UNRULY CHILD – Unruly Child (Klassiker der Woche)

Band: Unruly Child
Album: Unruly Child
Spielzeit: 54:33 min.
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Interscope
Veröffentlichung: 1992
Homepage: www.unrulychild.net

Kann man UNRULY CHILD als All-Star-Band bezeichnen? Ich denke schon, denn angesichts der durchaus prominenten Besetzung kann sich der 1992 erschienene Erstling gleichen Namens sehen lassen. Neben Vokalist Mark (Marcie) Free (KING KOBRA, SIGNAL) geben sich Gitarrist Bruce Gowdy (STONE FURY), Keyboarder Guy Allison (DOOBIE BROTHERS) und Schlagzeuger Jay Schellen (HURRICANE, ASIA) die Ehre. Eher unbekannt war bis dato Bassist Larry Antonio. Die Anfänge von UNRULY CHILD liegen indes zwei Jahre zurück, als Mark Free die Band zusammen mit Bruce Gowdy und Guy Allison aus der Taufe hebt. Zusammen mit Produzent Beau Hill macht sich das Gespann auf, um für Interscope ihr Debüt aufzunehmen. Diese Kollaboration war eine klare Sache, war Hill immerhin ein Gründer des Labels und immer noch Teilhaber.

Als „Unruly Child“ schließlich im Jahr darauf fertiggestellt ist, liegen zwölf Songs vor ihnen, die sich auf der einen Seite nicht gerade von anderen glatt produzierten Alben Hill´s auf den ersten Blick nicht sonderlich zu unterscheiden schienen. Aber das ist wie mit Schauspielern: ist die Story auch manchmal etwas dünn, reißen es einzelne Protagonisten mit ihrem Können einfach raus. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Songs an sich Massenware gewesen wären, nur der Sound war eben nicht gerade ein Unikum anno 1992, wo die Rockszene praktisch tot oder zumindest in den letzten Atemzügen lag. Aber die komplette Truppe bestand eben aus Könnern.

Das macht einfach den Unterschied – speziell wenn mit dem Opener „On The Rise“, der tollen Ballade „You Are My Everything“ oder dem Melodiemonster „When Love Is Gone“ dermaßen starke Songs ausgearbeitet werden. Dennoch überstrahlt das auf Startplatz zwei gesetzte „Take Me Down Nasty“ mit seiner unbändigen Power und großem Hitpotential praktisch alle anderen Konkurrenten im Handumdrehen. Aber auch das genretypische „Tunnel Of Love“ oder der Rocker „Criminal“ strahlen hell und runden dieses erstklassige Werk ab.

Obwohl UNRLUY CHILD anfangs ein Projekt waren, wuchs die Band während der Aufnahmen zu diesem Debüt schnell zusammen und präsentierte sich darauf als echte Einheit. Leider war ihnen der Erfolg nur bedingt beschert, denn die Musikwelt hatte die Schnauze voll von Combos, die auf dieser Wellenlänge ritten. Dementsprechend bleib dieser Silberling für lange Jahre der einzige, den die Band veröffentlichte. Erst 1998 folge mit „Waiting For The Sun“ ein weiteres Album – allerdings mit Kelly Hansen am Mikrofon. Das kreative Duo Bruce Gowdy/Jay Schellen fand zusammen mit Bassist Ricky Phillips allerdings nicht mehr zurück zu alter Stärke. Auch weitere Versuche blieben erfolglos – das 1992er Debüt ist und bleibt das Meisterstück einer Band, die wie so oft einfach zu spät dran war.

Trackliste:

1. On The Rise
2. Take Me Down Nasty
3. Who Cries Now
4. To Be Your Everything
5. Tunnel Of Love
6. When Love Is Gone
7. Lay Down Your Arms
8. Is It Over
9. Wind Me Up
10. Let´s Talk About Love
11. Criminal
12. Long Hair Woman

Stefan

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VALENTINE – Valentine (Klassiker der Woche)

Band: Valentine
Album: Valentine
Spielzeit: 53:16 min.
Veröffentlichungsjahr: 1990
Plattenfirma/Vertrieb: Giant/Warner
Stilrichtung: Melodic Rock/AOR

Life´s A Bitch, besonders wenn es um den verdienten Erfolg geht. Das erleben wir heute unzählige Male, wenn es mal wieder eine Platte einer unbekannten Band in die Redaktion schafft, Aber auch in den goldenen Zeiten – also in den 1980ern sowie frühen 90ern – war der Markt schon sehr unübersichtlich und so kamen viele Bands nicht in den Genuss, mit ihrer Musik den Durchbruch zu schaffen, obwohl alle Zeichen eigentlich günstig standen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Debüt von VALENTINE aus dem Jahre 1990. In besagtem Jahr ließ diese junge amerikanische Band die Herzen aller Melodic-Rocker (und damals gab es noch viele viele davon) in Schwindel erregende Höhen schlagen.

Denn das selbst betitelte Debüt des Fünfers um Sänger HUGO hat wirklich einige Granaten an Bord, die ein breites Spektrum abdecken. Angefangen von druckvollen Melodic-Rockern wie „Runnin´ On Luck Again“, „No Way“ oder „We Run“ über göttliche Steh-Blueser („Never Said It Was Gonna Be Easy“ oder das abschließende „You`ll Always Have Me“) bis hin zu lupenreinen AOR-Hymnen („Tears In The Night“, „Where Are You Now“, „Once In A Lifetime“, „Someday“) hat diese Scheibe alle Fähigkeiten, jedem Fan gehaltvoller Rockmusik einen ordentlichen Ohrgasmus zu bescheren. Zudem veredelten einige in der Szene nicht gerade unbekannte Gäste wie Terry Brock (STRANGEWAYS) und John Fiore (PREVIEW) mit ihren Goldkehlchen die massig vorhandenen Chöre.

Die Top-Produktion des damals sehr angesagten Neil Kernon tut sein übriges, um diesen Rundling auch in Sachen Sound für diese Rubrik fit zu machen. Doch wie so oft wurde auch VALENTINE der große Erfolg verwehrt, was zur Folge hatte, dass diese großartige Platte leider die einzige blieb. Nur Frontmann HUGO ließ sich nicht beirren und unternahm einige Jahre später noch drei Solo-Ausflüge, die jedoch nicht ganz diese Klasse erreichen sollten.

Trackliste:

01. Runnin’ On Luck Again
02. No Way
03. Tears in the Night
04. Too Much Is Never Enough
05. Never Said It Was Gonna Be Easy
06. Where Are You Now
07. Naughty Girl
08. Once In A Lifetime
09. Someday
10. We Run
11. You’ll Always Have Me

JK und Stefan

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AXE – Offering (Klassiker der Woche)

Band: Axe
Album: Offering
Spielzeit: 35:48 min.
Stilrichtung: AOR, Hardrock
Plattenfirma: Atco Records
Veröffentlichung: 1982
Homepage: –

Viel zu selten widmen wir uns in dieser Rubrik den frühen Achtzigern. Das muss anders werden – heute drehen wir die Zeit zurück in das Jahr 1978. In diesem Jahr wurde mit der Gründung der Band AXE der Grundstein gelegt für eine Reihe erstklassiger Rock-Alben und ein für eine Karriere, die so abrupt ihr Ende finden sollte, wie sie begonnen hatte. Tragischer Mittelpunkt ist ein Autounfall im Sommer 1984, bei denen Sänger und Gitarrist Bobby Barth und Gitarrist Michael Osborne verunglücken. Während der eine mit nur wenigen Kratzern aus dem Wrack klettert, ist der andere sofort tot. Doch dazu später mehr…

In besagtem Gründungsjahr entstand die Band aus BABYFACE. Eigentlich war es lediglich eine Umbenennung und Umverteilung der Zuständigkeiten. Stand Edgar Riley bei BABYFACE am Mikrofon, übernahm das jetzt Gitarrist Bobby Barth. Riley konzentrierte sich auf die Keyboards. Neben den beiden anderen BABYFACE-Musikern Michael Turpin (bass) und Ted Mueller (drums) kam mit Michael Osborne ein zweiter Gitarrist in die Band. AXE waren geboren. Schnell war ein erstes Album aufgenommen. Das schlicht betitelte „Axe“ erschien noch 1979, mit „Battles“ enthielt es den ersten kleinen Hit. Nur ein Jahr darauf kam bereits der Zweitlling „Living On The Edge“ in die Läden.

Ab 1979 befanden sich AXE praktisch ununterbrochen auf Tournee. Nur für die Aufnahmen der Alben machten sie eine Pause. Schon 1982 stand mit „Offering“ ein weiteres an. Dieses Mal auch mit durchschlagendem Erfolg. Die Single „Rock´n Roll Party In The Streets“ landete zwar nur auf Platz 59 der Billboard Charts, wurde aber einer der meistgespielten Songs des Jahres 1982. Neben diesem Hit enthielt die Platte noch eine Coverversion des MONTROSE-Stücks „I Got The Fire“, die kurioserweise ebenfalls Erfolge feierte. Herzstück ist und bleibt aber das abschließende „Silent Soldiers“. Mit seiner Erhabenheit und musikalischen wie songschreiberischen Brillianz strahlt „Silent Soldiers“ sogar noch heller als der erfolgreiche Opener. Neben den Paukenschlägen zu Anfang und am Ende gibt es mit dem „modernen“ „Video Inspiration“, dem grandiosen „Steal Another Fantasy“ oder dem hart rockenden „Holdin´ On“ weitere Hochkaräter.

Nach den Aufnahmen gingen AXE sofort wieder auf Tour – ganze 19 Monate lang. Nur um für ihr viertes Album „Nemesis“, das 1983 herauskam, eine kurze Unterbrechung zu machen. Kurz darauf waren AXE wieder On The Road. Im Sommer 1984 kam es dann zu einem folgenschweren Verkehrsunfall, bei dem Gitarrist Michael Osborne tödlich verletzt wurde. AXE lösten sich in Windeseile auf, Bobby Barth stieg für Ken Hensley bei BLACKFOOT ein und blieb dort bis zu deren Auflösung 1986. Ein Jahr zuvor veröffentlichte Barth als Tribut an Osborne sein Soloalbum „Two Hearts One Beat“.

AXE reformierten sich erst 1996 wieder, um mit „Five“ ein neues Album für MTM Records einzuspielen. Kurz darauf stieg Barth erneut aus, er wurde ersetzt von Bob Harris – somit ist niemand mehr von der Originalbesetzung geblieben. Dennoch geben AXE immer noch Live-Konzerte. „Offering“ ist ein herausragendes Album in der kurzen Zeit, in der AXE in den Achtzigern existierten. Aufgrund der meisten Hits haben wir dieses Werk herausgehoben, Klasse sind indes alle der vier Silberscheiben.

Trackliste:

1. Rock´n Roll Party In The Streets
2. Video Inspiration
3. Steal Another Fantasy
4. Jennifer
5. I Got The Fire
6. Burn The City Down
7. Now Or Never
8. Holdin´ On
9. Silent Soldiers

Stefan

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