Band: House Of Lords
Album: New World – New Eyes
Spielzeit: 48:14 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music srl.
Veröffentlichung: 12.06.2020
Homepage: www.houseoflordsband.com
HOUSE OF LORDS’ Geschichte überdauert inzwischen auch schon über dreißig Jahre, eine Zeit, in der man nicht nur viel erlebt hat, sich trennte und wieder zusammenkam, einige Hits hatte, sondern auch letztendlich die Band bis auf Gründer-Sänger James Christian komplett ersetzte. Jut, warum auch nicht, folgte dieser Umsortierung doch eine Phase, in der man so produktiv wie nie zuvor sieben, inzwischen acht, Alben herausbrachte,
Als nicht so ganz expliziter Melodic-Rock/AOR-Fan (ja, ich hab die Rezension aus Versehen übernommen) habe ich natürlich immer ein bisschen die Sorge, dass gerade nach so vielen Alben in verhältnismäßig kurzer Zeit vielleicht einfach komplett auf Standard-Melodien, -Themen und -Arrangements gesetzt wird – auf genug Platten aus dem Genre kann ich die einzelnen Tracks selbst nach wiederholtem Hören nicht auseinanderhalten. Aber wie ist das nun mit “New World – New Eyes”?
Nun, bei weitem nicht so subjektiv schlimm wie erwartet. Zuerst einmal ist die Produktion einwandfrei, die Synths nicht inflationär und ein bisschen abwechslungsreich und James’ Stimme nahezu perfekt für das Genre. Und dann gibt es da noch elf Tracks, die doch zumindest teilweise recht individuell ausfallen. Natürlich, einmal muss DIE AOR/Melodic-Rock-Akkordfolge auftreten (der Chorus von “One More”, Ihr werdet wissen, was ich meine) und sie taucht auch noch einmal auf, nur mit den letzten beiden Akkorden vertauscht (der Chorus von “The Both Of Us”, Ihr werdet wissen, was ich meine), und es geht abwechselnd um Liebe und Bumsen und manchmal auch beides. Aber es gibt auch “Changes”, das mit stampfendem Ohrwurmchorus und E-Drums daherkommt, es gibt den Titeltrack, eine Mischung aus Southern Rock und “Kashmir”, es gibt “Chemical Rush”, als trocken-souveräner Hard-Rock mit ansprechendem Synth im coolen Chorus ebenfalls ein Favorit. Und ebenso wenig vom Plattenteller zu stoßen sind “$5 Bucks Of Gasoline”, mit Top-Riff im Refrain und schöner Kombination aus Gestampfe und Synthpads, und das gut gelaunte “The Chase” mit schmissigen Trompeten und Cowbell-Einsatz.
Der Rest der Tracks fällt konventioneller aus, mal balladiger, mal melancholischer, mal unbedarft klassisch fröhlich, ist mir ein bisschen zu standard, aber wohl auch, weil mir das Genre nicht unbedingt aufgrund seiner Merkmale gefällt, sondern mich eher dann überzeugt, wenn seine Grenzen ein wenig überwunden werden, sei es in Sachen Instrumentierung oder Songwriting.
Fazit:
Kein Fan von AOR/Melodic Rock, der ein Album kauft, wenn es die genretypischen Erwartungen erfüllt und dabei gut klingt, sollte von „New World – New Eyes“ enttäuscht werden. Und auch für die Fraktion, die sich eine gewisse frische Komponente, einen gewissen Willen der Band zur Erweiterung bzw. kreativen Ausreizung der eigenen Genre-Regeln wünscht, sollte sich doch mit Sicherheit auch mindestens die Hälfte der Tracks als hörenswert erweisen.
Anspieltipps:
„New World – New Eyes“, „Changes (What’s It Gonna Take)“, „Chemical Rush“ und „$5 Bucks Of Gasoline“
WERTUNG:
Trackliste:
01. New World New Eyes
02. Changes (What’s It Gonna Take)
03. One More
04. Perfectly (Just You And I)
05. The Both Of Us
06. Chemical Rush
07. We’re All That We Got
08. Better Off Broken
09. $5 Bucks Of Gasoline
10. The Chase
11. The Summit
Jannis