: Krokus
Album: Metal Rendez-Vous / Hardware / One Vice At A Time (Re-Releases)
Spielzeit: siehe unten
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 29.05.2014
Homepage: www.rockcandyrecords.com
Hard Rock von Weltformat und unbestreitbarem Einfluss auf die gesamte Szene aus der Schweiz? KROKUS! Punkt. Es gab und gibt keine andere Band aus dem kleinen Land in der Mitte Europas, die den internationalen Markt so aufgemischt hat wie die Band um Bandgründer, Bassist und Sprachrohr Chris von, nun ja, Rohr. Shakra und natürlich die großartigen Gotthard haben sich auch einen respektablen Namen in der Szene und über die Landesgrenzen hinaus erarbeitet, das Standing von KROKUS aber wird wohl in absehbarer Zeit einmalig bleiben. Passend zur aktuellen Veröffentlichung der Live Scheibe „Long Stock Goes Boom“ werden 3 der wichtigsten Platten der Eidgenossen nun von Rock Candy im Label-typischen Gewand (gutes Remastering, fette Booklets mit Bandhistorie und aktuellen Bandinterviews) neu herausgebracht.
„Metal Rendez-Vous“ (1980)
Spielzeit: 44 min.
Nachdem die Band die Vorproduktion ihres vierten Albums „Metal Rendez-Vous“ (bzw. des ersten nach der strategischen Neuausrichtung gen härterem Metal) bereits mit dem Schweizer Sänger Henry Fries abgeschlossen hatte, zog dieser kurz vor Studioantritt die Notbremse und stieg abrupt aus. Was ein finaler Nackenschlag hätte sein können, entpuppte sich als veritabler Glücksfall für die Band, die mit der anschließenden Verpflichtung des Maltesischen Fronters Marc Storace das fehlende Puzzleteil fand und den Grundstein zu den noch vor ihnen liegenden Erfolgen legte. Wer eine Scheibe mit einem Kracher der Marke „Heatstrokes“ eröffnen kann und weitere Klassiker der Marke „Bedside Radio“, die grandiose Ballade „Streamer“ oder den nicht nur im Titel an die Scorpions erinnernden Rocker „Tokyo Nights“ dann noch locker über den Rest der Scheibe verteilen kann, der hat eigentlich schon gewonnen. Dass KROKUS eigentlich so gar nicht europäisch klangen, lag unter anderem an Strorace’s akzentfreiem Englisch und natürlich seiner fantastischen Stimme, sowie den Songs auf internationalem Niveau. „Metal Rendez-Vous“ gilt zu Recht als Klassiker des Genres und fährt nur Highlights und keinen einzigen Ausfall auf.
„Hardware“ (1981)
Spielzeit: 38 min.
Dem nur ein Jahr nach “Metal Rendez-Vous“ eingetüteten „Hardware“ merkt man die plötzlichen Veränderungen um die Band herum an. Hatten KROKUS für den Vorgänger noch jede Menge Zeit die Songs live auf Herz und Nieren zu prüfen und das Ganze dann in einer ausgiebigen Vorproduktion schon in Form gebracht, war die Vorbereitungszeit nun deutlich knapper. Zusammen mit Knöpfchendreher Mark Dearnley (u.a. Def Leppard, AC/DC) gab sich die Band alle Mühe den geweckten Erwartungen gerecht zu werden, mit nicht ganz optimalem Ergebnis. Alles in allem wirkt „Hardware“ etwas handzahm, der Sound zwar polierter aber nicht wirklich besser und die Songs zwischen den Stühlen. Schlecht ist die Scheibe beileibe nicht, verblasst aber im Spannungsfeld zwischen den beiden Bandklassikern „Metal Rendez-Vous“ und „One Vice At A Time“ ein wenig. Highlights wie „Rock City“, „Mad Racket“ oder „Easy Rocker“ haben aber trotz Ihres betagten Alters nichts von Ihrer Schlagkraft eingebüßt und wissen auch heute noch bestens zu unterhalten. Für den ein oder anderen Schmunzler sorgen die nicht ganz jugendfreien Texte von Tracks wie „Smelly Nelly“ oder „Mr. 69“. Nette Anekdoten hierzu gibts in den lesenswerten Linernotes.
„One Vice At A Time“ (1982)
Spielzeit: 37 min.
Der auf dem leicht schwächelnden Vorgänger bereits angedeutete Weg Richtung AC/DC-Riffing wird auf dem wieder nur 1 Jahr später vorgestellten „One Vice At A Time“ nun konsequent zu Ende gedacht. Soundtechnisch von Produzenten-Legende Tony Platt (u.a. AC/DC und Foreigner) perfekt in Szene gesetzt, klingen die Gitarren fett, trocken, herrlich druckvoll und die Band kümmert sich herzlich wenig um die ständig wachsenden Vergleiche mit Australia’s finest. Warum auch? Sänger Storace ist zwar stimmlich durchaus nah dran am seligen Bon Scott, hat aber einiges mehr zu bieten als simples Abkupfern. „Long Stik Goes Boom“, „To The Top“ sowie das The Guess Who Cover „American Woman“ sind Hardrock Granaten der Sonderklasse die der Band zum endgültigen internationalen Durchbruch verhalfen. Bewusst ohne eine einzige Ballade konzipiert, entwickelt „One Vice At A Time“ einen Sog dem man sich nur schwer entziehen kann. KROKUS standen mit „One Vice At A Time“ in der vordersten Reihe, Kopf and Kopf mit den Scorpions, Motörhead & Co. Ob die Band dieses Niveau auf den folgenden Scheiben halten konnte, wird sich bei den weiteren, von Rock Candy für August angekündigten, Re-Releases zeigen …
Eine vernünftige Hardrock Sammlung ohne die hier vorgestellten KROKUS Alben ist schlicht und ergreifend einfach unvollständig. Wer also diese Lücke noch in seinem Regal hat, kann mit den Rock Candy Ausgaben nichts falsch machen (auch wenn die original Alben nicht wesentlich schlechter klingen).
WERTUNG:
„Metal Rendez-Vous“
„Hardware“
„One Vice At A Time“
Trackliste:
Metal Rendez-Vous
01. Heatstrokes
02. Bedside Radio
03. Come On
04. Streamer
05. Shy Kid
06. Tokyo Nights
07. Lady Double Dealer
08. Fire
09. No Way
10. Back-Seat Rock ‘N’ Roll
Hardware
01. Celebration
02. Easy Rocker
03. Smelly Nelly
04. Mr. 69
05. She’s Got Everything
06. Burning Bones
07. Rock City
08. Winning Man
09. Mad Racket
One Vice At A Time
01. Long Stick Goes Boom
02. Bad Boys, Rag Dolls
03. Playin’ The Outlaw
04. To The Top
05. Down The Drain
06. American Woman
07. I’m On The Run
08. Save Me
09. Rock ‘N’ Roll
Mario