SHAKRA – Moving Force (Klassiker der Woche)

Band: Shakra
Album: Moving Force
Spielzeit: 51:27 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Point Music
Veröffentlichung: 1999
Homepage: www.shakra.ch

Dass wir hier bei Rock Garage manchmal komische Ansichten haben, dürfte Euch nicht entgangen sein. Das zieht sich natürlich auch durch unsere allseits beliebte Rubrik „Klassiker der Woche“. Nicht immer featuren wir hier automatisch die Megaseller, die sowieso schon jeder kennt oder die erfolgreichste Platte einer Band. Warum sollte es also im Falle von SHAKRA nicht auch so sein? Als Fan der ersten Stunde geht es wohl nicht nur mir so – und das beziehe ich nicht nur auf diese Band – dass oft die frühen Werke einen besonderen Reiz haben.

1990 als RUCKUS gegründet, sammeln die Hardrocker schon bald erste Erfahrungen als Liveband (u.a. mit KROKUS, GOTTHARD und CHROMING ROSE). 1995 folgte dann die Umbenennung in SHAKRA. Drei Jahre später stand das Debütalbum gleichen Namens in den Regalen. Darauf zu hören waren neben Sänger Pete Wiedmer noch Gitarrist, Sprachrohr und Hauptkomponist Thom Blunier, Gitarrist Thomas Muster, Drummer Roger Tanner und Bassist Roger Badertscher. Dieses Line-Up blieb bis zum zweiten Longplayer „Moving Force“ stabil. Badertscher stieg 2000 aus und Wiedmer musste zwei Jahre aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen. Für ihn kam bekannterweise Mark Fox, der zu dem Zeitpunkt erst 23 Jahre jung war. Aber auch diese Liaison ging 2009 in die Brüche. Daraufhin schwang John Prakesh das Mikrofon bei den Schweizern. SHAKRA scheinen auch eine der Bands zu sein, auf deren Frontmann ein Fluch liegt, denn auch Prakesh nahm 2014 seinen Hut. Seitdem sind die Eidgenossen auf der Suche nach einem Nachfolger. Die Band scheint momentan auf Eis zu liegen.

Unser Fokus soll heute aber auf dem 1999 veröffentlichten Zweitwerk „Moving Force“ liegen. Zwar gelang SHAKRA damit kein Einstieg in irgendwelche Charts (was erst beim 2001er Nachfolger „Power Ride“ der Fall war), dennoch stellt „Moving Force“ ein äußerst starkes und wegweisendes Album in der Bandgeschichte dar. Schon das Debüt hatte Riffgott Thom Blunier in Eigenregie im heimischen Wohnzimmer produziert. Doch was sich hier etwas dilettantisch anhört, ist im Falle des Schweizers ganz anders. Klar, das Debüt hätte etwas mehr Bums vertragen können, aber schon bei „Moving Force“ gelang es Blunier, einen knackigen und vor allem amtlichen Sound zu schneidern.

Schon der Einstieg in Form von „Nothing To Lose“ lässt aufhorchen. Mit der Power einer Dampfwalze schleppt sich der Song über seine Spielzeit und gipfelt in einem markanten Refrain. Nach dem flotten „Don´t Try To Call“ macht sich „Stranger“ auf, um sich mit seinen Ohrwurmmelodien ins Gehör zu brennen. Der Song ist immer noch ein Favourit in der mittlerweile neun Tonträger umfassenden Studiodiskographie von SHAKRA. Dass die Jungs auch Balladen können, beweisen sie eindruckvoll bei „And Life Begins“ während „Desert Star“, „Wonder“ und „Faces“ weitere Riffmonster sind.

Natürlich haben SHAKRA im Laufe ihrer Karriere weitere tolle Alben herausgebracht, „Moving Force“ jedoch die Grundlage zum späteren Erfolg und ganz nebenbei die erste große Liebe zu den Schweizern – und die geht bekanntlich tief.

Trackliste:

1. Nothing To Lose
2. Don´t Try To Call
3. Stranger
4. Desert Star
5. And Life Begins
6. Wonder
7. Faces
8. Those Were The Days
9. All I Want
10. When The Phone Rings Twice
11. All My Money
12. Time

Stefan

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TYKETTO – Don´t Come Easy (Klassiker der Woche)

Band: Tyketto
Album: Don´t Come Easy
Spielzeit: 47:00 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Geffen Records
Veröffentlichung: 1991
Homepage: www.tyketto.de

Die US-Band TYKETTO war ein perfektes Beispiel dafür, dass mit gezieltem Marketing und ein wenig Glück ein richtig großes Ding geformt werden kann. Natürlich waren der ehemalige WAYSTED Vokalist Danny Vaughn, Brooke St. James (guitars), Jimi Kennedy (bass) und Michael Clayton (drums) auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn die Hairmetal und Hardrock-Szene boomte (immer noch) und so wurden immer mehr neue Bands ans Tageslicht befördert, um der hungrigen Meute neues Futter vorzuwerfen. Die Plattenindustrie stand zwar kurz vor dem großen Umbruch Anfang der 90er Jahre, das Debüt „Don´t Come Easy“ kam dennoch zur richtigen Zeit – gerade noch.

Dieser 10-Tracker hatte die perfekte Mischung aus BON JOVI und Bands wie WINGER und Kollegen zu bieten. Dennoch hatten TYKETTO mehr auf der Pfanne als eine weitere Kopie der großen Originale zu sein. Das war natürlich in erster Linie der einzigartigen Stimme von Mr. Vaughn zuzuschreiben. Aber auch die Songs auf dem Erstling – übrigens mit einem Top Sound ausgestattet – konnten sich sehen lassen. Der Opener „Forever Young“ war ein Ohrwurm vor dem Herrn und wurde auf MTV prompt auf Heavy Rotation gesetzt, was dem Bekanntheitsgrad der Band natürlich einen gehörigen Schub gab. So wurde daraus auch der größte Hit der Band – bis heute.

TYKETTO allerdings als One Hit Wonder hinzustellen wäre dennoch falsch. Zum einen gab es mit dem hochmelodiösen „Burning Down Inside“, dem schlüpfrigen „Lay Your Body Down“ oder dem straighten „Sail Away“ genügend hochkarätiges Liedgut und zweitens folgte mit „Strength In Numbers“ ein formidables, wenn auch völlig unterbewertetes Nachfolgealbum. „Wings“ vom Debüt gab schon einmal einen Vorgeschmack auf diesen 1994 erschienenen Longplayer. Wobei man schon zugeben muss, dass TYKETTO nie mehr so frei von der Leber weg musiziert haben wie auf „Don´t Come Easy“.

Nach dem zweiten Album verließ der Sänger die Band, um sich um seine schwer erkrankte Ehefrau zu kümmern. Für ihn rückte der spätere JOURNEY Sänger Steve Augerie nach, der zuvor mit TALL STORIES nicht zu den Ehren kam, die die Band eigentlich verdient gehabt hätte. Mit ihm folgte 1995 ein sehr an die Zeit angepasstes Album namens „Shine“ bevor sich die Band auflöste.

Erst 2004 gab es erste Anzeichen einer Re-Union, die sich aber auf diverse Livekonzerte beschränkte. Auch eine Kollektion bestehend aus unveröffentlichtem Material und Demos warf die Band 2007 auf den Markt, so richtig ernst wurde es aber erst ab 2008, woraus das 2012er Comeback „Dig In Deep“ resultierte.

“Don´t Come Easy“ ist und bleibt das wie in den meisten Fällen unerreichte Debüt einer jungen Combo, die zumindest für kurze Zeit am Ruhm schnuppern durfte. Ganz tolle Platte!

Trackliste:

01. Forever Young
02. Wings
03. Burning Down Inside
04. Seasons
05. Standing Alone
06. Lay Your Body Down
07. Walk On Fire
08. Nothing But Love
09. Strip Me Down
10. Sail Away

Stefan

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ZZ-TOP – Greatest Hits (Klassiker der Woche)

Band: ZZ Top
Album: Greatest Hits
Spielzeit: 72:20 min
Stilrichtung: Blues Rock
Plattenfirma: Warner Bros. Records
Veröffentlichung: 1992
Homepage: www.zztop.com

So, es wurde jetzt mal Zeit das ich auch mal einen Klassiker der Woche abtippe. Wer jetzt aber denkt, ich als Power Metalfanatiker würde jetzt vielleicht eines der ersten Alben von BLIND GUARDIAN und Co besprechen sieht sich getäuscht. Das kommt später!
Ersteinmal gilt es einer Band zu huldigen die Maßstäbe gesetzt hat und zu Recht 2004 in die Rock N Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. Die Rede ist natürlich von Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard also den Herren von ZZ TOP die seit 1969 !! in dieser Besetzung den Rock und Metalplaneten mit ihrer Mixtur aus Blues, Boggie und Rock beglücken.
Im Jahr 1992 erschien das Best Of Album der Band „Greatest Hits“ welches nun Anlass dieser Rezension ist. Nun dürften einige sagen, naja ne Best Of zu rezensieren ist ja einfallslos, aber diese Best Of CD MUSS man einfach gehört haben wenn man einen ungefähren Eindruck für die Mucke der Jungs haben will. Denn um sich durch die umfangreiche Diskografie der Jungs zu wühlen, dürfte den meisten das Geld und die Zeit fehlen.
Die Scheibe “Greatest Hits” bietet eigentlich einen recht guten Querschnitt der Band von den frühen Anfängen bis eben ins Jahr 1992, wobei hier gesagt werden muss das hier der Hauptaugenmerk schon auf die 80iger und 90iger gelegt wurde. Eben jene Zeit wo die atemberaubenden Videoclips der Jungs auf MTV rauf und runter liefen!
Und dies war auch der Zeitpunkt wo ich das erste Mal mit der Band in Berührung kam. Mit dem Video zu “Rough Boy” ging für mich die Reise los und endete dann erst als ich mich zu den Anfängen der Band vor gearbeitete hatte.
So, nun aber zu den Songs auf dieser Best Of. „La Grange“ ist der älteste Song der CD vom Album „Tres Hombres“, aus dem Jahre 1973. „Tush“ stammt aus dem Jahr 1975 und „I’m Bad, I’m Nationwide“ und „Cheap Sunglasses“ sind von der 1979er LP „Degüello“. Somit hätten wir die Frühphase der Band, wo sie noch etwas dreckiger und rauer klangen abgedeckt.
Ab dem Jahr 1983 und der CD „Eliminator“, ging dann aber so richtig die Post ab und der Band gelang schließlich der musikalische und kommerzielle Durchbruch. Die Band fügte auf den Alben dieser Zeit ihrem Gitarrenblues erstmalig Synthesizerklänge bei. Diese Adaption des Zeitgeschmackes und eine starke Präsenz mehrerer Singleauskopplungen in Form famoser Videoclips machten die folgenden Alben zu Millionenseller, die mehrere hundert !! Wochen in den Charts verweilten. So sind mit „Gimme All Your Lovin“, „Legs“, „Sharp Dressed Man“, „Got Me Under Pressure“, „Afterburner“, „Rough Boy“, „Sleeping Bag“ und „Planet Of Women“ die erfolgreichsten Songs aus dieser Zeit hier vertreten.
Ebenfalls vertreten ist das fetzige „Doubleback“ aus dem Film Zurück in die Zukunft 3. Zusätzlich bietet ‚“Greatest Hits'“ mit den Elvis Presley Covern „Viva Las Vegas“ und „Gun love“ schließlich noch zwei Titel, die eigens für diese CD produziert wurden.
Abschließend bleibt zu sage, wer ZZ TOP zu ihrer Hochzeit kennen lernen will kommt um diese Scheibe nicht herum. Aber Achtung auch bis zum heutigen Tag liefern die Jungs noch starke Alben ab, diese sind hier natürlich noch nicht vertreten. Wenn man einmal mit dem ZZ TOP Virus infiziert ist, kommt man nicht mehr von den Jungs los!

Trackliste:

01. Gimme all your lovin
02. Sharp dressed man
03. Rough boy
04. Tush
05. My head‘s in Mississippi
06. Pearl necklace
07. I‘m bad, I‘m nationwide
08. Viva Las Vegas
09. Doubleback
10. Gun Love
11. Got me under pressure
12. Give it up
13. Cheap sunglasses
14. Sleeping bag
15. Planet of women
16. La Grange
17. Tub snake boogie
18. Legs

Julian

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QUEENSRYCHE – Operation: Mindcrime (Klassiker der Woche)

Band: Queensryche
Album: Operation: Mindcrime
Spielzeit: 59:14 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: EMI
Veröffentlichung: 1989
Homepage: www.queensrycheofficial.com

Geoff Tate war mal ein Gigant, ein visionärer Sänger mit aufregenden Ideen und einer überlebensgroßen Stimme. Schaut man sich heute an was der Gute in den vergangenen 20 Jahren so zustande gebracht hat ist es kaum zu glauben, dass einer der beachtlichsten Meilensteine in der Geschichte des Prog/Power Metal zu einem nicht geringen Teil auf seinem Mist gewachsen ist. Allerdings, und da sollte man der nachträglichen Geschichtsverfälschung, die Tate seit einiger Zeit betreibt, ruhig mal entgegen treten, war der riesige Erfolg von „Operation: Mindcrime“ keineswegs alleine der Verdienst des Sängers, auf dessen Idee das Konzept basierte, sondern eine durch und durch geschlossene Mannschaftsleistung. Der beinahe ebenbürtige Nachfolger „Empire“ wurde von derselben Mannschaft eingespielt, bevor Hauptsongwriter, Gitarrist und Backingsänger Chris DeGarmo seine Sachen packte und QUEENSRYCHE, wie die Metal Welt sie kannte und liebte, den kreativen Atem aushauchte.

Mit dem 1989 erschienenen Konzept-Album „Operation: Mindcrime“ gelang es der Band aus Seattle Ihren auf den ersten 2 Alben noch etwas biederen, verkopften, oft verkrampft auf Anspruch gebürsteten Powermetal auf ein völlig neues Level zu heben. Selbst wenn man sich keinen Deut für die anpruchsvollen Texte und die durchgehende Storyline interessiert, fließen die Songs auf wunderbare Weise ineinander, ergänzen sich und funktionieren, und das ist der wahre Verdienst der Band, doch allesamt auch als einzelne Tracks. Vom treibenden Opener “Revolution Calling”, über das speedige “Spreading The Disease”, die wahrhaftigen Schwergewichte “The Mission” und “Suite Sister Mary” bis zu den Radiokompatiblen Überhits “Eyes Of A Stranger” und “I Don’t Believe In Love” reiht sich eine Gänsehaut Nummer an die andere. Hier passte wirklich alles zusammen: der rauhe, kühle Sound von James “Jimbo” Barton und Paul Northfield, das geniale Artwork, die treffsicheren Kompositionen und die musikalische Höchstleistung aller Beteiligten – allen voran Tate, der ganze Heerscharen von US-Metal Sängern inspirierte.

Die Scheibe, die 2006 in einer aufwendigen und lohnenswerten „Deluxe“ Ausgabe erschienen ist, gilt nicht zu Unrecht als eines der bedeutendsten Konzept-Alben im Rock und Metal Bereich und wird in schöner Regelmäßigkeit von Bands wie Dream Theater oder in entsprechenden Polls als Referenz Werk genannt. Daran kann auch der grottige, unvermeidliche Nachfolger aus dem Jahr 2006 nichts ändern, der in einer Phase entstand, als im Hause QUEENSRYCHE bereits alle Zeichen auf Untergang standen. Seit Veröffentlichung von „Operation: Mindcrime” hat die Band (und vor allem Tate, dem die exklusiven Rechte an der Story gehören) das Werk bis zum Erbrechen gemolken: aufwendige Live-Aufführungen, Konzept-Tourneen, der Versuch einer Theater-Adaption, selbst Tate’s neue Band trägt den Namen „Operation: Mindcrime“. Das sagt wohl mehr als genug über den enormen Stellenwert dieser einzigartigen Jahrhundertscheibe aus. Wer mit anspruchsvollem, leicht progressivem Powermetal auch nur ansatzweise etwas anfangen kann, muss “Operation: Mindcrime” im Regal stehen haben. Punkt.

Trackliste:

01.  I Remember Now
02.  Anarchy-X
03.  Revolution Calling
04.  Operation Mindcrime
05.  Speak
06.  Spreading The Disease
07.  The Mission
08.  Suite Sister Mary
09.  The Needle Lies
10.  Electric Requiem
11.  Breaking The Silence
12.  I Don’t Believe in Love
13.  Waiting For 22
14.  My Empty Room
15.  Eyes of a Stranger

Mario

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SIGNAL – Loud & Clear (Klassiker der Woche)

Band: Signal
Album: Loud & Clear
Spielzeit: 42:33 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: EMI
Veröffentlichung: 1989
Homepage: –

Unlängst hatten wir in dieser Rubrik das gleichnamige Debüt von UNRULY CHILD. Am Mikrofon stand Anfang der Neunziger ein gewisser Mark Free (heute Marcie Free). Nur drei Jahre zuvor hatte dieser herausragende Vokalist mit der Band SIGNAL ein nicht minder grandioses Werk namens „Loud & Clear“ aufgenommen. Dass dieser 10-Tracker das einzige sein würde, was die Konstellation aus Free (vocals), Danny Jacob (guitars), Erik Scott (bass) und Jan Uvena (drums) hervorbringen würde, war zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht absehbar. Seine Sporen hatte sich Free zu dieser Zeit bereits mit zwei vielversprechenden Scheiben mit KING KOBRA verdient. Jetzt wollte er mehr in Richtung AOR gehen und somit Bands wie FOREIGNER, LOVERBOY oder JOURNEY gefährlich werden. Im Januar 1989 begaben sich die vier in die Fantasy Studios im kalifornischen Berkley, um unter den Fittichen von Kevin Elson ihren Erstling aufzunehmen.

Schon zu dieser Zeit standen die Zeichen nicht bei Weitem nicht mehr so günstig für derart gestrickte Kapellen. SIGNAL bekamen keinerlei Rückendeckung von Seiten der Verantwortlichen beim Label. Mit „Does It Feel Like Love“ und „Arms Of A Stranger“ koppelte man zwar die zwei stärksten Songs als Single aus, im Radio wurden sie aber so gut wie nie gespielt. Und das obwohl gerade diese beiden Stücke mit zum Besten gehören, was dieses Genre je hervorgebracht hat. „Arms Of A Stranger“ ist ein knackiger Rocker, nicht zu weichgespült, aber mit einer gewissen Leichtigkeit. Der großartige Refrain klingt auch heute noch frisch und unverbraucht. Eigentlich wäre der Song perfekt gewesen für einen Film a´la „Top Gun“ oder „Iron Eagle“. „Does It Feel Like Love“ ist eine Powerballade vom Feinsten. In diese beiden Songs MUSS man sich verlieben, wenn man auf AOR und Melodic Rock steht – basta.

„My Mistake“ dagegen war ein Song, den SIGNAL von der Plattenfirma diktiert bekamen. Diese Komposition von Eddie Schwartz und Bob Halligan jr. hätte Mark Free am liebsten weggelassen und dafür einen der beiden unveröffentlichten Stücke „You And I Need Love“ oder „Runaway“ mit auf das Album genommen, das Mitglieder der Band selbst verfasst haben. Überhaupt stammt viel aus der Feder von Bassist Erik Scott, der zusammen mit Künstlern wie Mark Baker (der auch die meisten Texte schrieb) oder Van Stephenson für den Großteil der Kompositionen verantwortlich war. Zwar können die übrigen Songs nicht mehr ganz an die ersten beiden Großtaten anknüpfen, mit dem ruhigen „This Love, This Time“, der Ballade „Wake up You Little Fool“ oder dem technischen „Go“ gibt es weiteres, herausragendes Material zu hören.

Obwohl das Zeiteisen die Schwelle zu den Neunzigern noch nicht überschritten hatte, waren SIGNAL schon zum Scheitern verdammt. Zu viele ähnliche Bands wurden von den sämtlichen Labels in die Studios gezerrt, nur um noch ein paar Dollar aus der bereits im Sterben liegenden Bewegung zu quetschen. Juwelen wie SIGNAL gingen bei diesem Unterfangen gnadenlos unter. Müßig zu erwähnen, dass „Loud & Clear“ das einzige Album der Band blieb – aber was für eines…

Trackliste:

1. Arms Of A Stranger
2. Does It Feel Like Love
3. My Mistake
4. This Love, This Time
5. Wake Up You Little Fool
6. Liar
7. Could This Be Love
8. You Won´t See Me Cry
9. Go
10. Run Into The Night

Stefan

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VICIOUS RUMORS – Vicious Rumors (Klassiker der Woche)

Band: Vicious Rumors
Album: Vicious Rumors (Re-Release)
Spielzeit: 40:05 min
Stilrichtung: US / Power Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 18.05.2015
Homepage: www.viciousrumors.com

Die US Power Metal Geschichte wäre ohne das San Francisco Quintett VICIOUS RUMORS um ein spannendes Kapitel ärmer. Die auch heute noch aktive Formation, die in ständig wechselnden Besetzungen weiterhin qualitativ hochwertige Alben raushaut, hatte ihre Sternstunde Anfang der Neunziger Jahre. Mit den Alben „Digital Dictator“ (1988), „Vicious Rumors“ (1990) und „Welcome to the Ball“ (1992) zeigten Gitarrist Geoff Thorpe und seine Mannen einen alternativen Weg in der Bay Area Metal-Szene auf, abseits der eingeschworenen Thrash Gang um Metallica, Exodus, Forbidden oder Testament. Was VICIOUS RUMORS an schierer Härte und Wildheit im Vergleich zu den genannten Kollegen fehlte, machten sie mit ausgefeiltem Songwriting sowie hoher Musikalität mehr als wett. Neben den beiden Saiten-Derwischen Thorpe und Mark McGee (ehemals Starcastle) war es vor allem Sänger Carl Albert, der der Musik ein enormes Pfund Energie und Ausstrahlungskraft beisteuerte. Während viele seiner Kollegen mit Pieps-Stimmchen eine armselige Geoff Tate Imitation abgaben, veredelte Albert das Songmaterial mit seiner Powerstimme.

Das nun über Rock Candy Records neu aufgelegte selbstbetitelte 3. Album der Band war der Einstand beim Branchenriesen Atlantic Records, nachdem die ersten beiden Scheiben noch bei Mike Varney’s Shrapnel Label erschienen waren. Wie gewohnt gibt es neben einem ausführlichen Booklet mit einer Menge Fotos ein modernes Mastering, dass die Scheibe auch heute noch zeitlos und kräftig klingen lässt. Und die Platte hat es wirklich verdient wiederentdeckt zu werden. Zwischen speedige Perlen wie „On the Edge“ oder „Hellraiser“ packte die Band die mit feinen Melodien gespickten Highlights „Don’t Wait For Me“, „Ship of Fools“ oder „Down to the Temple“, die die perfekte Balance aus Eingängigkeit, Anspruch (VICIOUS RUMORS standen schon immer mit wenigstens einem Fuß im Prog Metal) und jugendlichem Enthusiasmus schaffen. Von Produzent Michael Rosen (u.a. Todd Rundgren) soundtechnisch perfekt in Szene gesetzt, enthält „Vicious Rumors“ 10 hammerstarke Tracks die der Band einen legendären Ruf (vor allem in der Europäischen) Metal Szene bescherten. Mit dem nachfolgenden „Welcome to the Ball“ sollten Thorpe & Co. dann ihr Meisterstück abliefern. Es folgte noch ein Album („Word of Mouth“) mit Sänger Albert, bevor dieser bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam und die Band in eine kurzzeitige Schockstarre verfallen sollte. „Vicious Rumors“ ist auch heute noch ein Manifest melodischen, leicht progressioven Powermetals, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.

Trackliste:

01. Don’t Wait For Me
02. World Church
03. On The Edge
04. Ship Of Fools
05. Can You Hear It
06. Down To The Temple
07. Hellraiser
08. Electric Twilight
09. Thrill Of The Hunt
10. Axe And Smash

Mario

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GARY MOORE – Wild Frontier (Klassiker der Woche)

Band: Gary Moore
Album: Wild Frontier
Spielzeit: 56:10 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Virgin Records
Veröffentlichung: 09.03.1987
Homepage: www.gary-moore.com

Der nordirische Gitarrist, Sänger und Songschreiber GARY MOORE war einer der bekanntesten und begnadetsten Musiker auf diesem Planeten. Als ihn die Rockgemeinde am 6. Februar 2011 verlor, stand die Welt für einen Moment still und Fans und Kollegen waren fassungslos. GARY MOORE wurde nur 58 Jahre alt und hinterlässt eine klaffende Lücke im Business, denn er war bis zuletzt aktiv und zelebrierte den Blues wie kaum ein anderer. Doch bevor er viele alte Anhänger mit seiner Entscheidung vor den Kopf stieß, fortan den harten Klängen den Rücken zu kehren und mit seinem Album „Still Got The Blues“ die Blues-Ära einzuläuten, nahm er eine Reihe an erinnerungswürdigen Hardrockalben auf. Allen voran sicher das 1989 erschienene „After The War“ und sein 1987er Vorgänger „Wild Frontier“, mit dem wir uns heute beschäftigen wollen.

Am Anfang seiner Karriere standen allerdings auch noch andere Kaliber, denn zusammen mit THIN LIZZY Gründer Phil Lynott formte er die Band SKID ROW (das Original) und schloss sich später Lynott´s Combo an. Dort blieb er allerdings nur relativ kurze Zeit und forcierte weiter seine Solokarriere, die einige Alben hervorbrachte. Mit dem 1982 erschienenen „Corridors Of Power“ läutete MOORE seine Hardrock-Ära ein und festigte seinen Stand mit „Victims Of Future“ (1983) und „Run For Cover“ (1985), das unter anderem den Hit „Out In The Fields“ mit seinem alten Freund Phil Lynott enthielt.

Für das folgende Werk „Wild Frontier“ hatte der Nordire nur ein paar wenige Musiker um sich geschart. Neben Keyboarder Neil Carter (ex-UFO) musizierte ein gewisser Bob Daisley, der auch schon bei Richie Blackmore´s RAINBOW und BLACK SABBATH den Bass zupfte. Leider wurde der Posten des Drummers von einer Maschine besetzt.

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf „Wild Frontier“ nicht nur einige der wichtigsten Hits des Nordiren enthalten sind sondern die Platte auch eine rebellische, von keltischen Einflüssen nur so triefende Ausrichtung aufweist. Gleich zwei Songs sind doppelt enthalten, aber sowohl der Titeltrack als auch das göttliche „Over The Hills And Far Away“ kommen in der 12“ Version viel variabler und mit mehr Power daher. Speziell letzeres zählt sicher zu den größten Hits des Meisters. Aber auch der Melodicrocker „Take A Little Time“, die Version des EASYBEATS Knallers „Friday On My Mind“ oder das äußerst gefühlvolle Instrumental „The Loner“ sind Sternstunden der Rockmusik.

Dass GARY MOORE schon drei Jahre und nur zwei Alben später nichts mehr von hartem Rock wissen will, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Zum Glück, denn für viele zählt „Wild Frontier“ neben den oben erwähnten zu den besten Werken von Robert William Gary Moore.

Trackliste:

1. Over The Hills And Far Away
2. Wild Frontier
3. Take A Little Time
4. The Loner
5. Wild Frontier (12“ Version)
6. Friday On My Mind
7. Strangers In The Darkness
8. Thunder Rising
9. Johnny Boy
10. Over The Hills And Far Away (12“ Version)
11. Crying In The Shadows

Stefan

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STRYPER – To Hell With The Devil (Klassiker der Woche)

Band: Stryper
Album: To Hell With The Devil
Spielzeit: 40:41 min.
Stilrichtung: White Metal, Hardrock
Plattenfirma: Enigma Records
Veröffentlichung: 24.10.1986
Homepage: www.stryper.com

Als “Salvation Through Redemption Yielding Peace, Encouragement and Righteousness” – kurz STRYPER – begann 1984 eine einmalige Mission in der Heavy Metal Welt. 1981 von Gitarrist Oz Fox als ROXX REGIME gegründet, benannten sich die Amis 1984 in STRYPER um und predigten fortan das Wort Gottes auf ihre ganz eigene Art und Weise. Mit der Gitarre in der Hand und damals zeitgemäßer Musik wollten Richard Martinez alias Oz Fox (guitars), Timothy Gaines (bass) sowie die Brüder Michael (vocals) und Robert Sweet (drums) ihre Fans zum christlichen Glauben bekehren. Für das prüde Amerika der Achtziger Jahre eine scheinbar perfekte Symbiose. Bei unserer heutigen Besprechung möchte ich allerdings die christlichen Texte weitestgehend außen vor lassen und mehr auf die Musik an sich eingehen.

Nachdem die Anfänge von STRYPER mit Alben wie „The Yellow And Black Attack“ oder „Soldiers Under Command“ eher härter geprägt waren und zurecht das Prädikat Heavy Metal tragen, verlagerte man für das dritte Album „To Hell With The Devil“ die Gewichte auf mehr Melodie und Eingängigkeit. Auch der Sound war glatter und wuchtiger, ganz in der Tradition der Mid-Achtziger. Auch Frontmann Michael Sweet konnte sich mehr denn je als stimmgewaltiger Gebetsführer präsentieren und hat die Songs auch schon mal mit spitzen Screams verfeinert.

Kommerziell gesehen war dieses Album der größte Erfolg für die gelb-schwarzen Missionare. Sowohl „Calling On You“ als auch „Free“ waren vielgewünschte Hits bei MTV´s „Dial MTV“ und die Ballade „Honestly“ warf mit Platz 23 in den Billboard Charts die höchste Notierung für STRYPER ab. Aber die ganze Platte war vollgepackt mit Highlights, die sich zwar fast allesamt vorwerfen lassen müssen, kommerziell zu sein, aber dennoch auch richtig rocken können. Da hätten wir die beiden äußerst strammen Nummern „The Way“ und „More Than A Man“. Oder das Melodic-Monster „Rockin´ The World“. Aber auch der Titeltrack ist feinster Stoff. Der Sound dieses Silberlings hebt sich von den vorangegangenen Langspielern enorm ab. Und das obwohl anfangs Bassist Tim Gaines ausgebootet wurde, weil man der Ansicht war, dass er für dieses Album nicht der Richtige sei. Schlussendlich wurden die Bassspuren zwar von zwei anderen Musikern eingespielt, ohne Gaines wollte man dann aber doch nicht weitermachen, worauf man ihn wieder in die Band berief.

Auch das Coverartwork brachte einige Kontroversen mit sich. Letztlich wurde auch dieses geändert (bei uns seht Ihr natürlich beide), um weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen. Für die Produktion zeichnete sich neben der Band selbst ein gewisser Stephan Galfas verantwortlich, der im Laufe seiner Karriere mit Größen wie CHER, MEAT LOAF oder SAXON gearbeitet hat.

Nach dem großen Erfolg von „To Hell With The Devil“ konnten STRYPER nicht genug nachlegen. Das 1988 erschienene „In God We Trust“ hatte nicht mehr die Durchschlagkraft und auch nicht mehr so viel großartiges Liedgut zu bieten. Für das 1990er Album „Against The Law“ entledigte man sich sogar der typischen gelb-schwarzen „Tracht“ und posierte in ganz normalen Lederklamotten. Musikalisch ist „Against The Law“ ein kompaktes Werk mit einigen ziemlich unterbewerteten Stücken.

Danach lösten sich STRYPER auf, um 2005 mit dem modern angehauchten „Reborn“ wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. So richtig in der Spur waren die Amis erst wieder mit dem 2013er Album „No More Hell To Pay“ sowie der Neueinspielung alter Songs namens „Second Coming“, die im gleichen Jahr veröffentlicht wurde. Auch live präsentierte man sich in letzter Zeit sehr stark, was auf „Live At The Whiskey“ nachzuhören ist. „To Hell With The Devil“ aber ist nicht nur das kommerziell erfolgreichste Album von STRYPER sondern auch das durchgängig beste.

Trackliste:

01. Abyss (To Hell With The Devil)
02. To Hell With The Devil
03. Calling On You
04. Free
05. Honestly
06. The Way
07. Sing-Along Song
08. Holding On
09. Rockin´ The World
10. All Of Me
11. More Than A Man

Stefan

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JOHN PARR – John Parr

Band: John Parr
Album: John Parr
Spielzeit: 43:12 min.
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: London Records
Veröffentlichung: 1985
Homepage: www.johnparr.net

Der englische Sänger, Gitarrist und Songschreiber JOHN PARR wird vielen namentlich vielleicht gar nicht so geläufig sein. Wenn man aber Hits wie „St. Elmo´s Fire (Man In Motion)“ oder das hierzulande ebenfalls oft im Radio gespielte „Don´t Leave Your Mark On Me“ ins Gespräch bringt, wird den meisten sicher ein Licht aufgehen. Nicht umsonst kletterte der Soundtrack zu Joel Schumacher´s Kinofilm „St. Elmo´s Fire“ in den USA auf Platz 1 der Billboard Charts, natürlich nicht zuletzt wegen des Titeltracks aus der Feder von JOHN PARR. Dass der 1954 geborene PARR aber für insgesamt 12 Hollywoodfilme Songs verfasst hat (darunter für „Running Man“ mit Arnold Schwarzenegger oder die Disneykomödie „3 Männer und ein Baby“) und insgesamt über 10 Millionen Tonträger weltweit verkauft hat, ist oft nur eine Randnotiz.

Dabei ist speziell das 1984 erschienene Debüt des Briten gespickt mit Hits. Auf der ein Jahr später neu aufgelegten Version von London Records ist dann auch „St. Elmo´s Fire“ zu finden, ein Inbegriff populärer Musik aus den Achtzigern. Zuvor hatte PARR sogar mit MEAT LOAF gearbeitet, für dessen Album „Bad Attitude“ er einige Ideen beisteuerte. „Naughty Naughty“ war indes die erste Hitsingle für JOHN PARR, zu finden natürlich auf dem selbstbetitelten Debüt. In den USA war dafür immerhin Platz 23 drin, während sich die Einheimischen in Großbritannien den Song immerhin so lange einverleibten, bis er Platz 58 erklimmen konnte.

Das eröffnende „Magical“ folgte als zweite Auskopplung, konnte den Erfolg aber nicht wiederholen. Auch die Überballade „Love Grammar“ biss sich in den USA auf Platz 89 fest. Dazwischen bescherte das bereits erwähnte „St. Elmo´s Fire“ dem Briten aber eine Nummer eins, was eine weitere Singleauskopplung nach sich zog. Aber nicht nur diese („Don´t Leave Your Mark On Me“) war und ist ein Höhepunkt auf dem Album, das eigentlich aus 10 einzelnen Hits besteht. Das theatralische „Revenge“ oder das straighte „Somebody Stole My Thunder“ sind wohl die besten Beispiele dafür.

Kommerziell war dies die erfolgreichste Zeit in der Laufbahn des Engländers. Und doch konnte PARR mit einzelnen Songs weitere Hits landen. Man denke nur mal an „Westward Ho“ von 1990, das Verwendung im deutschen Film „Go Trabi Go“ fand oder „Man With A Vision“, das im gleichen Jahr erst von der Popband SEVEN performt wurde und zwei Jahre später von PARR selbst aufgenommen wurde.

JOHN PARR ist ein gewichtiges Beispiel dafür, dass Band- oder Künstlernamen oft in Vergessenheit geraten, die Songs aber ewig im Gedächtnis bleiben. „John Parr“ von 1985 ist ein hervorragendes AOR-Album mit jeder Menge Hits und pures Balsam für die Achtziger-Seele, das nicht nur auf die bekanntesten Stücke reduziert werden sollte. Ein Komplettdurchlauf ist hier angesagt – viel Spaß!

Trackliste:

01. Magical
02. Naughty Naughty
03. Love Grammar
04. Treat Me Like An Animal
05. She´s Gonna Love You To Death
06. St. Elmo´s Fire (Man In Motion)
07. Revenge
08. Heartbreaker
09. Somebody Stole My Thunder
10. Don´t Leave Your Mark On Me

Stefan

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ANTHRAX – Among The Living (Klassiker der Woche)

Band: Anthrax
Album: Among The Living
Spielzeit: 50:13 min.
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Island Records
Veröffentlichung: 1987
Homepage: www.anthrax.com

Die Ami-Thrasher ANTHRAX gehören ohne Zweifel zu den wichtigsten Kapellen des Genres. Nicht zuletzt weil sie sich über viele festgefahrene Klischees und Standards hinweggesetzt haben. Zum Einen hat sich die 1981 in New York gegründete Band immer verweigert, in Ledermontur über die Bühne zu fegen und hat sich somit von wohl allen anderen Kollegen mit ihren Klamotten abgesetzt. Zumindest war das in den Achtzigern so, als sie mit quietschbunten Bermudashorts und T-Shirts über die Bretter wüteten. Und auch in musikalischer Hinsicht war die nach der Krankheit Milzbrand benannte Band Vorreiter in Sachen Crossover mit Hip Hop und Metal.

Dabei lagen die Anfänge der von Gitarrist Scott Ian gegründeten Combo eindeutig im Heavy Metal bzw. Power Metal. Der erste Sänger Neil Turbin musste nach nur einem Album („Fistful Of Metal“) den Hut nehmen und nach einem kurzen Techtelmechtel mit Matt Fallon (der später bei SKID ROW andockte, bevor Sebastian Bach das Ruder übernahm) fand man in Joey Belladonna den richtigen Frontmann. Nach dem 1985er Album „Spreading The Disease“, das den ersten kleinen Hit „Madhouse“ abwarf, ging man 1986 abermals ins Studio, um mit den Aufnahmen zum dritten Werk zu beginnen, das als „Among The Living“ für den Durchbruch der Band bekannt werden sollte.

Ich weiß noch genau, wie und wann ich dieses Album das erste Mal hörte: es war ein Freitag und endlich hatte ein Kumpel aus der Schule die leere Kassette, die ich ihm vor langer Zeit gegeben hatte, mit diesen neun Songs bespielt. Just an diesem Freitag bekam ich solche Halsschmerzen, die sich im Laufe des Wochenendes zu einer ausgewachsenen Grippe mauserten. Auch in der nächsten Woche, in der an Schule nicht zu denken war, lief dieses Tape rauf und runter. Ich war sozusagen infiziert. Bisher war HELLOWEEN das absolut härteste, was ich entdeckt hatte (mit METALLICA hatte ich anfangs meine Probleme und mit SLAYER konnte ich auch (noch) nichts anfangen). Was Joey Belladonna (vocals), Scott Ian (guitars), Dan Spitz (guitars), Frank Bello (bass) und Charlie Benante (drums) aber auf „Among The Living“ abgezogen haben, lief sofort runter wie Öl.

Der bedrohliche Anfang des eröffnenden Titeltracks geht über in ein Thrash Metal Gewitter erster Güte mit geshoutetem Refrain. Das soll das Markenzeichen der kommenden Jahre werden. Schon auf diesem Longplayer sind erste Anzeichen für die Vorliebe von Hip Hop oder Hardcore im Sound der Amis auszumachen. Immer wieder streuen ANTHRAX dementsprechende Nuancen in ihre Songs, was besonders für den Gesang gilt. Ständige wechselnde Tempi und das Spiel mit zuckersüßen Melodien, die auf halsbrecherisch schnelle Moshparts folgen gehören ebenso dazu.

“I Am The Law“ behandelt den einige Jahre später verfilmten Judge Dredd während „Indians“ eine Lanze für die verfolgten Ureinwohner der USA bricht. „A Skeleton In The Closet“ ist inspiriert von Stephen King, genau wie das Coverartwork und weitere Textpassagen. „Efilnikufesin (N.F.L.)“, das rückwärts dementsprechend „Nice Fukin Life“ bedeutet, ist dagegen ein Beispiel für die sonnige Laune der Thrasher, die sich aber auch auf den kommenden Platten nicht scheuen, Kritik am System zu üben.

Wie schon erwähnt war „Among The Living“ der internationale Durchbruch für die Band und bis heute mein persönliches Lieblingsalbum von ANTHRAX. Natürlich ist auch das Folgewerk „State Of Euphoria“ (1988) nicht zu verachten und auch „Persistance Of Time“ (1990) hat seine Highlights, dann aber ging die gute alte Zeit zu Ende und somit auch meine uneingeschränkte Liebe zu den Thrashern. „Among The Living“ aber läuft heute noch regelmäßig beim Sport!

Trackliste:

01. Among The Living
02. Caught In Amosh
03. I Am The Law
04. Efilnikufesin (N.F.L.)
05. A Skeleton In The Closet
06. Indians
07. One World
08. A.D.I./Horror Of It All
09. Imitation Of Life

Stefan

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