EXISTENT – Kartenhaus

Band: Existent
Album: Kartenhaus (EP)
Spielzeit: 17:25 min
Stilrichtung: Modern German Metal/Rock
Plattenfirma: Existent GbR
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.facebook.com/band.existent

Der Vorteil als Rezensent eines Online-Mucke-Magazins unterwegs zu sein, ist auf jeden Fall, man kommt immer irgendwie an Musik ran. Manchmal gut, manchmal muss man ein Review dann aber auch verweigern, weil bei den ersten Tönen schon der Kopf weh tut. Im Falle von EXISTENT war die Sache aber sofort klar, die wollte ich haben. Bisher komplett an mir vorbeigegangen (naja, es gab ja auch erst ein Album), wird der Bekanntheitsgrad mit der EP „Kartenhaus“ sicherlich exorbitant in die Höhe schnellen.
Verdient hat das die Hamburger Band, bestehend aus Marcel Dummer (v, g), Julian Jung (g), Jonas Mensing (b) und Dominik Schmidt (d), auf alle Fälle. Als fixe Idee langjähriger Freunde bereits 2013 gegründet, haben EXISTENT im Jahr 2016 ihr erstes Album „Startschuss“ rausgehauen. Mittlerweile sind die Jungs älter geworden und stellen sich uns nun gereifter und erwachsener vor. Wie EXISTENT 5 Jahre nach „Startschuss“ klingen, hören wir wunderbar gut in der EP „Kartenhaus“. Fünf knackige Tracks mit 17 Minuten Spielzeit, eine Mischung aus Rock, Metal, eine Prise Metalcore und dazu noch eine rotzige Punk-Attitüde. Was will man mehr. Die Themen sind politisch, sozialkritisch und beschäftigen sich mit aktuellen Geschehnissen oder auch mit den Problemen, die jeder Einzelne mit sich herumträgt. Klar, so was hat man bereits tausendfach irgendwo anders gehört, aber EXISTENT klingen dabei frisch und die Themen sind textlich gut umgesetzt. Außerdem ist es immer wieder schön, Bands mit klarer Kante zu hören. Davon gibt es ohnehin zu wenig.
Schon der Oper, das Titelgebende „Kartenhaus“ zeigt ganz klar die Richtung. Unser „Kartenhaus“ ist schon lange eingestürzt. Auch wenn das Thema Klimawandel extrem abgelutscht ist, es ändert nichts an der Tatsache, dass viel zu lange viel zu wenig passiert ist. Und besser wird es durch Nichtstun eben auch nicht. Das wissen auch EXISTENT und bei den Hamburgern bleibt es auch nicht nur bei leeren Worten. Pro verkauftem Exemplar von „Kartenhaus“ wird 1 Euro an die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd gespendet.
Auch der nächste Song „Im Freien Fall“ bezieht klare Stellung, nämlich gegen rechts. Gepaart mit einem knackigen Rhythmus hält er so manchem ewiggestrigen einen Spiegel vors Gesicht „Nazi bin ich sicher nicht – das is gute Bürgerpflicht!“.
Auch „Tick Tack“ geht sofort ins Ohr, eine harte Rocknummer, die einem gefällt. Inhaltlich beschäftigt sich der Song mit der schnelllebigen Gesellschaft und das man vielleicht auch mal einen Gang zurückschalten sollte um eben nicht nur eine Maschine zu sein. Mit „Panik“ bekommen auch die Medien ihr Fett weg. Sehr gerne lösen diese mit Clickbait-artigem Journalismus ebendiese aus. Energiegeladen, mit einem absolut eingängigen Refrain donnern uns EXISTENT diese Granate um die Ohren. Ein echter Kracher, für mich der beste Song der EP.
Natürlich kommen auch ruhige Töne hier nicht zu kurz. Mit dem ruhig melancholischen Song „Das Haus am Ende dieser Straße“ handelt vom letzten Weg, den wir alle irgendwann mal gehen müssen. Sehr emotional, dazu die raue Stimme von Marcel. Gänsehaut pur. Ein perfekter Abschluss der EP „Kartenhaus“.
Was lässt sich nun nach fünf Songs und 17 Minuten Spielzeit sagen? Eigentlich nur eines: Ich will mehr davon! EXISTENT haben mich fast durchweg überzeugt. Hier und da noch eine kleine Verbesserung in den Texten um nicht in der Welt der Plattitüden zu landen, vielleicht auch mal ein oder zwei Songs, die sich mal mit komplett anderen Themen beschäftigen. Mal ein Partylied oder einfach mal ein vor Fröhlichkeit sprühender Sommersong wären in der aktuell tristen Welt ein kleiner bunter Farbklecks.
EXISTENT haben auf alle Fälle das Zeug zu mehr und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Lebenszeichen der Hamburger Jungens war. Auch wenn die Themen vielleicht abgelutscht sein mögen, haben sie an Aktualität nichts verloren und wenn diese so gut umgesetzt werden wie bei EXISTENT, wird ein Schuh draus. Zumindest EXISTENTs Kartenhaus wird nicht so schnell einstürzen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Kartenhaus
02. Im Freien Fall
03. Tick Tack
04. Panik
05. Das Haus am Ende dieser Straße

Tänski

Damit ihr wisst, was ich meine:

THUNDERMOTHER – Heat Wave Deluxe Edition

Band: Thundermother
Album: Heat Wave Deluxe Edition
Spielzeit: 1:025:01 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 21.05.2021
Homepage: www.facebook.com/thundermother/

Dass aus Schweden mehr kommt als Viking-Metal oder Fußballstars haben THUNDERMOTHER mit ihrem 2020er Album „Heat Wave“ deutlich bewiesen (wie gut das Album in der Rock Garage angekommen ist könnt ihr hier nachlesen). Meine 5 Doros, die eigentlich ein Quartett sind, haben damit nicht nur mein Herz vor Freude hüpfen lassen. Auch in Deutschland (Platz 6) und Schweden (Platz 8) haben THUNDERMOTHER mehr als einen Achtungserfolg erreicht. Ihrem selbstgesteckten Ziel einer Weltherrschaft des Rock’n’Rolls kam den High Voltage Girls aus dem schwedischen Växjo leider die unsägliche und alles ausschaltende Pandemie dazwischen und die Albumtour war eher schlecht bis gar nicht möglich. Was also liegt näher, als die Fans mit einer Deluxe Edition zu erfreuen? Im Falle der Donnermütter nicht viel und so hat die „Heat Wave Deluxe Edition“ im Mail 2021 das Licht der Welt erblickt. Und diese Edition hat einiges zu bieten. Neben den bereits 13 bekannten Songs von „Heat Wave“ haben THUNDERMOTHER noch einiges drauf gepackt. Die Deluxe Edition ist als 2-CD Digipak und zusätzlich mit verschiedenen limitierten farbigen Doppelvinyl-Versionen erhältlich. Darauf ist nicht nur das komplette Original-Album zu finden, sondern auch eine Bonus CD/Vinyl mit gleich 10 weiteren, bisher noch unveröffentlichten Tracks. 3 Tracks der Bonus-CD/Vinyl sind sogar brandneu. Da haben sich die Mädels nicht lumpen lassen.
Musikalisch bleiben sie ihrem Ziel und ihrem Stil treu, wie man an den vorab veröffentlichten Singles „The Road Is Ours“ und „You Can’t Handle Me“ deutlich heraushört. Und das ist auch gut so. Bei dem dritten neuen Song „Show Me What You Got“ höre ich so dermaßen MOTÖRHEAD raus, Lemmy würde hier mit Sicherheit im Video auftauchen, würde er noch leben.
Es macht einfach Spaß, den Schwedinnen zuzuhören. Auch die Neuauflagen aus „Heat Wave“ sind 1A gelungen. Mit den Akustikversionen der „Heat Wave“ Kracher „Driving In Style“, „Dog From Hell“ und „Sleep“ zeigen THUNDERMOTHER, dass sie auch die ruhigen Töne können. Normalerweise bin ich nicht so ganz ein Fan von Akustikversionen, ganz häufig werden es nur lahme Aufgüsse des Originals. Aber bei THUNDERMOTHER spürt man trotz der ruhigen und langsameren Version der Rockkracher die Energie und die Liebe zur Musik in jedem Ton. Und auch wenn ich „D-A-D“ im Gegensatz zu meinem Mann nicht viel abgewinnen kann, ist das Duett von „D-A-D“ Sänger Jesper Binzer und Sängerin Guernica Mancini ein echter Gänsehautsong, der mich sogar noch mehr packt als der Ursprungssong auf „Heat Wave“. Hammer!
Zu den beiden 3er Packs Neu und Akustik gesellt sich dann noch der Live 3er Pack bestehend aus „Give Me Some Lights“ („Roadfever“, 2015), „Thunderous („Rock’N’Roll Disaster“, 2014) und dem 2016er „Hellevator“.
Mit dem mehr als würdigen Abschluss „Rock’N’Roll Heaven“, für den sich wieder ein paar illustre Gäste eingefunden haben, nämlich kein Geringerer als Andreas Tyrone Dregen (BACKYARD BABIES, HELLACOPTERS) und BONAFIDE Sänger Pontus Snibb, ist das Album nach knapp eineinhalb Stunden und 23 knalligen Songs auch schon zu Ende. Eineinhalb Stunden Rock mit dem gewissen Extra.
Was Gitarristin und Bandgründerin Filippa Nässil seit der Neugründung 2017 mit Bassistin Majsan Lindberg, Drummerin Emlee Johansson und vor allem Sängerin Guernica Mancini, die mit ihrer bluesgetränkten Stimme jeden einzelnen Song veredelt, geschafft hat, ist wirklich einzigartig. Die Chemie zwischen den Bandmitgliedern ist so stimmig, das spürt und hört man sowohl live als auch auf den Studioalben. Das ist nur einer der vielen Gründe, warum die „Heat Wave Deluxe Edition“ eine absolute Empfehlung für alle THUNDERMOTHER Fans und solche, die es werden wollen, ist. Und eine klare Kaufempfehlung auch für diejenigen unter uns, die „Heat Wave“ bereits erworben haben. Zu den 9 Sternen von „Heat Wave“ schlage ich für die gelungene Deluxe Edition nochmal nen halben Stern drauf, einfach weil sich die Bonus-CD/Vinyl so richtig geil anhört und ich die Mädels einfach liebe.
Chapeau meine Damen und danke für die rockige Zeit.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

CD1
01. Loud And Alive
02. Dog From Hell
03. Back In ‘76
04. Into The Mud
05. Heat Wave
06. Sleep
07. Driving In Style
08. Free Ourselves
09. Mexico
10. Purple Sky
11. Ghosts
12. Somebody Love Me
13. Bad Habits

CD2
01. The Road Is Ours
02. Show Me What You Got
03. You Can’t Handle Me
04. Driving In Style (Acoustic)
05. Dog From Hell (Acoustic)
06. Sleep feat. Jesper Binzer (Acoustic)
07. Give Me Some Lights (Live)
08. Thunderous (Live)
09. Hellevator (Live)
10. Rock’n’Roll Heaven feat. Dregen & Pontus Snipp

Tänski

 

Nur ein kleiner Appetizer:

DOPPELBOCK – So Schön

Band: Doppelbock
Album: So Schön
Spielzeit: 35:42 min
Stilrichtung: Folk Rock / Folk Punk
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 28.05.2021
Homepage: www.facebook.com/Doppelbockk

Der 28.05.2021 wird DOPPELBOCK wahrscheinlich ewig im Gedächtnis bleiben, ist es doch das Datum, an dem das Debüt „So Schön“ das Licht der Welt erblickt und auf die geneigte Hörerschaft losgelassen wird. Immerhin arbeitet die Band nach eigenen Angaben schon mehrere Jahre an ihrem Erstlingswerk und jetzt endlich ist es soweit. Doch kann es auch vor den Ohren diverser Kritiker und Fans und noch nicht Fans auch bestehen? Soviel sei schon mal verraten, verkehrt gemacht haben die Buben aus Hessen nicht viel.
Gegründet hat sich das Quartett bereits im Jahre 2014 und besteht aktuell aus Sänger und Gitarrist Bruno, Tom am Bass, Schlagzeuger Klaus und Marco am Akkordeon. Wie jetzt? Akkordeon? Jepp, richtig gelesen. Statt einer zweiten Gitarre setzen die Jungens aus Gründau in Hessen auf das Akkordeon. Dabei wurde das jetzt nicht so typische Instrument so perfekt eingebaut, mir fehlt die zweite Gitarre überhaupt nicht. Es macht den Sound abwechslungsreich und sorgt für einen wunderbaren Wiedererkennungswert. Hierfür gibt es auf alle Fälle schonmal Pluspunkte. Mal abgesehen davon, dass ich als Hessin natürlich sowieso meine Freude an (guten) heimischen Bands habe. Und wenn dann auch noch die lokale Biersorte (zwar nur kurz, aber immerhin) in einem Musikvideo auftaucht („Schatten“), ist mein Herz ja schon beinahe im Sturm erobert. Und wenn es dann auch noch musikalisch ansprechend ist? Holla, die Waldfee….
Der bereits einer breiteren Fanbase bekannte Opener „Auf die Knie“ zwingt einen nicht auf dieselben, sondern macht einfach nur Bock (Doppelbock, hahahaha, grandioses Wortspiel) auf den Kneipen-Rock’n’Roll von DOPPELBOCK. Schon die ersten Akkordeon-geschwängerten Töne zeigen die Berechtigung ebenselbigen die Schunkel-Party-Mitgröl-Laune steigt im Nu. Auch die erste Single „Schatten“ (mit der bereits erwähnten heimischen Biersorte) kann absolut überzeugen. Ein klein wenig an KÄRBHOLZ erinnernd wird der punkige Mitgröl-Song vor allem live ein wahres Feuerwerk zünden. Und auch die leisen Töne beherrscht das Quartett, davon zeugt nicht zuletzt die tiefgründige Ballade „Fürst der Welt“. Und das DOPPELBOCK auch textlich zu überzeugen wissen, hört man u.a. im Titeltrack „So schön“, welches sich ganz dem ruhigen Folk der irischen Art hingibt und einen leichten DROPKICK MURPHYS Einschlag aufweisen. Tja, und wo gezwungen lustige Combos wie „MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN“ musikalisch zwar gut abgehen, aber textlich einem dann doch zu plump die biergetränkten Songs um die Ohren hauen, schlägt die Stunde von DOPPELBOCK, die ebenfalls musikalisch abzugehen wissen, aber auch textlich noch einiges dazu packen können. Besonders deutlich wird das im kritischen „Gott hat versagt“ oder im melancholischen „Wald“, dass mit altertümlichen Redewendungen über den Tod seine ganz eigene – wieder vom Akkordeon getragene – Atmosphäre ausstrahlt.
Zum Glück ist die Welt für die Hessen aber nicht zu ernst, sonst wäre ein Track wie „Wandersmann“ niemals auf „So Schön“ gelandet. Ein Volkslied wunderbar aufgepeppt, das lädt geradezu zum bierseligen Schunkeln in der ersten Reihe ein. Auf die Live-Interpretation freue ich mich jetzt schon.
Fazit:
Klar, es zünden nicht alle Songs auf dem 11-Songs umfassenden „So Schön“ und man merkt den Jungens ihre „Jugend“ an, aber auf ihrem Debüt haben DOPPELBOCK in knapp 36 Minuten verdammt gut abgeliefert. Das eher ungewöhnliche Akkordeon setzt Akzente, die Texte passen, der Gute-Laune-Faktor ist da. Die Bezeichnung Kneipen-Rock’n’Roll verdienen die Jungs absolut zu Recht. Keine platten Attitüden, sondern mit Sinn und Verstand umgesetzt um dabei rockig, punkig, folkig flott die Gehörgänge zu entstauben. Ich kann „So Schön“ alle Freunden von Rock, Deutschrock, Folk und Punk nur ans Herz legen. Und ich freu mich jetzt schon wie Bolle, dass DOPPELBOCK beim nächsten KÄRBHOLZ Heimspiel im Juni 2022 mit von der Partie sind. Jungens, wir sehen uns in der ersten Reihe 😉 Mit Bier in der Hand und in Party-Mitgröl-Laune!

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Auf die Knie
02. Schatten
03. Alles Gegeben
04. Fürst der Welt
05. Stirb für Uns
06. So schön
07. Am Ende
08. Gott hat Versagt
09. Wandersmann
10. Wald
11. Bis zum Schluss

Tänski

Unbedingt reinhören:

CALIBAN – Zeitgeister

Band: Caliban
Album: Zeitgeister (EP)
Spielzeit: 32:10 min
Stilrichtung: Metalcore
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 14.05.2021
Homepage: www.facebook.com/CalibanOfficial

Juhuuuu, endlich. Ein deutschsprachiges Album der Metalcore-Urgesteine CALIBAN. Viele haben seit dem RAMMSTEIN-Cover „Sonne“ darauf gewartet, dass auch CALIBAN endlich mal ein Album in der Muttersprache Deutsch raushauen. Nun ist es also soweit und „Zeitgeister“ hat Mitte Mai das Licht der Welt erblickt. Obwohl es mit „nICHts“ nur einen wirklich neuen Song gibt, sind die Neuauflagen der bekannten Songs trotzdem mehr als nur ein Aufguss der bekannteren Lieder von CALIBAN. Jeder Song wurde neu interpretiert und bekommt durch die deutsche Sprache ein komplett neues Erscheinungsbild.
Nach dem bekömmlich orchestrierten Intro „Zeitgeister“ zeigen CALIBAN direkt schon mit Song #2, wo der Frosch die Locken hat. Für „Trauma“ („Arena Of Concealment“) haben sich die Jungens nämlich Verstärkung vom sehr umtriebigen Matthi von NASTY geholt. Und Matthi ist immer ein Garant für geile Songs, das ist hier natürlich nicht anders. Während „Trauma“ weniger konventionell am Rap-Metal-Rand balanciert, nimmt sich „Herz“ (“I Will Never Let You Down”) einen DER Caliban Songs zur Brust. Bis auf den etwas poppig-kitschigen Refrain räumen die Essener auch hier in alter Manier erstmal alles ab.
Auch die nächsten Songs der EP können durchweg überzeugen. „Ausbruch nach innen“ lässt vom Original „Tyranny Of Small Misery“ tatsächlich nicht mehr viel übrig, kann aber durch seinen Modern Metal mit leichten Industrial Einschlag überzeugen. Dagegen kommt „Feuer, zieh‘ mit mir“ doch sehr nah an das Original „Between The Worlds“ heran. Der sehr cremige Refrain zeigt hier, dass auch deutsch nicht nur als harte Sprache verstanden werden muss.
Bei „Intoleranz“ („Intolerance“) kommt es wieder knüppeldick. Mit einer geilen Doublebass Untermalung donnert sich der Refrain ins Hirn und man spürt die Aggressivität des Songs in jedem Ton. Ein richtig geiler Oldschool-Song neu aufgelegt. Ich hätte nichts dagegen, wenn es noch mehr in diese Richtung geben würde.
Mit „nICHts“ kommen wir – wie schon erwähnt – zum einzigen neuen deutschsprachigen Song auf der EP „Zeitgeister“. Hier kann man schonmal einen Einblick in die Zukunft von CALIBAN erhaschen. Der Kontrast zum Modern Metal scheint sich zu verwischen, trotzdem bleibt es eindringlich, direkt und groovig. Ich bin jetzt schon auf die neuen Stücke aus dem Hause CALIBAN gespannt und welchen Weg sie einschlagen werden.
Aber nichtsdestotrotz ist es schön, die neben HEAVEN SHALL BURN als wichtigsten Vertreter des deutschen Metalcore geltenden CALIBAN mal komplett in Deutsch zu hören. Auch wenn es vielleicht nicht das beste Album der bereits 1997 in Essen gegründeten Combo ist, so ist es doch eine gelungene Abwechslung und scheint den Quintett mit Sänger Andreas Dörner, den Gitarreros Denis Schmidt und Marc Görtz, sowie Basser Marco Schaller und Patrick Grün den Drums so richtig Bock gemacht zu haben. Und mir macht das Hören auch Bock und zwar so richtig. Für die reife Leistung haben sich die Jungens von CALIBAN mal schöne 8 Sterne verdient.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Zeitgeister
02. Trauma (feat. Matthi von NASTY)
03. Herz
04. Ausbruch nach innen
05. Feuer, zieh‘ mit mir
06. Nichts ist für immer
07. Intoleranz
08. Mein Inferno
09. nICHts

Tänski

Ruhig mal ausprobieren:

GHOST IRIS – Comatose

Band: Ghost Iris
Album: Comatose
Spielzeit: 36:42 min
Stilrichtung: Metalcore
Plattenfirma: Long Branch Records
Veröffentlichung: 07.05.2021
Homepage: www.facebook.com/GHOSTIRIS

Dänemark hat mehr zu bieten als den Pop-Export VOLBEAT oder das leckere Smørrebrød. Seit 2012 ist dort nämlich auch eine Combo namens GHOST IRIS aktiv, die sich in dem komplett übersättigten Genre des modernen Metalcore zu behaupten versuchen. Und das gelingt den Jungens ganz gut. Denn auch trotz des vielbeachteten Vorgängers „Apple of Discord“ haben sich die Dänen nicht auf diesem Erfolg ausgeruht, sondern die logische Weiterentwicklung auf „Comatose“ fortgeführt.
Mit Album #4 werden sich die Jungens aus dem Nachbarland vielleicht nicht unbedingt in den Metalcore-Olymp brüllen, aber immerhin schonmal die Besteigung des Götterwohnsitzes starten. Denn obwohl GHOST IRIS, bestehend aus Jesper Vicencio Gün (v.), Nicklas Grønlund Thomsen und Daniel Leszkowicz (g.) sowie Sebastian Linnet (d.), den Metalcore nicht neu erfinden, schaffen sie es, sich von den Ketten desselbigen zu befreien ohne dabei ihre Wurzeln zu verlieren. GHOST IRIS nutzen den Metalcore quasi als Sprungbrett um zwischen brachialem Sound und leichtem Pop-Appeal hin und her zu hüpfen ohne dass es lahm oder abgenudelt klingt. Kraftvoll und dynamisch, rauh und melodisch.
Der Opener „3815935“ startet mit marschierenden Trommeln um dann lautstark in „Deserted Dread“ überzugehen, für den die Dänen sich Unterstützung von Gastgrowler Mark Hunter (CHIMAIRA) geholt haben. Aber nicht nur Mark Hunter kann growlen, bei „Paper Tiger“ zeigt uns, was auch Sänger Jesper drauf hat. Und das ist tatsächlich so einiges, haben GHOST IRIS mit „Comatose“ doch so ziemlich das härteste Album ihrer bisherigen Karriere eingetrommelt. Auch Songs wie „Former Self“, die mit ihrem knallharten Riffing überzeugen können, stechen heraus. Für Genreliebhaber findet sich hier auf alle Fälle etwas. Immerhin stecken in „Comatose“ ganze 10 Tracks (inkl. dem kurzen Intro) verteilt auf 36 Minuten Spielzeit. Wer hier nichts findet, was ihm gefällt, ist falsch in diesem Genre. Allerdings reicht es für das vielversprechende Quartett noch nicht ganz bis an die Spitze, aber das Potenzial ist sowas von vorhanden. Noch ein paar Jährchen mehr und GHOST IRIS werden aus der breiten Masse des Metalcore hervortreten, das Talent ist jedenfalls da und muss nur noch rausgeholt werden. Mit „Comatose“ sind die Dänen aber auf einem verdammt guten Weg, das Album macht trotz einiger leichten Schwächen Bock auf mehr und ich freue mich jetzt schon, GHOST IRIS irgendwann mal live zu sehen. Für „Comatose“ kann ich aber schonmal ganz getrost 7 Sternchen vergeben, das ham’se echt gut gemacht.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. (3815935)
02. desert dread feat. Mark Hunter
03. paper tiger
04. cult
05. former self
06. coda
07. ebb//flow
08. cold sweat
09. coma
10. power schism

Tänski

Unbedingt mal antesten:

 

MUSTASCH – A Final Warning – Chapter One

Band: Mustasch
Album: A Final Warning – Chapter One
Spielzeit: 20:42 min
Stilrichtung: Hard Rock, Heavy Metal
Plattenfirma: Tritonus Records
Veröffentlichung: 30.04.2021
Homepage: www.facebook.com/Mustaschofficial/

 

Meinen ersten Kontakt mit MUSTASCH hatte ich vor knapp 2 Jahren, als die Schweden meine Lieblinge von KÄRBHOLZ als Support auf deren „Herz & Verstand“ Tour begleiteten (www.rock-garage.com/konzertbericht-kaerbholz/). In der bereits stark alkoholgeschwängerten Luft haben die Jungs von MUSTASCH einen wirklich großartigen Auftritt hingelegt und wahrlich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Daher konnte ich ja nur „Ja“ sagen, als MUSTASCH zur Bemusterung bei uns eingetrudelt sind, in der Hoffnung, sie enttäuschen mich nicht so sehr wie UNHERZ (die ich etwas zu betrunken live so toll fand (KÄRBHOLZ Heimspiel 😉), mich aber dann auf CD tatsächlich nicht mehr so mitnehmen konnten). Mit leichtem Herzklopfen habe ich mich dann an die ersten Töne gewagt und war nach dem ersten Durchgang nicht wirklich überzeugt. Schon wieder eine alkoholbedingte Enttäuschung? Verdammt! Aber der zweite (und alle weiteren) Durchgänge haben mich dann doch beruhigt. MUSTASCH brauchen anscheinend eine Weile, bis sie nicht nur live wirken. Mittlerweile finde ich „A Final Warning“ richtig geil, trotz einiger kleiner Kritikpunkte.
Aber wer sind MUSTASCH eigentlich? Die Band besteht aus den beiden Gründungsmitgliedern Ralf Gyllenhammer (v., g.) und Mats Johannesson (b.) und werden durch David Johannesson (g.) sowie Robban Bäck (d.) komplettiert. Gyllenhammer und Johannesson kennen sich sogar noch aus den 80ern, als beide noch in der Punkband GRINDSTONE aktiv waren. MUSTASCH selbst haben sich 1998 gefunden und im Jahr 2001 ihre erste EP auf den Markt gebracht. Dieses 20-jährige Jubiläum feiern die Jungens nun mit einem neuen – allerdings auf zwei aufgeteilten – Album. „A Final Warning – Chapter Two“ wird uns wahrscheinlich im Herbst beglücken.
Richtig viel zu bemustern gibt es hier also nicht, mit nur 6 Songs und knapp 20 Minuten Spielzeit ist das Album doch sehr begrenzt. Nichtsdestotrotz geben MUSTASCH in der kurzen Spielzeit alles, aber ein paar Patzer leistet sich das Quartett dann doch. Die Streicher im Titeltrack „A Final Warning“ klingen irgendwie sehr künstlich, hier müsste der Produzent bessere Arbeit leisten. Auch textlich bewegt sich die Band schon etwas an der Grenze zu seichten Plattitüden. Mit „Contagious“ wollten sich MUSTACH sogar zum Eurovison Song Contest schicken lassen, sind dann aber auf der Zielgerade doch gescheitert. Das hört man dem Song auch an, klingt er doch deutlich gefälliger als der Rest des Albums. Zum ESC hätte es auf alle Fälle gepasst.
Richtig geil Hardrockig wird es mit Song #3 „Albert Einstein“, das leicht verzerrt daherkommt und auf sein Weise absolut überzeugen kann. Das absolut angepisste „You’re Killing Me“ dürfte Fans der härteren Gangart auf alle Fälle gefallen (mir gefällts), während Searching For Long Range Communication“ unheimlich melodisch ist und durch seinen absolut unaufgeregten Sound überzeugt. Einen Leistungsabfall findet man dann wieder im Abschlusstrack „To Be Continued“, dümpelt irgendwie doch recht seicht vor sich und stellt hoffentlich keinen Ausblick auf „A Final Warning – Chapter Two“ dar.
Alles in allem lässt sich sagen, dass MUSTASCH auch mit nur 6 Songs überzeugen können, ich die Teilung des Albums aber nicht ganz nachvollziehen kann. Sollen die Fans hier zweimal abkassiert werden? Reichte der Stoff (noch) nicht für ein ganzes Album? Ist es eine Hommage an die ersten EP? Fragen über Fragen. Doch trotz dieses kleinen faden Beigeschmacks haben die Schweden mit „A Final Warning – Chapter One“ relativ gut abgeliefert und das ist mir immerhin 7 starke Sterne wert. Ich freue mich auf Teil 2!

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. A Final Warning
02. Contagious
03. Albert Einstein
04. You Are Killing Me
05. Searching For Long Range Communication
06. To Be Continued

Tänski

 

Check it out:

DOPPELBOCK – News

Neues Video „Fürst der Welt“

Unsere Hessen-Jungens von DOPPELBOCK (die Band mit dem Akkordeon) haben ihre nächste Single „Fürst der Welt“ aus dem kommenden Album „So Schön“ veröffentlicht. Das Album erscheint am 28.05. und wir natürlich in eurer Rock Garage besprochen.

Mehr Worte für „Fürst der Welt“ braucht es nicht, einfach mal wirken lassen…

THE OFFSPRING – Let The Bad Times Roll

Band: The Offspring
Album: Let The Bad Times Roll
Spielzeit: 33:27 min
Stilrichtung: Punkrock
Plattenfirma: Concord Records
Veröffentlichung: 16.04.2021
Homepage: www.facebook.com/Offspring

Mit den Jungs von THE OFFSPRING verbindet mich eine ganz besondere Erinnerung, nämlich die des ersten Konzertes. Für unglaubliche 30 DM hatte ich mit Freunden mein Stück des Himmels ergattert und fand mich komplett verschwitzt und rasend vor Glückseligkeit mit Hunderten Gleichgesinnten in der übervollen Stadthalle Offenbach wieder. Meine Liebe zur Live Musik hat mit diesem – für mich unvergesslichen Abend – ihren Anfang gefunden und ist bis heute nicht erloschen. Eine Liebe fürs Leben. Das Ganze ist jetzt fast 26 Jahre her und THE OFFSPRING haben für mich immer noch nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Viel mag daran liegen, dass ich mit den Punkrockern meinem ersten Konzertabend verleben durfte und sich die Jungs damals einfach in meinem für (live) Musik schlagenden Herzen verewigt haben. Obwohl ich seit diesem Abend noch auf sehr sehr sehr vielen guten (und auch weniger guten Konzerten (Manowar)) war, wird mir dieses erste Konzert für immer und ewig im Gedächtnis bleiben.
Der Rest kommt einfach daher, dass THE OFFSPRING (obwohl manchmal schon sehr mainstreamig) sich irgendwie immer treu geblieben sind und auch heute noch ihre ganz besondere Energie verstreuen. Umso mehr freue ich mich natürlich, dass ich hier die Chance einer – wenn auch nicht ganz objektiven – Bemusterung habe.

Jetzt aber erstmal zu den Fakten. THE OFFSPRING haben sich schon 1984 gefunden und neben den beiden Urgesteinen und Gründungsmitgliedern Bryan „Dexter“ Holland (v., damals noch mit Rastazöpfen *kicher*) und Kevin „Noodles“ Wassermann (g.) wird das California Quartett mit Pete Parada (d.) und Todd Morse (b.) komplettiert. „Let The Bad Times Roll“ ist das mittlerweile 10. Studioalbum, auf das wir allerdings auch fast 10 Jahre warten mussten, der Vorgänger „“Days Go By“ ist immerhin schon von 2012. Mit schlappen 33 Minuten für ganze 12 Songs ist die Spielzeit schon sehr knackig ausgefallen, aber Punk(Rock) ist halt auch nicht für seine langatmigen Ausschweifungen bekannt. Und da das letzte Konzert im Jahr 2019 von THE OFFSPRING auch nur knappe 70 Minuten gedauert hat, passt das ja wieder. Irgendwie. In der Kürze liegt die Würze, oder so ähnlich.
Inhaltlich nehmen die Jungs damals wie heute kein Blatt vor den Mund und sagen lautstark ihre Meinung. THE OFFSPRING sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber sich fast 40 Jahre auf hohem Niveau im Musikbusiness zu halten, muss man den Kaliforniern auch erstmal nachmachen. Trotzdem gibt es hier da und immer noch ausreichend frischen Wind zu spüren, daneben aber leider auch ein paar Fragezeichen. Eines davon ist definitiv „In The Hall Of The Mountain King“, das auf dem Album dann doch eher wie ein Lückenfüller klingt. Nicht viel besser ist das Outtro „Lullaby“ oder die Neuauflage „Gone Away“ vom 97er Album „Ixnay on the Hombre“. Letzteres wurde hier mit Piano Klängen aufgewertet und Dexter kann stimmlich zeigen, dass er mehr kann als Punkrock. Auch bei dieser Version bekomme ich regelrecht Pipi in die Augen, aber zusammen mit den zuvor genannten „In The Hall Of The Mountain King“ und „Lullaby“ bleibt das Gefühl, dass die Songs nur genutzt wurden um die Trackliste aufzufüllen damit man nicht unter 30 Minuten Gesamtspielzeit bleibt.
Aber das sind jetzt auch schon meine einzigen Kritikpunkte von „Let The Bad Times Roll“. Mit den verbliebenen 9 Songs verbreiten THE OFFSPRING so viel Spaß, dass die 2 Ausrutscher und der unnötige Aufguss vergessen gehen. Alleine der Opener „This Is Not Utopia“ startet in dermaßen bekannter OFFSPRING-Manier, dass es eine wahre Freude ist. Fetziger Punkrock auf den Punkt gebracht. Auch „Coming For You“ macht soviel Bock auf mehr, obwohl der Song schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Von solchen Krachern wie „Army Of One“ oder „Breaking These Bones“ mal ganz zu schweigen, die Songs wissen einfach zu überzeugen. Mit ihrem absolut klassischen OFFSPRING-Sound erinnern die Nummern mit ihrem schnellen Tempo und coolem Gesang an die gute alte Zeit. Da wäre ich dann wieder im Jahre 1995 in der stickigen Offenbacher Stadthalle gelandet und hüpfe wie ein Flummi zu den famosen Klängen einer kalifornischen Band durch die Gegend. Der Titeltrack selbst überzeugt nicht nur durch seine Botschaft, sondern auch durch seine absolute Tanzbarkeit. Und manchmal muss man halt einfach das Beste aus einer Situation machen und schaffen THE OFFSPRING mit „Let The Band Times Roll“ spielend und punkig-frech auch noch nach knapp 40 Jahren.

 

Fazit: Auch wenn vielleicht nicht alles Gold ist, ist einiges so dermaßen Platin, dass es sich auf alle Fälle lohnt hier reinzuschnuppern. THE OFFSPRING haben nichts von ihrer Spritzigkeit verloren und vertreiben mit ihrer gewohnt punkig-flotten Art jegliche schlechte Laune im Nu. Mit den bereits genannten Kritikpunkten bleiben immerhin noch sehr starke 8,5 Sterne für die erste Liebe meines Lebens und für das wirklich sehr gute Album „Let The Bad Times Roll“.

Anspieltipps: „Army Of One”, „Behind The Walls“, „The Opioid Diaries”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. This Is Not Utopia
02. Let The Bad Times Roll
03. Behind Your Walls
04. Army of One
05. Breaking These Bones
06. Coming For You
07. We Never Have Sex Anymore
08. In The Hall of the Mountain King
09. The Opioid Diaries
10. Hassan Chop
11. Gone Away
12. Lullaby

Tänski

 

Unbedingt reinhören, es lohnt sich:

DREAMSHADE – A Pale Blue Dot

Band: Dreamshade
Album: A Pale Blue Dot
Spielzeit: 51:40 min
Stilrichtung: Modern Metal, Metalcore
Plattenfirma: Dreamshade / Tunecore
Veröffentlichung: 05.03.2021
Homepage: www.facebook.com/dreamshadeband

Obwohl „A Pale Blue Dot“ das bereits vierte Studioalbum der Jungs aus Lugano ist, sind DREAMSHADE bisher tatsächlich komplett an mir vorbei gegangen. Schade eigentlich, denn die Schweizer haben es echt drauf und auch „A Pale Blue Dot“ ist nicht von schlechten Eltern. Aber mal von Anfang an… DREAMSHADE sind Sänger Kevin Calì, Fernando ‚Fella‘ Di Cicco und Luca Mari an den Gitarren, Gian-Andrea ‚Gian‘ Costa am Tieftöner und nicht zuvergessen, Drummer Francesco ‚Fry‘ Ferrini. Anfangs eher im Death Metal beheimatet haben DREAMSHADE sich kontinuierlich weiterentwickelt und eine neue musikalische Heimat im Modern Metal / Metalcore gefunden. Und dabei haben sie seit ihrer Gründung 2006 in Lugano in der Schweiz regelmäßig und gut abgeliefert. Laut der Plattenpromo muss sich die Band vor Bands wie ARCHITECTS, BURY TOMORROW oder auch BRING ME THE HORIZON nicht mehr verstecken. Ja, das kann ich genau so bestätigen.
„A Pale Blue Dot“ vereinigt tatsächlich alles, was ich mir von einem Modern Metal Album mit deutlichen Metalcore Einschlag erwarte. Klar, das Genre ist schon ziemlich ausgelutscht und auch DREAMSHADE erfinden das Rad hier nicht wirklich neu. Nichtsdestotrotz lassen sich die Schweizer aber nicht den Käse vom Fondue nehmen (okay, gaaanz schlechtes Wortspiel) und schaffen es durch kleine, aber gezielte Einwürfe sich doch etwas von der Masse abzuheben. Spannend hierbei finde ich die Zusammenarbeit mit Rose Villain, einer italienischen Singer/Songwriterin, die hauptsächlich im Pop und Hip Hop zuhause ist. Mit den harten Raps und der technisch verfremdeten Stimme von Rose Villain kommt bei „Stone Cold Digital“ deutliche Abwechslung ins Spiel. Spannend auf alle Fälle. Die zweite Kooperation mit John Henry von DARKEST HOUR geht in eine komplett andere Richtung. Mit den rauen Shouts wirkt „Nothing But The Truth“ deutlich wilder und ungehaltener als einige Vorgänger. Definitiv ein Highlight auf „A Pale Blue Dot“.

Alles in Allem kann man sagen, dass DREAMSHADE das Rad tatsächlich nicht neu erfinden. Aber muss man das auch, um in diesem Genre bestehen zu können? Nö, muss man nicht. Man kann auch mit ein paar guten Ideen und wirklich guten Texten ein starkes Album raushauen ohne die Musikwelt revolutionieren zu müssen. „A Pale Blue Dot“ hat so ziemlich alles, was es braucht. Neben dem bereits erwähnten Rap, dem Metalcore (Empfehlung: „Shanghai Nights“), den harten Riffs findet sich auch ein leichter NuMetal Einschlag („A Place Called Home“) oder auch mal was poppig-rockiges wie bei „Somewhere Else“. Das sind alles so kleine Stellschrauben, die eine Band dann doch aus der Masse herausstechen lassen, ohne dass man seine Wurzeln verliert oder in den Mainstream abdriftet. DREAMSHADE haben das mit „A Pale Blue Dot“ echt klasse hingekriegt. Und das hier dann auch noch eine Pro-Planet Botschaft verknüpft ist, macht es nur noch umso sympathischer. Im Nachhinein betrachtet, ist es für mich gar nicht mehr so schlimm, dass ich erst mit Album #4 eingestiegen bin, denn das Ding hier trifft genau meinen Geschmack. DREAMSHADE werden auf alle Fälle ab sofort meine Playlist bereichern, auch wenn es für mich noch einen Ticken härter und growliger sein könnte (aber das sage ich jedesmal). Das ist nur wieder jammern auf hohem Niveau, am besten ignorieren und „A Pale Blue Dot“ einfach nur genießen. Jungs, das habt ihr auf alle Fälle gut gemacht!

Anspieltipps: Shanghai Nights, Nothing But The Truth, Save This

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Safe Harbour
02. Lightbringers
03. Question Everything
04. Step Back
05. Stone Cold Digital (feat. Rose Villain)
06. Impulse
07. toD-eulB-elaP-(A)
08. Shanghai Nights
09. Elephant
10. Somewhere Else
11. On My Own
12. Nothing But The Truth
13. A Place We Called Home
14. Save This

Tänski

 

Doppelbock – News

Zweite Videosingle „Wandersmann“ veröffentlicht

DOPPELBOCK aus Hessen haben bereits ihre zweite Single „Wandersmann“ aus dem kommenden Debüt „So Schön“ veröffentlicht. Statt der zweiten Gitarre bauen die Jungs aus Gründau das Akkordeon ein, was den Songs nochmal einen ganz eigenen Stil gibt. Auf den bisherigen Singles „Schatten“ und „Wandersmann“ klingt das schonmal alles gut, was DOPPELBOCK hier im Folk Rock und Folk Punk fabrizieren.

Das Debüt erscheint am 28. Mai bei Metalville. Um die Wartezeit zu überbrücken wollen wir euch die beiden Singles natürlich nicht vorenthalten.