Band: Gin Lady
Album: Call The Nation
Spielzeit: 35:43 min.
Stilrichtung: Rock´n Roll
Plattenfirma: Bilocation Records
Veröffentlichung: 12.02.2016
Homepage: www.ginlady.com
Wirft man einen Blick auf das Cover Artwork dieser Platte, spaltet sich die Hörerschaft sicher in zwei Lager. Die einen, die beim Anblick eines solch altmodischen Apparats gleich an bessere Zeiten denken und die anderen, die vielleicht gar nicht mehr so genau mitgekriegt haben, dass Telefone früher mal ein Kabel hatten. Und was ist das für eine komische Scheibe in der Mitte? Aber egal, welche Altersklasse ein potentiell Interessierter hat, für Rockmusik der Siebziger muss er sich auf jeden Fall begeistern können. Denn GIN LADY gibt es zwar erst seit 2011, aber ihre Musik ist eine homogene Mischung aus den ROLLING STONES, HUMBLE PIE, den FACES und URIAH HEEP. Wenn man in der Zeitlinie etwas weiter nach rechts rückt, zeigt das neue Werk „Call The Nation“ durchaus auch Parallelen zu den BLACK CROWES auf.
Das Retro-Artwork ist also nicht nur ein optisches Gimmick, die Siebziger sind im gesamten Kosmos der Schweden Programm. Bereits 2012 veröffentlichte der Fünfer sein selbstbetiteltes Debüt, ein Jahr später die zweite Werkschau „Mother´s Ruin“, die gleich auf zwei Silberscheiben daherkam. Für ihr Drittwerk „Call The Nation“ haben sich Magnus Kärnebro (vocals), Joakim Karlsson (guitars), Anthon Johansson (bass) und Fredrik Normark (drums) nicht nur länger Zeit gelassen, gerade mal acht Stücke mit einer Laufzeit von zirka 35 Minuten befinden sich auf „Call The Nation“. Scheinbar haben die Schweden die Essenz ihrer Musik herausgepresst.
Schon beim Opener „I Can´t Change“ schüttelt die zum Quartett geschrumpfte Combo locker die Coolness der ROLLING STONES aus dem Ärmel. Könnten die alten Herren heute noch so unbekümmert und jugendlich klingen? Vielleicht werden wir es noch dieses Jahr herausfinden, wenn Mick Jagger und seine „Jungs“ ein neues Album auf den Markt werfen. Bis dahin erfreuen wir uns aber mindestens genau so am coolen Riffing dieser vier Schweden. Weitaus funkiger gehen GIN LADY beim Titeltrack zu Werke, nur um mit „Heavy Burden“ ein Stück einzuspielen, das in einen modernen Western passen würde.
Die Partynummer „Mexico Avenue“ ist nur eine Momentaufnahme, denn mit dem weitaus nachdenklicheren „Ain´t No Use“ schlagen GIN LADY schon wieder einen anderen Weg ein. Im weiteren Verlauf konzentrieren sich die Schweden dann aber auf bedächtig rockende Stücke („Down Memory Lane“ oder „I´m Coming Home“), unterbrochen von der tollen Ballade „Country Landslide“.
Sind GIN LADY nur eine weitere Retroband oder haben sie etwas Besonderes zu bieten? Eines ist auf jeden Fall sicher: sie können tolle Songs schreiben, die eine authentische Atmosphäre haben und nicht nur am Tropf der Vorbilder hängen. Natürlich wird es im Retro-Rock-Sektor nichts atemberaubend Neues mehr geben, und so machen GIN LADY mit „Call The Nation“ ganz einfach das, was sie am Besten können. Das machen sie aber mit großem Talent und mit viel Abwechslung.
WERTUNG:
Trackliste:
1. I Can´t Change
2. Call The Nation
3. Heavy Burden
4. Mexico Avenue
5. Ain´t No Use
6. Down Memory Lane
7. Country Landslide
8. I´m Coming Home
Stefan