01. Dance Devil Dance
02. Chimp Mosh Pit
03. Valley Of Disease
04. On The Beach
05. Do You Feel In Control
06. Gotta Wanna Riot
07. The Dirt I’m Buried In
08. Clouds Dipped In Chrome
09. Hazmat Suit
10. Train
11. Violence No Matter What
Spielzeit: 41:18 min – Genre: Melodic Death Metal – Label: Black Waltz Records – VÖ: 17.02.2023 – Page: www.avatarmetal.com
Der zweite Teil von Avatar kommt raus, beschert uns für hunderte Millionen Euro und 15 Euro für einmal anschauen drei langatmige Stunden glattgelutschte blaue Leute und macht damit Milliarden. „Dance Devil Dance“ von AVATAR kommt raus, beschert uns für ein paar tausend Euro und drei Spotify-Werbeunterbrechungen für einmal durchhören 40 kurzweilige Minuten rohen Metal plus X und macht damit hoffentlich zumindest so viel Geld, dass die Verantwortlichen davon leben können. Weiß man ja nie.
Nun, wo die Prioritäten beim geneigten Metalfan liegen sollten, ist klar. AVATAR sehen auch besser aus, und wesentlich weniger blau. Und sie steigen in ihr achtes Studioalbum seit 2007 mit „Dance Devil Dance“ souverän livetauglich ein, mit ihrem Stil irgendwo zwischen Melodic Death Metal und ROB ZOMBIE (mehr von erstem, weniger von zweitem, nicht komplett akkurat, aber besser kann ich es nicht ausdrücken), der, wie Kenner bereits erwarten, dann doch ein bisschen mehr zu bieten hat, als das hiermit Beschriebene. Tatsächlich bleiben AVATAR aber bei den beiden ersten Tracks in Sachen Unvorhersehbarkeit etwas hinter dem Berg. Man muss ja das kraftvoll und roh produzierte Terrain erstmal ebnen, bevor man sein düsteres Zirkuszelt darauf aufbaut, und legt mit „Chimp Mosh Pit“ ein biestiges Riff-Fundament. Dann „Valley Of Disease“ mit unerwarteten minimalistischen elektronischen Parts und ansonsten hohem Härtefaktor, und dann kommt „On The Beach“, und wer sich fragt, inwiefern der Titel nun zu Melodic Death Metal passt: Ihr seid da etwas auf der Spur.
Ich will an dieser Stelle eigentlich gar nicht spoilern. Ordentlich druckvoller Metal mit mächtig Groove, roh, mit klarem und unklarem Gesang und besagten leichten ROB-Anleihen – das ist das Grundgerüst der Musik von AVATAR, aber wie gerne verlassen die Schweden die Genrepfade, wenden sich anderen Stilen zu und spielen zeitweise mit dem absurden Unerwarteten. Dabei geht es jedoch nie darum, auf Teufel komm raus Willkür-Elemente umzusetzen. Man kann und sollte „Dance Devil Dance“ auf jeden Fall ernstnehmen, und nicht jeder Song bekommt den AVATARschen „Twist“, wenn er ihn nicht braucht – oder eben abgeschwächt in Form unkonventioneller Arrangements (z.B. die langsam schrubbende Eingangsgitarre vor Blastbeats bei „Clouds Dipped In Chrome“), außerordentlich mieser Riffarbeit oder einem plötzlichen kleinen Ausflug in skandinavische Black-Metal-Klangwelten. Das Verhältnis von einfach stark gemachtem hartem Metal (obwohl, nicht immer so hart…) und AVATAR-Eigenheiten hält „Dance Devil Dance“ über seine Spieldauer hinweg absolut unterhaltsam, ohne bemüht zu wirken – und ganz ohne Roland Emmerich (aber der hätte die Musikvideos zum Album auch nicht besser machen können).
Fazit:
Prädikat: Das ist doch nicht normal. Aber im guten Sinne. Und es funktioniert gerade deshalb so hervorragend, womöglich sogar dann, wenn man sich mit Melodic Death Metal sonst nicht so anfreunden kann, weil „Dance Devil Dance“ einfach doch einiges mehr ist als das. Und falls hier jemand „Bloody Angel“ von der Truppe noch nicht kennt – schnell nachholen!
Anspieltipps:
„On The Beach“, „Do You Feel In Control“, „Clouds Dipped In Chrome“ und „The Dirt I’m Buried In“
Jannis