Band: Hardline
Album: Danger Zone
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 18.05..2012
Homepage: www.frontiers.it
Manchmal gibt es Unterfangen, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt sind. So z.B. der Versuch, an das Debüt der Amis HARDLINE heranzureichen oder es gar zu toppen. Zu gewaltig ist dieses Manifest melodischen Hardrocks von 1992, das die Gioeli-Brüder samt JOURNEY Saitenhexer Neil Schon (auch Ex-BAD ENGLISH), Dean Castronovo (ebenfalls BAD ENGLISH) und Bassist Todd Jensen erschaffen haben. Nicht nur, dass Johnny Gioeli, der seit 1998 regelmäßig sein Organ bei AXEL RUDI PELL zum Einsatz bringt, einer meiner Top 5 Lieblingssänger ist, auch „Double Eclipse“ zählt mindestens zu meinen Alltime Top 5 Alben. Als 2002 die Wiederauferstehung in Form des Albums „II“ zelebriert wurde, konnte nicht nur die bis auf Gioeli ausgewechselte Mannschaft nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Zeiten einfach geändert hatten. Schlecht war auch dieser Rundling nicht – das gilt auch für das 2009er Werk „Leaving The End Open“ – aber die Genialität des Debüts wird man wohl nicht mehr erreichen.
Eigentlich hatte nicht nur ich gedacht, dass damit das Kaptiel HARDLINE damit ad acta gelegt werden würde, aber Frontiers Präsident Serafino Perugino hat Herrn Gioeli davon überzeugen können, ein weiteres Album unter dem HARDLINE Banner zu veröffentlichen. Wieder einmal sind die übrigen Musiker nur Statisten, außer Keyboarder und Songwriter Alessandro Del Vecchio, der für diese 12 neuen Stücke kompositorische Verantwortung übernimmt. Und das, obwohl mit Thorsten Koehne (g., EDEN´S CURSE), Anna Portalupi (b., MITCH MALLOY) und Francesco Jovino (d., U.D.O.) tolle Musiker am Start sind.
Ich lese mir ja immer zuerst den Promotext durch, um die Zeilen auf mich wirken zu lassen und danach die Musik für sich sprechen zu lassen. Oft steht dort ziemlich viel Müll und mit Superlativen wird bei praktisch keiner Band gegeizt (wenn doch, sind wahrscheinlich nicht mal die Promo-Mitarbeiter von der Qualität der Band überzeugt), aber im diesem Falle kann ich nichts finden, das nicht der Wahrheit entspricht.
Jetzt aber endlich zur Musik auf „Danger Zone“, zuvor aber noch eine kurze Bemerkung über den Sänger dieser Band: hat dieser Mann schon einmal in seinem Leben eine schlechte Leistung gebracht? Hat er schon einmal einen Song nicht zu einem Highlight gemacht? Johnny Gioeli hat eine der eindringlichsten, einzigartigsten und tollsten Rockstimmen auf diesem Planeten, und es gibt wirklich jede Menge gute Vokalisten. Damit dürfte klar sein, wie hoch die Erwartungen an Alessandro Del Vecchio waren, was seine Songs angeht.
Aber schon der Opener „Fever Dreams“ macht unmissverständlich klar, dass es in die absolut richtige Richtung geht. Das ist HARDLINE, wie es jeder Fan der ersten Stunde hören möchte. Das zieht sich praktisch durch die komplette Platte wie ein roter Faden. Songs wie „10000 Reasons“, „Stay“, „What I´d Like“ oder der Titeltrack knüpfen endlich an das Debüt an und lassen HARDLINE noch einmal richtig aufleben. Wenngleich auch der Sound nicht so kraftvoll ausgefallen ist wie auf dem Debüt, was ich etwas schade finde. Das letzte Drittel der Songs kann nicht mehr mit dem typischen HARDLINE-Charme spielen, und man merkt ihnen etwas an, dass es Fremdkompositionen sind, aber wir schreiben nun nicht mehr das Jahr 1992, und aus der Band HARDLINE ist ein Projekt geworden.
Man muss Mr. Del Vecchio echt ein Kompliment machen, denn einige seiner Songs sind wirklich sehr gut geraten und praktisch jede Band würde sich die Finger ablecken, ein paar von diesen Stücken im eigenen Repertoire zu haben. Aber dieser ewige Projekt-Charakter macht tief in meinem Herzen einiges zunichte. „Danger Zone“ ist zumindest in der ersten Hälfte ein tolles Album, aber mit dem 1992er Debüt „Double Eclipse“ kann es sich einmal mehr nicht messen. Trotzdem ist es das vermeintlich beste Werk seit 20 Jahren. Für alle, die das Hammerdebüt geliebt haben, werden „Danger Zone“ mögen (nicht andersherum :-))
Wir haben es hier mit einer Platte zu tun, die einen hin und her schwanken lässt: auf der einen Seite haben wir einige superbe Songs (die nun mal in Auftragsarbeit entstanden sind), auf der anderen Seite sind HARDLINE tot, darüber können auch die teilweise tollen Momente nicht hinwegtäuschen.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Fever Dreams
2. 10000 Reasons
3. Danger Zone
4. What I´d Like
5. Stronger Than Me
6. Never Too Late For Love
7. Stay
8. I Don´t Wanna Break Away
9. Look At You Now
10. Please Have Faith In Me
11. Show Me Your Love
12. The Only One
Stefan