Band: Impellitteri
Album: The Nature Of The Beast
Spielzeit: 50:53 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.10.2018
Homepage: www.impellitteri.net
Impellitteri <orum [o, rum] > SUBST m (Impellitterus), lat.: Die schnell und äußerst gut Gitarre Spielenden
Passend wär’s. Letztendlich ist IMPELLITTERI allerdings einfach der Name von Gitarrist Chris Impellitteri, der mit seiner nach ihm benannten Band bereits seit 1987 aktiv ist, in Europa kaum und in Japan ziemlich bekannt ist. Zusammen mit Rob Rock (AXEL RUDI PELL u.a.), James Amelio Pulli und Jon Dette (SLAYER, TESTAMENT) hat der gute Mann mit “The Nature Of The Beast” unlängst sein elftes Album veröffentlicht und verhilft dem interessierten Hörer darauf mit zwölf kurz(weilig)en Tracks mit 50 Minuten Gesamtlänge zum Genuss schnellen Heavy Metals mit kleiner Power-Schlagseite und massig Gitarrengefrickel.
Produktion: geht klar, hätte an einigen Stellen weniger laute Rhythmusgitarren, dafür lautere Drums und Vocals vertragen können, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Gerade die Gitarren klingen entzückend, was verständlich ist, schließlich ist Chris nicht nur Bandleader, sondern auch laut Guitar World einer der weltschnellsten Gitarristen und laut dem Guitar One Magazine zweitschnellster Shredderer noch vor Yngwie Malmsteen. Bei solchen Referenzen muss der Saitensound sitzen. Dass das Gitarrenspiel an sich selbiges muss und tut, steht außer Frage. Impellitteri rast durch atemberaubende Soloparts und charakterstarke Highspeed-Riffs, ohne dabei jedoch allzu aufdringlich als Mittelpunkt des Geschehens zu wirken. Der Rest der Band unterstützt ihn tatkräftig, allen voran Rob, dessen nicht zu cleane Stimme dem geschwinden wie melodiösen, dabei jedoch anständig harten Sound der Band höchst dienlich ist.
Wie machen sich die Tracks nun abseits der Gitarrenarbeit und abseits der durchweg beeindruckenden Soloparts? Nun, zuerst einmal seien die zwei Coversongs erwähnt. “Symptom Of The Universe”, ursprünglich von BLACK SABBATH, würdigt das Original und impellittiert es parallel. Klingt geil und schlüssig, auch wenn man leider auf den smoothen Endpart des Originals verzichtet hat. ANDREW LLOYD WEBBERs “Phantom Of The Opera” ist von vorne bis hinten einfach nur top umgesetzt, der vielseitigste Track des Albums mit zahlreichen liebevollen Nouancen und natürlich ebenfalls korrekt auf 180 gedreht.
Trotz der recht ähnlichen Grundbausteine der einzelnen Songs lassen viele Tracks bereits beim ersten Hören ein gutes Maß Eigenständigkeit erkennen. “Man Of War” startet mit leichtem “In der Halle des Bergkönigs”-Feeling, klingt in der Strophe nach STEEL PANTHER mit weniger Brüsten und mehr Eiern und ist trotz seines kleinen True-Metal-Einschlags absolut ernstnehmbar. “Run For Your Life”, Angaben der Band zufolge der MAIDEN-inspirierte Track klingt weniger MAIDEN-inspiriert als so mancher am wenigsten MAIDEN-inspirierte Song manch anderer MAIDEN-inspirierter Band; das übernimmt in textlicher Hinsicht dafür “Do You Think I’m Mad”, das im der starken Strophe folgenden, leicht schwächeren Refrain die titelgebende Frage häufiger stellt, als Blaze Bailey in “The Angel And The Gambler” imstande ist, zu fragen, ob ich denke, dass er ein Saviour sei, er mich retten könne und zudem auch mein Leben.
Das kurz-knackige “Fire It Up” wird pflichtgemäß upgefired (höhö) und macht nur etwas weniger Spaß als die zwei Folgetracks: Das mit über sechs Minuten für “The Nature Of The Beast”-Verhältnisse überlange “Kill The Beast” erfreut durchgängig bis zu 05:25, wenn es 40 Sekunden vor Trackende endet, und “Shine On” holzt neben dem Phantom-Cover wohl als powermetallischster Track des Albums mit gelungenem hymnischen Refrain daher.
All dies, garniert mit Chris‘ hervorragendem Gitarrenspiel, macht über die Dauer des Albums durchgängig Spaß, obgleich die Gitarrenskills ab und an von kompositorischem Mittelmaß ablenken. Ein Dreiviertelpunkt Abzug dafür, nochmal so viel für die leichten Schwächen, die die Produktion hin und wieder aufweist, aber ein großes Lob für die beeindruckende Gesamtleistung hinter “The Nature Of The Beast”!
Anspieltipps:
“Phantom Of The Opera”, “Kill The Beast”, “Shine On” und “Man Of War”
Fazit:
Diese Rezension ist nicht außergewöhnlich lang für Rock-Garage-Verhältnisse, sie muss nur in Chris-Impellitteri-Geschwindigkeit gelesen werden. Zudem muss in seinen neusten Release auf jeden Fall reingehört werden. Kraftvoller und mitnichten überpolierter grandios gespielter Heavy Metal ist das, der nach über 30 Jahren so langsam auch mal in Europa ankommen darf.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Hypocrisy
02. Masquerade
03. Run For Your Life
04. Phantom Of The Opera
05. Gates Of Hell
06. Wonder World
07. Man Of War
08. Symptom Of The Universe
09. Do You Thing I’m Mad
10. Fire It Up
11. Kill The Beast
12. Shine On
Jannis