01. From Western Shores
02. Death On Black Wings
03. Shadow And Stone
04. Exiled King
05. Nomads
06. Twisted Towers
07. Desert Winds
08. Keepers Of The Gate
Spielzeit: 48:58 min – Genre: Epic Heavy Metal – Label: Cruz Del Sur Music – VÖ: 24.03.2023 – Page: www.facebook.com/GatekeeperBand
Bei Epic Metal bin ich immer erstmal ein bisschen vorsichtig, kann dieses Genre doch wahlweise einige der schönsten, wohltuendsten Alben (DARK FOREST) oder ganz düsteren unnahbaren, schwer verdaulichen Stoff hervorbringen. GATEKEEPER machen eher die erstere, auf jeden Fall nicht die letztere Art und haben mit „From Western Shores“ ihren zweiten Longplayer nach dem 2018er Debüt „East Of Sun“ im Ärmel.
Schönes Ding, kann man nicht anders sagen. „From Western Shores“ ist primär eine Mischung aus rifflastigem Oldschool Heavy Metal mit Power-Metal-Einflüssen hinsichtlich seiner Melodie- und Harmonie-Arbeit, ohne dabei aber auch nur in die Nähe zu der kitschigeren Variante des Genres zu geraten. Und das wird dann präsentiert in einem Epic-Metal-Gewand – sehr zugänglich für Freunde melodischen Metals und sehr gut umgesetzt. Wer Sänger Tyler Anderson am Ende des ersten Songs unter „Ach, so eine Art von Sänger ist das“ abspeichert, wird im weiteren Verlauf der Platte schwer überrascht; der Mann ist perfekt für seinen Job. Der Sound stimmt, ist angemessen unpoliert, aber auch nicht rumpelig um der Authentizität Willen. Druck ist da, alles schön definiert und klar, dazu ein wunderbar trockener Gitarrensound.
Was das Songwriting angeht, ist „From Western Shores“ eher ein Sog- als ein Hitalbum. Die Songs für sich sind extrem schlüssig, ohne dabei extrem konventionell zu sein – GATEKEEPER wissen zu 100%, wie man Lieder schreibt, bei denen sich jeder Part sehr konsequent und richtig an seiner Stelle anfühlt. Was aber nicht bedeutet, dass jeder Song ein Instant-Hit ist, denn schlüssig ist nicht gleich unkonventionell besonders.
Es macht Sinn, „From Western Shores“ als Ganzes zu hören. Dann entfaltet die Platte ein wesentlich stärkeres Gefühl für ihre Qualitäten, als beim Hoffen auf die Hit-Single. Was aber nicht bedeutet, dass die Songs einzeln betrachtet langweilig wären.
Höhepunkt ist für mich „Shadow And Stone“, das vom auf coole Weise folkigen Anfang über seine hymnischen, hart runtergebrochen langsamen und fixen Uptempo-Momente einfach alles richtig macht. Auch der würdige Endtrack „Keepers Of The Gate“ erfüllt nicht nur seinen Zweck als solcher (und das kriegen so manche Bands auch schon nicht hin), sondern liefert souverän alles, weswegen man diese Art von Epic Heavy Metal mögen kann – inklusive dem kurzen Ausflug in sympathisches Klischee-Vokabular, den Epic-Metal-aaah-Männerchören, einem massiv livetauglichen Ende und einer schönen Mischung aus Feierlichkeit und ordentlichem Uptempo, alles in schön geschrieben. Und „Nomads“ ist der Song, der das oben beschriebene Songwriting perfekt demonstriert. Sind seine einzelnen Parts besonders außergewöhnlich? Nein. Ist das Ding dennoch irgendwie eines, zu dem man sehr gerne zurückkommen möchte? Absolut!
Fazit:
Vieles, was sich als besonders gibt, besteht doch hauptsächlich aus Fassade. Bei „From Western Shores“ ist es genau andersherum. Klassischer guter Sound, top gespielt und ein großes Ganzes, das wesentlich mehr ist, als die Summe seiner Teile. Für alle, die ihren Metal gerne unmodern, melodieorientiert und gleichzeitig kompatibel und un-Fast-Foodig mögen.
Anspieltipps:
„Shadow And Stone“, „Keepers Of The Gate“, „Nomads“ und „From Western Shores“
Jannis