Band: Avantasia
Album: Moonglow
Spielzeit: 66:43 min
Stilrichtung: Power Metal / Symphonic Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 15.02.2019
Homepage: www.avantasia.net
Tobias Sammet’s AVANTASIA…. Ein Begriff, der schon seit einigen Jahren die symphonische Metalwelt prägt. Ein Mann mit einer Vision (Tobias Sammet), der unzählige Meister ihres Fachs um sich versammelt (Jorn Lande, Geoff Tate, Ronny Atkins,… usvm.) um Musik zu machen, die sich weder in eine Schublade noch in eine Form pressen lässt.
Und was Tobi jetzt mit AVANTASIA und „Moonglow“ auf die Beine gestellt hat, sucht einfach seinesgleichen. Die Poesie in den einzelnen Stücken, die kompositorischen Feinheiten und die perfekte Auswahl der Gastmusiker sorgen dafür, dass das 8. Studioalbum DAS Album des Jahres werden könnte.
Ich gebe zu, beim ersten Reinhören (anspielen der Titel für ca. 15 Sekunden) dachte ich noch, oioioioioi, da hat er jetzt aber etwas übertrieben. Aber nach dem ersten kompletten Durchgang hat es mich einfach umgehauen. Jeder Song ein einzelnes kleines Meisterwerk ergeben sie gesamthaft das beste AVANTASIA-Album überhaupt.
Inhaltlich geht es um ein Wesen, dass in eine Welt gelassen wurde, in der es sich nicht zurechtfindet, nicht es selbst ist und sich dort einfach überfordert fühlt. Es fühlt sich zur Dunkelheit hingezogen und öffnet dort ein Tor in eine Welt, aus der es die benötigte Kraft für die andere Welt zieht. Das Album handelt vom Anderssein, vom Druck, die Erwartungen erfüllen zu müssen und dem Fliehen in eine andere Welt.
Das Spannende dabei ist, dass jeder Song eine eigene Geschichte erzählt und keine kontinuierliche Geschichte ist, in der jeder Handlungsstrang im Detail erzählt wird.
„Moonglow“ ist wohl eines der ausgeschmücktesten und detailverliebtesten Alben im AVANTASIA-Universum überhaupt. Keltische Elemente, große Chöre, Thrash-Elemente, atmosphärische Parts. Die ultimative Spielwiese des Tobias Sammet. Und was dabei herausgekommen, sucht einfach seinesgleichen. Schon der Opener „Ghost In The Moon“ haut einen um. Tobi Sammet singt den immerhin fast 10 Minuten dauernden Longtrack komplett alleine und er kann es einfach. Erinnerungen an „Mystery Of A Blood Red Rose“ werden wach, auch weil der Titel des letzten AVANTASIA-Albums „Ghostlights“ hier mit einer Zeile gewürdigt wird. Viel Kitsch, viel pompöses Tamtam, Gospelchöre sind zum ersten Mal zu hören. Aber alles so stimmig und so wunderbar verpackt, dass es einfach nur schön und grandios ist.
Mit „Book Of Shallows“ folgt dann der härteste Track des Albums. Gemeinsam mit Tobi Sammet sind hier die Wiederholungstäter Jorn Lande, Ronny Atkins (PRETTY MAIDS) und Geoff Tate (ex-QUEENSRYCHE) sowie die Neu-Avantisten Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) und erstaunlicherweise Mille Petrozza (KREATOR) zu hören. Klingt nach einer merkwürdigen Mische, aber Milles Thrash-Part verpasst dem Song das passende Thrash-Feuerwerk zur richtigen Zeit. Perfekt.
Sehr ruhig und sanft wird es danach mit „Moonglow“, einem sehr emotionalen mit Pianoklängen untermalten Duett zwischen Tobi und einer bezaubernden Candice Night (BLACKMORE´S NIGHT).
Mit „The Raven Child“ folgt die erste Singleauskopplung von „Moonglow“. Ein mutiger Schritt, ist der Song doch stolze 11 Minuten lang und eigentlich nicht radiotauglich. Aber es ist DAS Highlight des Albums und hat absolutes Hitpotenzial. Getragen wird das progressiv anmutende Stück von den unglaublich starken Hansi Kürsch und Jorn Lande. Gerade der Anfang und der starke Refrain sind einem Hansi Kürsch wie auf den Leib geschnitten und die gesanglichen Qualitäten Jorn Landes brauchen wir im Zusammenhang mit AVANTASIA gar nicht mehr explizit zu erwähnen.
Die beiden nachfolgenden Tracks „Starlight“ und „Invincible“ haben es nach diesem Hammersong sehr schwer zu bestehen, aber auch diese beiden Tracks fallen in der Qualität nicht ab. Während „Starlight“ sich langsam zu einem Ohrwurm entwickelt, besticht das balladeske „Invincible“ durch die charakteristische Stimme von Geoff Tate und erinnert an alte AVANTASIA-Zeiten.
Mit „Alchemy“ folgt ein weiteres Melodic Metal-Epos, während „The Piper At The Gates Of Dawn“ mit der größten Anzahl an Gastmusiker aufwartet. Atkins, Lande, Eric Martin (MR. BIG), Bob Catley (MAGNUM) und Geoff Tate geben sich hier die musikalische Klinke in die Hand.
Während das ruhigere „Lavender“ nicht zuletzt durch Bob Catley einen MAGNUM-mäßigen Anstrich bekommt, besticht „Requiem For A Dream“ durch die einprägsame Stimme von Michael Kiske (Helloween). Dieser Power-Metallische Song bildet auch den Abschluss von „Moonglow“, es folgt lediglich noch ein Cover von „Maniac“ (ja genau, der Song zu „Flashdance“) mit Eric Martin. Hier scheint Tobi Sammet seine Liebe zu den 80igern überkommen zu haben, aber immerhin das beste Cover dieses Songs überhaupt.
Und dann noch dieses megageil passende Coverartwork von Alexander Jansson, seines Zeichens Kinderbuchillustrator. Ich habe selten ein Cover gesehen, dass so gut den Inhalt des Albums widerspiegelt wie dieses leicht düstere an Tim Burton erinnerende Bild.
Zum Abschluss bleibt mir dann auch nicht mehr viel zu sagen. Außer, dass mir die Superlativen ausgehen und ich hiermit das erste 10er Review in meiner Zeit als Redakteur der Rockgarage abgebe. Ich finde einfach keinen Fehler in dem Album. Die Songs sind perfekt, die Melodien harmonieren so derart, dass ich zwischen Gänsehaut und Pipi in den Augen schwanke und die Auswahl der Gastmusiker passt dieses Mal so einzigartig gut zu den einzelnen Songs, dass ich noch nicht mal 0,5 Fan-Punkte abziehen kann. Ich freue mich jetzt schon wie eine Katze – die zum ersten Mal einen geschmückten Weihnachtsbaum sieht – darauf, Tobias Sammet’s AVANTASIA wieder live zu sehen.
Vor dieser Leistung muss jeder seinen Hut ziehen, ob man die Art von Musik mag oder nicht. Chapeau, Herr Sammet, einfach nur geil gemacht.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Ghost In The Moon
02. Book Of Shallows
03. Moonglow
04. The Raven Child
05. Starlight
06. Invincible
07. Alchemy
08. The Piper At The Gates Of Dawn
09. Lavender
10. Requiem For A Dream
11. Maniac
Tänski