Band: Horisont
Album: Odyssey
Spielzeit: 62:25 min.
Stilrichtung: Classic Rock
Plattenfirma: Rise Above Records
Veröffentlichung: 18.09.2015
Homepage: www.horisontmusic.com
Einfach ist sie nicht, die Musik von HORISONT. So viel steht fest! Aber wer auch ernsthaft damit gerechnet? Immerhin zählen DEEP PURPLE, BLUE OYSTER CULT oder JETHRO TULL zu den großen Einflüssen der Schweden. Deren Werke waren zwar schlussendlich zwar massenkompatibel, der Durchschnittshörer hatte aber auch schon seinerzeit so seine Probleme mit den ausufernden Instrumentalpassagen und opulenten Kompositionen, die nicht selten derart überlang geraten sind, dass ein Radioeinsatz nur schwer möglich war. Genau das greifen HORISONT seit ihrer Gründung im Jahre 2006 auf und setzen mit ihrem vierten Werk „Odyssey“ ein Ausrufezeichen hinter ihre ohnehin schon beeindruckende Karriere. Zwar wird das Quartett eher im Untergrund verehrt als in den Chartlisten notiert, das könnte sich mit „Odyssey“ aber ändern.
Aufgenommen im Studio Kust in Götheborg unter der Regie von Henrik Magnusson haben Sänger Axel Söderberg, Gitarrist Charlie Van Loo, Bassist Magnus Delborg, Schlagzeuger Pontus Jordan und Neuzugang Tom Sutton (Ex-Gitarrist von CHURCH OF MISERY) vieles live eingespielt. Das ist bei der Komplexität von Songs wie dem 10-minütigen Titeltrack, der das Album eröffnet, durchaus bemerkenswert. Überhaupt ist dieser Opener ein Highlight, nicht nur in der Disco von HORISONT. Wo andere Bands mit Schmackes loslegen, legen die Schweden den Grundstein für die Geschichte, die sie auf der neuen Platte erzählen wollen. Irgendwo zwischen alten Hippie-Sounds und progressivem Siebziger-Rock machen die fünf ein gehöriges Fass auf.
Gleich danach folgt mit „Break The Limit“ jene Single, die schon seit November letzten Jahres für Furore sorgt. Ist das Cover dieser Single als grobschlächtiges Wikingermotiv angesetzt, ist der dazugehörige Videoclip (HIER) eine Hommage an die guten alten Videozeiten der Achtziger. Ob man das nun stimmig findet oder nicht – der Song ist eine Wucht. Mit seinen THIN LIZZY-Gedächtnisleads und der explosiven Stimmung genau die richtige Antwort auf den eher gediegenen Eröffnungstrack. Nicht weniger grandios geht es weiter: Stücke wie der Rocker „Blind Leder Blind“, das mitreißende „Bad News“, das schleppende „The Night Stalker“ oder das gefühlvolle „Beyond The Sun“ sind erstklassig – wenngleich auch nicht einzigartig. Wem das noch nicht genügt, der sollte sich den locker-flockigen Rock´n Roller „Red Light“ oder das harte „Städer Brinner“ anhören.
Bei HORISONT ist alles retro – angefangen vom Konzertflyer (übrigens sind die Jungs mit ihren Landsleuten KADAVAR im November und Dezember auf großer Fahrt durch Europa) über Cover-Artworks, die Homepage (die ganz im Stile alter Science-Fiction Comics steht) über das Outfit der Musiker bis hin zu Aufnahmeprozessen und natürlich der Musik selbst. Was aber noch viel wichtiger ist, der Fünfer macht das mit einer solchen Hingabe, dass man sich ernsthaft gut und gerne mal 50 Jahre zurückversetzt fühlt. „Odyssey“ ist ein grandioses, breitbeiniges Tondokument, das zeigt, wie aufregend Classic Rock auch ein halbes Jahrhundert nach den Hochzeiten derartiger Sounds klingen kann.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Odyssey
2. Break The Limit
3. Blind Leder Blind
4. Bad News
5. Light My Way
6. The Night Stalker
7. Flying
8. Back On The Streets
9. Beyond The Sun
10. Red Light
11. Städer Brinner
12. Timmama
Stefan