Band: Mud Slick
Album: Keep Crawlin In The Mud
Spielzeit: 45:12 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Blue Martin Records
Veröffentlichung: 1993
Für powervollen Heavyrock scheinen unsere Nachbarn in der Schweiz einen besonderen Schlüssel zu haben, denn es gibt wohl kaum Bands, die einen ähnlichen Stil spielen, jedoch nicht aus der Schweiz kommen. Leider gibt es nicht nur Big Player wie SHAKRA oder die frühen GOTTHARD sondern auch viele Beispiele, die leider in Vergessenheit geraten sind. Eine solche Band sind MUD SLICK, die 1993 mit ihrem Debüt „Keep Crawlin In The Mud“ ein unbändig geiles Album auf die Beine gestellt haben.
Und für klassischen Hardrock mit Metalanstrich war wohl der denkbar schlechteste Zeitpunkt, sogar die großen Bands überall auf der Welt mussten die Segel streichen, die Musiklandschaft hatte sich komplett geändert – zumindest was den Rockbereich anging. Für Bands wie GOTTHARD hat sich das Durchhalten gelohnt, sie begannen nur ein Jahr zuvor mit ihrem selbstbetitelten Debüt und legten ein Jahr später mit „Dial Hard“ eine ähnliche Granate vor. In ähnlichem Fahrwasser bewegen sich auch ihre Landsmänner MUD SLICK, ohne die bluesige Gitarrenarbeit von Leo Leoni zu kopieren. Hier gehen die Riffs eher in die Metal-Ecke. Der Drums klingen, als wären sie in einem Flugzeughangar aufgenommen worden. Unglaublich wuchtig ist aber auch der Gitarrensound und die Basslines auf „Keep Crawlin In The Mud“. Unterstrichen wird alles von einem äußerst dreckigen Gesang von Ronnie Fontana, der manchmal an Sammy Hagar erinnert, während Serge Christen (guitars), Dan Lee (bass) und Buddy Knox (drums) die Band komplettieren.
Aufgenommen wurde das Album in Los Angeles, wo Gitarrist Serge vorher 2 Jahre Gitarre studierte und für GOTTHARD einige Gitarrenspuren des Debüts einspielte. Eine Dreiviertel Stunde lang rocken uns die Jungs in die Hölle und wieder zurück, das alles verteilt auf 10 Songs.
Schon das eröffnende „Licence To Touch“ macht keine Gefangenen. Streng nach vorne marschierend groovt sich der Song ganz tief nicht nur in die Gehörgänge. „Girls Are On Fire“ ist ähnlich gestrickt und nicht weniger geil. Mit dem bedrohlich schleppenden „Manhunt“ folgt gleich noch einmal ein dickes Highlight. Und wer denkt, „Slow Down“ wäre eine Verschnaufpause, der irrt gewaltig. Hier ist abermals Power Hardrock vom Feinsten angesagt. Das Intro zu „Little Girl Don´t Talk Too Much“ hat wohl jeder schon mal von seiner Liebsten zu hören bekommen, wenn der Ausgang mal wieder zu lange gedauert hat und das Bier zu gut geschmeckt hat. Der Song ist erneut erste Sahne. „Inside Pressure“ nimmt das erste Mal Tempo aus der Achterbahnfahrt heraus. Die Schweizer können auch Balladen. „Money“ rüstet aber gleich wieder auf in Sachen Härte und wird flankiert von dem Doublebass Monster „Back On Track“ – HELLOWEEN lassen grüßen. Bei „Blood Justice“ ist man aber wieder in gewohnten Gewässern unterwegs. Kick Ass Rock´n Roll at its best, genau wie der letzte Song der Platte. Bei „Rain“ wird es etwas rock´n rolliger – ein schöner Abschluß!
Leider sind die Jungs dann dem grassierenden Wandel verfallen, denn ihre 1995 erschienene EP „Mud Slick“ ist geprägt von zeitgenössischem Rock – eine herbe Enttäuschung für alle Fans der ersten Stunde, die am besten mit dem Opener „It´s Scarin Me“ umschrieben werden kann. Die Gitarren sind zwar noch ähnlich heavy wie auf dem Debüt, aber insgesamt sind die Songs ziemlich modern angehaucht. Einzig die Powerballade „I Don´t Wanna Be Your Fool“ hatte die Klasse des alten Liedguts. Nach dem 1998er Album, das treffenderweise „Into The Nowhere“ getauft wurde, trennten sich die Wege der Band.
Wer auf die ersten beiden Scheiben von GOTTHARD steht, frühen SHAKRA nicht abgeneigt ist und eine Prise SINNER verträgt, für den ist „Keep Crawlin In The Mud“ ein Festmahl – und zwar von vorne bis hinten. 10 Powersongs lang geben MUD SLICK alles.
Trackliste:
1. Licence To Touch
2. Girls Are On Fire
3. Manhunt
4. Slow Down
5. Little Girl Don´t Talk Too Much
6. Insde Pressure
7. Money
8. Back On Track
9. Blood Justice
10. Rain
Stefan