Nachdem ich schon bei den letzten Alben mit Gitarrist und Mastermind Jens Basten Vorlieb nehmen durfte und ihm ein paar Fragen gestellt habe, gibt es nun in guter alter Tradition erneut ein kleines Interview zum neuen Album "End of the Night".
J.P: Hallo Jens, vielen Dank das du mir erneut ein paar Fragen zu eurem neuen Album und zur Zukunft von GLORYFUL selbst beantwortest. Wir hatten ja nun schon bei euren beiden letzten Alben das Vergnügen zusammen. Blick doch vielleicht mal kurz auf die letzten beiden Alben zurück. Wie zufrieden seid ihr mit denen rückblickend und wie haben sich die Scheiben voneinander unterschieden?
J.B: Hi, Julian! Sehr gerne. Unser Debut Album „The Warrior´s Code“ kann man erstmal als eine längst überfällige Homage am Metal von uns als Musiker generell ansehen. Speziell Johnny und ich hatten vor GLORYFUL in vielen Bands gespielt, die alles waren, aber niemals reiner Heavy Metal, haha. So kam das ganze GLORYFUL Ding auch eigentlich erst zustande: Wir fühlten uns schuldig, dem wahren Metal seit 20 Jahren bisher keinen Tribut gezollt zu haben. Dieses erste Album war also auch etwas mehr an Maiden und Priest als am Power Metal orientiert. Ich höre es nur noch selten aber spiele die Songs noch sehr gerne live. Auf dem zweiten Album „Ocean Blade“ entwickelten wir dann weiter unseren eigenen Stil, es ging aber etwas mehr in die epische Richtung mit mehr Double Bass und hymnischer angelegten Chorus-Lines wie bei „Cradle Of Heroes“. Zufrieden sind wir auf jeden Fall, die Alben sind (vor allem auch live) sehr gut angekommen und lassen sich super mit den neuen Stücken von „End Of The Night“ kombinieren.
J.P: Mit dem neuen Album „End Of The Night“ spinnt ihr die bisherige Geschichte über die Göttin Sedna und Captain McGuerkin weiter. Magst du uns darüber einen kurzen Abriss geben, ich finde die nämlich total spannend und habe jetzt nicht so viel darüber gefunden : )
J.B: Diese Story basiert im Kern auf der Sedna-Sage, welche in der Inuit-Mythologie angesiedelt ist. Hier mal ein Auszug aus der Story laut Wikipedia: Sedna wurde in der traditionellen Religion der Inuit als „Alte der Meere“, „Königin der Tiefe und der Stürme“ und „Mutter aller Meeresgeschöpfe“ verehrt. Sedna bestimmte darüber, welche und wie viele Meerestiere gefangen und gegessen werden durften. Verstießen die Menschen gegen ihr Gebot, dann schickte sie einen Sturm oder zog den Jäger und seine Familie in die Tiefe. Ihr Haus befand sich am Meeresgrund. Dort wohnte sie in Gemeinschaft mit Fischen und anderen Seetieren, aber auch mit den Seevögeln. Bewacht wurde ihr Heim von Seehunden, die jeden bissen, der unbefugt eintrat. Die Mythen berichten, dass Sedna ein wunderschönes, aber eitles Mädchen war, das alle Bewerber abwies. Schließlich gab Sednas Vater sie gegen ihren Willen einem Jäger zur Frau, obwohl dieser sein Gesicht verhüllt trug. Als der Ehemann Sedna mit dem Kajak in sein Zuhause gebracht hatte, stellte sich heraus, dass er ein Rabe war und ihr Heim harte Klippen sein sollten. Sie weinte und schrie in den Wind, bis ihr Vater es hörte, ein schlechtes Gewissen bekam und sie zurückholte. Auf dem Rückweg wurde das Kajak von Sednas Ehemann angegriffen, der mit seinen Flügelschlägen heftige Seestürme verursachte. Sednas Vater bekam Angst und warf seine Tochter über Bord. Sedna versuchte sich am Kajak festzuklammern, aber der Vater schlug ihr mit dem Paddel auf die gefrorenen Finger und die Hände, bis sie zersprangen und im Ozean versanken. Sednas Finger verwandelten sich durch den Zauber des Raben in Robben und ihre Hände in Wale und andere Meeressäugetiere. Sedna versank schließlich selbst in der See und sitzt noch heute dort auf dem Meeresgrund. Ihr Zorn auf die Menschen peitscht das Meer von Zeit zu Zeit in gewaltigen Stürmen und Wellen auf. Im Groll über den Verrat wurde sie zu einer mächtigen, zornigen Göttin.
Johnny nahm also diese Thematik auf und entwarf mit Cpt. Mc Guerkin einen Wiedersacher Sednas, einen Kapitän, der es sich zum Ziele gesetzt hatte das Sedna-Monster zur Strecke zu bringen. Die Story auf „Ocean Blade“ hat daher auch durchaus etwas von der Moby Dick Geschichte. Mc Guerkin stirbt am Ende der „Ocean Blade“-Reise, als die „Ocean Blade“ im finalen Battle mit Sedna sinkt. Auf „End Of The Night“ kehrt er jedoch schließlich durch die Kraft des Raben aus dem Totenreich zurück und formiert ein neues Heer um seinen Tod zu rächen.
J.P: Apropos Geschichte, geht die Konzeptstory jetzt endlos weiter oder schließt ihr das Thema irgendwann einmal ab? Könnte man sich bei euch auch mal ein Album mit Texten zu aktuellen Themen vorstellen oder ist das einfach nicht euer Stil?
J.B: Ich denke in dem Thema steckt noch genügend Potenzial für weitere Alben. Letztendlich ist es aber Johnny, der die Lyrics verfasst. Ich denke nicht, dass wir eines Tages triviale Alltagsthemen oder politisch/-sozialkritischen Kram machen werden. Ich finde das passt auch überhaupt gar nicht zur Musik. Das überlassen wir gerne der Hardcore- und Punk Fraktion – die können das echt besser.
J.P: Von wann bis wann ist denn das Album genau entstanden? Wie lief denn der Aufnahmeprozess so ab? Habt ihr klassisch alle zusammen im Studio aufgenommen oder nutzt ihr da viel die neuen digitalen Medien?
J.B: Unsere Art zu produzieren ist vielleicht etwas ungewöhnlich, hat sich für uns aber bewährt. Wir zäumen gewissermaßen das Pferd von hinten auf. Es fängt damit an, dass Johnny und ich unsere Ideen bei mir zu Hause vor Rechner mit ner Kanne Bier zusammentragen und zu Demoversionen mit Cubase ausarbeiten. Wenn wir dann so ca. 15 Songs zusammen haben, machen wir eine Auswahl der besten ca. 10 und geben diesen nochmals den finalen Schliff und ändern meist noch ein paar Parts und Akkorde ab, damit es richtig kracht und Spaß macht. Dann gehen wir mit dem Demo als Backingtrack in ein Studio und nehmen die kompletten Vocals professionell auf. Danach spielen Adrian und ich die Gitarren bei mir am Rechner in Cubase auf die programmierten Drumspuren ein und es folgt dann der Bass. Zuletzt spielt Hartmut dann zu den vorhandenen Instrumentenspuren das Schlagzeug ein. Die Spuren werden dann alle zum Abmischen an das Studio (in diesem Falle Studio Greywolf) geschickt und dort gemischt und gemastert. Fertig ist die Produktion! Die Gesangsaufnahmen fanden schon im Frühjahr 2015 statt, während der Rest der Spuren innerhalb eines recht engen Zeitraums im Spätsommer 2015 recorded wurden.
J.P: Für Mix und Mastering konntet ihr ja wieder Charles Greywolf gewinnen. Wie ist denn das Arbeiten mit ihm denn so? Ich denke ihr könnt viel auch von ihm und seiner Erfahrung profitieren oder?
J.B: Klar. Greywolf ist ausgesprochen professionell und routiniert, und kommt so schnell auch zu sehr guten Ergebnissen. Persönlich ist er wirklich freundlich und „Down To Earth“. Da er auch nicht gerade „um die Ecke“ von uns wohnt, waren wir im Mixprozess allerdings nicht physisch vor Ort und mussten alles telefonisch besprechen, was nicht gerade einfach ist, bei der Masse an Informationen, die da fließen. Zumal ich während des gesamten Mix-Prozesses auf Malle im Urlaub war, haha. War echt auf der Terasse abends nach einem Strandtag die ersten abgemischten Tracks auf dem Kopfhörer zu checken. „For Victory“ war die erste Nummer beim letzten Album, die für den Grundsound gemischt wurde. Das Ergebnis kann sich auch echt hören lassen. Wir sind happy damit. Es ist insgesamt etwas rauer und klassischer gehalten als die Vorgänger-Alben.
J.P: Gehen wir mal auf ein paar Songs von „End Of The Night“ ein. Für mich sind “The Glorriors”, “For Victory”, „End of the Night“ und “Rise Of The Sacred Star” die hervorstechenden Songs. Willst du uns über diese ein bisschen was erzählen? Hast du eigentlich auch irgendwelche Favoriten auf dem Album?
J.B: Das sind mitunter auch die Songs mit den eingängigsten Chorusparts, die sicherlich auch unseren Stil mit definieren. Es kamen hierbei auch weitere Sänger(innen) aus unserem Umfeld zusammen und nahmen mit Johnny die Backings als Chor auf (Einigen bekannt sein dürfte der Schally von IGNITION). „The Glorriors“ kann man als unsere neue Bandhymne betrachten. Der Song ist ganz bescheiden einfach mal uns gewidmet und macht tierisch Spass. „For Victory“ ist von der Art her gewissermaßen ähnlich. Eher atmosphärisch und schleppend, aber voller Spannung, die in einen melodischen Chorus mündet. „Rise Of The Sacred Star“ hat viel mehr Grundspeed und hat in der Strophe das schnellste Gitarrenriff, das wir je eingebaut haben. Bin mal gespannt wie wir das live hinbekommen werden, haha. Mein persönlicher Favorit ist momentan „Hail To The King“, für den gerade auch das nächste Musik Video produziert wird. Das ist eine krasse Nummer, die voll aufs Maul geht und der härteste GF-Track „To Date“ ist.
J.P: „End Of The Night“ steht ja in guter Tradition zu „Black Legacy“ von eurem letzten Album. Gehört dass bei euch mittlerweile zur Tradition so eine, ich nenne es jetzt mal Halbballade mit Akustikgitarren und Lagerfeuerromantik ala BLIND GUARDIAN zu machen?
J.B: Tradition ist beim dritten Album vielleicht etwas hoch gegriffen, aber Johnny hat da wie von selbst irgendwie immer solche Song-Ideen mit Akustikgitarre in Petto. Es liegt ihm einfach, solche Lagerfeuer-Balladen zu schreiben und sie funktionieren halt. Ich denke, er wird auch immer wieder als „Barde“ in Erscheinung treten ;).
J.P: Bei unserem letzten Interview hatten wir ja über eure „richtige“ Homepage gesprochen. Dazu mal so die Frage, weil ihr ja quasi auch wieder den „normalen Weg“ im Inet beschritten seid, ist Facebook so ein bisschen vielleicht auf dem absteigenden Ast, was man ab und ja immer so hört?
J.B: So allgemeine Äußerungen für ein so großes Netzwerk wie Facebook sollte man – denke ich – mit Vorsicht genießen. Es ist sicherlich als Musikpromotionstool nach wie vor sehr wichtig. Als Band sollte man aber eben auch eine eigene Homepage haben, auf der sich Fans jederzeit umfassend über eine Band informieren können, ohne durch hunderte von Beiträgen in der Chronik scrollen zu müssen und vor allem, OHNE vorherige Preisgabe seiner pers. Informationen / Registrierung etc.
J.P: Mit Massacre Records habt ihr ein Label was gut zu eurer Mucke passt und ihr habt darauf jetzt drei Alben veröffentlicht. Wie schaut es denn aus mit der weiteren Zusammenarbeit? Sind noch mehr Alben dort geplant oder lief der Vertrag nur über drei Alben?
J.B: Genau, das hat sehr gut gepasst und es war auch echt alles zu unserer Zufriedenheit. Ich denke auch für Massacre Records war es eine gute Zusammenarbeit. Über eine weitere Zusammenarbeit mit Massacre ist bisher noch nicht gesprochen worden, da sich aktuell alle Energie auf das bevorstehende Release konzentriert. Wie es weitergeht ist also zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar, aber wir wollen definitiv auch weiterhin gute Alben schreiben und veröffentlichen und vor allem Live performen.
J.P: Jens wie geht es denn jetzt genau bei GLORYFUL weiter? Ist eine Tour in Planung? Bislang war ihr ja live glaube ich nicht so präsent oder, zumindestens habe ich euch nicht so wahrgenommen : )
J.B: Doch doch, wir haben vor allem in den Jahren 2013-2015 viele Konzerte gespielt und waren 2014 und 2015 auf zahlreichen größeren Festivals vertreten, u. a. Out And Loud, Metalfest Loreley, Dong Open Air. Im Herbst 2015 haben wir zwei Minitouren in Rumänien und Italien absolviert und haben im Dezember letzten Jahres noch auf dem Ruhrpott-Metal-Meeting in Oberhausen und waren auf dem Christmas-Metal-Bash in Geiselwind (u. a. mit Hammerfall und Accept) vertreten. Auch dieses Jahr haben wir schon einige Festivals absolviert, u.a. das Metaldays in Slowenien und es stehen auch noch einige Gigs an. Eine Tour im Frühjahr 2016 ist in vager Planung und wäre ein wichtiger, großer Schritt für die Band. Wir sind seit diesem Jahr bei Continental Concerts unter Vertrag und sind sicher, dass da auch was Gutes in Sachen Tour für uns bei rumkommt.
J.P: Vielen Dank Jens für deine Zeit und die interessanten Antworten im Zuge dieses Interview! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft, die letzten Worte gehören natürlich dir.
J.B: Sehr gerne und auch gerne immer wieder, Julian. Danke für das Interesse an unserer Musik und für den guten Support!
Leute, checkt unser neues Album „End Of The Night“ an, wenn ihr auf puren Metal steht. Ihr werdet bedient. Das verspreche ich und dafür stehe ich mit meinem Namen!
Julian