INNERSHINE – Where The Spirits Wander

Band: Innershine
Album: Where The Spirits Wander
Spielzeit: 35:30 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 17.08.2013
Homepage: www.innershine.it

Das in Eigenregie veröffentlichte Debüt der italienischen Progger INNERSHINE ist zwar bereits seit gut einem Jahr draußen, aber viel zu gut um nicht doch noch auf diesen Seiten Erwähnung zu finden. Den Mix der leider recht kurzen Scheibe hat der vielbeschäftigte Simone Mularoni übernommen, mit dessen Arbeit ich nicht immer glücklich bin. Im vorliegenden Fall hat er der Band allerdings einen glasklaren, transparenten und aufgeräumten Sound spendiert, der sich nicht hinter Label-Veröffentlichungen verstecken braucht. Das Quintett, das seit der Bandgründung im Jahr 2003 kontinuierlich an sich und dem Songmaterial gearbeitet hat, konnte bereits als Vorband für die Landsmänner DGM, Uli John Roth und den Gitarristen Ron Thal Bühnenerfahrung sammeln. Erfahrung, die sich auf „Where The Spirits Wander” hörbar auszahlt.

Die Songs, mit Ausnahme des Spannung aufbauenden Intros „… To The End Of Reality“ und der abschließenden Ballade „Teenage Whisper“, sind allesamt im Midtempo-Bereich gehalten und setzen niemals auf plakative Effekthascherei – weder in den Arrangements noch bei den instrumentalen Einzelleistungen. Besonderes Lob verdient hier Gitarrist Fabrizio Sgattoni der ein Lehrstück in Sachen songdienlichem, immer geschmackvollem Leadspiel abliefert und den Spagat zwischen Speed und Melodie perfekt hinkriegt. Die Soli sind echte Ohrenschmeichler und, neben den starken Melodien von Sänger Simone Ragni, die Highlights des Albums. Ob der in klassischer Dream Theater Tradition gehaltene Ohrwurm „High On A Desert Plain“, das mit nicht minder starken Melodien ausstaffierte „Divided In Two“ oder der abwechslungsreiche, vertrackte Longtrack „Always Late“ – egal wo man auch reinhört, INNERSHINE kommen absolut abgebrüht und selbstbewusst rüber, die Songs sitzen wie eine Eins. Einziger Kritikpunkt ist die knappe Spielzeit, was ja genug über die Qualität der Scheibe aussagt.

Dolle Songs, doll gespielt, doller Sound – Herz was willst Du mehr? Prog(Metal) Fans, die auch seichteren Einflüssen aus AOR und Progressive Rock alter Schule (siehe die elegante Keyboard Einlage gegen Ende von „High On A Desert Plain“) nicht abgeneigt sind, sollten INNERSHINE und ihrem Debüt unbedingt eine Chance geben. Es lohnt sich.

WERTUNG:


Trackliste:

01. … To The End Of Reality
02. High On A Desert Plain
03. Divided In Two
04. War To The War
05. Always Late
06. Teenage Whisper

Mario

HELIX – Bastard Of The Blues

Band: Helix
Album: Bastard Of The Blues
Spielzeit: 44:16 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Perris Records
Veröffentlichung: 27.05.2014
Homepage: www.planethelix.com

Seit Ende der 70er versorgen uns HELIX ziemlich zuverlässig mit guter Rockmusik. Zwar hatten die Kanadier Anfang der 80er mit Alben wie „No Rest For The Wicked“ oder „Walkin´ The Razor´s Edge“ ihre kreativste Phase aber auch die jüngere Geschichte hält durchaus gefällige Langspieler bereit. Und so führen die Jungs um Gründungsmitglied Brian Vollmer auf ihrem mittlerweile 13. Studio Output „Bastard Of The Blues“ ihren Weg von handgemachter Rockmusik unbeirrt fort. Auch wenn HELIX in der Vergangenheit eine schier unendliche Litanei an Musikern verschlungen haben, steht die Band heute neben Vollmer (vocals) mit Kaleb Duck (guitars), Daryl Gray (bass), Chris Julke (guitars) und Gregory „Fritz“ Hinz (drums) sehr gut aufgestellt da. Seit dem Vorgänger „Vagabond Bones“ von 2008 arbeitet Vollmer mit Songwritingpartner Sean Kelly zusammen, von dem auch der Großteil der neuen Songs kommt.

Diese Richtungsänderung dürfte dem geneigten Fan schon länger aufgefallen sein, wobei sich HELIX auf ihrem neuesten Album auf das Nötigste beschränken und weder modernen Schnickschnack noch technische Spielereien benötigen. Rock´n Roll heißt die Devise.

Und dass den Kanadiern einige der neuen Stücke auf den Leib geschrieben wurden, zeigen „Even Jesus (Wasn´t Loved In His Home Town)“, „Hellbound For A Heartbreak“ oder der Titeltrack. Aber es gibt auch etwas glattere, poppigere Rocker wie „Winning Is The Best Revenge“ oder „Metal At Midnight“, die zwar auf den ersten Blick nicht so ganz ins Gefüge passen wollen, bei der Betrachtung des Gesamten aber eine schöne Abwechslung darstellen. Dazu gibt es mit „Axe To Grind“ oder „Skin In The Game“ weiteres durchaus formidables Material. Und der Rausschmeißer „Sticks & Stones“ ist ein reinrassiger Hochgeschwindigkeitsboogie.

Man kann nicht behaupten, dass „Bastard Of The Blues“ ein reinrassiges HELIX Album ist, wenn man die Vergangenheit und speziell die Hoch-Zeiten der Kanadier betrachtet. Eine kurzweilige Angelegenheit ist es trotzdem, weil die Songs kompakt, catchy und einfach gehalten wurden. Etwas anderes erwartet man auch gar nicht, wenn man ein HELIX Album auflegt – die nächste Rock´n Roll Party kann also kommen.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Bastard Of The Blues
02. Even Jesus (Wasn´t Loved In His Home Town)
03. Winning Is The Best Revenge
04. Screaming At The Moon
05. Metal At Midnight
06. Hellbound For A Heartbreak
07. When All The Love Is Gone
08. Axe To Grind
09. Skin In The Game
10. The Bitch Is A Bullet
11. Sticks & Stones

Stefan

ROCKSTARS ON MARS – EP

Band: Rockstars On Mars
Album: EP
Spielzeit: 31:36 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Dirty Slut Records
Veröffentlichung: 24.05.2014
Homepage: www.rockstarsonmars.com

Bisher hatte London LeGrand eher prominente Mitmusiker. Der amerikanische Sänger lieh den BRIDES OF DESTRUCTION mit Nikki Sixx (MÖTLEY CRÜE) und Tracii Guns (L.A.GUNS) seine Stimme und zockte mit George Lynch (DOKKEN, LYNCH MOB) bei SOULS OF WE. Jetzt hat er sich drei schwedische Musiker geschnappt um seine ROCKSTARS ON MARS weiter zu bringen, die er bereits 2008 gegründet hatte. Dazu gehören Dave (bass), Johnny (guitars) und Caesar (drums).

Und mit der schlicht „EP“ betitelten Silberscheibe gibt es erstmals 8 Songs dieser vielversprechenden Combo, gemixt von CRASHDIET´s Martin Sweet. Ganz im Sinne früher FASTER PUSSYCAT oder GUNS´N ROSES rotzen die ROCKSTARS ON MARS ohne Rücksicht auf Verluste los. Ich weiß, diese Vergleiche werden heute sehr inflationär gebraucht, aber hier stimmt es einfach. Die Energie und die Fuck-You-Attitüde sind erdrückend! Schon der Opener „Tequila´n Gin“ macht keine Gefangenen und ist pures Dynamit. Mit seinem räudigen Gesang drückt London LeGrand diesem Bastard seinen Stempel auf und lässt noch 7 weitere folgen. „Road To Freedom“ ist etwas melodiöser, büßt aber trotzdem kein bisschen Power ein während „Bleeding Heart“ eine absolut ergreifende Ballade ist, aus der zum Abschluss ein waschechter Rocker wird.

Der größte Knaller folgt mit „2 Kool For Skool“ aber noch. Der Song macht sich absolut perfekt neben den Hits der oben genannten Kollegen aus früheren Tagen! Mit „I Want You“, „Headbone“ und „Shelter“ lassen die ROCKSTARS ON MARS die Platte gut ausklingen, besonders das punkige „Headbone“ sollte hier angespielt werden.

Hier scheppert es an allen Ecken und Enden, der raue Charme des Hair Metal lebt bei ROCKSTARS ON MARS zusammen mit einigen Punk-Anleihen in Bestform. Auch wenn die Songs nicht auf Hochglanz poliert wurden – vielleicht auch gerade deswegen – ist diese EP ein Genuss für jeden Sleaze-Maniac und alle die es werden wollen. Neue Kapellen gibt es zur Genüge und mit ROCKSTARS ON MARS ist ein weiterer Stern am Hair Metal Walk Of Fame aufgegangen.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Tequila´n Gin
02. Road Of Freedom
03. Fancy Panoucha
04. Bleeding Heart
05. 2 Kool For Skool
06. I Want You
07. Headbone
08. Shelter

Stefan

SEVEN – 7

Band: Seven
Album: 7
Spielzeit: 40:11 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 20.06.2014
Homepage: www.escape-music.com

Mit „7“ der UK-Melodicrocker SEVEN erreicht uns nicht etwa ein Album einer neuen Band sondern eher eine Ausgrabung längst verschollener Aufnahmen, die in den späten 80ern entstanden sein müssen. Damals hatte die aussichtsreiche Band bei Polydor angedockt, um 2 Singles aufzunehmen. Ein komplettes Album blieb ihnen allerdings verwehrt. Dabei begann das Abenteuer von Keith McFarlane (guitars) und den Brüdern Simon (keyboards) und John LeFevre in einer Band namens FACE TO FACE in Südafrika. Doch die Connection zu Mick Devine (drums), die über ihren Manager zustande kam, zog die Jungs nach Großbritannien, wo sie sich zusammen mit Sänger Mick Devine SEVEN nannten.

Nachdem unlängst Bassist Pat Davey auf die alten Aufnahmen zu sprechen kam, wurde die Band kurzerhand reaktiviert. Neben Devine, McFarlane und Simon LeFevre gehören eben Davey und Drummer Austin Lane zum aktuellen Line-Up. Die Songs auf diesem Album wurden aber nicht neu eingespielt sondern von dem schwedischen Produzenten Lars Chris aufgepeppt. Und so steht nach einigen Jahrzehnten nun das Debüt von SEVEN offiziell in den CD-Regalen.

Geboten wird knackiger Melodic Rock mit AOR-Anleihen, der gleichermaßen zeitlos wie up-to-date klingt. Spektakulär sind die Songs dabei nicht, wobei sich die Herren auf den klassischen Sound von JOURNEY oder auch MITCH MALLOY berufen. Trotzdem finden sich auf „7“ einige hörenswerte Stücke. Der Opener „Shoot To Kill“ ist allerdings etwas ungünstig gewählt, denn hier wird biedere Allerweltskost geboten. Das atmosphärische „Inside Love“ allerdings kann schon eher punkten. Des Weiteren muss man Songs wie das rockige „Still“, das melodische „Strangers“ oder „America“ herausheben. Auch die abschließende Nummer „Say Goodbye“ sollte man antesten.

SEVEN bieten für Fans des gediegenen Melodic Rocks eine solide Scheibe, die es durchaus verdient hat, endlich das Licht der Welt zu erblicken. Warten wir auch gespannt, was es in naher Zukunft an Neuigkeiten aus dem Bandlager geben wird und vielleicht ein weiteres Album in Angriff genommen wird.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Shoot To Kill
02. Inside Love
03. Diana
04. Still
05. Headlines
06. Strangers
07. America
08. Thru The Night
09. Never Too Late
10. Don´t Break My Heart
11. Say Goodbye

Stefan

ANNISOKAY – The Lucid Dream(er)

Band: Annisokay
Album: The Lucid Dream[er]
Spielzeit: 53:20min
Stilrichtung: Post-Hardcore
Plattenfirma: Steamhammer / SPV
Veröffentlichung: 30.05.2014
Homepage: www.facebook.com/annisokay

Kurz und schmerzlos: Gleich der erste Track reißt mich vom Hocker! „The Final Round“ beginnt mit einer dezenten Spieluhr, bevor die fünf Hallenser Jungs dem geneigten Hörer ihren monströsen Post-Hardcore um die Ohren schmettern. Anormales Gitarrenspiel und noch viel abartigere Rhythmusarbeit. Norbert Rose (Bass) und Daniel Herrmann (Drums) haben mit „The Lucid Dream[er]“ sicherlich gewaltige Strapazen auf sich genommen, besonders der Fußarbeit am Schlagzeug bedarf es riesigen Respekts. Die Kombination aus den Shouts Dave Grunewalds und den cleanen Vocals Christoph Wieczoreks verleiht der Combo das gewisse Etwas und erinnert an Bands wie ARCHITECTS, A DAY TO REMEMBER und WE ARE THE OCEAN. Ich kann mir gut vorstellen, wie Band und Publikum zu „Sky“ die Clubs zerstören – bei solch einem Breakdown inklusive Stereo-Gitarrenattacke kochen die Endorphine einfach über und bringen die Genrefanatiker zum Toben! Schwerfällig wie eine Unwetterfront schiebt sich „Anniversary“ voran. Hier werden die Synthies ausgepackt, wohl dosiert (zum Glück) verleihen sie diesem und auch den folgenden Songs eine würzige Note – ENTER SHIKARI wären stolz auf die Truppe! Ein sperriges Riff eröffnet „Firewalk“ und „Monstercrazy“ ist tatsächlich monsterverrückt: Mit Warpantrieb prescht es voran, die Gitarreneffekte bremsen den Song zwischenzeitlich aus und der Pseudobreakdown zerstört letztendlich auch die Zweifel des letzten Kritikers. Absoluter Wahnsinn – Anspieltipp! Zeit für die Quotenballade: Zu Beginn von „Who Am I“ dürfen sich die vermutlich krampfgeplagten Instrumentalisten ein wenig ausruhen. Doch falsch gedacht, Müßiggang ist nicht die Sache der Truppe, denn zum Ende hin werden die Verzerrer dann doch wieder angeschmissen. Der rotzige Gitarrensound und die in ultraschnellem Tempo gespielten Läufe Philipp Kretzschmars sowie Christoph Wieczoreks prägen „The Believer“, die Streicher tun ihr Übriges. Erneut sind die Qualitäten Daniel Herrmanns zu loben: Ein Drummer wie ein Uhrwerk! Geradezu poppig bahnt sich „Insanity“ seinen Weg (wenn man von den Shouts absieht, wäre dieses Lied das vermutlich radiotauglichste des Albums).  Den krassesten Breakdown bietet „Ghost Of Me“, bei „By The Time“ trifft die Pop-Punk-Gitarre auf eine niederschmetternde Hookline und da wir schon mal bei Pop-Punk sind, schließt sich „Where Do I Start“ dieser Richtung direkt an. „Day To Day Tragedy” sowie „Wasted & Useful“ vernichten noch einmal alles und lärmen mit ungeheuerlicher Wucht dem Ende des Albums entgegen. Und weil es gerade so schön trendy ist, wird abschließend zusätzlich eine Dubstep-Version von „The Final Round“ sozusagen als Bonus mit auf das Album gepackt. Now press repeat!

Resümee: Das Album strotzt vor Ragtimes, Breakdowns und Overkills. ANNISOKAY durften bereits mit einigen Genregrößen wie GHOST INSIDE, HEART IN HAND sowie HIS STATUE FALLS touren und mit Bands wie ESKIMO CALLBOY in einem Atemzug genannt, kann sich das Quintett zweifelsohne zu den kolossalsten deutschen Genrevertretern zählen. „The Lucid Dream[er]“ – sehr empfehlenswert!

WERTUNG:


Trackliste:

01. The Final Round
02. Sky
03. Anniversary
04. Firewalk
05. Monstercrazy
06. Who Am I
07. The Believer
08. Insanity
09. Ghost Of Me
10. By The Time
11. Where Do I Start
12. Day To Day Tragedy
13. Wasted & Useful
14. The Final Round (HoppiTronic Remix)

Christoph

HARD RIOT – The Blackened Heart

Band: Hard Riot
Album: The Blackened Heart
Spielzeit: 43:38 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 02.06.2014
Homepage: www.hard-riot.com

Energiegeladen wie AC/DC, emotional wie die SCORPIONS und knallhart wie METALLICA – so umschreiben die deutschen Hardrocker HARD RIOT ihren Sound. Wenn da mal jemand seinen Mund nicht zu voll genommen hat…das habe ich schon bei der Besprechung des vor zwei Jahren erschienenen Debüts „Living On A Fastlane“ erwähnt. Wobei – der Vergleich mit METALLICA ist neu. Und tatsächlich: es hat sich was getan beim Sound auf dem neuen Album „The Blackened Heart“. In der Tat ist man vom etwas biederen (Riff-)Rocksound des Erstlings abgerückt und kombiniert jetzt modernere Riffs mit eingängigen Melodien, die manchmal an NICKELBACK erinnern.

Und tatsächlich starten die Jungs mit „Blackout“ erneut viel versprechend in den zweiten Langspieler. Die Gitarren tönen satt, der Sound passt. Mit AC/DC hat das aber überhaupt nix zu tun – genauso wie mit den übrigen Vergleichen. Das hier schlicht zeitgemäßer Hardrock. Mit „Suicide Blues“ und „Devils BBQ“ legt man zwei Songs in ähnlichem Fahrwasser nach, wobei letzterer eindeutig besser punkten kann. „The End“ hat erneut Substanz und geht als Highlight des Albums durch. Das wird die Jungs auch veranlasst haben, eine weitere Version mit Richard Sjunnesson von THE UNGUIDED als Bonus mit auf die Platte zu nehmen – aber ganz ehrlich: dieses Metalcore Gegrunze braucht kein Mensch. Da bleibe ich lieber bei der ursprünglichen Version des Songs.

Bisher konnten sich HARD RIOT durchaus steigern, wenngleich sie immer noch Musik machen, die man schon hundertmal gehört hat. Nur eben einen Schippe moderner als auf dem Vorgänger. Das soll aber auch nicht der Vorwurf sein, viel eher der Umstand, dass man im weiteren Verlauf praktisch keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Die Ballade „Count On Me“ plätschert so dahin und Songs wie „The Enemy Within“ oder „High Society Bitch“ sind schlichtweg eintönig (speziell „Dirty Games“) oder wiederholen das bisher gehörte ziemlich genau.

Der Richtungswechsel hat den deutschen Hardrockern gut getan, mit den Großen können sie deshalb leider noch lange nicht mithalten. Und auch wenn die einzelnen Bandmitglieder in ihrer Vita schreiben, dass Musik ihr Leben ist, vermisse ich in den Kompositionen mehr zündende Ideen, mehr Kraft und mehr Eigenständigkeit. „The Blackened Heart“ ist ein nettes Album, aber reicht das?

WERTUNG:


Trackliste:

01. Blackout
02. Suicide Blues
03. Devils BBQ
04. The End
05. Count On Me
06. Not Alone
07. The Enemy Within
08. Dirty Games
09. Last Goodbye
10. High Society Bitch
11. Hit The Ground
12. The End (Bonustrack – feat. Richard Sjunnesson)

Stefan

DARKEST ERA – Severance

Band: Darkest Era
Album: Severance
Spielzeit: 44:48 min
Stilrichtung: Heavy / Folk / Black Metal
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 13.06.2014
Homepage: www.darkestera.net

2011 erschien das Debütalbum „The Last Caress of Light“ einer Band aus Nord-Irland, welche mit einem Mix aus Heavy Metal und keltischem Folk-Einschlag Fans wie Presse überzeugen konnte und jede Menge Top-Bewertungen einstreichen konnte. Die Rede ist von DARKEST ERA. Aktiv ist die Band seit 2005 als NEMESIS und ab 2007 unter dem DARKEST ERA Banner. Nun holen Krum (Vocals), Ade Mulgrew und Sarah Wieghell (Gitarren), Daniel O’Toole (Bass) und Cameron Åhslund-Glass (Drums) mit „Severance“ zum zweiten Schlag aus.

Um es vorwegzunehmen, der Folkeinschlag hat nichts mit dem aktuell so beliebten Party-Humppa-Folk der Marke KORPIKLAANI, ENSIFERUM oder FINNTROLL zu tun. Nein, hier stehen besonders PRIMORDIAL Pate. Andernfalls wäre die Band auch nicht bei Cruz Del Sur Music untergekommen. Die Stücke auf „Severance“ entwickeln im Vergleich zum Vorgänger eine düstere, mystischere Seite. Diese wird auch durch gelegentliche härtere Passagen betont, wie etwa beim Opener „Sorrow’s Boundless Realm“ oder „Trapped in the Hourglass“, welche durch einen schwarzmetalischen Anstrich noch an Intensität zulegen. Episch und hymnenhaft geht es dagegen bei „Beyond the Grey Veil“ oder dem flotteren „The Scavenger“ zu, hier fühlt man sich ein wenig an die Labelkollegen von ATLANTEAN KODEX erinnert. Ein weiterer interessanter Aspekt sind die immer wieder durchschimmernden Querverweise zu Bands wie IRON MAIDEN oder THIN LIZZY. Die Nord-Iren setzen immer wieder gekonnte Kontrastpunkte, verlieren aber nie das große Ganze, den roten Faden aus den Augen.

„Severance“ ist ein erstklassiges Zweitwerk geworden, welches das starke Debüt sogar noch übertrumpfen kann. Allerdings ist die Spielwiese von DARKEST ERA nichts zum nebenbei hören . Man muss sich Zeit nehmen, sich auf die Musik einlassen, in den Stücken versinken. Dann entfalten die Titel ihre ganze Magie und das kann durchaus ein paar Durchgänge benötigen. Nehmt euch die Zeit, es lohnt sich. Fans von PRIMORDIAL dürften mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen, wer sich bei Bands wie ATLANTEAN KODEX, BATHORY oder DOOMSWORD heimisch fühlt, sollte sich „Severance“ ebenfalls zu Gemüte führen. Das Album wartet darauf entdeckt zu werden!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Sorrow’s Boundless Realm
02. Songs of Gods and Men
03. The Serpent and the Shadow
04. Beyond the Grey Veil
05. Trapped in the Hourglass
06. The Scavenger
07. A Thousand Screaming Souls
08. Blood, Sand And Stone

Chris

CLOVEN HOOF – Resist Or Serve

Band: Cloven Hoof
Album: Resist or Serve
Spielzeit: 48:17 min
Stilrichtung: Heavy / Power Metal
Plattenfirma: High Roller Records
Veröffentlichung: 06.06.2014
Homepage: www.clovenhoof.net

CLOVEN HOOF, in Anfangstagen eine Kultband aus der NWoBHM Bewegung, später dann eher im Power Metal beheimatet, legen mit „Resist or Serve“ das sechste Studioalbum vor. Während die ersten drei Alben „Cloven Hoof“, „Dominator“ und „A Sultan’s Ransom“ zu Klassikern der Metal Geschichte zählen, sind die Werke seit der Reunion 2001 zwar solide, aber nicht mehr überragend. Ob sich das auf dem neusten Langspieler der Band aus Wolverhampton, England, ändert ist also die große Preisfrage.

Die Besetzung 2014 besteht neben Gründungsmitglied Lee Payne (Bass / Hintergrundvocals) aus Joe Whelan (Lead Vocals / Gitarre), Chris Coss (Rhythmus Gitarre) und Jake Oseland (Drums & Percussion).

Was sofort auffällt ist die druckvolle und zeitgemäße Produktion von Patrick W. Engel, sowas kennt man von CLOVEN HOOF bisher nicht. Auch der neue Mann am Mikro überzeugt mit kräftigen und vielseitigen Vocals. Musikalisch setzt man auf klassischen NWoBHM Sound, durchsetzt mit Power Metal Einschüben amerikanischer Prägung. Bei „Call Of The Dark Ones“ stand wohl SLAYERS „Raining blood“ bei den Riffs im zweiten Drittel Pate.

Fans der ersten Stunde werden mit CLOVEN HOOF 2014 gewisse Einstiegsprobleme haben, fehlt die leicht kauzige Stimmung doch komplett. Für Anhänger der aktuellen Power Metal Schwergewichte dürfte der Sound wiederum ein wenig zu altbacken klingen, trotz gelegentlicher moderner Elemente. Das Album braucht auf jeden Fall einige Durchgänge um sich richtig zu entfalten. Gibt man „Resist or Serve“ die notwendige Zeit, bleibt ein solides Album übrig dem es etwas an den großen Krachern fehlt. Die Songs halten alle ein leicht überdurchschnittliches Level, Ausreißer nach oben gibt es aber kaum. Positiv setzt sich hier eigentlich nur „Brimstone And Fire“ ab.

Es bleibt dabei: der ganz große Wurf nach der Reunion bleibt auch beim 3. Versuch aus, „Resist or Serve“ ist aber trotzdem weit davon entfernt schlecht zu sein.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Call Of The Dark Ones
02. Helldiver
03. Deliverance
04. Brimstone And Fire
05. Northwind to Valhalla
06. Mutilator
07. Anti Matter Man
08. Cycle Of Hate
09. Premature Burial
10. Austrian Assault

Chris

EQUILIBRIUM – Erdentempel

Band: Equilibrium
Album: Erdentempel
Spielzeit: 56:12 min
Stilrichtung: Folk / Pagan Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 06.06.2014
Homepage: www.equilibrium-metal.net

Als ich 2003 die Demo einer damals völlig unbekannten Band aus Starnberg, Bayern, in die Hand gedrückt bekam und wenig später in die heimische Anlage gelegt hatte war ich wirklich geplättet. Erstklassiger Folk/Pagan Metal mit Herz und Tiefe und auch einem Blick für Partystimmung („Met“), ohne dabei in Schunkel-Humppa-Kitsch abzudriften. Und das auch noch aus Deutschland! Es folgt der steile Aufstieg von EQUILIBRIUM. Das Debüt „Turis Fratyr“ enthielt neben den Songs der Demo noch weitere starke Kompositionen gleicher Gangart.

Doch dann ging es in meinen Augen bergab. Die Verkaufszahlen und der Deal mit Nuclear Blast sprechen zwar eine andere Sprache, die Authentizität und Unbekümmertheit der ersten Tage ist aber dahin.

„Doch wir sind nicht allein, haben euch was mitgebracht, die Geister aus dem Wald, Begleiten uns durch Tag und Nacht.“ Na dann. Lyrisch also wie bereits bei den letzten Alben, sagen wir … einfach gestrickt. Musikalisch weiterhin folkig, ein wenig Bombast, viel Melodie und simple Mitgröhlpassagen. Um beim ersten Song „Was lange währt“ zu bleiben eine weitere Kostprobe, diesmal vom Refrain: „Faust nach oben, streck sie aus, greif die Sterne, reiß sie raus.“ RAMMSTEIN wären stolz auf diesen Text. Es folgen weitere belanglose Pseudo-Folk-Pagan Stücke, Saufhymnen mit Keyboards zugekleistert und einfach nur lahm. Und wenn man denkt, schlimmer geht’s nicht mehr, dann kommen EQUILIBRIUM mit „Uns’rer Flöten Klang“ daher. Ich mag Irish Folk. Ich mag Metal. Aber diese „Symbiose“ … geht in die Hose (TäTä!). Aber lassen wir auch hier den „Text“ für sich sprechen: „Prost ihr Säue! Hoch die Biere! Sauft aus! Ihr Tiere!“. Vielleicht sehen wir EQUILIBRIUM nächstes Jahr mit SANTIANO am Oktoberfest? Muss ich zu „Heavy Chill“ und „Wirtshaus Gaudi“ noch was sagen? Nein? Danke!

Fans des inhaltsleeren, partytauglichen Schlager-Folk-Metals werden die Scheibe ohne Frage abfeiern, der Markt für diese Art Musik ist groß genug. Ich bleibe weiterhin beim 2003er Demo. Und lass mir „von den Edlen singen, der ältest‘ Sage mich entsinnen. Ich will Walvaters Wirken künden, aus längst vergang’ner Zeit.“ Und bin derweil gespannt was die letzten beiden Gründungsmitglieder Sandra Van Eldik und Andreas Völkl als nächstes auf die Beine stellen werden. Die haben die Band direkt nach Fertigstellung der aktuellen Scheibe nun nämlich auch verlassen. Sie werden wissen warum.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Ankunft (Instrumental)
02. Was Lange Währt
03. Waldschrein
04. Karawane
05. Uns’rer Flöten Klang
06. Freiflug
07. Heavy Chill
08. Wirtshaus Gaudi
09. Stein Meiner Ahnen
10. Wellengang
11. Apokalypse
12. The Unknown Episode

Chris

FALLEN ANGEL – Crawling Out Of Hell

Band: Fallen Angel
Album: Crawling out of Hell
Spielzeit: 72:05 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Killermetal Records
Veröffentlichung: 30.05.2014
Homepage: www.myspace.com/bandsitefallenangel

FALLEN ANGEL stammen aus dem Hinterland New Yorks und sind engagiert dabei, ihre dreiteilige, epische Saga zu schreiben und einzuspielen. Ihr mutiges Bemühen, eine erdachte Geschichte mit einer unglaublicher Illustration und starken Kompositionen zu verbinden ist nichts anderes als bemerkenswert und dabei auch noch einen weißen Flecken auf der Landkarte der Musikindustrie zu schließen! Ihr Plan, eine CD-Trilogie zu veröffentlichen, die auf einer Novellen-Trilogie basiert und auch von dieser begleitet wird, ist mit Sicherheit die Erste ihrer Art. Geschrieben wurde diese von Bandgründer und Lead-Gitarrist John Cruppe.
Der erste Teil des FALLEN ANGEL Projektes dauerte fast drei Jahre und ist mit “Crawling Out of Hell” betitelt. Die Band schreibt derzeit am zweiten Teil der Saga: “Cast Out of Heaven”. „Crawling Out of Hell“ wurde 2010 schon einmal in Eigenregie veröffentlicht, da es aber bestimmt einige Fans da draußen gibt, ich zähle mich dazu, die diese Band noch nicht kennengelernt haben, wird die Scheibe jetzt durch das deutsche Label Killermetal Records wieder veröffentlicht, damit auch wirklich jeder in den Genuss dieses außergewöhnlichen Werkes kommt.
Also dann legen wir mal los mit dem 20 Tracks umfassenden Erstling. Wobei ich gleich vorweg nehmen muss das ich bei der massigen Anzahl von Songs nicht auf jeden einzelnen eingehen werde, sondern eher einen Gesamteindruck beschreiben werde.
Das einleitende Intro „Crash to oblivion“ beschreibt die Ankunft des Titelhelden in der Parallelwelt mit einem Autounfall. Diese Art von Zwischenstücken werden wir auch noch häufiger begegnen, sie dienen einfach dem Fortlauf der Geschichte und sind aller sehr ordentlich gemacht und im gesamten Verlauf keinesfalls störend.
Die ersten Songs gehören zu der Sorte schnelle Nackenbrecher, die vor US Metaleinflüssen nur so strotzen. „Sinner’s vengeance“, „Blood on my Soul“, The reapers shall gather“ und auch „Dark Lord“ dürften jeden Fan des Heavy und US Metalgenres zufrieden stellen!
Ab ziemlich genau der Hälfte des Albums mit Track Nummer 10 „The One who walks alone“ drehen sich die Songs von der Ausrichtung her ein bisschen zu den eher ein gängigeren, teils auch ruhigeren Heavy Metal Hymmen. Hier sind besonders „The Answer“, „Life or Death“, „Leaving it all behind“ sowie „Sad Wings“ hervorzuheben. Die zweite Hälfte ist also eher etwas für die Melodic Abteilung unter uns und genau hier zeigt die Band auch ihr gesamtes Können! Gefällt mir auf jeden Fall wesentlich besser als die ersten reinen Dampfnummern.
Langweilig wird es auf den über 70 Minuten Gesamtspielzeit auch zu keiner Zeit, und das ist ebenfalls eine große Leistung der Band, das schaffe manche nicht auf den Standard 50 Minuten!

Anspieltipps:

Aufgrund der Geschichte und der Zusammenhänge, sehr schwierig hier einzelne Songs hervorzuheben.

Fazit :

Tja wie bewerte ich denn nun dieses Mammutprojekt? Eigentlich sind mir so extrem lange Scheibe immer zu überladen. Aber hier bei FALLEN ANGEL muss ich sagen schafft die Band das fast unmögliche das das Ganze zu keiner Zeit langweilig wirkt!
Wie schon angekündigt finde ich die zweite Hälfte ein wenig stärker, weil hier einfach die ein gängigeren Songs zu finden sind.
Für das Gesamtpaket bleibt mir musikalisch wie auch repräsentativ keine andere Wahl als das Ganze mit einer 9 zu bewerten!
Ich wünsche es der Band, das ihr Erstlingswerk “Crawling out of Hell” nun endlich die Aufmerksamkeit mit der Wiederveröffentlichung bekommt das es verdient und freue mich schon auf den zweiten Teil der Saga der Jungs von FALLEN ANGEL!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Crash to oblivion
02. Sinner’s vengeance
03. March into hell
04. Blood on my soul
05. The grinding wheels of war
06. The reapers shall gather
07. Arrival
08. Dark Lord
09. Darkness
10. The one who walks alone
11. The answer
12. Respiration desperation
13. The neutral zone
14. Life or death
15. On and on
16. Ashes to ashes
17. Leaving it all behind
18. Watching
19. Sad Wings
20. Grant me peace

Julian