VOLBEAT – Servant Of The Mind

Band: Volbeat
Album: Servant Of The Mind
Spielzeit: 78 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Vertigo/ Universal Music
Veröffentlichung: 03.12.2021
Homepage: www.volbeat.dk, www.facebook.com/volbeat

Nicht mehr als das härteste Album der Bandgeschichte hatten sich VOLBEAT vorgenommen. Nach dem eher durchwachsenen „Rewind, Replay, Rebound“ klingt das Versprechen immerhin als sehr leicht erreichbar. Schon mit „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ haben sich VOLBEAT in eine eher seichte Richtung entwickelt und das ist schon schlappe 8 Jahre her. Das letzte Konzert, dass ich 2016 mit den Dänen erlebt habe, hatte dieses Gefühl nochmal verstärkt. Mit einem Publikum, das auch locker auf ein Pop-Rock-Konzert hätte gehen können, haben sich VOLBEAT zwar in deren Herzen gespielt, meinen Mann und mich aber aufgrund der sehr seichten Songauswahl ratlos zurückgelassen haben. Tatsächlich haben wir dann auch den Bezug zur Band nicht mehr wiedergefunden. Das sollte sich dann aber mit dem härtesten Album der Bandgeschichte ändern. Oder? Soviel vorweg, es ist besser als „Rewind, Replay, Rebound“. Aber es ist nicht das härteste und definitiv nicht das beste Album in der 16-jährigen Bandgeschichte der Dänen.
Mit „Temple Of Ekur“ ist ein guter und stimmungsvoller Einstieg gelungen, solide Gitarrenarbeit, weckt die Hoffnung auf mehr. Der Song hätte auch direkt von „Beyond Hell/ Above Heaven“ stammen können. Erwartungsvoll bin ich auf Song #2 eingestimmt. Okay, „Wait A Minute My Girl“ ist jetzt wirklich nicht hart, kann aber durch seine positiven Vibes und Rock’n’Roll Attitüde halbwegs überzeugen. Mit einer Art SLAYER-Gedächtnisriff startet „The Sacred Stones“, verliert dann aber die Power der heiligen Steine irgendwann im Song. Trotz des starken Riffings.
Absolut Hittauglich zeigt sich dann „Shotgun Blues“, der auch mit einer gewissen Portion Härte überzeugen kann. Dennoch kommt Poulsens Stimme hier etwas zu glatt rüber, das kennen wir auch deftiger. „Shotgun Blues“ zielt ganz eindeutig auf die Hitlisten ab, das hört man. Trotzdem einer der härteren und besseren Songs auf „Servant Of The Mind“.
So und so ähnlich geht es dann auch mit dem Rest des Albums weiter. „Say No More“ und „Becoming“ lassen nochmal die Thrash-Wurzeln hochleben und sorgen für bangende Luftgitarren. Immerhin.
Und immerhin kommt „Servant Of The Mind“ auf ganze 13 Songs, in der Deluxe Version werden nochmal 4 Songs extra spendiert. Eine stolze Spielzeit von 78 Minuten rundet das ganze ab und gibt den Fans dann doch einiges für ihr Geld.

VOLBEAT haben sich ein Stück in die – für mich – richtige Richtung weiter- oder auch zurückentwickelt und stehen mit Album #8 dem Metal wieder näher als mit den vorherigen Werken. Soundtechnisch sind die Stücke glatt, ohne Ecken und Kanten, was leider das Gesamtkunstwerk VOLBEAT schmälert. Technisch einwandfrei, fehlen hier die Emotionen, das Mitreißende, das Neue. Viel ist vorhersehbar, die Jungs sind mit ihrem unverkennbaren Rock’n’Metal Stil aber auch schon seit 16 Jahren im Musikversum unterwegs. Ich hoffe, sie bleiben aber weiter ihrem Rock’n’Roll-lastigen Stil und der jetzt (wieder) eingeschlagenen Richtung treu um auch die Herzen der „Alt“-Fans abermals zu verzücken. „Servant Of The Mind“ ist jetzt nicht wirklich schlecht, aber für meinen Geschmack (der leider so ziemlich Oldschool an den alten VOLBEAT hängt) auch nicht wirklich gut. So jammere ich jetzt noch etwas auf hohem Niveau, trauere der Vergangenheit hinterher (oldschool…) und hoffe auf das nächste Album, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Temple of Ekur
02. Wait A Minute My Girl
03. The Sacred Stones
04. Shotgun Blues
05. The Devil Rages On
06. Say No More
07. Heaven’s Descent
08. Dagen Før (feat. Stine Bramsen)
09. The Passenger
10. Step Into Light
11. Becoming
12. Mindlock
13. Lasse’s Birgitta

Bonus:
01. Return To None (Wolfbrigade cover)
02. Domino (The Cramps/Roy Orbison cover)
03. Shotgun Blues (feat. Dave Matrise from Jungle Rot)
04. Dagen Før (Michael Vox Version)

Tänski

Aber macht euch selbst ein Bild:

 

HÄMATOM – Die Liebe ist tot

Band: Hämatom
Album: Die Liebe ist tot
Spielzeit: 34:31 min
Stilrichtung: Metal, Rock, NDH
Plattenfirma: Anti Alles
Veröffentlichung: 03.12.2021
Homepage: www.facebook.com/haematommusic

Ich kenne Menschen, die schon seit langen Jahren bekennende HÄMATOM-Fans sind. Das ist erstmal nicht schlimm, allerdings ist die Band bisher irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Um diese Lücke nun endlich zu schließen, werde ich mich jetzt mal an das Review einer gestanden deutschen Rockband machen, die ich eigentlich gar nicht kenne. Mal schauen, ob mir dieses Vorhaben gelingt.
Aber fangen wir mal mit meinen Recherchen zur Historie der Band an. Bereits im Jahr 2004 im beschaulichen Speichersdorf im Landkreis Bayreuth gegründet, bestehen HÄMATOM seit der Gründerzeit aus den vier Himmelsrichtungen Thorsten „Nord“ Scharf (v.), Jacek „Ost“ Zyla (g.), Peter „West“ Haag (b.) und Frank „Süd“ Jooss (d.). Bekannt wurden die Jungs natürlich hauptsächlich durch ihre Musik, aber ich möchte ihre aufwendige Bühnenkostüme (weiß und schwarz geschminkte Gesichter, Masken, geile Klamotten) nicht unterschlagen. Optisch eine Mischung aus KISS und SLIPKNOT (sorry für den billigen Vergleich, mir ist nichts besseres eingefallen). Auch ein Markenzeichen, das die Band bis heute unverwechselbar macht.
Musikalisch wurden anfangs noch Märchen im Stil der Neuen Deutschen Härte vertont, im Laufe der Jahre haben sich HÄMATOM aber weiterentwickelt und nehmen nun gesellschafts- und sozialkritischen Themen in ihren Songs auf. Das ist auch bei „Die Liebe ist tot“ nicht anders und das ist auch gut so.
Gestartet wird mit „Dagegen“, ein Song dessen Intro mit einem elektronisch angehauchten „„Sag mir wo die Träume sind. Wo sind sie geblieben? … “ gesungen durch einen Kinderchor episch wirkt und definitiv auch als Opener für jedes Konzert herhalten kann. Der Einstieg von HÄMATOM in den Song kommt leicht und melodisch exakt bei Minute Eins um dann krachend sein volles Potenzial zu entfalten. Leute, damit hatten mich die Jungs schon. Ein super Song, der hart und kämpferisch und einfach nur Bock auf mehr macht.
Auch die nächsten Songs lassen musikalisch und textlich nichts vermissen. „Jeder gegen Jeden“ prangert die heutige und vor allem momentane Ellbogengesellschaft an und wie kurz die Zündschnur bei einigen von uns bereits geworden ist. „Ihr wisst gar nichts über mich“ greift das Thema Vorurteile musikalisch auf, während bei „Ich hasse euch alle“ die Wut nur so hinausgeschrien wird. Das Lied ist musikalisch gesehen kein Highlight der Platte, aber die Wut ist so authentisch, dass ich es mir in bestimmen Situation durchaus gut vorstellen kann (z.B. beim Autofahren oder wenn ich mal wieder Facebook Kommentare lese). Aufgehorcht habe ich bei „Ficken unsern Kopf“. Die Kollaboration mit den Rappern der 257ERS klingt erstmal gewöhnungsbedürftig, aber nach dem einen oder anderen Durchgang merkt man dann doch, wie gut das zusammenpasst. Ein absoluter Partyhit. Auch die nachfolgenden Tracks zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Krachend, laut und dazu noch mit nahezu perfekter Gitarrenarbeit untermalt zeigen HÄMATOM deutlich, was sie können. Mann, warum hab ich da nicht mal früher hingehört?
Mit dem letzten Song wird es dann noch besinnlich melancholisch. „Zeit zu gehen“ zeigt die weiche Seite der Band. Das könnte ich mir auch als passendes Outtro für die nächsten Konzerte vorstellen. Ein passender Abschied für ein geiles Album. Und nach 10 Songs in knapp 35 Minuten ist mein erstes HÄMATOM-Erlebnis auch schon wieder vorbei. Aber das war definitiv nicht das letzte Mal, dass ich mir die Jungs aus Franken reingezogen haben.

Fazit: HÄMATOM mögen das Rad der Rockgeschichte nicht unbedingt neu erfunden haben, es liegt einzig an der Umsetzung. Und das kriegen die Jungs hin. Aber sowas von. Sowohl musikalisch als auch textlich haben mich die vier Himmelsrichtungen überzeugt und ich werde mir definitiv auch noch die älteren Sachen reinziehen. HÄMATON haben bumms und Arsch in der Hose, genauso will ich meine Musik hören. Laut und mit Gitarrengeschrammel, dazu werden unliebsame Themen angesprochen und kein Blatt vor den Mund genommen (Schimpfwörter inklusive).
Die Party vor der Bühne kann ich mir jetzt schon lebhaft vorstellen und das nächste HÄMATOM-Konzert steht auf meiner Liste. Kenne ja genug Leute, die mitkommen werden 😉 Und noch eine kleine Phrase zum Schluss: Die Liebe mag ja tot sein, HÄMATOM sind es noch lange nicht.

Anspieltipps: Dagegen, Liebe auf den ersten Fick, Ficken unsern Kopf

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dagegen
02. Jeder gegen jeden
03. Ihr wisst gar nichts über mich
04. Liebe auf den ersten Fick
05. Ich hasse euch alle
06. Ficken unsren Kopf feat. 257ers
07. Zahltag
08. So wie wir
09. Ich will erst schlafen wenn ich tot bin
10. Zeit zu gehen

Tänski

Treibt es wild und bunt:

SOBER TRUTH – Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!]

Band: Sober Truth
Album: Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!]
Spielzeit: 50:47 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: ACFM Records
Veröffentlichung: 10.09.2021
Homepage: www.facebook.com/sobertruthband

Die VÖ der aktuellen SOBER TRUTH Scheibe „Laissez Faire, Lucifer!“ liegt mittlerweile schon einige Tage zurück, trotzdem möchte ich euch das geile Teil nicht vorenthalten. (Und schonmal ein großes Sorry an die Band, dass es so lange gedauert hat).
Wie ich im letzten Review zum Vorgänger-Album „Psychosis“ (https://www.rock-garage.com/sober-truth-psychosis/) schon habe verlauten lassen, Progressive Metal ist nicht so meine bevorzugte Stilrichtung. Tatsächlich bilden SOBER TRUTH da eine sehr gute Ausnahme dieser Regel, da die Jungs es für meinen Geschmack wirklich super schaffen, sich nicht in endlosen Schwurbeleien zu verlieren, die dann keiner mehr nachvollziehen kann (entspricht dann ungefähr diesem Schachtelsatz).
Für die-hard Prog-Fans könnte das zu wenig sein, aber die schreiben ja dieses Review nicht.
Die Reise in die menschlichen Abgründe startet schon direkt mit dem authentisch finsteren Intro „Début diable“ um dann direkt mit „Distinctive“ durchzustarten. Dunkel, aber mit einem deutlich thrashigen Härtegrad und einem gutturalen Grundton und das alles in angemessenem Tempo. Starker Einstieg, gefällt sehr gut und das auf Anhieb.
Bei „Dizygotic Twins“ wird zwischen englischer und deutscher Sprache gewechselt, interessant, neu und irgendwie geil. Der Genremix wird dabei weiter auf die Spitze getrieben, es klingt als hätten die Siegburger ein Teil der Neuen Deutschen Härte in ihr Repertoire aufgenommen. Das zeigt wieder sehr deutlich, wie eigenständig und selbstbewusst SOBER TRUTH mittlerweile agieren. Überhaupt haben die Jungens mit Album #6 wiederholt gezeigt, dass sie auf Genregrenzen pfeifen und konsequent an ihrem Stilmix festhalten. Für ausreichend Abwechslung ist auf „Laissez Faire, Lucifer!“ mit seinem starken 50 Minuten für 12 Songs auf alle Fälle gesorgt.
Aber auch schwer konsumierbar Stücke fehlen nicht, „Imperfection“ ist im Gegensatz zu den vorherigen Songs dann doch eher schwer verdaulich, was dem Können der Band aber keinen Abbruch tut.
„DNA“ ist nicht ganz rund und fällt etwas zu den Vorgängersongs ab, was im Falle von „Laissez Faire, Lucifer!“ immer noch jammern auf extrem hohem Niveau ist. Denn schon direkt nach „DNA“ knallen die Granaten „Planted Brains“ und „Rebirth“ rein. SOBER TRUTH zeigen hier pár excellence ihr Können und ihre wahnsinnig gereifte Eigenständigkeit. Und mit den beiden genannten Songs hört es auch nicht auf. Das basslastige „Hope, Enjoy & Death“ groovt so richtig durch und wechselt auch hier wieder die Sprache gekonnt von Englisch zu Deutsch. Dadurch kommt wieder ein leichter NDH Touch in den Song, der der Band wirklich gut steht. Sänger und Mastermind Torsten Schramm hat echt die perfekte Stimme hierfür. Und vor allem Basserin Jules Rockwell hat sich hier mehr als perfekt in Szene gesetzt. Super.
Bevor sich die Band mit „Taste Unplugged“, einer gefühlvollen akustischen Neuauflage des Songs „Taste“ verabschiedet, gibt es mit „Limbus“ noch eine Dark Metal Bombe vom Feinsten. Auch hier passt Torstens Stimme irgendwie wieder perfekt rein. Gerne mehr davon, die Wandelbarkeit ist genial geil.

Fazit: Die 2007 gegründete Band stellt uns auf Album #6 einen wild anmutenden Metal-Mix vor, der Genregrenzen mühelos überwindet und dabei nicht den roten Faden verliert. Inhaltlich durchforsten wir wieder die menschliche Psyche in all ihren Facetten und das stellenweise in gekonnten Wechseln zwischen deutsch und englisch, Metal, Groove, Dark und sogar Akustik. Den Namen SOBER TRUTH sollte man sich unbedingt merken, wenn man Eigenständigkeit und Individualität sucht, die sich nicht mit Belanglosigkeiten aufhält und so richtig abgeht. Dafür sind die Siegburger definitiv ein Garant. Vielleicht werde ich jetzt doch noch Prog-Fan, wenn alle Bands so geil sind. Für die klasse Leistung auf „Laissez Faire, Lucifer!” kann man SOBER TRUTH nur Tribut zollen und das tue ich mit knackigen 9 Sternen. Klasse gemacht und unbedingt weiter so!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Début Diable
02. Distinctive
03. Dizygotic Twins
04. Imperfection
05. Entre les Chansons I
06. DNA
07. Planted Brains
08. Rebirth
09. Hope, Enjoy & Death
10. Entre les Chansons II
11. Limbus
12. Taste Unplugged

Tänski

Hört mal rein:

BETONTOD – Pace Per Sempre

Band: Betontod
Album: Pace Per Sempre
Spielzeit: 35:04 min
Stilrichtung: Punkrock, Deutschpunk
Plattenfirma: Betontod Records
Veröffentlichung: 29.10.2021
Homepage: www.facebook.com/antirockstars

Schon seit 30 Jahren beglücken uns die Punkrocker von BETONTOD mit ihrer Mischung aus Deutschpunk, Metal und Rock und gefühlt werden die Jungs mit zunehmendem Alter nicht nur grauer, sondern auch besser. Allen Unkenrufen zum Trotz behaupten sich die Rheinberger in der ersten Riege eines häufig totgesagten Genres und liefern mit jedem Album komplett ab. Was unseren Schlagerpunks von den TOTEN HOSEN an Härte oder anderen Punkbands an Inhalt fehlt, füllen BETONTOD mit ihren Songs locker auf. Es wird kein kritisches Thema ausgelassen und immer an den richtigen Stellen der manchmal erforderliche Zeigefinger gehoben, ohne dabei allzu schulmeisterlich zu wirken. Auch das ist eine Kunst, an der viele Bands scheitern oder ins Gejammere über die böse Welt abfallen.
Schon der erste Track „Regenbogen“ macht deutlich, wie BETOND ticken. Gitarrero Frank „Eule“ Vohwinkel dazu passend „In diesen Zeiten wieder gepanzerte Wasserwerfer vor dem Reichstag auffahren zu sehen, ist ein wirklich verstörendes Bild. Es wird heute immer schwerer, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Deshalb haben wir den Text auch ganz bewusst interpretationsoffen gehalten. Am wichtigsten ist, sich nicht noch weiter von irgendwelchen Populisten der verschiedensten Lager spalten zu lassen, sondern gemeinsam auf einer Seite zu stehen.“ Starke Worte einer starken Band. Noch deutlicher wird es bei „Hals-Maul-Arsch-Gesicht“, ein Lied, welches sich ganz klar mit den Stammtischpatrioten und -parolen auseinandersetzt und auch mit den sogenannten „Alternativen“ aufräumt. Klar, kantig, knackig und einfach Punk. Punkt.
Dass man auch friedlich zusammenleben kann und ein Miteinander immer möglich ist, zeigen uns BETONTOD in Songs wie „Pech & Schwefel“ oder „Retro“. Auch ruhige Songs wie „Wirklich Wichtig“ kommen auf „Pace Per Sempre“ nicht zu kurz, vor allem was Inhalte angeht, die zum Nachdenken anregen. Jeder sollte mal mehr als nur einen Gedanken verschwenden, was einem wirklich ist und auf was (vor allem materielles) wir auch mal verzichten sollten. Genau das spiegelt „Wirklich Wichtig“ in perfekter BETONDTOD-Manier.
Natürlich kommt bei aller Ernsthaftigkeit auch der Spaß nicht zu kurz. Eine kleine Hommage an Karl Lagerfeld und sein legendäres Zitat zum Thema Jogginghose findet sich in „Jogginghose Forever“ wieder. Eine Liebe, die vermutlich so mancher im Homeoffice in Corona-Zeiten absolut nachvollziehen kann. Und das schreibe ich, während ich im Jogginghosen-Pendant, nämlich der Gammelleggings vor dem PC sitze und dieses Review schreibe.
Vielleicht zünden nicht alle Songs, an mir geht zum Beispiel der Song „Bist du da“ irgendwie komplett vorbei, doch durch das große Hitpotenzial und den Spaß, den ich mit dem Album habe, fallen durchschnittliche Titel nicht mehr viel ins Gewicht. Auf „Pace Per Sempre“ wird in 12 Songs und knackigen 35 Minuten Punkrock vom Feinsten geboten. Immer schön mitten in die Fresse rein und mit viel Arschtreten als Dreingabe.
Ich bin froh, dass es in Deutschland noch Bands gibt, die so klare Kante zeigen und sich ständig für eine bessere Welt einsetzen. BETONTOD leben den Punkrock mit jeder Facette ihrer Musik und das hört und spürt man in jedem Song, in jedem Interview, in jeder Aussage. Eine Band, die gerne aneckt oder mit provokanten Aussagen den Finger in die Wunde legt. Ich wünsche mir mehr solcher Bands. Für uns, für die Welt und für den Punkrock. Vielen Dank, dass es euch gibt, ihr wunderbaren „Antirockstars“.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Regenbogen
02. Hals-Maul-Arsch-Gesicht
03. Retro
04. Pech und Schwefel
05. Jogginghose forever
06. Der nackte Kaiser
07. Wirklich wichtig
08. Wir feiern dich
09. Fliegen
10. Bist du da
11. Schatten und Licht
12. Mitternacht

Tänski

Unbedingt reinhören!!!

VOLBEAT – Neues Album „Servant Of The Mind“ angekündigt

VOLBEAT KÜNDIGEN NEUES ALBUM AN:
„SERVANT OF THE MIND“ ERSCHEINT AM 3. DEZEMBER 2021 VIA UNIVERSAL MUSIC

Endlich, endlich hat das Warten ein Ende: Die dänischen Multiplatin-Rocker Volbeat kündigen mit Servant of the Mind ihr achtes Studioalbum an, das am 3. Dezember 2021 über Universal Music erscheint. Die neue Platte wird als Standard-CD, Deluxe-Doppel-Vinyl (in mehreren limitierten Editionen) und als Deluxe-Digital-Version veröffentlicht. Hier kann das Album vorbestellt werden.
Für Servant of the Mind verbinden Volbeat – bestehend aus Michael Poulsen (Gitarre/Gesang), Jon Larsen (Drums), Rob Caggiano (Gitarre) und Kaspar Boye Larsen (Bass) – erneut ihren einzigartigen Mix aus Heavy Metal, Psychobilly und Punk’n’Roll mit Poulsens Flair für Geschichten und seinen Fähigkeiten als außergewöhnlicher Songwriter.
„Ich habe die ganze Platte in drei Monaten geschrieben“, erinnert sich der Frontmann. „Mir ging es gut zu Hause, ich hatte beste Laune, mein Publikum war ich selbst… In den neuen Songs findet sich viel von dem, was Volbeat schon immer ausgemacht hat. Wer das allererste Album mit dem vergleicht, was wir jetzt machen, der hört, wie die Band ihren Stil weiterentwickelt und sich gleichzeitig ihren ‚signature sound‘ erhalten hat.“

Zur Albumankündigung feuern Volbeat eine neue Single in die Welt: Im hymnischen „Shotgun Blues“ erzählt Poulsen von geisterhaften Erlebnissen beim Einzug in ein neues Zuhause. „Jedes Mal, wenn man in ein Haus einzieht, bringt man tote Menschen mit sich“, erklärt er. „Mir passiert da mitunter echt sonderbares Zeug… nicht ganz von dieser Welt.“
Das Album enthält zudem den Doppelschlag der beiden Sommersongs „Wait A Minute My Girl“ und „Dagen Før (feat. Stine Bramsen)“, die Volbeat im Juni bereits veröffentlichten. Ersterer wurde sogar zur neunten Nummer-eins-Single der Band in den Billboard-Mainstream-Rock-Charts.

In vielen der neuen Songs erzählen Volbeat aufwändige und faszinierende Geschichten. „The Sacred Stones“ etwa berichtet von einem „irdischen Wesen, das sich der dunklen Seite hingegeben hat. Es folgt nun einer Mission und kommt mit düsteren Kräften und gefallenen Engeln in Berührung.“ Das Stück „The Devil Rages“ behandelt die Idee, dass der Teufel eine menschliche Gestalt annimmt. Die Eröffnungsnummer „Temple of Ekur“ wiederum kehrt zu den antiken Themen zurück, die bereits in früheren Songs wie „The Gates of Babylon“ vorkamen, während „Lasse’s Birgita“, der epische Schluss der Platte, von den ersten Hexenverbrennungen in Schweden im Jahr 1471 berichtet.

Volbeat blicken bereits auf eine zwei Dekaden währende Karriere zurück, in deren Verlauf sie die Bühne mit Genrelegenden wie Black Sabbath, Metallica, Motörhead, Slipknot, Megadeth, Anthrax und weiteren Acts teilen konnten. In dieser Zeit wurden die Volbeat-Songs fast drei Milliarden Mal gestreamt, die Band konnte eine Grammy-Nominierung für „Best Metal Perfomance“ einstreichen für das Stück „Room 24 (feat. King Diamond)“ vom hochgelobten und Gold-veredelten Album Outlaw Gentlemen & Shady Ladies, ganz zu schweigen von mehreren dänischen Musikpreisen. Damit gibt sich das Quartett natürlich nicht zufrieden: Das kommende Werk Servant of the Mind, geschrieben und aufgenommen während des Pandemie-Shutdowns, wendet den Blick verstärkt nach innen, hält sich aber kein bisschen zurück und klingt kein Stück weniger laut und treibend als frühere Platten.

Am 23. September starteten Volbeat in Orlando unter dem Titel „Wait A Minute… Let’s Tour“ ihre erste US-Reise seit zwei Jahren, die Shows in Atlanta, San Diego und Los Angeles beinhaltet. Vor kurzem kündigte die Band außerdem für das Jahr 2022 eine Co-Headliner-Tour mit Ghost durch US-Arenen an. Als Special Guest sind Twin Temple dabei, auf dem Plan stehen unter anderem Seattle, Denver, Chicago, Houston und Phoenix.

Seit der Bandgründung im Jahr 2001 haben sich Volbeat von den Kopenhagener Clubs bis auf die größten Bühnen der Welt hochgearbeitet. Dazu gehört auch das berühmte Stadion Telia Parken in Dänemark, das Volbeat als bisher einziger nationaler Act ausverkaufen konnten. Im Verlauf von sieben hochdekorierten Albumveröffentlichungen konnten Volbeat etliche Nummer-eins-Platzierungen (etwa achtmal die Spitzenposition in den US Mainstream Rock Charts), Multiplatin-Ehrungen und unzählige Auszeichnungen wie eine Grammy-Nominierung einstreichen. Das letzte Album Rewind, Replay, Rebound erschien im August 19 und enthält die Hitsingles „Last Day Under The Sun,“ „Die To Live (feat. Neil Fallon)“ und „Leviathan“. Auf der folgenden Welttour wurde Rewind, Replay, Rebound: Live in Deutschland mitgeschnitten und im November 2020 veröffentlicht. Erst kürzlich steuerten Volbeat ihre Version von „Don’t Tread on Me“ zu The Metallica Blacklist bei. Alle Einnahmen daraus kommen der All Within My Hands-Stiftung sowie dem dänischen Børne Cancer Fonden zu Gute.

Auf dem Weg zu „alter Härte“? Immerhin ist der Song ein guter Anfang:

 

CRADLE OF FILTH – Existence Is Futile

Band: Cradle Of Filth
Album: Existence Is Futile
Spielzeit: 70:17 min
Stilrichtung: Black Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 22.10.2021
Homepage: www.cradleoffilth.com; www.facebook.com/cradleoffilth

Zum 30-jährigen Bandjubiläum beglücken uns die Dunklen Lords von CRADLE OF FILTH mit Studioalbum #13 „Existence Is Futile“. Ja, tatsächlich treiben die Jungs aus England schon seit den frühen 90er Jahren ihr diabolisches Unwesen, von den jungen Wilden Black Metallern ist nur noch Dani Filth übriggeblieben. Das tut dem rauen Charme der Band aber keinen Abbruch, ist es doch geraden Danis Stimme, die CRADLE OF FILTH über so viele Jahre geprägt hat. Und stimmlich wunderbar aufgelegt ist er auch auf „Existence Is Futile“, naja, ist auch das 13. Studioalbum, bei der unheilvollen Zahl kann es ja auch nicht anders sein.
Nach einer längeren Durststrecke haben sich CRADLE OF FILTH wieder nach ganz oben gearbeitet und da kann es auch egal sein, wenn so manche Black Metal Fans die Combo um Dani müde belächeln. 30 Jahre in dem Business und dem Genre durchzuhalten und sich dabei treu zu bleiben ist eine reife Leistung.
Davon zeugt auch der aktuelle Dreher. Während in Skandinavien immer noch Kirchen abgefackelt werden, wird hier nur dem geneigten Hörer ordentlich eingeheizt.
Nach einem kurzen Intro wird man gleich in die dunkle Welt entführt, „Existential Terror“ ist ein urtypischer Symphonic-Black Metal-Opener. Düster romantisch kommt „Necromantic Fantasies“ daher, gothiclastig, episch und mit nahezu perfekter Gitarrenarbeit in erstklassiger Old-School-Attitüde. „Existence Is Futile“ hat viele solch geiler Tracks zu bieten. „Black Smoke Curling From The Lips Of War“ z.B. überzeugt mit Melodeath Einlagen und hier kommt auch Neuzugang Anabelle ins Spiel, die die aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegene Lindsay Schoolcraft ersetzt. Leicht Balladesk (sofern es bei CRADLE OF FILTH überhaupt möglich ist) wird es auch, hier sorgt „Discourse Between A Man And His Soul“ für die entsprechende Stimmung. Auf „Existence Is Futile“ ist also für jeden Cradle-Geschmack etwas dabei. Das von Anabelle eingeleitete „The Dying Of Embers“ im typischen CRADLE OF FILTH Stil oder Songs wie „Ashen Mortality“ mit seinem beängstigenden Sound sorgen für die nötige Abwechslung. Zum Schluss gibt es mit „Us, Dark, Invincible“ noch einen Song wie ein Bandmotto und als kleine Dreingabe beglücken uns CRADLE OF FILTH mit den zwei starken Bonustracks („Sisters Of The Mist“ und „Unleash The Hellion“).

Fazit: CRADLE OF FILTH merkt man den Staub der Jahre nur an, wenn er zum Song gehört. Die Engländer, die Black Metal salonfähig und ihn auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht haben, zeigen auf „Existence Is Futile“ einmal mehr, dass sie nicht zum alten Eisen gehören und wir hoffentlich noch viele Jahre von ihnen hören werden.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Fate Of The World On Our Shoulders
02. Existential Terror
03. Necromantic Fantasies
04. Crawling King Chaos
05. Here Comes A Candle – (Infernal Lullaby)
06. Black Smoke Curling From The Lips Of War
07. Discourse Between A Man And His Soul
08. The Dying Of The Embers
09. Ashen Mortality
10. How Many Tears To Nurture A Rose
11. Suffer Our Dominion
12. Us, Dark, Invincible
13. Sisters Of The Mist (Bonus)
14. Unleash The Hellion (Bonus)

Tänski

TRIVIUM – In The Court Of The Dragon

Band: Trivium
Album: In The Court Of The Dragon
Spielzeit: 52:22 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Roadrunner Records
Veröffentlichung: 08.10.2021
Homepage: www.facebook.com/Trivium

TRIVIUM haben lange Jahre eher ein Schattendasein in der Welt des Metals geführt. Nur Eingeweihte kannten die Band und wussten, was alles in den Jungs um Sänger Matt Heafy steckt. Vor allem mit den letzten beiden Alben ging es dann doch endlich mal etwas mehr in Richtung Popularität, was wohl auch daran liegen mag, dass TRIVIUM langsam aber sicher ihren eigenen Stil finden.
Aber erstmal zu den Anfängen. Bereits 1999 in Orlando, Florida gegründet ist von den Gründungsmitgliedern lediglich Leadsänger und Gitarrist Matthew Heafy übrig geblieben. Doch auch in der aktuellen Konstellation kennt man sich schon lange Jahre, Gitarrero und Sänger Corey Beaulieu ist schon seit 2003 dabei und Tieftöner Paolo Gregoletto unterstützt TRIVIUM bereits seit 2004. Letztendlich ist nur der Platz an den Drehtellern immer in Rotation, Drummer Alex Bent ist erst 2017 zur Band gestoßen. Und wie wichtig Alex für die Band ist, hat er eindrucksvoll mit dem Album „The Sin And The Sentence“ bewiesen (zum Nachlesen: www.rock-garage.com/trivium-the-sin-and-the-sentence/). Überhaupt geht es nach dem beeindruckenden „In Waves“ aus dem Jahre 2011 eigentlich erst seit dem 2017 Album „The Sin And The Sentence“ endlich in die richtige Richtung. Mit dem Nachfolger „What The Dead Men Say“ (www.rock-garage.com/trivium-what-the-dead-men-say/) waren die Jungs aus Florida weiter auf der Suche nach dem eigenen Stil, haben aber auch dort schon weniger alles „auf links gedreht“. Und jetzt, mit Album #10 „In The Court Of The Dragon“ zeigen sich TRIVIUM wieder sehr spielfreudig, aber auch stilsicherer und deutlich selbstbewusster. Es gibt gefühlt weniger Umbrüche, das Album wirkt deutlich harmonischer. Es scheint, als haben die Jungs mittlerweile genug Vertrauen in die eigene Leistung gefasst um sich dort zu etablieren, wo sie hingehören. Nämlich nach ganz oben.
Der Sound auf „In The Court Of The Dragon” wechselt zwischen Härte (siehe Titeltrack) und auch atmosphärischen dichten Songkonstruktionen wie z.B. „The Shadow Of The Attaboir“. Auch der Metalcore wird wieder stärker in den Fokus gerückt, was in Songs wie „Like A Sword Over Damocles“ oder „A Crisis Of Revelation“ deutlich hörbar ist. Stimmlich gibt Matt wieder alles. Es wird gescreamt, gebrüllt und auch der Klargesang kommt nicht zu kurz. Hier merkt man wieder, wie talentiert Matt in seinem Gesang ist. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind nicht ohne. Das Zusammenspiel der Jungs an den einzelnen Instrumenten ist gerade auf dem neuen Album bemerkenswert. Sehr deutlich wird das vor allem im bereits erwähnten „The Shadow Of The Abattoir“. Der Anfangs balladeske von Klargesang getragene Song entwickelt sich im Laufe seiner Spielzeit von über 7 Minuten zu einer wahren Granate. Überraschende Wendungen, intensive Soli dazu passende Screams. Für mich auch aufgrund dieser Vielseitigkeit ein absolutes Highlight des Albums.
So wie dieser Signaturetrack fühlt sich das komplette Album an. TRIVIUM schaffen es in „In The Court Of The Dragon” ihre komplette Bandgeschichte unterzubringen, ohne dabei die Orientierung zu verlieren. Eine perfekte Balance zwischen Metal, Core, Thrash, dazu ein geniales Songwriting, dass sich mit jedem Album weiterentwickelt.
„In The Court Of The Dragon” ist bereits das dritte megastarke Album in Folge. Wenn die Jungs so weitermachen, steht der Eroberung der Welt nichts mehr im Weg. Und das ist auch gut so. Ich freue mich schon, die Jungs (hoffentlich) im Dezember endlich wieder live zu sehen und zu hören, um mit Matt und Co. Album #10 ordentlich abzufeiern. Zum Schluss bleibt nur ein „Gut gemacht, Jungs“ und die Vorfreude auf viele weitere geile Alben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. X
02. In The Court Of The Dragon
03. Like A Sword Over Damocles
04. Feast Of Fire
05. A Crisis Of Revelation
06. The Shadow Of The Abattoir
07. No Way Back Just Through
08. Fall Into To Your Hands
09. From Dawn To Decadence
10. The Phalanx

Tänski

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER – Das Album

Band: We Butter The Bread With Butter
Album: Das Album
Spielzeit: 41:26 min
Stilrichtung: Deathcore, Electrocore
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 24.09.2021
Homepage: www.facebook.com/WBTBWBofficial/, www.wbtbwb.de

Da sind se wieder, die „kleinste und knusprigste Band Berlins“, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Mittlerweile auf ganze 2 Personen zusammengeschrumpft, wobei Tobias „Tobi“ Schultka ein Rückkehrer ist und sich nun mit dem zweiten verbliebenen Gründungsmitglied Marcel „Marcie“ Neumann wiedervereint hat um die Band zu neuen Höhen zu führen. Wurde langsam Zeit, ist das letzte Album „Wieder geil!“ mittlerweile auch schon 6 Jahre alt. Deutlich gereift und endlich raus aus dem Kinderzimmer wollen uns WBTBWB zeigen, dass sie nichts von der alten Power und den schrägen Gedankengängen verloren haben, trotz größer werdender Geheimratsecken und einem Goodbye an die Kindheit und Jugend. Aber wird das auch gelingen?

Inhaltich bewegen wir uns auf dem Niveau der Vorgänger-Alben, auch musikalisch hat sich nicht viel geändert. Der Stil liegt irgendwo zwischen Metalcore, Deathcore und Trancecore und natürlich wird viel gegrowlt und gegurgelt.
Nach einigen englischsprachigen Songs auf „Wieder geil!“ ist das neue Album „Das Album“ wieder komplett in Deutsch gehalten. Und das ist auch gut so! Die 13 Songs in knapp 42 Minuten Spielzeit (inkl. einem Intro) ballern einem gefühlte Belanglosigkeiten um die Ohren, die aber gerade dadurch so bestechend sind. Die Überzeichnung der Dinge ist halt einfach ihr Ding, was auch im Promotext mehr als deutlich wird. Was eingangs banal klingt, entbehrt bei einigen Tracks dann doch nicht einer gewissen Logik und hat manchmal mehr Hintergedanken als die Lyrics beim ersten Hören vermuten lassen (zumindest in meiner Interpretation der Dinge 😉).
Songs wie „20 km/h“ (ja, es geht hier tatsächlich um E-Roller) oder „Metal“ (eine Aneinanderreihung von Metalbands (erinnert etwas an Scooter, ist aber deutlich besser)) gehen extrem nach vorne und lassen die Gehörgänge ordentlich glühen. So wie es sein muss. Nach Sinn oder Sinnhaftigkeit sollte man gar nicht erst fragen, einfach Ohren auf und reinknallen lassen. Die Songs machen Spaß und das ist die Hauptsache. Es wird experimentiert, gegröhlt, gerockt, besser gesagt, ordentlich gecored und immer mit Vollgas nach vorn. Den Spaß, den die mittlerweile gereiften Studenten haben, hört man förmlich bei jedem Song und man spürt einfach die Energie, die „Das Album“ auf uns regnen lässt. Gute Laune auf die harte Tour eben.

Natürlich bleibt die alles entscheidende Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? Eine Frage, die nur der Hörer für sich selbst entscheiden kann, zuviel wird es vermutlich polarisieren oder die Möchtegern-Metalcore-Fanboys in den Wahnsinn treiben. Aber ich bleibe dabei, das kann bleiben, denn mir gefällts brilliant mega gut (echt N!CE). Vielen Dank nach Berlin dafür, ich hab jetzt den Drang zu moshen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Intro
02. Dreh Auf!
03. 20 km/h
04. N!CE
05. Schreibwarenfachverkäufer
06. Läuft
07. Jump ’n‘ Run
08. Sprich Sie Einfach An
09. Meine Finger Sind Zu Klein
10. Piks Mich
11. Metal
12. Angriff Der Dönerteller
13. Letzter Song

Tänski

 

 

SPITFIRE – Do Or Die

Band: Spitfire
Album: Do Or Die
Spielzeit: 42:13 min.
Stilrichtung: Heavy Rock, Rock´n Roll
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.spitfire-music.com

Schon der Albumtitel ist eine Ansage: „Do Or Die“ haben sich SPITFIRE auf die Fahnen geschrieben. Mit ihrem dritten Album wollen die Münchner Kick-Ass-Rock´n Roller ein Statement setzen. Und das obwohl – oder genau weil – es das Schicksal nicht sonderlich gut mit Dick Dropkick (vocals, guitars) und Nikk Nitro (drums) gemeint hat. Kurz nachdem das zweite Album „Welcome To Bone City“ eingetütet war, verließ Bassist Johnny Jailbreak die Band. Ein fester Nachfolger ließ lange auf sich warten. Jetzt scheint mit Tony Törpedo der geeignete Mann gefunden. Das Album allerdings hat das Gespann Dropkick/Nitro alleine eingespielt.

Über 30 Songs oder Ideen haben sich in den letzten 5 Jahren angesammelt, nahezu alles wurde über den Haufen geworfen und innerhalb von 6 Monaten aus neuen Ansätzen geschrieben. Dass SPITFIRE eine gehörige Wut im Bauch und auch immer noch Wespen im Hintern haben, ist vom ersten Moment an zu hören. Der Opener „Ride It Like You Stole It“ rockt gnadenlos nach vorne und macht erstmal klar, dass der Dreier keine Gefangenen macht. Auch der Sound hat jede Menge Bums! Äußerst partykompatibel dagegen tönt die bereits ausgekoppelte Single „Like A Lady“. Hier ist SPITFIRE echt ein kleiner Hit gelungen. Weiter geht’s mit „Writing On The Wall“, einem weiteren Melodiemonster, bevor der Titeltrack wieder mehr die Aggressivität des Openers aufgreift. Große Erwartungen setzt man natürlich als Dabeigewesener in Songtitel wie „80´s Rockstar“ – so ganz können diese allerdings nicht erfüllt werden. Nach dem gutklassigen „Death Or Glory“ findet sich mit „Sacrifices“ sogar eine (von zwei) Ballade(n). Songs wie „Die Like A Man“, „Eye For An Eye“ oder „Can You Feel The Fire“ lassen die Vermutung aufkommen, dass SPITFIRE ihr Pulver im ersten Drittel ziemlich verschossen haben. Zwar kommt beim abschließenden „Too Much Is Never Enough“ noch mal richtig Stimmung auf, dennoch ist zumindest in der zweiten Hälfte von „Do Or Die“ zu wenig Zwingendes, als dass die Platte als Großtat durchgehen würde.

Dennoch: SPITFIRE vermengen räudigen Rock´n Roll, amerikanischen Punk und Rotzrock auch auf „Do Or Die“ zu einer unterhaltsamen Mischung. Nicht alles ist hitverdächtig, aber ehrlich und handgemacht. Und gut produziert ist die Scheibe obendrein. Coole Mucke in dieser Richtung aus Deutschland ist eher selten, aber nicht (nur) deswegen komme ich für SPITFIRE mit einer guten 7,5 um die Ecke. „Like A Lady“ wird ganz sicher in meine Jahresplaylist einsteigen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:
01. Ride It Like You Stole It
02. Like A Lady
03. Writings On The Wall
04. Do Or Die
05. 80´s Rockstar
06. Death Or Glory
07. Sacrifices
08. Die Like A Man
09. Out In The Cold
10. Eye For An Eye
11. Can You Feel The Fire
12. Another Mile
13. Too Much Is Never Enough (feat. Frank Panè)

Stefan

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Aeromantic II

Band: The Night Flight Orchestra
Album: Aeromantic II
Spielzeit: 51:22 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 03.09.2021
Homepage: www.facebook.com/thenightflightorchestraofficial

Seit fast 10 Jahren erfreuen wir uns nun am herrlichen Retro-Sound von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Dabei hat die Band um Björn Strid, David Andersson (beide SOILWORK) und Sharlee D´Angelo (ARCH ENEMY) ihren Sound immer weiter verfeinert. Das Gespür für feinsten AOR haben die Schweden wohl mit ihrer Muttermilch aufgesogen. Spätestens ab dem 2020er Werk „Aeromantic“ hat der Discosound durchgehend sehr viel an Bedeutung gewonnen, ihre Verweise an Größen wie TOTO, JOURNEY, FOREIGNER oder REO SPEEDWAGON sind jedoch immer noch omnipräsent. Allerdings bewegt sich der Sound schon eine Zeit lang immer weiter weg vom Classic Rock der Anfangstage. Für „Aeromantic II“ hat man mit John Lönnmayr einen neuen Keyboarder in den Reihen, man kann also gespannt sein, was das für den Gesamtsound heißen mag.
Die letzten drei Alben hat mein geschätzter Kollege Mario für die Rock Garage besprochen – hoffentlich kann ich das hohe Niveau seiner Zeilen halten, an der Musik wird es sicher nicht liegen.

Schon die drei Vorabsingles haben gezeigt, dass es stilistisch kaum Veränderungen zum ersten Teil der „Aeromantic-Saga“ gibt. Dennoch beginnt Teil 2 mit einem AOR-Stampfer erster Güte. „Violent Indigo“ knallt ohne Vorwarnung auf die etwas unvorbereiteten Lauscher. Auch das folgende „Midnight Marvelous“ zelebriert mit all den Zutaten vergangener Tage auf höchstem Niveau den Adult Oriented Rock. Das furiose „How Long“ knüpft da nahtlos an. Größer geht nicht. Mit dem lockeren „Burn For Me“ werfen TNFO die erste lupenreine Disco-Nummer in den Ring, das ebenfalls bereits veröffentlichte „Chardonnay Nights“ schlägt in die gleiche Kerbe. Mit „Change“ haben die Schweden den ersten Song an Bord, der keine Höchstnote verdient und beim folgenden „Amber Through A Window“ wünscht man sich erstmals etwas mehr Abwechslung. Diese bringt „I Will Try“ nur bedingt. Mit „You Belong To The Night“ hat Captain Strid wieder ganz selbstverständlich einen Hit am Start. Das poppige „Zodiac“ verlangt dem Hörer dann noch einmal mehr den gewillten Blick über den Tellerrand ab. Das ebenfalls bereits bekannte „White Jeans“ kann ein weiteres Ausrufezeichen setzen, bevor „Moonlit Skies“ einen Schlusspunkt markiert, der getrost als eines der Highlights des Albums gewertet werden kann.

Mit „Aeromantic II“ tauchen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA immer weiter ein in die Disco-Glitzerwelt der Siebziger. Das macht mächtig Spaß und verlangt als Rockfan schon eine gewisse Weitsicht, aber diese Songs sind einfach zu genial, um sich ihnen zu verschließen. Die Mitsing-Melodien sind auch anno 2021 unwiderstehlich, der Fuß wippt unaufhörlich mit, manch einer könnte sogar zum Tanzen animiert werden (das Video zu „Burn For Me“ macht es vor). Und doch wird es interessant zu sehen, wie man dieses Spektakel live umsetzen will. Tanzende Menschen auf einem Rockkonzert? Man wird sehen…
„Aeromantic II“ ist – wie übrigens sein Vorgänger – ein locker leichtes Sommeralbum mit vielen Höhepunkten, das sehr eindrucksvoll zeigt, wie scheinbar lässig THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln können.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Violent Indigo
02. Midnight Marvelous
03. How Long
04. Burn For Me
05. Chardonnay Nights
06. Change
07. Amber Through A Window
08. I Will Try
09. You Belong To The Night
10. Zodiac
11. White Jeans
12. Moonlit Skies
13. Reach Out (Bonus Track)

Stefan