Band: Gus G.
Album: Fearless
Spielzeit: 43:41 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 20.04.2018
Homepage: www.gusgofficial.com
GUS G., alias Konstantinos Karamitroudis (Man fragt sich, warum der Mann wohl einen Künstlernamen nutzt), ist Gitarrist bei FIREWIND. Des weiteren war er unter anderem schon auf Platten von OZZY OSBOURNE, MYSTIC PROPHECY, ARCH ENEMY, KAMELOT, DREAM EVIL, DRAGONLAND, ROTTING CHRIST, DEW-SCENTED, IN THIS MOMENT, HEVISAURUS, DORO und JORN zu hören, war vermutlich zeitweise Drummer bei SPINAL TAP und wohnt gegebenenfalls in einer Ananas ganz tief im Meer.
Wie das so ist, wenn man als Berufsgitarrist dermaßen auf Achse ist, hat auch GUS irgendwann den Drang verspürt, Soloalben zu produzieren. “Fearless” ist bereits sein drittes, hat Will Hunt an den Drums und Dennis Ward am Mic und Bass a Start – und es kann sich durchaus hören lassen. Der Sound der Scheibe ist recht klinisch hart, dabei sauber und definiert, und erinnert an den der letzten FIREWIND-Alben. Allgemein ist das ganze Ding sehr modern gehalten, leistet sich ein paar technische Spielereien hinsichtlich der Produktion und der eher hintergründig agierenden Synths und verpasst Dennis‘ Stimme eine leicht OZZYge Produktion. Kein Wunder, fühlt man sich während des Hörens von “Fearless” doch gerne mal an neuere Alben des Fürsten erinnert, nicht zuletzt an “Scream”, an dem GUS nicht nur mitwirkte, sondern aus dem er auch hörbare Einflüsse mitnahm.
Die Songs auf “Fearless” kann man vielleicht und schlechten Gewissens ein wenig mit den Soloaktionen von SLASH vergleichen, nur eben metallischer und ohne Features. Das Talent der Truppe ist jederzeit offensichtlich, ohne dass man es dem Hörer zwanghaft ins Gesicht reibt. Im Gegenteil, die zehn (mit Bonussongs zwölf) Tracks sind recht straight und schnörkellos gehalten und ufern normal nur in den Mittelteilen aus – und wenn GUS auf den Endrefrain soliert, was er gerne tut.
Insgesamt ist “Fearless” gut vielseitig. Es gibt Instrumentals (“Fearless” und “Thrill Of The Chase”), die gleichermaßen auf dissonantes Gefrickel und melodieorientierte Parts setzen, ein geiles DIRE-STRAITS-Cover (“Money For Nothing”), das alles andere als ein lauwarmer AufGUS des Originals ist, und mit “Last Of My Kind” (ziemlich fett, würde auf seltsame Weise von EPICA gecovert ziemlich gut klingen) und “Nothing To Say” (poppig, beeeiiiinahe radiotauglich) auch zwei ruhigere Tracks.
Und natürlich ordentlich härteres und/oder böseres Material, wie “Mr. Manson”, dessen OZZY-Inspiriertheit wohl unbestreitbar ist, das kurze und kurzweilige “Chances” mit seiner absolut geilen Strophe und “Big City”, das wohl am ehesten als Cabriomusik für coole Leute in LA beschreibbar wäre.
Ankreiden kann man dem Album letztendlich nur, dass es etwas unbeseelt klingt. Die Tracks sind geil, ohne Frage, eingängig ebenso, doch auf emotionaler Ebene lassen sie eher kalt. Man mag “Fearless”, wie so viele Alben von Sologitarristen, als Portfolioalbum bezeichnen – als Skilldemonstration, bei der das Gesamtpaket stimmt, die aber, wie erwähnt, besser laut im Auto mit heruntergedrehten Fensterscheiben als über Kopfhörer abends am Kaminfeuer funktioniert.
Anspieltipps:
“Chances”, “Money For Nothing”, “Big City” und “Thrill Of The Chase”
Klingt das vernichtend? Soll es nicht sein. “Fearless” ist zwar etwas zu berechnend konzipiert, folgt durchgängig dem Lehrbuch und mag seine Hörer emotional nicht besonders mitreißen, doch ein gutes Album, hochprofessionell eingespielt, konzipiert und produziert, ist es allemal. Und Spaß macht es auch. Rein in den CD-Player, aufdrehen und warten. Mit zwanzigprozentiger Wahrscheinlichkeit klingelt nach fünf Minuten der Nachbar mit schlechter Laune – mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit mit einem Sixpack.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Letting Go
02. Mr Manson
03. Don’t Tread On Me
04. Fearless
05. Nothing To Say
06. Money For Nothing
07. Chances
08. Thrill Of The Chase
09. Big City
10. Last Of My Kind
11. Little Ain’t Enough (Bonus Track)
12. Aftermath (Bonus Track)
Jannis