Band: Mike LePond’s Silent Assassins
Album: Pawn And Prophecy
Spielzeit: 59:58 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 26.01.2018
Homepage: www.facebook.com/mikelepondssilentassassins
So Kinder, heute gibt’s mal was zu MIKE LEPOND’S SILENT ASSASSINS zu lesen. Die sind aber trotz ihres Namens lustigerweise gar nicht mal so silent. Übelst ironisch und so. Wo waren wir? Korrekt, Mike LePond. Der Bassist der mächtigen SYMPHONY X hat mit “Pawn And Prophecy” inzwischen bereits das zweite Album seines Nebenprojekts veröffentlicht und macht darauf Sachen, die man von seiner Hauptband nicht unbedingt gewohnt ist: (größtenteils) recht gradlinigen Heavy Metal mit einigen Klischees und einigen Experimenten. Das Ganze soweit sehr sauber produziert, verteilt auf acht Tracks und mit einer satten Stunde Laufzeit. Gott sei Dank zentrieren sich die ersten sieben Tracks auf die ersten 38 Minuten, während Track acht in Überlänge daherkommt. Die Sorge, man habe klassische Vier-Minuten-Heavy-Metal-Songs unnötig auf Siebeneinhalb-Minuten-Klötze hochgepumpt, bewahrheitet sich somit nicht.
Die Songs auf “Pawn and Prophecy” brauchen ein wenig Zeit, um zu begeistern. Wirkt das Ding beim ersten Hördurchlauf noch wie das Album, das man nach der letzten Band zum Feierabendbier auf dem Festivalcampingplatz im Hintergrund laufen lässt, zeigt sich ab dem zweiten Mal der Facettenreichtum der Scheibe. Schon der Opener, “Masters Of The Hall”, ist abgesehen von einigen textlichen Fehlschlägen absolut unterhaltsam, bespaßt mit thrashigen Parts, einem Refrain aus dem Lehrbuch und einem ausufernden Solopart und steht dem bangbaren “Black Legend” mit seinen schön sägenden Gitarren und dem Prototyp-live-Chorus in nichts nach. “Antichrist” erinnert in seiner Machart leicht an HELL, wozu auch Sänger Alan Tecchio (WATCHTOWER und so) erheblich beiträgt. Fixer zugange geht es bei “Avengers Of Eden”, dem wohl powermetallischsten Song des Albums, der nebenbei auch noch deutliche Rock’n’Roll-Attitüde an den Tag legt, bevor es mit “Hordes Of Fire” noch einmal sehr klassisch wird – inklusive Falsettgesang, wie sich das gehört.
So viel zum “traditionellen” Teil des Albums. Doch natürlich kann ein SYMPHONY-Mitglied seine Liebe zu progressivem Kram nicht ganz verbergen. Auch Mike gelingt das nicht, jedoch zeigt sich diese Liebe stilistisch doch recht anders, als man vielleicht erwartet hätte. Zum einen in “I Am The Bull”, das ein wenig doomig klingt, zwischendurch ordentlich funky wird und nicht nur im Mittelteil durch seine Experimentierfreudigkeit auffällt. Im krassen Kontrast dazu erweist sich “The Mulberry Tree” als astreiner Folk-Metal-Song mit leichtem Mittelalter-Spirit und einer traumhaften Melodieführung, der sich vom schwermetallischen Teil des Albums deutlich unterscheidet. Den krönenden Abschluss bildet der 22minütige Titeltrack, der vielseitiger kaum sein könnte. Folkpassagen: Check. Klavier-Orchester-Part: Check. Gastsängerin: Check. Böses Geballer und echter Heavy Metal, Rockabillyparty plus E-Orgel, Mönchschöre, und das alles verpackt in mächtig Theatralik: sechsmal check. Dazu noch die Macbeth-Thematik, die sich bereits auf dem Cover andeutete und eine trotz allen Stilwechseln nachvollziehbare Songstruktur und fertig ist das kleine Endopus. Nein, “Pawn And Prophecy” ist bei weitem nicht nur ein Album für den Campingplatz-Soundtrack!
Anspieltipps:
“Black Legend”, “Pawn And Prophecy”, “I Am The Bull” und “Antichrist”.
Fazit:
“Pawn And Prophecy” ist doch mehr Gesamtkunstwerk, als man es anfangs vermuten würde. Wer Interesse an den Klassikern huldigendem Heavy Metal hat, dabei aber keine Angst vor Stilbrüchen verspürt, der könnte mit dem neusten Streich von MLPSA viel Freude haben!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Masters Of The Hall
02. Black Legend
03. Antichrist
04. I Am The Bull
05. Avengers Of Eden
06. Hordes Of Fire
07. The Mulberry Tree
08. Pawn And Prophecy
Jannis