Band: Crematory
Album: Oblivion
Spielzeit: 53:47 min.
Stilrichtung: Gothic Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 13.04.2018
Homepage: www.crematory.de
Ich muss jetzt mal eine Lanze für CREMATORY brechen. Nach ihrem letzten kontroversen Facebook-Post zum Thema Konzertkarten- und Albenverkäufe, der in Klatschmetalmagazinen süffisant aufgegriffen wurde, folgten vonseiten der Leser doch größtenteils eher hämische Kommentare, die die musikalische Qualität der letzten CREMATORY-Veröffentlichungen kritisierten. Alle mal still sein jetzt, der Papa erzählt Euch was über den neusten Release.
Klar ist das Ding für viele Metaller doch eher problematisch (zu kitschig, zu synthig, zu gothisch, zu disco…), doch nimmt man “Oblivion” als das, was es ist – ein partytaugliches Gothic-Metal-Album mit einem recht ausgewogenen Verhältnis aus Härte und düsterer Cheesigkeit – dann ist die Scheibe schlicht und ergreifend geil. Die Vocals von Felix Stass, sowohl im cleanen als auch im gegrowlten Modus: satt und stimmig. Die Produktion: hammer. Die Leistung der restlichen Band: top. Das Ganze natürlich getränkt in einer Mischung aus orchestralen und Club-Music-/EBM/Gothic-inspirierten Synthesizern, die mit Sicherheit keiner billigen Software entstammen und passend eingesetzt sind. Laufzeit: über 50 Minuten. Hitpotenzial (so man die Art von Musik denn mag): durchgehend.
Genauer: Nach dem hart an die Audiospur eines Hollywoodfilmtrailers erinnernden Intro gibt es mit „Salvation“ direkt den ersten Knaller. Die Strophe gegrowlt, im Refrain eine schöne clean gesungene Melodie, leicht melancholische Klavierkeys im Hintergrund – das passt alles. “Revenge Is Mine” startet ruhig mit einem Soloklavier und entwickelt sich dann zu einem mal treibenden, mal ruhigen Teil, das (Ich finde den Vergleich selbst merkwürdig) AMORPHISche Züge hat.
Elektronisch geht’s weiter mit “Wrong Side”, dessen Vocals in der Strophe praktisch gesprochen ausfallen, während der Refrain schlicht verdammt geil, obgleich recht einfach, ausfällt. Böser wird’s mit dem Uptempotrack “For All Of Us”, einer der metallischsten und härtesten Songs auf “Oblivioin” mit stabilem Power-Metal-Chorus inklusive Schellenkranz. Warum auch nicht. Dann nochmal ein wenig Elektro-Metal-Party mit “Immortal”, mit kitschig-geilem Guilty-Pleasure-Refrain und zu kitschigem aber auch sehr kurzem Mittelteil, bevor der Titeltrack, ebenfalls eher melancholisch anmutend, mit seinem Kontrast zwischen der prototyp-gotischen Strophe, dem auf fantastischen Synths aufbauenden Prechorus und dem schön komponierten Refrain besticht. Pause gefällig? Ich muss enttäuschen: Mit “Cemetery Stillness” folgt klassischer härterer Gothic Metal der älteren Schule in modernem Gewand, dessen Chorus unter anderem Assoziationen zu TIAMAT weckt.
Und während der letzte Track hart aber nicht überragend ausfällt, gibt es mit “Blessed” noch eine Bombe, die den, der lange Haare sein eigen nennen darf, zum Bangen einlädt und ebenfalls eine Killer-Refrain-Melodie vorweisen kann.
Klar, ein paar Parts sind zu hart drüber, ein paar Klischee-Keyboards hätte man sich sparen können, doch an der Qualität dieses Albums ändert das nichts. Man hätte das vielleicht anders formulieren können als CREMATORY, aber ernsthaft: Einen Album- oder Konzertticketkauf sollte man angesichts des Niveaus von “Oblivion” ernsthaft in Betracht ziehen.
Anspieltipps:
Macht einfach irgendeinen Track an. Kann nicht viel schief gehen.
Fazit:
Asche auf mein Haupt: Ich muss gestehen, dass ich CREMATORY vor “Oblivion” überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Ich kann nicht beurteilen, ob das Album Fans der früheren CREMATORY zufriedenstellen kann. Ich kann jedoch begründet behaupten, dass jeder, der keine Angst vor ein paar Spinnenweben in seinem Metal und Interesse an toll gemachtem, kraftvollen und modernen Gothic Metal mit ordentlichem Synth-Einsatz hat, mächtig Spaß an dem Werk haben könnte!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Expectation
02. Salvation
03. Ghost Of The Past
04. Until The Dawn
05. Revenge Is Mine
06. Wrong Side
07. Stay With Me
08. For All Of Us
09. Immortal
10. Oblivion
11. Cemetery Stillness
12. Blessed
13. Demon Inside
Jannis