Band: Ministry
Album: AmeriKKKant
Spielzeit: 47:59 min
Stilrichtung: Industrial Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 09.03.2018
Homepage: www.ministryband.com
Das vermutlich wieder mal, aber hoffentlich nicht, letzte Album von MINISTRY hat uns Al Jourgenson da gebracht. Nach dem 2013er Werk „From Beer To Eternity“ sollte eigentlich Schluss sein, zumal Ende 2012 auch Als langjähriger Freund und Gitarrist Mike Scaccia an einem Herzinfarkt verstarb. Aber Al und MINISTRY sind zurück und das ist den Zuständen in Amerika geschuldet. Wütender und angepisster denn je werfen MINISTRY ihren neuesten Dreher, passend mit „AmeriKKKant“ betitelt, ins Spiel. Al Jourgenson ist wütend. Wütend über den sexuellen Missbrauch und die Ausbeutung von Frauen, wütend über die Gesellschaft, wütend über den nachlassenden Respekt vor der amerikanischen Verfassung, wütend über das, was im Weißen Haus vor sich geht. Einfach stinksauer über all das, was gerade in Amerika passiert. Und was liegt da näher, als ein neues Album rauszubringen, was genau diese Missstände anprangert? Als Legende und Pionier im Industrial Metal fällt es Ministry nicht schwer, sich Gehör zu verschaffen. Seit mehr als 30 Jahren macht die Band um den charismatischen, tätowierten und intelligenten Dreadlockträger genial brachiale Musik, die immer noch betört und verstört. Auch mit Album Nummer 14 wird es nicht leise, wenn auch leiser. Die ganz harten Brecher sind nicht mehr so häufig, aber inhaltlich immer noch ganz weit vorne. Die Lyrics bestechend scharf, die Aggressivität deutlich spürbar. Schon der Opener „I Know Words“ mit seinem langgezogenen „We will make America great again“ zeigt die Richtung an. Mit etwas mehr als 3 Minuten einer der kürzeren Songs auf „AmeriKKKant“, die Aussage hier ist eindeutig. „Twilight Zone“ ist mit seinen 8 Minuten schon eher wieder zu lang geraten und kann dadurch nicht richtig zünden. Das letzte Drittel zieht sich einfach zu sehr. Während der Anfang von „Twilight Zone“ noch richtig Lust auf mehr macht, geht dem Song dann doch etwas die Luft aus, schade eigentlich.
Das erste wirkliche Highlight ist „Victims of a Clown“. Unschwer erkennbar, wer Opfer und wer Clown ist. Gespickt mit etlichen auch hierzulande bekannten Samples beginnt der Song recht gemächlich, um dann doch mit einigen harten Industrial Riffs aufzuwarten. Ein eingängiger Refrain rundet den Song ab und gegen Ende wird bei diesem ebenfalls 8-minüter nochmal richtig losgelegt. Der traditionelle TV-Song, hier „TV 5-4 Chan“ fehlt ebenfalls nicht und handelt – wenn man die wirren Riffs und Samples richtig deutet – von Rassismus und Waffengewalt. Der folgende Song „We’re Tired Of It“ ist eine echte Thrash-Granate und heizt mit knackigen 3 Minuten ordentlich ein. Ruhiger wird es wieder bei „Wargasm“. Auch hier dominieren wieder die Samples, unterlegt mit Al Jourgensens dreckigen Shouts und einem melodischen Refrain. Definitiv auch eines der Highlights auf „AmeriKKKant“. Das passend betitelte „Antifa“ fackelt nicht lang. Thrashig wird über Trumps Grenz- und Einwanderungspolitik und die aktuell wieder steigende Fremdenfeindlichkeit abgerotzt. Ein geiles Teil.
Zum Ende hin kommt noch „Game Over“ als eingängiger Song daher. Minimalistisch und pur verströmt es dezente und chillige Töne. Der letzte Song des Albums „AmeriKKKa“ ist ein gelungener Rausschmeißer, allerdings mit über 8 Minuten wieder ein klein wenig zu lang geraten.
Alles in allem ist „AmeriKKKant“ ein doch recht solides Werk geworden. MINISTRY halten der Gesellschaft einen Spiegel vor und fragen, ob sie wirklich so sein will. Al Jourgenson wird es nicht müde, auch die Dinge zu hinterfragen, die so viele einfach hinnehmen. „AmeriKKKant“ ist ein gutes Beispiel dafür. Politisch wie schon lange nicht mehr hat er nach 4 Jahren Pause und einer dazwischenliegenden – für ihn völlig unverständlichen Präsidentschaftswahl – einfach enorm viel zu sagen. Und wenn man dies so gekonnt wie Al und MINISTRY macht, steht einem guten Album auch nichts im Wege. Von einigen Längen abgesehen, hat es auch mit Nummer 14 wieder sehr gut geklappt. Und wir alle werden ja älter, oder nicht? „AmeriKKKant“ setzt eben eher mehr auf den Inhalt als auf die Musik. Von daher, vielen Dank Al, dass du immer noch da bist und immer noch sagst, was du denkst. Auch wenn es immer noch einigen nicht passt oder passen wird.
WERTUNG:
Trackliste:
01. I Know Words
02. Twilight Zone
03. Victims Of A Clown
04. TV 5-4 Chan
05. We’re Tired Of It
06. Wargasm
07. Antifa
08. Game Over
09. AmeriKKKa
Tänski