IN FLAMES – Clayman (20th Anniversary)

Band: In Flames
Album: Clayman (20th Anniversary)
Spielzeit: 65:20 min
Stilrichtung: Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 28.08.2020
Homepage: www.inflames.com

Zum 30-jährigen IN FLAMES Geburtstag und 20-jährigen „Clayman“ Jubiläum haben sich die Göteborger genau überlegt, womit sich mal wieder Geld verdienen lässt. Nichts liegt daher näher, als das wirklich geile Album „Clayman“ neu aufzulegen und dazu noch ein paar „Clayman“-Klassiker neu aufzunehmen. Soviel sei schonmal gesagt, „Clayman“ ist immer noch allererste Sahne und durch das neue Soundgewand auch nicht von der Bettkante zu werfen. Auch das deutlich verbesserte Artwork der Jubiläumsedition mit seiner deutlich düstereren Ausgestaltung trifft es 20 Jahre später wahrlich besser als noch zur Jahrtausendwende. Zusammen mit dem 16-seitigen Booklet eine schöne Sache. Aber das war es dann auch schon.
Wirklich interessant wird es im hinteren Teil, den neu aufgenommen Klassikern. Und interessant ist nicht immer gut. Ja, IN FLAMES haben sich gewandelt. Wem die nicht ganz so geglückte Entwicklung seit Jester Strömblads Ausstieg aus der Band bisher nicht aufgefallen ist, wird es spätestens bei diesen Aufnahmen merken.
Als Übergang vom Klassiker zur Karikatur eines früheren Selbst fungiert „Themes and Variations in D Minor“, ein Streichmedley der bekanntesten „Clayman“-Melodien. Als Idee nicht schlecht, aber in der Umsetzung finde ich mich gefangen zwischen Lachen und Weinen. So hatte sich Jesper Strömblad seine Band im Gründungsjahr 1990 vermutlich nicht vorgestellt. Damals waren IN FLAMES noch wegweisend für die Göteborger Schule und wurden mit jedem Album besser und qualitativ hochwertiger. Doch jetzt, 30 Jahre danach ist von dem alten musikalischen Glanz der Jungens aus Schweden und dem noch vorhandenen guten Ruf nicht mehr viel übrig geblieben. Deutlich wurde es bereits bei diversen Live-Auftritten, in denen Sänger Anders Fridén ganz in weiß bekleidet sich lieber über sein im Regen stehendes Publikum lustig macht, anstatt seinen Fans einen glanzvollen Auftritt zu bereiten. Auch auf den Studioalben haperte es zuletzt an Einfällen und Qualität. Man verschrieb sich lieber dem leichten und seichten Weg zum Mainstream (s.a. https://www.rock-garage.com/in-flames-i-the-mask/). Das mag der Band finanziell gut bekommen zu sein, macht dem Fan aber Pipi ins Auge.
Dass es sich dabei nicht um einen Ausrutscher handelte, wird bei den neu aufgenommen „Clayman“-Tracks sehr gut deutlich. Was als ernstgemeinte Neuauflage gilt, wirkt wie ein müder Abklatsch, eine Karikatur der früheren Größe. Passenderweise startet der Abgesang mit „Only For The Weak“. Lieblos eingesungen konnte die Energie des Originals augenscheinlich nicht in die re-recordede Version gerettet werden. „Bullet Ride“ und „Pinball Map“ bleiben wenigstens aufgrund der nahezu originalgetreuen Arrangements hörbar. Bei „Clayman“ ist man immerhin der Doublebass treu geblieben, auch klingt Anders Fridén hier nicht mehr ganz so unbeteiligt wie in den vorherigen Songs und haucht der neuen Version zumindest etwas Leben ein.
Immerhin hat die Box noch das bereits erwähnte 16-seitige Booklet zu bieten und auch die remasterten Songs sind absolut hörbar, zudem ist und bleibt „Clayman“ ein Klassiker. Aber der fade Beigeschmack will einfach nicht weggehen. IN FLAMES haben sich aufgegeben und uns bleibt nur ein trauriges Kopfschütteln über den Abgang einer ehemals wegweisenden Band. Hauptsache, der Rubel rollt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Bullet Ride
02. Pinball Map
03. Only For The Weak
04. As The Future Repeats Today
05. Square Nothing
06. Clayman
07. Satellites And Astronauts
08. Brush The Dust Away
09. Swim
10. Suburban Me
11. Another Day In Quicksand
12. Themes and Variations in D Minor
13. Only For The Weak (re-recorded)
14. Bullet Ride (re-recorded)
15. Pinball Map (re-recorded)
16. Clayman (re-recorded)

Tänski

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