01. Feeding Time
02. Niche
03. Crystallized
04. A Closer Moon
05. Swarm Intelligence
06. Days Of The Sun
07. Shedding Skin
08. Mass Appeal
09. Amber Room
10. Cosmos
Spielzeit: 49:18 min – Genre: Heavy Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 01.07.2022 – Page: www.facebook.com/Monarchistband
Ach, Debutalben… Irgendwann muss da jede Band mal durch und kann nur inständig hoffen, dass man den Startschuss der Karriere nicht irgendwann gerne an einem dunklen Ort vergraben möchte, um seine unbeholfenen ersten Schritte in der Öffentlichkeit möglichst vor seinem zukünftigen Publikum zu verstecken. Ein Problem, das MONARCHIST erfreulicherweise nicht haben, denn, damn, ihr Erstwerk „Cosmos“ kann sich aber sowas von sehen lassen. Zehn Songs beinhaltet die Platte des jungen Düsseldorfer Quartetts, sauber produziert und eingespielt – nicht mit dem High-End-Drucklevel, dass ein Oberklasse-Studio hätte hineinpacken können, aber nicht dramatisch weit davon entfernt.
Sänger René hat eine Stimme, die man intuitiv im Doom Metal erwarten würde, die er jedoch dem Stil von MONARCHIST angemessen einzusetzen weiß. Getragen, würdevoll und etwas tiefer als erwartet (Bariton, wie ein Mensch mit Hornbrille sagen würde) ist er für einen individuellen Sound eine hervorragende Wahl, die „Cosmos“ von vielen anderen Rock- und Metal-Veröffentlichungen abhebt.
Doch was ist der Sound, der Stil von MONARCHIST eigentlich? Die Band bezeichnet es als Heavy Rock, dem kann man sich in Ermangelung besserer Ideen anschließen. Metallische Elemente sind zweifelsohne vorhanden (Doom-Metal-Anleihen im Opener, Power Metal im Solo von „Crystallized“, einiges an Heavy Metal im Grundsound), ebenso aber auch Alternative Rock und Hard Rock. Dass „Cosmos“ sich so wenig in Schubladen stecken lässt, liegt wohl vor allem an der Kombination von außergewöhnlichem Gesang, teils wirklich gemeinen Riffs (Wer beim Riffeinsatz von „Shedding Skin“ nicht zumindest ein bisschen das Gesicht verzieht, ist zu cool für diese Welt) und Melodien, die gerade in den Refrains tatsächlich eingängig – im Sinne von: mit gutem Ohrwurmpotenzial – daherkommen, was inzwischen gar nicht unbedingt mehr die Regel ist. Beim Schreiben dieser Melodien hat man sich offenbar kaum Gedanken gemacht, ob sie nun genrekonform sind oder nicht, ist nicht mit einem speziellen Genre im Kopf an die Sache herangegangen, sondern hat das gemacht, worauf man eben Bock hatte – und damit bereits jetzt einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert geschaffen, der starkes Entertainmentpotenzial hat. Ein witzig asozial stumpf endendes Riff direkt im Opener? Ein Zitat von Bachs Menuett in G-Dur? Ein bisschen melancholisch-skandinavisches Feeling zwischendurch? Klar, wenn’s passt, immer rein damit!
Gut, einen hörbaren Einfluss sollte man schon nennen, nämlich GHOST, die Sänger René seinen zahlreichen YouTube-Covervideos der Band zufolge sehr gerne hat, und die ein wenig Impact auf so einige der Songs, hinsichtlich von Harmonien, Melodielines und Kompositionsstrukturen, hatten. Ebenso hinsichtlich der Instrumentierung bei seltenem Orgel- oder Chor-Einsatz. Was geil ist, hört man halt sonst echt nicht häufig und bleibt Inspiration, ohne abkupfernd zu wirken.
Kritik? Joah. Der Titeltrack ist als Klavier-Instrumental gehalten und fällt ein wenig aus dem Gesamtwerk heraus. Hier hätte man beispielsweise einige Motive aus dem vorangegangenen Album noch einmal unterbringen können. Dazu kommt der Chorus von „Amber Room“ etwas zu simpel für den Rest des Songs und „Mass Appeal“ ist eigentlich ein Maximal-Drei-Minuten-Song, der aber vier Minuten einnimmt. Und ab und an wollen die Texte subjektiv nicht so ganz zur Stimmung der Musik passen („Imma gonna keep it real“ will ich nicht als Refrainzeile in einem solchen Album). Aber…
Fazit:
Aber als Ganzes genommen ist „Cosmos“ nicht geil dafür, dass es ein Debutalbum ist; es ist einfach ein geiles Album mit teils erfrischender Unbedarftheit, teils absoluter Seriosität, durchgehender Professionalität und praktisch ohne Leerlauf. Kann ich jedem ans Herz legen, der kompositorisch mal Bock auf Musik abseits der gewohnten Genre-Songwriting-Floskeln hat, der es nicht aus Prinzip immer ultra-heavy braucht und der genießt, wenn ein Album kein Flickenteppich aus bereits Dagewesenem ist, sondern einfach der Kreativität einer musikalisch zweifelsohne gebildeten Truppe entspringt.
Anspieltipps:
„Shedding Skin“, Days Of The Sun“, „Feeding Time“ und „A Closer Moon“
Jannis