Der 19.10. war ein ereignisreicher Tag. Neben dem Interview mit The New Roses hatte ich auch noch die Gelegenheit die Newcomer von The Weight etwas auszufragen. Die Band hieß mich in ihrem Backstagebereich herzlich willkommen und Sänger Tobias und Bassist Patrick beantworteten meine neugierigen Fragen. Ab 17.11. könnt ihr euch das Album der Österreicher zu Gemüte ziehen und habt außerdem dieses Jahr auch noch die Gelegenheit sie live zu erleben.
L.C.: Ihr seid ja noch nicht so lange dabei, wie lang gibt es euch schon?
Tobias: Seit 2014.
L.C.: Euer Album kommt am 17. November raus, dafür seid ihr die letzten Monate schon ganz schön unterwegs gewesen. Wie habt ihr da an eurem Album gearbeitet oder war das schon fertig?
Tobias: Das Album war eigentlich schon fertig. Da haben wir ja Anfang dieses Jahres die Aufnahmen abgeschlossen, dann waren im Frühjahr das Mischen und das Mastern dran und bis jetzt dann die Promotion. Die Tonträger müssen angefertigt werden, Vertrieb muss gecheckt werden und wir haben ein Video gedreht.
L.C.: Seid ihr lieber auf Tour oder lieber im Studio?
Patrick: Eigentlich beides. Es sind zwei komplett unterschiedliche Dinge für mich. Das Live-Spielen ist natürlich eine tolle Gelegenheit das Ganze vor Leuten zu präsentieren. Im Studio es das andere, da kann man sich wirklich Zeit lassen und gemeinsam an den Songs feilen. Man kann auch Dinge ausprobieren, die live einfach nicht möglich sind umzusetzen, allein schon wegen der Besetzung, aber trotzdem vielleicht interessant für den Zuhörer sind.
Tobias: Es ist ein bisschen so, dass wenn man eins der beiden Dinge intensiv macht, dann sehnt man sich immer nach dem anderen. Also wenn man schon sehr lange im Studio ist, dann kann man es nicht erwarten endlich wieder vor Publikum zu spielen. Und wenn du schon eine ziemlich lange Tour hinter dich gebracht hast, freust du dich schon extrem auf das Studio.
L.C.: Auf so einer Tour kommen sicherlich ein paar Anekdoten zusammen, wollt ihr ein paar mit mir teilen?
Tobias: Ja, es ist nicht immer nur so wie man es sich vorstellt. Man wird vor ganz elementare Herausforderungen gestellt. Das fängt beim Schlafplatz an, der kann auf der Bühne sein, und hört beim Essen auf. Das klingt jetzt nicht so spektakulär, aber das sind die wichtigen Fragen des Überlebens, wenn man auf Tour ist.
Patrick: Das geht sogar so weit, dass dann unter Umständen sogar Konzerte unterbrochen werden, wenn es ums Essen geht. Wir hatten da diese Szene in Rimsting im Blues Club. Da ist unser Gitarrist bereits für den ersten Song auf die Bühne und hat sich schon darauf eingestellt loszuspielen. Dann ist der Veranstalter raufgerannt auf die Bühne, weil er festgestellt hat, wir haben die Pizzabestellung noch nicht abgegeben. Dann sind wir quasi nochmal runter von der Bühne, die Leute haben gewartet und wir haben erstmal eine Pizza ausgesucht.
L.C.: Ihr wart nicht nur in Österreich unterwegs, sondern auch in Deutschland. Wie unterscheiden wir uns denn? So was das Publikum und die Organisation angeht, gibt es Unterschiede?
Tobias: Also Publikum, wenn man vor den Leuten steht, da gibt es jetzt keinen so großen Unterschied zwischen Deutschland und Österreich. So im direkten Kontakt, merkt man schon, dass sie so ein bisschen einen anderen Humor haben.
L.C.: Du meinst, dass Österreicher überhaupt Humor haben im Gegensatz zu Deutschen…
Tobias: Das wage ich nicht zu beurteilen. Aber es kommt da zu kulturellen Missverständnissen teilweise. Weil aber Deutschland ein sehr großes Land ist, merkt man, es ist von Region zu Region komplett unterschiedlich. Manchmal stellt sich dann schon heraus, dass das Publikum ein bisschen reservierter oder ein bisschen offener ist. Es kommt auch auf den Club drauf an, nicht nur auf die Region. Wenn du in einem Bluesclub spielst, wo das Stammpublikum da ist, die sind alle sehr musikalisch gebildet und sind erstmal kritisch. Die musst du zuerst gewinnen, aber dann sind sie wirklich Feuer und Flamme.
L.C.: Was erwartet den Zuhörer dann bei eurem Album?
Tobias: Viel. Wir haben unserer Kreativität freien Lauf gelassen und haben uns für eine eher unorthodoxe Produktionsweise entschieden und ich glaube, das wird man auch hören. Unser Ziel war es, etwas zu schaffen, das sich auch von anderen Produktionen abhebt. Es sollte nicht unbedingt nicht den Zeitgeist treffen, aber unserer Meinung nach ist es ein Fehler dem Zeitgeist hinterherzulaufen, weil man ihm ja dann eben hinterherläuft und sowieso immer zu spät ist. Wir haben versucht ein wirklich organisches Album aufzunehmen.
Patrick: Ich würde auch sagen, insgesamt sehr abwechslungsreich. Es ist nicht eine Rockscheibe, auf der jetzt von A-Z Vollgas in schnellem Tempo durchgezogen wird. Es gibt ruhigere Nummern, es gibt nachdenklichere Nummern. Die erste Seite ist eher die bisschen rockigere Seite, die mehr nach vorne geht und die zweite Seite ist dann mehr die verspieltere Seite mit Jam-Nummern und Nummern, wo man sich Zeit lassen kann, die atmen können und schön rausproduziert wurden. Wie Tobi auch schon gesagt hat, teilweise auf unorthodoxe Weise, wie man eigentlich sagt, dass man es nicht macht. Da wollten wir uns zuerst selber überzeugen, dass man es nicht so macht.
L.C.: Was beschäftigt euch dann in euren Songs textmäßig?
Tobias: Das ist eine schwierige Frage, die ich so nicht hundertprozentig beantworten kann, weil es mit selbst nicht immer ganz augenscheinlich ist, um was es sich handelt. Es sind Geschichten, es sind Lebenssituationen. Letzten Endes soll jeder selbst herausfinden, was er herausfinden möchte. Wenn das zu genau definiert wird geht etwas ganz grundsätzliches verloren, nämlich dass der Rezipient ja auch eigentlich Teil des Kunstwerkes sein soll. Und das was der Zuhörer daraus macht ist dann auch das Spannende für mich.
L.C.: Habt ihr alle einen professionellen musikalischen Hintergrund?
Tobias: Nein, wir sind keine ausgebildeten Musiker. Wir haben natürlich teilweise Unterricht oder haben uns selbst gebildet, aber wir sind mehr oder weniger Autodidakten. Da sind wir auch froh drüber.
L.C.: Weil man offener ist?
Tobias: Ja, genau. Man kann das auch kritisch sehen, dass am Konservatorium oder an der Hochschule, unserem Empfinden nach, eine Verschulung stattfindet, die der Musik und auch dem Künstler nicht immer gut tut. Wir kennen das von Freunden, die das gemacht haben und man wird sehr oft in Schubladen hineingesteckt und alles was du dann gelernt hast, musst du zuerst mal wieder verlernen, weil es „falsch“ ist. Moosi [Patrick] hatte da das Beispiel mit der Evolutionstheorie, kannst du das vielleicht ausführen?
Patrick: Angenommen jeder lernt das genau gleich und macht es genau wie man es machen muss. Dann würde es jeder gleich machen. Und in der Evolution, also genetischer Algorithmus zum Beispiel, funktioniert das Ganze so, dass es immer wieder mal zufällige Veränderungen gibt und somit irgendetwas Neues entstehen kann. Ich bin der Meinung, dass wenn man das Ganze unkonventionell macht – zum Beispiel Jimi Hendricks hat die Gitarre umgedreht und die Seiten umgekehrt aufgespannt und mit links gespielt – könnte man dann sagen er ist in gewisser Weise limitiert, auf der anderen Seite ist er so eine Ausnahme von der Regel und hat vielleicht Möglichkeit neue Dinge zu spielen, die davor niemand spielen konnte. Er spielt die Dinge anders und das ist in meinen Augen eine Art von Weiterentwicklung, somit halt eine Evolution.
L.C.: Was sind für euch die Schattenseiten und die Sonnenseiten des Bandlebens?
Tobias: Also die Schattenseiten des Tourlebens haben wir ja schon angesprochen, das sind so Sachen des alltäglichen Lebens, die auf der Tour vielleicht zu kurz kommen. Die Sonnenseiten finden hauptsächlich auf der Bühne statt. Abgesehen davon ist es ein Wahnsinnserlebnis vor Menschen spielen zu können und die mit einem guten Gefühl nach Hause zu schicken. Man sieht auf Tour auch einiges, aber wir würden gerne mehr sehen. Heute sind wir eine Stunde durch die Innenstadt von Nürnberg spaziert und wir versuchen so viel wie möglich aufzusaugen von den Orten, die wir besuchen, deswegen bestärkt uns das nur darin wiederzukommen und sich irgendwann mehr Zeit dafür zu nehmen.
L.C.: Ihr habt vorhin schon kurz euer Video angesprochen, wofür ihr auch einen Preis gewonnen habt.
Patrick: Genau. In Barcelona bei einem Filmfestival haben wir in der Kategorie „Bestes Musikvideo“ gewonnen. Bei weiteren Festivals sind wir noch in der Bewertungsphase.
L.C.: Wie kamt ihr auf die Idee zu dem Video?
Tobias: Die Idee ist von unserem Manager Jürgen gekommen. Wir haben begonnen uns Gedanken zu machen, wie wir ein Video produzieren können, das möglichst viele Menschen auf uns aufmerksam macht. Also kein Video wo du nach den ersten 10 Sekunden weiterklickst, sondern ein Video, das dich irgendwie dazu bewegt, dir das reinzuziehen, weil du es einfach sehen möchtest. Es ist auch für und eine etwas ironische Auseinandersetzung mit dem Vorwurf, dass nichts Neues kommt. Es ist unsere Antwort auf die Retrobewegung.
Patrick: Ich würde auch dazu sagen, es wiederspiegelt ein bisschen das, was man auch auf unserem Album wiederfindet. Dass unsere Musik bzw. Musikrichtung von sehr vielen Bands beeinflusst ist und nicht wirklich nur aus einem Genre kommt. Die Beatles haben uns beeinflusst, Led Zeppelin hat uns beeinflusst, viele Soulsängerinnen-und Sänger, die teilweise auch in dem Video vorkommen. Deswegen tun wir uns auch sehr schwer unseren Sound zu kategorisieren.
Tobias: Deshalb haben wir den Begriff „Heavy Rythm and Roll“ geschöpft um uns ein bisschen zu widersetzen, bzw. der gängigen Frage nach dem Genre zu entgehen, weil es schwierig zu definieren ist. Und da haben wir gesagt, machen wir einfach unser eigenes um nicht in irgendeine der bekannten Schubladen gesteckt zu werden, sondern selbst eine Schublade zu haben.
L.C.: Solche Entscheidungen über Videos, oder auch Albumcover etc. läuft das demokratisch ab oder hat jemand besonders die Hosen an?
Patrick: Das ist genau auch ein Grund warum wir sehr viel Wert drauf legen, dass wir alles selbst in der Hand haben. Wir haben ein eigenes Label gegründet unter dem wir dieses Album jetzt veröffentlichen. Das soll nicht heißen, dass wir nicht mit großen Partnern zusammenarbeiten, aber zumindest haben wir das immer selbst in der Hand. Wir hatten auch Angebote von Plattenlabels, die wir dann ausgeschlagen haben und uns dafür entschieden haben das selbst zu machen, eben unter diesem „Heavy Rythm and Roll Records“-Label. Das heißt prinzipiell steht uns alles frei, wir können tun und lassen was wir wollen. Was wir machen ist, dass wir, da wir uns schon relativ lange kennen, gut darin sind, Dinge zu finden, die uns allen gefallen. Dann muss das noch mit dem Management abgeklärt werden, ob das für die auch ok ist. Die haben dann auch meistens guten Input, wie man bei dem Video gesehen hat, und dann finden wir eigentlich immer ziemlich schnell eine Lösung.
L.C.: Wollt ihr noch irgendwas an unsere Leser loswerden, die dieses Interview mal lesen werden?
Patrick: Ja! Kommt auf unsere Live-Konzerte, dann spürt ihr die Energie nicht nur akustisch, sondern auch visuell!