01. Nova Aurora
02. Forevermore
03. Nightfire
04. I Am The Flame
05. Empire Within
06. Broken Free
07. In Memoriam
08. Parvus Rex
09. Queen Of Woe
Spielzeit: 42:09 min – Genre: Power Metal – Label: Scarlet Records – VÖ: 21.04.2023 – Page: www.facebook.com/EvermoreMetal
Ups, was hab ich denn da gemacht? Scheine ich beim Lesen des Namens EVERMORE wohl gedacht zu haben, dass ich die Truppe kenne, was aber auch nicht so richtig verwunderlich ist angesichts der zahlreichen Bands, die mit „Ever“ anfangen oder mit „More“ aufhören. Cool, dann eben was Neues, ist ja Power Metal und damit kann ich arbeiten. EVERMORE haben 2021 ihr erstes Album rausgebracht, nun mit „In Memoriam“ ihr zweites, und sind davor personell noch nicht wirklich in der Metallandschaft in Erscheinung getreten. Das Trio macht klassischen Cheese-Eingängigkeits-Symphonic-Power-Metal – ein Blick auf das Cover und die Setlist sollte Euch endgültig sagen, welchen genau ich meine.
Produziert ist das Ganze okay. Hätte man schon etwas definierter und ausgeglichener machen können, aber an den letztendlich bestehenden Sound kann man sich doch recht schnell gewöhnen. Vielleicht soll die Platte auch explizit oldschool produziert klingen, man hat sich auf jeden Fall dafür entschieden, ein Gitarrensolo eher mit kleinen Makeln zu belassen, als es am PC nachträglich auf die Millisekunde zu korrigieren, was ja auch mal wieder angenehm ist.
Musikalisch bewegen EVERMORE sich natürlich auf schwierigem Gelände, denn gefühlt Millionen von Bands bedienen dieses Genre und man muss irgendwie herausstechen oder zumindest sehr krass sein. EVERMORE legen daher Wert auf einen vergleichsweise harten Sound und scheuen auch nicht vor biestigeren Heavy-Metal-Facetten zurück, so zu hören im priestigen „Parvus Rex“. Aber natürlich werden auch alle musikalischen Klischees des Genres aufgefahren, dicke Orchester, Orgel, lateinische Chöre, folkige Passagen, hohe Vocals, fixe Uptempo-Basedrum-Malträtierung – und die klassischen bekannten Wendungen, aus denen Melodien in diesem Genre meist bestehen. Der Opener „Forevermore“ macht nach einem klassischen orchestralen Intro tatsächlich kaum mehr als das und senkt die Erwartungen, aber schleichend steigt die Qualität der Songs, bis man bei Track fünf, sechs und sieben dann souverän drei echt geile Tracks abliefert, bei denen man Konventionen weit genug ausdehnt, ohne sie aus dem Fenster zu werfen. Nach wie vor sind die altbekannten Wendungen präsent, aber zu diesem Zeitpunkt des Albums trauen sich EVERMORE offensichtlich mehr und fallen nur immer wieder in diese Wendungen zurück. Für einiges an guten, weniger konventionellen Melodien reicht das aber locker und man kann der Band halt auch nicht vorwerfen, dass sie Regeln ihres Genres einhält. Man könnte sie nur etwas mehr ausschöpfen.
Wo genau das passiert: In Solopart. Viele der geilsten Momente von „In Memoriam“ finden sich in den Mittelteilen, die aus verschiedenen, teils sehr unterschiedlichen Parts bestehen und oftmals einer kleinen Achterbahnfahrt gleichen. Und das ist viel wert, wenn man an die eine Minute Langeweile denkt, die so einige Bands pro Song produzieren, weil zu einem Metalsong „halt ein Solopart gehört, den wir einfach auf die Harmonien vom Chorus legen können“.
Fazit:
Genrelimitierungen sind im Power Metal häufig eher Fluch als Segen. EVERMORE dehnen einige von ihnen im positiven aus, fallen aber auch gerne mal zurück in die Standards. Das macht ihr zweites Album trotz leichter Sound-Einschränkungen aber nicht zu einem schwachen Werk. Etwas mehr Mut an Stellen, an denen man ihn bislang noch nicht hat, aber auch ganz viel „Weiter so“, und das Trio kann sich in großer Konkurrenz eine eigene Nische schaffen. Als Power Metal, der eine gänsehautig epische gute Zeit machen soll und oftmals auch mehr als das vollbringt, funktioniert ihre Musik bereits jetzt.
Anspieltipps:
„Empire Within“, „Broken Free“ und „In Memoriam“
Jannis