Band: Gallow´s Pole
Album: And Time Stood Still
Spielzeit: 42:15 min.
Stilrichtung: Hardrock/Progressive
Plattenfirma: Pure Rock Records
Veröffentlichung: 26.07.2013
Homepage: www.facebook.com/gallowspole.rockmusic
Selten war ein Albumtitel so treffend gewählt wie der von GALLOW´S POLE´s neuestem Werk „And Time Stood Still“. Die Zeit ist definitiv stehen geblieben, wenn man sich diese 8 Stücke anhört. Irgendwo zwischen Spätsiebziger Nebelschwadenproduktion und typisch abendländischem Hardrock mit progressiven Einschlägen eben dieser Zeit schweben die Österreicher sozusagen über eine knappe Dreiviertelstunde durch Höhen und Tiefen ihres siebten Longplayers.
Bereits 1977 gegründet konnten sich die Herrschaften aus der Alpenrepublik nie so richtig durchsetzen, obwohl sie mit „In Rock We Trust“ (1982) oder „We Wanna Come Home“ (1989) zwei formidable Alben vorzuweisen hatten. Aber während der 1980er sieben lange Jahre auf dem Tonträgersektor untätig zu sein ist einfach eine Todsünde. Allerdings kann man die Hintergründe nachvollziehen, denn bei den Aufnahmen zu „We Wanna Come Home“ wurde der Schlagzeuger schwer krank und so mussten die Recordings abgebrochen werden. Erst zwei Jahre später wurden diese mit neuem Personal wieder aufgenommen und es dauerte zwei weitere bis das Album endlich veröffentlicht wurde. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder lange Durststrecken und so vergingen zwischen den einzelnen Alben schon mal 10 Jahre.
Seit 2008 ist die Band aber so aktiv wie nie und bringt mit „And Time Stood Still“ bereits das vierte Album innerhalb von von fünf Jahren heraus. Die Besetzung liest sich heute wie folgt: Alois Martin Binder (vocals, guitars, bass), Harald Pikasky (guitars), Günther Steiner (keyboards) und Michael Haderer (drums).
Anfangs haben mich sowohl der verwaschene Sound der Platte als auch das gewöhnungsbedüftige Organ von Bandchef Alois Martin Binder sehr auf die Probe gestellt, aber nach einigen Durchläufen greift ein Zahnrad in das andere und die Songs funktionieren – zumindest das ein oder andere Mal.
Der siebeneinhalb-minütige Titeltrack eröffnet die Platte mit einem Intro, das ein wenig an DIO´s „Holy Diver“ erinnert und sich mit Keyboardteppichen und psychodelischen Vocals nach exakt drei Minuten in den eigentlichen Song schaukelt. Der Zwischenteil ist abermals sehr ruhig und atmosphärisch gehalten. Es ist schon erstaunlich, wie man nur mit einer Melodielinie einen derart langen Song stricken kann. Gleich darauf folgt die Hit-Single „Summer Rain“, die auch schon auf der 1992er Compilation, ebenfalls „In Rock We Trust“ betitelt, enthalten war. Neu aufgenommen hat das Stück einen etwas zeitgemäßeren Anstrich bekommen, klingt aber immer noch nach guter alter Zeit – und es ist immer noch ein Hit, der sich auch auf einem neuen Album der Keltenrocker DARE gut machen würde.
Leider können die Österreicher dieses Level nicht halten und sacken schon mit den folgenden beiden Songs „Older“ und „Here And There“ ab. Hier wiederholen sich einfach zu viele Elemente der ersten beiden Stücke ohne deren Qualität zu erreichen. Stark präsentieren sich GALLOW´S POLE allerdings bei „Rock This Town“. Ungewohnt straight und rockig und mit zweieinhalb Minuten äußerst knapp gehalten lassen sie jedes Rockerherz höher schlagen. Die Ballade „Take Me To The Heaven“ bringt ein wenig Abwechslung in die Runde bevor „I Don´t Wanna Go“ altbekanntes serviert und das letzte Stück „Holy Nights“ nur noch langweilt. Zum Schluß gibt es noch eine Radio Version von „Summer Rain“.
Der über alles erhabene Hit „Summer Rain“ sticht weit aus dem restlichen Material heraus und mit „Rock This Town“ sowie dem Titelsong hat man noch interessantes Liedgut komponiert. Der große Rest kann leider gar nicht daran anschließen und so bleibt mir leider nur eine mittlere Note zu vergeben. Sehr schade, denn die o.g. Songs sind wirklich sehr stark und sowohl der Sound der Band als auch die Stimme von Alois Martin Binder haben etwas Einzigartiges an sich. GALLOW´S POLE kann man auf jeden Fall nicht nachsagen, sich irgendwelchen Trends anzubiedern oder die x-te Kopie einer anderen Band zu sein, auch wenn sich Vergleiche mit ASIA und Kollegen das ein oder andere Mal anbieten.
WERTUNG:
Trackliste:
1.And Time Stood Still
2.Summer Rain
3.Older
4.Here And There
5.Rock This Town
6.Take Me To The Heaven
7.I Don´t Wanna Go
8.Hold Nights
9.Summer Rain (Radio Edition)
Stefan