LIZZY BORDEN – Visual Lies (Klassiker der Woche)

Band: Lizzy Borden
Album: Visual Lies
Spielzeit: 41:50 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Metal Blade Records
Veröffentlichung: 05.09.1987
Homepage: www.lizzyborden.com

Mit LIZZY BORDEN trat 1983 eine weitere Heavy Metal Band auf den Plan, die ein historisches Ereignis als Bandphilosopie verinnerlichte. Zumindest für die Show. Der Fall Lizzie Borden datiert auf das Jahr 1892. Sie wurde beschuldigt, ihren Vater und die Stiefmutter auf grausamste Weise mit einem Beil ermordet zu haben. Ein Jahr darauf wird sie zwar freigesprochen, der Fall wird aber nie ganz geklärt. Und so hat sich Frontmann Gregory Charles Harges, der die Band zusammen mit seinem Bruder Joey Scott (drums) gegründet hat, auch gleich in die Kunstfigur LIZZY BORDEN umbenannt. Gleichzeitig firmiert die ganze Band unter diesem Namen. Die Shows von LIZZY BORDEN werden innerhalb kürzester Zeit bekannt für ihre Blutrünstigkeit, Kollegen wie ALICE COOPER und W.A.S.P. stehen hier Pate. Der Schock-Rock hat eine neue feste Größe.

Den ersten musikalischen Beitrag leisten die Amerikaner noch im gleichen Jahr auf dem Sampler „Metal Massacre IV“ mit dem Song „Rod Of Iron“. Einer ersten eigenen Veröffentlichung steht nichts mehr im Wege und so erscheint 1984 die erste EP, die pathetisch „Give Em The Axe“ benannt wird und rohen Heavy Metal enthält. Nach dem Debütalbum „Love You To Pieces“ sowie einer Live-Scheibe („The Murderess Metal Road Show“) erscheint mit dem neuen Album „Menace To Society“ ein richtig starkes Teil. Die Metalmaschine LIZZY BORDEN ist bestens geölt und die Platte wirft mit „Love Kills“ sogar einen kleinen Hit ab.

1987 markiert indes das kommerziell erfolgreichste Jahr in der Biographie der Band. Denn im September wird ihre dritte Langrille „Visual Lies“ veröffentlicht. Der Sound ist majestätisch und viele Songs sind weit weg vom ungestümen Old School Power Metal vergangener Tage. Das mag viele alte Fans vergrault haben, aber es kamen viel mehr neue hinzu. Ein gewisser Max Norman zeichnet sich für der Sound und die gesamte Produktion verantwortlich, während sich das Gespann Lizzy Borden/Gene Allen (guitars) einen Hit nach dem anderen aus den Rippen leiert. Der neu zur Band gestoßene Gitarrist Joe Holmes entpuppt sich ebenfalls als Glücksgriff – zumindest für kurze Zeit, denn schon ein Jahr später verlässt er LIZZY BORDEN schon wieder. In Zukunft wird er für Hochkaräter wie DAVID LEE ROTH oder OZZY OSBOURNE in die Saiten greifen.

Allen voran kann der Opener „Me Against The World“ für Entzückung sorgen. Gesunde Härte gepaart mit unwiederstehlichen Melodien ist auch das Rezept für erstklassige Nummern wie „Outcast“, „Eyes Of A Stranger“ oder „Visions“. Dazwischen gesellen sich Nackenbrecher („Den Of Thieves“) und wahre Geschichten („Visual Lies“) zu zeitgenössischem Hardrock („Shock“). Nur 9 Songs enthält die Scheibe, keiner davon ist überflüssig – ein wahrer Klassiker.

Schon kurz nachdem das Unternehmen LIZZY BORDEN so richtig Fahrt aufgenommen hat, zerbricht die Band. Das 1988 folgende Album „Master Of Disguise“ hat mit seinen unzähligen Gastmusikern eher Projektcharakter. Auch im weiteren Verlauf seiner Karriere lenkt Chefdenker Borden das Unternehmen alleine. Nur sein Bruder ist bis heute mit von der Partie. So richtig kommen die Amis nicht mehr aus den Pötten, was folgt sind teils halbgare Alben. Heute treten die Herren Borden/Scott sowie Marten Andersson (bass) und Ira Black (guitars) auf der Bühne als Zombies auf und liefern nach wie vor eine verstörende Show.

„Visual Lies“ erschien gerade noch rechtzeitig, bevor das Unternehmen buchstäblich den Bach hinunter ging und ist bis heute ein Album, das das überzeugen kann.

Trackliste:

01. Me Against The World
02. Shock
03. Outcast
04. Den Of Thieves
05. Visual Lies
06. Eyes Of A Stranger
07. Lord Of The Flies
08. Voyeur (I´m Watching You)
09. Visions

Stefan

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