Band: Garagedays
Album: Something Black
Spielzeit: 45:54 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Homepage: www.garagedays.at
Es gibt so gewisse Alben, die muss man einfach rezensieren. Beispielsweise dann, wenn man die Rock Garage ist und GARAGEDAYS ins Postfach flattern. GARAGEDAYS kommen aus Österreich, haben mit “Something Black” ihr nunmehr viertes Album in den Startlöchern und lassen laut Promotext “nichts unversucht, was bei den ‚Großen‘ der Szene nicht unbeachtet bleibt.” Das klingt hart nach Stil-Zusammengeklaue, ist es aber nicht, wie an dieser Stelle schonmal beruhigend klargestellt werden kann. Gut, so ganz frei von Einflüssen ist das Quartett nicht, METALLICA, MOTÖRHEAD und ACCEPT stecken auf jeden Fall mit drin (insbesondere letztere), aber welche Band könnte das von sich behaupten? Hauptsache, man macht etwas aus den Einflüssen, fügt ihnen eine eigene Note hinzu. Bevor wir genauer schauen, ob GARAGEDAYS das geschafft haben, zunächst zum Drumrum: Mit Andy LaRoque als Produzent kann sich der Sound von “Something Black” ohne Zweifel hören lassen, mit einer Dreiviertelstunde Spieldauer über zehn Songs ist die Albumlänge absolut angemessen und die Band leistet durchgängig gute Arbeit. Sänger Marco Kern hat eine schön kratzige Stimme, mit der er kontrolliert, je nach Stimmfärbung, entscheidenden Einfluss auf die Stimmung des Albums ausübt. Damit steht und fällt die Sache nur noch mit den Kompositionen.
GARAGEDAYS sind eine der Bands, die vordergründig melodisch sehr simpel arbeiten, kein Problem damit haben, ein komplettes Lied auf zwei Grundtönen aufzubauen, und in Sachen Ohrwurmqualität nicht besonders viel bieten. GARAGEDAYS sind aber auch eine der Band, die simple Melodien mit höchst unterhaltsamem Kontext versehen: mit arsch-, also wirklich arschguter Riffarbeit, mit einem guten Gespür für zündende Dynamik und Kreativität hinsichtlich der Frage, was man nun in welcher Struktur mit was kombiniert. Und all das passiert mit Fingerspitzengefühl, nicht mit dem Brechhammer. Der minimal feierliche Chorus des Titeltracks, der gerade aufgrund der nur gaaaanz dezenten Feierlichkeit den Track viel interessanter hält, als wenn man ausgeprägter melodisch agiert hätte; Das brutal runtergeschraubte “Out Of Control”, das an ROB ZOMBIE erinnert und dessen Doppelbass-Einsatz die Sache noch einmal einigermaßen gemein umdeutet; die leicht theatralischen Vocals bei “New Home”; der hypnotische Ein-Grundton-Mittelteil von “The Walking Dead”; der ein bisschen humorvoll-selbstreferenzielle Chorus von “And Again”, der aus der stetigen Wiederholung des Titels basiert – die Liste der kleinen Höhepunkte könnte problemlos noch fortgeführt werden, und sie finden umgeben von variationsreich groovenden Instrumentalparts und besagten geilen Riffs (keine Ahnung, ob das von “And Again”, das von “The Calling” oder das von “New Home” oder vielleicht noch ein anderes das beste ist. Es gibt einfach zu viele Kandidaten) statt. Mit “My Own Way” und “To My Soul” gibt es zudem noch zwei ziemlich gelungene Balladen, die nicht schmalzig und nicht wirklich standard sind, stattdessen mit schönem Songwriting und Emotionen abseits der klassischen “HAB GÄNSEHAUT, DU SAU”-Metalballaden überzeugen.
Fazit:
Manche Progressive-Metalband drischt einem über achtzig Minuten Belanglosigkeit in 7/8el-, 5/19tel- und 3,94/4er-Takt-Gewand um die Ohren und beleidigt selbige mit hochmelodiöser Seelnlosigkeit. GARAGEDAYS gehören zu denen, die das komplette Gegenteil machen: Straight, heavy und vordergründig primitiv eröffnet sich dem Hörer mit “Something Black” ein über weiteste Teile substanzvolles Heavy-Metal-Album, das die Bestandteile des Genres auseinandernimmt, mit hoher Qualität neu zusammensetzt und etwas Eigenständiges damit erschafft.
Anspieltipps:
“And Again”, “Out Of Control”, “My Own Way” und “The Calling”
WERTUNG:
Trackliste:
01. Back In Line
02. Something Black
03. And Again
04. I’ll Be There
05. Out Of Control
06. My Own Way
07. The Calling
08. To My Soul
09. New Home
10. Walking Dead
Jannis