Band: Daydream XI
Album: The Grand Disguise
Spielzeit: 77:21 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Power Prog
Veröffentlichung: 27.09.2014
Homepage: www.pt-br.facebook.com/DaydreamXI
Die 2008 gegründeten brasilianischen Newcomer DAYDREAM XI wollen auf ihrem Debüt „The Grand Disguise“ nicht kleckern sondern klotzen und werfen so ziemlich alles in die Waagschale, was der progressive Powermetal zu bieten hat: eine megafette, moderne Produktion, atemberaubende Solofrickeleien, vertrackte Rhythmuswechsel und ausuferndes Songwriting. Das volle Programm halt. Zudem hat Sänger Tiago Masseti stellenweise eine frappierende Ähnlichkeit mit Robin McAuley (MSG, Grand Prix) und ist mit seiner fantastischen Stimme fähig das gesamte Spektrum des Genres abzudecken. Eine erste Belohnung der Mühen, welche die Band bisher auf sich genommen hat, gab es in Form einer Berufung zum ersten (von Mike Portnoy persönlich zusammengestellten) „Progressive Nation At Sea“ Festival 2014 – neben solchen Schwergewichten wie Transatlantic, King’s X, Anathema oder Haken. Das kommt ja schon beinahe einem Ritterschlag gleich. Eine Menge Vorschusslorbeeren also, mit denen das sich handwerklich extrem beschlagene Quartett da schmücken kann.
Soweit, so gut. Der Haken liegt leider wie so oft im Detail, und zwar den Songs an sich. Prinzipiell machen DAYDREAM XI alles richtig, denn die Songs sind in der Regel schlüssig komponiert und die Gesangslinien haben Hand und Fuß. Hängen bleibt allerdings recht wenig, bzw. erst nach unzähligen Durchläufen. Dies liegt zumeist daran, dass einfach zu viele Parts und Wechsel auf den Hörer einprasseln. Songs wie „Watch Me Rise”, das an frühe Dream Theater angelehnte, melodische “ The Age Of Sadness”, der mit typischen Powermetal Parts garnierte Opener „Keeping The Dream Alive“ oder “Phoenix” haben durchaus ihre starken Momente und musikalisch gibt es eine Menge tolle Passagen zu entdecken. Es fehlt allerdings das letzte Quäntchen Eingängigkeit. Endgültig ins Straucheln gerät die Band aber mit dem abschließenden Titeltrack. Hat man bis dahin bereits 10 Tracks und rund 55 Minuten Spieldauer hinter sich, gibt es als krönenden Abschluss noch einen über 23minütigen Parforce-Ritt der anstrengenden Art zu bestaunen. Zu diesem Zeitpunkt sind Ohr und Aufmerksamkeit beim Hörer bereits über alle Grenzen beansprucht worden. Es gibt schon Gründe warum Dream Theater den „A Change Of Seasons“ Longtrack nicht wie ursprünglich geplant auf „Images And Words“ gepackt hatten … Die Platte kann man sich unmöglich mit voller Konzentration am Stück anhören.
Leider stolpern DAYDREAM XI auf Ihrem Debüt über einige zumindest fragwürdige Produktionsentscheidungen wie z.B. den 08/15 Volles-Rohr-Sound, der die Band in die Riege der anderen zahl- und gesichtslosen Genrevertreter einreiht, und der unnötigen Überlänge der Scheibe. Schade eigentlich, denn mit Tiago Masseti hat man einen superben Sänger am Start und die Gitarrenarbeit ist beileibe auch nicht von schlechten Eltern. Abraten möchte ich daher nicht, interessierte Fans sollten aber eine extra Packung Geduld und Ausdauer mitbringen.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Keeping The Dream Alive
02. Like Darkness Rules The Night
03. Watch Me Rise
04. The Guts Of Hell
05. The Age Of Sadness
06. Wings Of Destruction
07. About Life And Its Ending
08. Phoenix
09. Zero Days
10. Alone
11. The Grand Disguise
Mario