Band: Jared James Nichols
Album: Old Glory & The Wild Revival
Spielzeit: 39:47 min.
Stilrichtung: Heavy Blues
Plattenfirma: Listenable Records
Veröffentlichung: 27.03.2014
Homepage: www.facebook.com/jaredjamesnichols
Fleißige Leser unseres Magazins werden sich jetzt vielleicht wundern, kam die nette Scheibe des US-Blues-Gitarristen JARED JAMES NICHOLS doch schon einmal bei uns zum Zug. Das französische Label Listenable Records sorgt nun für einen flächendeckenden Release (dem insgesamt dritten) des Longplay Debüts „Old Glory & The Wild Revival“, eine gute Gelegenheit also, sich die Platte noch einmal vor Augen zu führen:
Werden Wunderkinder als solche geboren? Oder sind es doch oft die Umstände oder glückliche Zufälle, die aus ganz normalen Kids großartige Persönlichkeiten wachsen lassen? Ist ja eigentlich auch egal…dass es beim Blues allerdings auf das Talent und das richtige Feeling ankommt, ist ein alter Hut. Manche behaupten, mit einer Gitarre geboren worden zu sein, der US-amerikanische Newcomer JARED JAMES NICHOLS indes war fast schon ein Spätzünder, als er mit bereits 14 Jahren seine erste Gitarre bekommen hat. Aber er hat alle überholt, denn mit seiner schnellen Auffassungsgabe und einer ordentlichen Portion Blues in den Adern steht er nicht nur bereits zwei Wochen danach das erste Mal auf der Bühne sondern hat im Alter von 21 Jahren schon über 500 Gigs auf dem Buckel – das ist gute zwei Jahre her.
Aber wer ist dieser neue Wunderknabe, der auf einmal in aller Munde ist? Geboren in Wisconsin, aufgewachsen in Chicago fand er schnell den Zugang zu all den Musikern in der Szene, die sich mit Leib und Seele dem Blues verschrieben haben. Später besuchte er die Berklee School Of Music in Boston bevor er nach Los Angeles übersiedelte. Zu seinen Helden zählen nicht nur Genregrößen wie STEVIE RAY VAUGHAN oder die ALLMANN BROTHERS sondern auch LYNYRD SKYNYRD oder 38 SPECIAL sowie JIMI HENDRIX (bei dem er gerne einmal Gitarrenstunde nehmen würde, wenn er die Wahl hätte – das nicht leicht mein Lieber). 2010 und 2011 gewann er diverse Gitarren-Konteste wie den Les Paul Tribute Contest und ein Jahr später legte er seine Debüt-EP „Live At The Viper Room“ vor. Anfang 2013 arbeitete er zusammen mit AEROSMITH Engineer Warren Huart an neuem Material, das als „Old Glory & The Wild Revival EP“ das Licht der Welt erblickte.
Den gleichen Namen trägt jetzt auch sein erster Longplayer, der die fünf Songs der EP mit fünf weiteren Songs kombiniert. Eröffnet wird er von „Playin´ For Keeps“, das den Blues erstmal etwas außen vor lässt, sondern tonnenschweres Riffing a´la BLACK SABBATH vom allerfeinsten bietet. Mein lieber Mann, was habe ich die Augen aufgerissen, als ich diese brutal geile Gitarrenarbeit das erste Mal gehört habe! Wenn man sich an den schleppenden Rhythmus des Songs gewöhnt hat, nimmt er eine Wendung und rockt schnell nach vorne um dann zum Schluss des Stücks wieder gemächlich wie ein V8 Motor vor sich hin zu brabbeln – ganz großes Kino Herrschaften, und fünfeinhalb Minuten Gänsehaut!
Etwas gemächlicher geht es bei „Let You Go“ zu. SO geht der Blues. Allerdings in seiner eingängigen Sorte, der im Refrain eindeutig in Richtung Country tendiert. Das flotte „Can You Feel It“ lässt den Hörer sofort aufspringen und herausschreien: „Hell Yeah!“. Ein richtiger Ohrwurm ist „Now Or Never“, der wie immer mit außergewöhnlich lässiger Gitarrenarbeit glänzt und nicht mehr aus dem Kopf will. Mit warmen und gefühlvollen Gitarrenton beginnt „All Your Pain“ und hinterlässt erneut offene Futterluken. Wie kann junger Mensch wie JARED JAMES NICHOLS solch erwachsene Musik so toll rüberbringen? Großartig! Das schmissige „Get Down“, das wütende „Blackfoot“ oder das mit Slidegitarre aufgepeppte „Take My Hand“ sind weitere Beweise dafür, dass „Old Glory & The Wild Revival“ etwas ganz Besonderes ist. Na, dann bleiben ja nur noch zwei Songs übrig, die hier noch keine Erwähnung fanden: „Sometimes…“ ist eine gemächliche Ballade und das abschließende „Come On In My Kitchen“ ein ruhiger Blues ohne Schnick Schnack.
Ist JARED JAMES NICHOLS ein Wunderkind? Ich weiß es nicht – fest steht aber, dass er mit seinen jungen Jahren wahnsinnig gute Musik macht und den Blues im Blut hat. Das können nicht so viele von sich behaupten, auch wenn sie es gerne tun. „Old Glory & The Wild Revival“ ist ein herausragendes Monument und nicht nur für Genrefans zu empfehlen! Ganz große Klasse…
WERTUNG:
Trackliste:
1. Playin´ For Keeps
2. Let You Go
3. Can You Feel It
4. Now Or Never
5. All Your Pain
6. Get Down
7. Sometimes…
8. Blackfoot
9. Take My Hand
10. Come On In My Kitchen
Stefan