INNER AXIS – Midnight Forces

Trackliste:

01. I Am The Storm
02. Strike Of The Cobra
03. Midnight Hunter
04. This Is The Way
05. Evil Dead
06. Spartan War-Cry
07. Steelbladed Avenger
08. Master & Commander
09. Burn With Me
10. Blade Of Glory

 

Spielzeit: 52:23 min – Genre: Heavy Metal – Label: Fastball Music – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/InnerAxis

 

INNER AXIS – stimmt, die hatte ich ja schonmal auf dem Schreibtisch. 2017 mit ihrem zweiten Album, um genau zu sein. Komplett vergessen, kurz nachgelesen, und die Bewertung war… joah… so geht so.
Jetzt sind die Kieler mit Album Nr. 3 zurück, das da heißt „Midnight Forces“, und wir gucken mal, ob ich dieses Mal ein paar Punkte mehr vergeben kann.
Kurz und knapp: Doch, kann ich. Ein paar Makel hat die Platte zwar auf jeden Fall. Soundtechnisch liegen einige seltene Keyboards sehr massiv über dem Rest der eigentlich korrekt produzierten Songs und der Gesang ist oftmals tendenziell tiefer gehalten, während Frontmann Kai eher in hohen Tonlagen Ausdruck entwickelt. In tieferen wirkt er gerne mal sonor und nicht voll inspiriert.
Musikalisch habe ich das letzte Album als Metal ohne wirkliche Höhepunkte klassifiziert, das halt am Hörer einigermaßen vorbeigeht. Solche Songs finden sich auch auf „Midnight Forces“ wieder, beispielsweise „Strike Of The Cobra“, das gefühlt aus lauter gleich intensiven Parts hintereinander besteht. Ein Alleinstellungsmerkmal fehlt einigen der Songs.
Dennoch: Schon der Opener „I Am The Storm“ ist wirklich korrekt. Der düstere Erzähler im Prechorus mag Geschmackssache bleiben, aber der getragene Chorus, der fast von AMORPHIS hätte stammen können, ist mal was anderes und zündet genau wie der Mittelteil. Weiteres Highlight ist „Master & Commander“ (Hier ist die offenkundige METALLICA-Referenz Geschmackssache), das insgesamt gut melodieorientiert ausfällt, Stimmung entwickelt und einen schön treibenden Mittelteil mit sauber fixem Gitarrensolo parat hält.
Und während man bei einigen Songs das Gefühl hat, man hätte sie mit einer Minute weniger Spieldauer kompakter und dichter gestalten können, ist der finale Über-acht-Minüter „Blade Of Glory“ von Anfang bis Ende jede Minute wert, nimmt sich Zeit für Aufbau und Spannungsbögen, und zeigt, was INNER AXIS draufhaben, wenn sie kompositorisch mal komplexer werden.
Ansonsten gibt es so einige schöne Soloparts/Mittelteile, in die echt Gedanken investiert wurden, und eine angenehme Anzahl an kleinen Details (die Kettensäge in „Evil Dead“, die Trompete in „This Is The Way“, die coole Tempoarbeit in „Spartan War-Cry“, de drumfreie erste Strophe von „Midnight Hunter…)
Ja, INNER AXIS haben noch ein paar Baustellen, aber „Midnight Forces“ bietet auf jeden Fall ein paar konkrete Reinhör-Anlässe, ist im schlimmsten Fall nett gemachter unspektakulärer Metal, im besten Fall aber schon um einiges mehr als das.

Fazit:
Klarer Schritt in die richtige Richtung. Ein bisschen mehr Songwriting im Stil von „Blade Of Glory“ beim nächsten Mal, und einige Songs ein wenig höher gesungen, dann sehe ich beim nächsten Album noch mehr Punkte rollen.

Anspieltipps:
„I Am The Storm“, „Master & Commander“ und „Blade Of Glory“

Jannis

RAGE – Afterlifelines

Trackliste:

CD 1
01. In The Beginning
02. End Of Illusions
03. Under A Black Crown
04. Afterlife
05. Dead Man’s Eyes
06. Mortal
07. Toxic Waves
08. Waterwar
09. Justice Will be Mine
10. Shadow World
11. Life Among The Ruins

CD 2
01. Cold Desire
02. Root Of Our Evil
03. Curse The Night
04. One World
05. It’s All Too Much
06. Dying To Live
07. The Flood
08. Lifelines
09. Interlude
10. In The End

Spielzeit: 88:45 min (41:17 min/47:36 min) – Genre: Heavy/Power Metal – Label: STEAMHAMMER / SPV – VÖ: 29.03.2024 – Page: www.facebook.com/RageOfficialBand

 

Ach RAGE… Mein zweites Metalkonzert überhaupt und seitdem immer Fan. Gut, die Truppe ist trotz fluider Besetzung auch eine sichere Bank und unter ein gewisses immer noch stabiles Mindestniveau fällt keines ihrer Alben. Manches liegt aber eben auch weit darüber.
Wie isset denn dieses Mal? Nun, „Afterlifelines“ ist auf jeden Fall ambitioniert. Drei Jahre nach dem Vorgänger „Resurrection Day“ und damit genau im normalen Rhythmus der Nordrhein-Westfalen erschienen, aber locker mal 90 Minuten lang und in zwei Alben, „Afterlife“ und „Lifelines“ unterteilt. Man muss ja das 40jährige auch angemessen feiern.
Produziert im eigenen Studio und auf „Lifelines“ von Marco Grasshoff mit ordentlich Orchester angereichert. Jap, darin liegt der Unterschied zwischen beiden Teilalben.
RAGE mit Orchester = geil. RAGE ohne Orchester = geil. So weit, so gut. Fragt sich nur, wie gut es funktioniert hat, in der normalen Zeit für ein Album gleich zwei zu komponieren, einzuspielen und produzieren, inklusive Orchester-Arrangements und Produktion aus eigener Hand. Und hier kommen wir zum kleinen Downer der Rezension: „Afterlifelines“ ist dann doch eher eines der RAGE-Alben auf dem gewissen Mindestniveau. Die Songs auf „Afterlife“ bieten eine schöne Mischung aus stabiler Aggression und eingängigeren Melodien, wie man es von dem Trio heutzutage erwartet. Ein paar Ohrwürmer sind dabei, ein paar kleine corige Breakdowns (ohne dass man RAGE jetzt irgendwie in der „Modern“-Ecke verorten müsste), aber soweit eben bekannte Zutaten, die man so in gefühlt auch was besser produziert schonmal in stärker von der Band erwartet hat.
„Lifelines“ ist gerade über seine erste Hälfte hinweg ähnlich hart und es stellt sich die Frage, was gerade diese Songs für die Orchesterhälfte des Outputs qualifiziert hat, denn ohne hätten sie wohl ebenso funktioniert. Dazu klingt das Orchester, gerade die Streicher in den nicht seltenen schnelleren Parts, eindeutig digital, und wenn man dann an die fantastische „Suite Lingua Mortis“ von „Speak Of The Dead“ oder auf „Empty Hollow“ von „21“ denkt (oder eben an „Lingua Mortis“), kann „Lifelines“ da klanglich einfach nicht mithalten. Hinsichtlich der Orchestral-Arrangements auch nicht, die oft etwas platt wirken, während man von RAGE schon einiges an wirklich smarten Orchester-Arrangements hören durfte. Das mag passieren, wenn sich ein externer Musiker damit befasst und einen bestimmten Stil damit natürlich nicht verinnerlicht hat (keine Front gegen Marco also), macht sich aber eben bemerkbar.
Wenn „Lifelines“ in seiner zweiten Hälfte dann auch mal ruhigere Töne anschlägt, den Zehn-Minuten-Song raushaut oder ein schön nostalgisch aufgeladenes Instrumental, steigt die Freude beim langjährigen Fan dann doch noch um einiges an. Und auch beim ein oder anderen Song auf „Afterlife“ wie „Mortal“ mit seinem bösen Mitnick-Rhythmus und dem eingängigen BummZapp-Chorus (Der Musikwissenschaftler hat gesprochen) oder dem allseits gelungenen „Waterwar“ gibt’s gut was zu feiern.

Fazit:
Denn wie gesagt, ein schlechtes Album von RAGE werden wir nicht mehr erleben. „Afterlifelines“ ist eines der schwächeren der letzten Jahre, was an der schieren Menge an Arbeit liegen mag, die man sich mit ihm gemacht hat. Vielleicht wäre das von RAGE bekannte „Ein Album in zwei 25-Minuten-Parts geteilt“-Konzept entlastend gewesen und hätte den Hörer vor zwischenzeitlichen Lückenfüllungen bewahrt. All das sollte Fans der Band jedoch nicht davon abhalten, das Ding auszuchecken. Als Einstiegswerk sei es aber weniger empfohlen.

Anspieltipps:
„End Of Illusions“, „Mortal“ und „Waterwar“ // „Dying To Live“ und darauf Folgende

Jannis

REACH – Prophecy

Trackliste:

01. Prophecy
02. Little Dreams
03. A Beautiful Life
04. Save The World
05. A Million Lives
06. Not The Same
07. Who Knows
08. Mama Mama
09. Psycho Violence
10. Grand Finale
11. Eviga Natt

Spielzeit: 40:26 min – Genre: Rock – Label: Icons Creating Evil Art/Rough Trade – VÖ: 29.03.2024 – Page: www.facebook.com/reachofficialsweden

 

Ich verfalle bei Alben, die mir aber mal so RICHTIG gut gefallen, in meinen Rezensionen generell in ein absätzelanges Hypen, also bitte: Hier kommt eine 9,5/10 mit sicherem Platz in meiner Jahres-Top-10, Ihr seid gewarnt.
Rechnet man eigentlich gar nicht unbedingt mit bei einem Album, das bei 11 Songs gerade mal auf 40 Minuten kommt (im Schnitt also unter 4) und dazu schlicht als „Rock“ bezeichnet wird, oder? Nun, es geht um „Prophecy“ von REACH, also ergibt das schon Sinn. Lasst mich weiter ausführen.
REACH kommen aus Schweden (was auch den schwedischen letzten Track und selten mal ganz kleine ABBA-Vibes erklärt) und haben soeben ihr viertes Album veröffentlicht. Das ist im allgemeinen Sinne Rock. Eigentlich ist es eine Mischung aus Alternative Rock, Musical, Tanzmusik, Pop, Electronic und Modern Rock und absolut außer Kontrolle, im besten Sinne.
Nehmen wir alleine die ersten Tracks. „Prophecy“ kommt mit „Kashmir“igen Drama-Streichern, elektronischen Elementen, leichter Vocalverzerrung und sicker Gitarrenline im Chorus. „Little Dreams“ kommt mit fröhlichem Klavier, witzigem kleinem Synth, Radio-Eingängigkeit des Todes und QUEEN-Wendung im Chorus. „A Beautiful Life“ versprüht Western-Atmosphäre, mit tollem Vocal-Vibrato in der Strophe und Schellenkranz hinter feierlich treibendem Chorus. Nix davon über 5 Minuten, aber dafür kompakt wie Sau.
Klingt nach Chaos, ist aber einfach unfassbar unvorhersehbares Entertainment, das sich in dem Moment, wenn es über den ahnungslosen Hörer hereinbricht, absolut richtig anfühlt. Das liegt auch an einer starken Produktion und grandiosen Instrumental- und Gesangsleistungen, vor allem aber an einer perfekten Komposition. Nur allzu leicht könnten sich alle möglichen Parts in diesem Ideen-Shake fremd und unpassend anfühlen, aber sie sind fugenlos mit dem Kleister des hervorragenden Songwritings aneinandergefügt worden, und damit wirkt „Prophecy“ einfach harmonisch. Ein wenig kommt für mich das Feeling einer modernen Variante von 70er-Jahre-ALICE-COOPER-Alben auf, bei denen jeder Track irgendwie anders, dabei aber äußerst special ist, mit hohem Theatralik-Faktor und viel Liebe zur Musik – genreübergreifend.
Die Pop-Warnung sei an dieser Stelle ausgesprochen. So eindeutig Rock das Fundament der Platte ist: Einige der Tracks könnten locker im Radio laufen (würden dabei aber das Programm-Niveau heben). Aber ansonsten muss hier vor gar nichts gewarnt werden.

Fazit:
„Prophecy“ ist kein „Kann man als Rockfan nichts mit falsch machen“-Album. Es ist ein „Kann man als Rockfan ausschließlich alles mit richtig machen“-Album. Im Ernst. Hört es.

Anspieltipps:
Die ersten beiden Tracks. Wer dann nicht wissen will, was ihn da noch so erwartet, sollte durch Track 3 bis 6 zumindest durchskippen.

Jannis

TALENTSCHMIEDE: Norgaahl

Band:
Norgaahl

Gegründet:
2016

Herkunft:
München

Mitglieder:
Michael Langner – Vocals
Fabian Schneider – Gitarre
Max Gottinger – Gitarre
Bas Beer – Bass
Anton Fingerhut – Drums

Stil:
Harter, teils melodischer Metal mit gutturalem Gesang, in Richtung The Black Dahlia Murder, Revocation oder Decapitated – inklusive technischem Gitarrenspiel und rasantem Double-Bass-Drumming! Vor diesem Hintergrund erzählen wir bayerische Raunachtsgeschichten, basierend auf alten Sagen und Erzählungen.

Veröffentlichungen:
A Clear View (EP, 2018)
Consumed (Single, 2019)
Bloodstone (Single, 2020)
Mighty Men Flu (Single, 2020)
Worm at Heart (Single, 2020)
5th Dimension (Single, 2023)
Kraxelmann (EP, 2024)

Einflüsse:
Am Anfang waren die größten Einflüsse technisch ausgerichtete Death-Metal-Bands mit einem melodischen Einschlag – Groove und Melodie sind uns sehr wichtig bei den Kompositionen. Da fallen uns spontan The Black Dahlia Murder und Revocation ein. Aber auch das ganze Metal-Spektrum von Pantera bis Death spielen sicher eine Rolle. Wir wollen aber kein Schubladendenken und lassen gerne auch Black Metal (Emperor, Immortal) oder Thrash Metal (Kreator, Slayer) mit in das Gebräu. Mit unserer aktuellen EP „Kraxelmann“ haben wir einen neuen Weg eingeschlagen: Die Faszination der alten bayrische Sagenwelt, mit ihren Großteils blutrünstigen und knochenerschütternd schaurigen Geschichten, hat uns in ihren Bann gezogen. Seitdem handeln unsere Songs von düsteren und gruseligen Interpretationen alter bayerischer Sagen, Märchen und Raunachterzählungen.

Was wir die nächsten fünf Jahre erreichen möchten:
Die dunklen Geschichten passen ja super zu Metal – wir wollen sie mit unserer Musik wieder bekannt machen. Diese einzigartige Atmosphäre in moderne Musik zu verpacken sehen wir als eine Art Wiederbelebung totgeglaubten Brauchtums. Dabei wollen wir regelmäßig neues Material herausbringen, viel live spielen und möglichst viele Leute erreichen.

Was als nächstes kommt:
Unsere EP „Kraxelmann“ ist gerade herausgekommen und wir wollen die Songs möglichst viel live darbieten. Gleichzeitig schreiben wir bereits an neuem Material, mit dem Ziel, in ca. zwei Jahren ein komplettes Album zu veröffentlichen.

Unsere beste Erfahrung bis jetzt:
Das war sicher unser Auftritt beim Bavarian Battle Open Air 2022, als Vorband von Midnight, Naglfar und Unleashed!

Unser peinlichster Moment:
Allzu schlimm war es bis her noch nicht – kommt vielleicht noch…

Mit wem wir gerne ein Bierchen trinken würden und warum:
Im Metal-Himmel gemeinsam mit Trevor Strnad (The Black Dahlia Murder), Dimebag Darrell (Pantera) und Cliff Burton (Metallica), weil sie alle viel zu früh von uns gegangen sind und wir diese Gelegenheit wohl im realen Leben nie haben werden.

Wenn wir uns eine Band aussuchen könnten, mit der wir auf Tour gehen dürfen: ‚
Gerne mit derben, wilden Gesellen wie Rotting Christ, Frozen Soul, gar Deicide; aber auch melodischere Kollegen wie In Flames oder Trivium wären natürlich fantastisch!

Das Beste daran, in einer Band zu spielen:
Wir können uns kreativ ausleben, erschaffen etwas zusammen, teilen unsere Leidenschaft und lassen dabei ordentlich die Sau raus.

Das Schlimmste daran, in einer Band zu spielen:
Man möchte natürlich sein mit Herzblut geschaffenes Werk mit der Welt teilen. Bei so vielen guten Bands ist es allerdings oft schwer, aus dem Grundrauschen heraus Aufmerksamkeit zu bekommen.

Online:
web:  www.norgaahl.de
Facebook: www.facebook.com/norgaahl
Instagram: www.instagram.com/norgaahl.official

Musik:
Spotify: www.open.spotify.com/intl-de/artist/0Z46gbiQ5LoKXBGmGi1xim?si=izWxBcKgSXuNARAPtMA_1Q
Youtube: www.youtube.com/channel/UCDtbtE_oNb6GRGmmgAOX1ag

Live-Dates:
Feierwerk München, Bloodshed & Beer 2, 2.5.2024 zusammen mit Asmoday, Entera und Knaat

 

THORNBRIDGE – Daydream Illusion

Trackliste:

01. Come On In!
02. Daydream Illusion
03. Kingdom Of Starlight
04. I Am The Storm
05. Sacrifice
06. Island Of My Memories
07. Send Me A Light
08. Bird Of Salvation
09. Final War
10. My Last Desire
11. Lost On The Dark Side

Spielzeit: 47:43 min – Genre: Power Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 22.03.2024 – Page: www.facebook.com/thornbridgeband

 

Neues aus Deutschland, diesmal mit THORNBRIDGE! Und es gibt Power Metal der fetten Sorte. „Daydream Illusion“ heißt das dritte Werk der 2008 gegründeten Band, und während man das Album noch als Duo erschuf, ist man inzwischen mit Thomas „Tomi“ Göttlich (Ex-GRAVE DIGGER) und Vincent Bechtold wieder eine vollständige Band.
Also. Elf Songs, davon einer ein Intro und einer eine Ballade, eine Dreiviertelstunde Spieldauer, schickes Artwork, soweit alles bestens.
Der Sound ist fett, knallend, hervorragend. Das sollte beim Blick auf den Credit für Mixing und Mastering niemanden wundern, das hat schließlich der gute Seeb von ORDEN OGAN übernommen, und der hat das Power-Metal-Produktions-Game komplett durchgespielt. Gebt uns noch fünf Jahre, und jede Power-Metal-Band wird ihrer Mixing/Mastering-KI „Lass das Ding einfach klingen, als hätte Seeb das produziert“ sagen.
Apropos ORDEN OGAN. Es ist immer ein bisschen schwach, eine Rezension eines Albums zu großen Teilen darauf aufzubauen, dass es schwer nach einer anderen Band klingt. Aber machen wir uns nichts vor. Wer ORDEN mag, wird „Daydream Illusion“ mögen, und wer sie nicht mag, wird auch der Platte nicht viel abgewinnen können. Von den charakteristischen breiten Chören über die leicht piratigen Untertöne, die ab und an mal durchkommen, bis hin zu den Trademark-Melodieführungen kann kein Zweifel daran bestehen, dass THORNBRIDGE ORDEN OGAN kennen und lieben, und wenn dann noch der Soundmann von ORDEN den Sound übernimmt, dann ist das Paket perfekt.
Werfe ich „Daydream Illusion“ damit nun mangelnde Eigenständigkeit vor? Nun, nicht wirklich. ORDEN OGAN haben sich im Power Metal wiederum dank verschiedener Einflüsse wie RUNNING WILD einen eigenen Substil erschaffen, den aber nicht wirklich viele andere Bands spielen, während auf der anderen Seite, überspitzt gesagt, jede zweite Band wie HELLOWEEN, STRATOVARIUS oder RHAPSODY klingt. Warum sollte also nicht auch dieser Substil mal was häufiger bedient werden, vor allem, wenn es so gut gemacht wird, wie von THORNBRIDGE? Da sind diverse Melodien auf Hitniveau, ein Top-Zusammenspiel, unterhaltsame Mittelteile, Feierlichkeit aber auch einige aggressivere Töne, schön umgesetztes Sounddesign, eine starke Gesangsleistung, Liebe zum Detail – kurz: Da steckt ein Haufen Substanz dahinter, kein schlichtes Kopieren.
Und wer dann noch „Klingt wie“ zu einem Kritikpunkt machen will, bitteschön. Ich hätte nichts dagegen, mehr Bands zu finden, die kompetent Musik machen, die mich stark an andere Bands erinnert, die ich gerne mag. Nur kompetent muss es eben sein. Und das ist es im Fall von „Daydream Illusion“ absolut.

Fazit:
Ihr wisst inzwischen, ob Euch „Daydream Illusion“ gefallen wird. Und wenn Ihr unter die Zielgruppe fallt, dann werdet Ihr mit der neuen THORNBRIDGE womöglich absurd viel Spaß haben!

Anspieltipps:
„Daydream Illusion“, „Sacrifice“, „Island Of My Memories“ und „My Last Desire“

Jannis

SUNDAY FACTORY – Sleepless

Trackliste:

01. Run
02. Ready To Let Go
03. Control
04. Learn To Live Again
05. Heaven
06. Follow Me
07. A New Start
08. Peace Of Mind
09. Sleepless

 

 

Spielzeit: 33:20 min – Genre: 80s Rock – Label: Eigenproduktion – VÖ: 23.02.2024 – Page: www.facebook.com/sundayfactory.band

 

SUNDAY FACTORY kennt der Leser mit dem ultimativen Gedächtnis natürlich noch aus unserer Talentschmiede. Die Band gründete sich zu Start von Big C., fertigte in der Zeit eine EP an und kommt nun mit ihrem ersten kleinen Album um die Ecke. 30 Minuten Spieldauer, neun Songs, also on Point und unaufgeblasen. Darauf zu hören gibt es eingängigen Rock mit einigen 80er-Rock-Anleihen, gekonnt geleitet von Sängerin Steffi.
Soundtechnisch ist „Sleepless“ auf jeden Fall stabil. Schöner Raumklang, lediglich die Base Drum könnte einen Ticken weniger ploppen.
Und handwerklich stimmt die Geschichte auch. Instrumente und Gesang werden beherrscht und auch wenn das Konzept der Melodie hier nicht neu erfunden wird, kenne ich doch so einige größere Bands in dem Genre, die diesbezüglich uninspirierter unterwegs sind. Zwei Balladen (die allesamt ein wenig mehr vorangehen als die klassische „Geschrammel und Gegreine“-Ballade, mit „Control“ und „ A New Start“ zwei sehr gut gelaunte Sommersongs, ein bisschen was Melancholischeres mit „Learn To Live Again“ und knackiger Rock beim Rest – die Mischung stimmt und jede der Spielarten beherrschen SUNDAY FACTORY gleichermaßen.
Das alles ergibt dann ein souveränes Debütalbum, das sich mehr als hören lassen kann. Potenzial nach oben gibt es dennoch, was sich in einem Kritikpunkt zusammenfassen lässt: Zahmheit. Dieser Punkt könnte sich fast schon erledigen, wenn man bei der Aufnahme Entscheidungen anders trifft, denn was die Sounds und ihre Produktion angeht, ist „Sleepless“ leider etwas basic. Als hätte man den Standardsound jedes Instruments genommen und mit der Standard-Abmischung versehen, weshalb die Gitarren weniger braten, als sie durchaus dürften, die Vocals ein wenig an soundtechnischem Pepp vermissen lassen und die Snare nicht wirklich knallt. Hätte man hier den Härte- oder zumindest Individualitätsgrad noch hochgefahren und zudem beispielsweise die ein oder andere Rhythmusgitarre so eingespielt, dass man als Gitarrist dabei gezwungen gewesen wäre, eine Grimasse zu machen (will sagen: Wäre man beim Einspielen noch etwas mehr abgegangen), hätte „Sleepless“ die Party zum Kochen bringen können. So wie es ist, bringt es sie eher zum Nicken. Aber das sind Sachen, die ergeben sich mit der Zeit.

Fazit:
„Sleepless“ ist eine souveräne und kurzweilige erste Albummeldung einer sympathischen Band, deren Weg zum eigenen Trademark-Sound und -Stil noch nicht komplett gegangen worden ist. Wer es eingängig mag und brutale Härte nicht als Grundvoraussetzung seiner Musik betrachtet, findet auf dem Erstwerk von SUNDAY FACTORY aber auf jeden Fall gut gelaunten Rock mit einigen 80er-Vibes und korrekter handwerklicher Leistung!

Anspieltipps:
„Control“, „Follow Me“, „Heaven“ und „A New Start“

Jannis

FIREWIND – Stand United

Trackliste:

01. Salvation Day
02. Stand United
03. Destiny Is Calling
04. The Power Lies Within
05. Come Undone
06. Fallen Angel
07. Chains
08. Land Of Chaos
09. Talking In Your Sleep
10. Days Of Grace

 

Spielzeit: 43:12 min – Genre: Power Metal – Label: AFM Records – VÖ: 01.03.2024 – Page: www.facebook.com/firewindofficial

 

Man muss wohl niemandem hier groß mehr erklären, dass FIREWIND eine äußerst gute Band sind. Mit Herbie Langhans hat man seit 2020 einen neuen äußerst guten Sänger an Bord (AVANTASIA u.a.), dessen Gesang Rauheit und Emotion äußerst gut vereint. Gus G. (u.a. OZZY OSBOURNE) ist zweifelsohne ein äußerst guter Gitarrist, dessen Gespür für intuitiv wirkendes und gleichzeitig kreatives Spiel seinesgleichen sucht, und Petros Christos und Jo Nunez sind beide schon lange dabei, äußerst gut, und vervollständigen eine äußerst gut aufeinander eingestellte Band.
Das Quartett hat mir „Stand United“ jüngst sein zehntes Album veröffentlicht, und es ist – nun, äußerst gut.
Gut, der Albumname und die Songtitel wirken allesamt so, als habe man sie am billigsten Stand des Power-Metal-Flomarktes gratis zu ein paar gebrauchten Freedoms und Glorys dazu bekommen, aber das macht ja nichts.
Äußerst gute Produktion auf jeden Fall, modern aber heavy. Und nicht zu modern. Und genau so fällt auch der Heavy-Rock-angehauchte Power Metal von FIREWIND aus. Man spart sich die ganz modernen Sachen, arbeitet mit modernem Songwriting, das aber nicht seelenlos und überkalkuliert wirkt.
Melodietechnisch ist „Stand United“ oftmals äußerst gut. Direkt der Titeltrack, Song Nr. 2, kommt mit einem wirklich äußerst guten Chorus daher, der absolut Power Metal ist, die Wendungen und Konventionen des Genres dabei aber mit Kreativität umsetzt und so weiß Gott nicht aller Tage gehört wird.
Und das ist die Norm auf der Platte. Gut, die ein oder andere Melodie ist etwas weniger spannend, aber man kann sich sicher sein, dass die äußerst gute Arbeit der vier Musiker dafür sorgt, dass der Spaßfaktor nichtsdestotrotz hoch ist. So wäre beispielsweise die Komposition des Openers „Salvation Day“ jetzt vielleicht nicht unbedingt als äußerst gut zu bezeichnen, doch mit der sau-passenden, perfekt unterstützend-aufwertenden Gitarrenleistung, die wie aus einem Gus erscheint (sorry), ist das absolut kein Problem. Das Ding unterhält trotzdem äußerst gut.
Und wie gesagt, bei vielen Songs ist das ja auch eh kein Thema. „Come Undone“ pendelt zwischen ein bisschen angepisst, ein bisschen optimistisch, wieder mit starker Melodiearbeit, „Fallen Angel“s Breakdown und Mittelteil machen hochgradig Spaß, „Talking In Your Sleep“ ist ein äußerst gutes Pop-Cover und „Days Of Grace“ beginnt mit balladigen Elementen, darf aber noch so richtig schön eskalieren.
Das ist einfach insgesamt ein Power-Metal-Album, das von absoluten Experten zusammengebaut und erdacht worden ist, die wirklich Bock darauf hatten. Und das Ergebnis ist…

Fazit:
…äußerst gut!

Anspieltipps:
„Stand United“, „Come Undone“, „Talking In Your Sleep“ und „Days Of Grace“

Jannis

THRONE OF THORNS – Converging Parallel Lines

Trackliste:

01. Rise
02. Storm Maker
03. Atomic Retribution
04. Black Diamond
05. Converging Parallel Worlds
06. Underworld
07. Throne Of Thorns
08. Fire And Ice

 

 

Spielzeit: 55:03 min – Genre: Progressive/Power Metal – Label: ROAR! Rock Of Angels Records – VÖ: 16.02.2024 – Page: www.facebook.com/ThroneofThornsmetal

 

Debütalbumzeit! Die Zeit, bei der vor Rezensionsbeginn immer die spannende Frage im Raum steht, ob hier jemand all in gegangen ist oder doch erstmal der Fokus darauf gelegt wurde, überhaupt ein Album zu veröffentlichen. Bei THRONE OF THORNS ist schon angesichts des edlen Covers klar: Hier ist letzteres der Fall, auch, weil man sich direkt mal bei einem professionellen Label eingenistet und bereits einiges an Banderfahrung hat.
Und spätestens zu Beginn des zweiten Songs (der erste ist ein orchestrales Intro) ist klar: Hier will eine Band mit einem Knall starten. Der Sound von „Converging Parallel Worlds“ ist absolut amtlich, das Orchester ist präsent und klanglich stabil, gerade wenn es etwas voller wird. Dazu gibt’s feine Lead-Synths und handwerkliche Finesse bei einer knappen Stunde Spieldauer. So weit, so nice.
THRONE OF THORNS bezeichnen ihr Genre selbst als Progressive/Power Metal. Die Progressive-Ebene spielt dabei eine untergeordnete Rolle, Taktbesonderheiten sind die Ausnahme, aber einiges an Tempowechseln ist vorhanden. Der Power-Faktor sticht umso deutlicher hervor; weniger auf die Kitschart aber, der Kitsch-Faktor von „Converging Parallel Worlds“ ist äußerst gering. Große Melodien, ordentlich Orchester, ja, aber nicht wirklich cheesy, eher ernst, mit vielen Tiefen in den Orchester-Elementen, düsteren Streichern, bratenden Brass-Sektionen.
Das wird über die Songs, die zwischen fünf und elf Minuten lang sind, gut ausgewalzt, und so präsent das Orchester auch ist, darf es doch auch gerne mal pausieren, wenn angemessen – so zum Beispiel beim über Teile sehr Heavy-Metalligen Endtrack „Fire And Ice“, der aber in seiner Rolle als letzter Song an anderen Stellen die pure Feierlichkeit auspacken kann.
Vergleiche bieten sich am ehesten zu BLIND GUARDIAN an, deutlich hörbar unter anderem bei „Storm Maker“, ohne dass die Einflüsse Überhand nehmen würden.
Kleiner Höhepunkt der Platte ist „Underworld“, mit einer geschickt eingesetzten Dur-Wendung, nachdenklich-getragenem Grundfeeling und schöner Intensivierung in der zweiten Hälfte. Doch auch sonst sind die Melodien auf „Converging Parallel Worlds“ nicht der übliche Scheiß, die Instrumentalsektion darf ein angenehmes Maß an Härte auffahren, und die belegten, vergleichsweise wenig hohen Vocals von Josey Hindrix sind erfreulich wenig Standard, passen aber perfekt ins Soundbild.
Die paar Macken, die sich die Belgier leisten, sind locker verschmerzbar in Anbetracht der Rundheit des Albums an sich, der ein oder andere schwächere Part (beispielsweise der doch etwas unterwältigende (?) Chorus von „Black Diamond“) ebenso.

Fazit:
Orchestral, ein wenig synthy, absolut professionell und mit eigener Power-Metal-Umsetzungs-Idee, ohne großen Schnickschnack und über die komplette Spieldauer interessant: Das sind optimale Voraussetzungen für eine Band, von der wir noch einige weitere starke Alben zu hören bekommen könnten, und hiermit haben wir jetzt die Chance, von Anfang an dabei zu sein!

Anspieltipps:
„Underworld“, Fire And Ice“ und „Converging Parallel Lines“

Jannis

VICINITY – VIII

Trackliste:

01. Promised Paradise
02. Distance
03. Purpose
04. Confusion Reactor
05. The Singularity
06. Shape Of Life
07. DKE
08. Face The Rain

 

 

Spielzeit: 63:01 min – Genre: Progressive Metal – Label: Uprising Records – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.facebook.com/vicinityband

 

Man muss sich ja wirklich fragen, wie die Köpfe von Progressive-Metal-Musikern funktionieren, die alle paar Takte die Taktart wechseln, Zehn-Minuten-Songs rausbringen, die aus zehn unterschiedlichen Parts bestehen, und das dann noch live spielen können. VICINITY sind eine dieser Bands. Die Norweger gibt es seit 2006, jetzt steht mit „VIII“ ihr – Ihr erratet es nicht – drittes Album in den Startlöchern, und ab Minute eins ist klar: Da beherrscht jemand sein Handwerk.
„VIII“ ist gut produzierter Progressive Metal der (nicht zu) aktuellen Schule aus dem Lehrbuch. Schöne klare Vocals von Erling Malm, unnachvollziehbare Taktarbeit, edle und oftmals toll klassische Synthesizersounds, denen man angemessen Raum gibt. Dazu kommt eine Instrumentalfraktion, die aus Vollprofis besteht, Songs zwischen fünf und 13 Minuten und eine Gesamtlänge von knapp über 60 Minuten. Kompositorisch gibt es eine gute Mischung aus den „härteren“ Parts, die man von Alben von Bands wie THRESHOLD so erwartet, und ruhigeren Momenten, getragene Melodien mit Prototyp-Prog-Harmoniewendungen und eine angenehme Menge an positiv-durigeren Parts.
Kurz: „VIII“ macht handwerklich absolut gar nichts falsch und veranlasst zu beeindruckter Anerkennung.
Ein negativer Beigeschmack lässt sich dennoch nicht vermeiden. Die Platte ist eine von denen, deren höchstes der Gefühle technisch anspruchsvolles Abgehen ist, und darauf will dann auch jeder Song hinaus. Bestes Beispiel: „Shape Of Life“. Sehr schöne Ballade mit ordentlich Klavier, ruhig, emotional, und dann gibt man dem Drummer dreihundertachtundzwanzig Espressi und lässt ihn seinen Part aufnehmen. Und damit ist der balladige Charakter, der den Track von den anderen abgehoben hätte, dann eben auch dahin (was in der zweiten Hälfte eh der Fall ist, wenn die Balladigkeit dann verworfen wird). VICINITY lassen sich kaum Zeit, wirkliche Atmosphäre zu erschaffen, dabei darf gerade bei einem Progalbum mit überdurchschnittlich langen Songs ein Part abseits von Schema F auch gerne mal zwei, drei Minuten dauern.
Damit fehlt den Songs auf dem Album ein wenig ihre eigene Identität, da sie sich durchweg in die gleiche Richtung bewegen und ihre besonderen Parts durch eine „keine Sorge, gleich geht’s wieder ab“-Mentalität neutralisieren.
Schlecht ist „VIII“ damit keineswegs, dafür steckt zu viel gut eingesetztes Talent hinter der ganzen Sache, dafür fühlt es sich viel zu rund an. Aber während andere Progressive-Metal-Alben eine spannende Reise voller Überraschungen sind, ist „VIII“ eher die Autobahn, die in drei coolen Mustern angemalt wurde, die sich alle 1000 Meter abwechseln: Es macht Spaß, darauf zu fahren, aber man weiß halt auch genau, wie die Reise weitergehen wird.

Fazit:
Handwerklich top und nach allen Regeln der Kunst hat „VIII“ nicht ganz den Mut, seinen Songs eigenständigen Charakter zu geben. Für Fans von technisch ausgefeiltem melodischen Progressive Metal gibt es nichtsdestotrotz einiges zu hören, und eine Chance darf man der Platte gefahrlos geben!

Anspieltipps:
„Confusion Reactor“, „Promised Paradise“ und „Purpose“

Jannis

THE QUILL – Wheel Of Illusion

Trackliste:

01. Wheel Of Illusion
02. We Burn
03. Rainmaker
04. Elephant Head
05. Hawks & Hounds
06. Liber
07. Sweet Mass Confusion
08. The Last Thing
09. Wild Mustang

 

 

Spielzeit: 44:49 min – Genre: Hard Rock – Label: Metalville – VÖ: 29.03.2024 – Page: www.facebook.com/thequillsweden

 

Lasst die Vollbärte wachsen und kauft die halluzinogenen Substanzen, THE QUILL sind wieder da. Das sind die Herren aus Schweden, die bereits seit den frühen 90ern Musik machen und in der Rock Garage vor einiger Zeit mit ihrem zehnten Werk „Earthrise“ positiv auffielen.
Nun kommt dessen Nachfolger „Wheel Of Illusion“ aus dem Presswerk, mit neun vollwertigen Songs und einer stabilen Dreiviertelstunde Spieldauer, und macht nichts schlechter.
Das Grundniveau bleibt eh gleich. Schönes Cover, geile Stimme, Top-Arbeit an den Instrumenten, wobei man hier nochmal die intuitiv-maßgeschneiderte Gitarrenperformance lobend erwähnen kann. Wenig verwunderlich, schließlich finden sich im Band-Lineup Namen, die man auch in denen von AYREON, CIRKUS PÜTZ, ARCH ENEMY, SPIRITUAL BEGGARS und HANOI ROCKS lesen kann.
Der Sound ist wieder rund, voll und ordentlich (aber nicht übertrieben) staubig trocken, die Vocals angenehm OZZY-Chorus-produziert. Der Schellenkranz ist wieder dabei, die gelegentlichen Synth-Einsätze ebenso, alles sehr förderlich.
Und auch musikalisch werden die Erwartungen absolut erfüllt. Langsam-schwer, rockig in oberem Midtempo oder psychedelisch ruhig: Das sind so die Kernmodi von „Wheel Of Illusion“, und die werden mit Melodien und Wendungen ausgepolstert, die im Mindesten astrein genrepassend sind, und nicht selten mehr als das.
Die ruhigen Parts gehören dabei zu den stärksten. „Hawks & Hounds“ beginnt gaaanz entspannt und baut sich bis zum Ende immer weiter auf, „Wild Mustang“ wechselt nach einem schwerfälligen Anfang in einen reduzierteren schönen Mittel- und Endteil, „Rainmaker“ kommt mit kleinem Synth und edler Harmonieführung.
Die Hard-Rockigeren Songs haben nur allzu gerne einen wirklich guten Groove, treiben in allen vorhandenen Geschwindigkeiten und animieren zu all den Mitbewegungen, die man dem größten Teil der Zielgruppe von THE QUILL noch guten Gewissens zumuten kann. „Liber“ ist ein stampfender Nicker mit leicht positiven Grundvibes“, der Titeltrack erfreut mit coolem Chorus dank der Wechselwirkung von Gitarren und Gesang und „Elephant Head“ ist as Hard Rock as it gets.
Alles schön retro aber zeitgemäß produziert, mit ein zwei Lückenfüllern, die vermutlich jeder Hörer individuell identifizieren muss.

Fazit:
Macht man nix falsch mit, macht man sehr viel richtig mit. „Wheel Of Illusion“ ist der Sound, der den ersetzt, der Euch beim Fahren Eurer E-Harley fehlt; authentisch, professionell, mit Liebe zur Sache.

Anspieltipps:
„Wild Mustang“, „Rainmaker“, „Hawks & Hounds“ und „“Wheel Of Illusion“

Jannis