Band: Bohemian Lifestyle
Album: Madame Libertanah
Spielzeit: 35:32 min.
Stilrichtung: Hardrock, Classic Rock
Plattenfirma: Attitude Records
Veröffentlichung: 20.05.2015
Homepage: www.bohemianlifestyle.net
Was werfen manche Bands mit Superlativen um sich? Oder sind es die Promotionfirmen? Manchmal auch beide – egal, das Image will aufpoliert werden und da schrecken gerade viele neue Combos nicht zurück, gehörig auf den Putz zu hauen und ordentlich zu übertreiben. Die schwedischen Rocker BOHEMIAN LIFESTYLE sind da anders. In ihrer Biographie schreiben sie in einer einfachen und trotzdem informativen aber mitnichten langweiligen Art über ihren bisherigen Weg. Dieser begann im Sommer 2004 in einem abgehalfterten Proberaum mit ein paar Jungs, die gerade mal wussten, wie herum sie ihre Instrumente halten mussten. Dreieinhalb Jahre später spielten Daniel Gustavsson (keyboard, vocals), Filip Conic (guitars), Richard Lindström (drums) und Pontus Wiberg (guitars) ihre ersten Gigs und erst im Oktober 2010 veröffentlichten sie ihre erste Single. Kein Wunder also, dass es fast weitere fünf Jahre gedauert hat, bis jetzt das erste Langspielalbum des Quartetts erscheint.
Der Begriff „boheme“ ist eine abwertende Bezeichnung für das fahrende Volk – so erklärt es der Wiki-Peter. Ein treffendes Wortspiel haben sich die vier Schweden also für ihren Bandnamen erdacht, auch wenn dieser erst mal ein bisschen befremdlich wirkt. Aber Musiker gehören ja auch irgendwie zum fahrenden Volk. Als Einflüsse nennen die Schweden Bands wie BLACK STONE CHERRY oder die BACKYARD BABIES, obwohl ich persönlich eher die großartigen BLACK CROWES favorisieren würde, wenn ich mich für einen Vergleich hinreißen lassen müsste. Aber BOHEMIAN LIFESTYLE klingen nicht wie eine Kopie, dafür haben sie viel zu viel Energie und – ja – Lebensfreude. Auch umschiffen die Jungs grassierende Retro-Seuche mit Genügend Abstand dazu im eigenen Sound. Zwar ist dieser tief in den 70ern verwurzelt und kokettiert ebenso gerne mit den 80ern, aber BOHEMIAN LIFESTLYE sind auch in den 2010ern zu Hause.
Mit einer rockigen Version alter SPIRITUAL BEGGARS beginnt der eröffnende Titeltrack, bevor der Refrain ein einfaches aber wirksames Melodiemonster auf den Hörer loslässt. „Fool´s Mask“ rockt straight vor sich hin, ohne abermals die Ohrwurmmelodien zu vergessen. Das lockere „A Brighter Day“ ist eine absolut radiotaugliche Nummer – Sommerfeeling garantiert. „Woodlands“ tönt um einiges heavier und schleppt sich mit Wüsten-Riffs über seine Spielzeit. Auch dieser Song ist intensiv und hat durchaus Potential. Am besten gefallen mir die Schweden neben den ersten drei Songs allerdings bei Stücken wie „Superstar“ oder dem abschließenden „Horror Show“. Auch „Coming Back Around“ oder das rhytmische „Third Longstreet Groove“ muss hier Erwähnung finden.
Elf Jahre hat es gedauert, bis aus Anfängern eine Band gereift ist, die ihr Potential erstmals über die volle Distanz zeigt. „Madame Libertanah“ ist sicher eines der stärksten Alben des Jahres und Anwärter auf den Titel „Debüt des Jahres“.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Libertanah
2. Fool´s Mask
3. A Brighter Day
4. Woodlands
5. Coming Back Around
6. Wake Up Call
7. Wayward Hearts
8. Superman
9. Third Longstreet Groove
10. Horror Show
Stefan