Band: Nasty Crüe
Album: Rock´n Roll Nation (EP)
Spielzeit: 30:16 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Melodic Rock
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 2013
Homepage: www.nastycrue.com
Als mich die Anfrage einer jungen Hair Metal Band aus Polen erreicht hat, war die Verwunderung groß. Denn eine derartige Anfrage hatten wir hier noch nie. Aber eigentlich ist ja anzunehmen, dass auch in unserem Nachbarland wenigstens eine kleine Szene im Untergrund existiert. Jetzt, wo der Sleaze Metal erneut die Weltherrschaft übernimmt. Naja, das ist wohl eher Wunschdenken (und für viele vielleicht auch eine Horrorvorstellung). Und wer weiß, ob es den Fans gefallen würde, wenn jeder 10-jährige mit einem STEEL PANTHER T-Shirt rumlaufen würde, nur weil es die Dinger gerade beim KIK für 4,99€ zu kaufen gibt.
Apropos STEEL PANTHER: der Erstkontakt mit der Internetpräsenz von NASTY CRÜE hat mich gleich auf deren Fährte gebracht. Denn wer die amerikanischen „Superstars“ kennt, weiß wahrscheinlich, dass nicht alles echt ist bei den Herren Starr, Satchel, Stix und Foxxx – zumindest was die pralle Haarpracht angeht. Gleiches habe ich mir beim Sänger der Polen gedacht, denn seine blutrote Mähne lässt die Vermutung aufkommen, dass hier nachgeholfen wurde. Aber das nur mal am Rande…
Die Band wurde 2007 gegründet und hat jetzt ihr Debüt am Start. Bei genauem Hinsehen ist es aber eher eine EP, denn es befinden sich sechs vollwertige Stücke darauf. Zudem noch zwei weitere Versionen von „Last Piece Of My Heart“ und „Rock´n Roll Nation“ sowie als Weihnachtsspecial eine Interpretation von „Jingle Bells“.
Aber beginnen wir von vorne: denn dort wurde „Last Piece Of My Heart“ platziert. Aber schon die ersten dreieinhalb Minuten auf „Rock´n Roll Nation“ sorgen etwas für Verwunderung, denn was hier aus den Boxen kommt, ist eher Melodic Rock mit einer Prise AOR. Das ist ja von vorneherein nicht schlecht, aber bei dem Bandnamen und diesem Cover Artwork hätte man etwas anderes erwartet. Trotzdem ist „Last Piece Of My Heart“ ein guter Song. Ganz andere Töne schlagen die Polen dann bei “Dope” an, das ein bisschen überambitioniert klingt. Die Stimme von Sänger J.J. ist etwas nervig und auch das Stück an sich ist nicht wirklich gelungen. Ein Song mit dem wenig schmeichelhaften Titel „Ukrainian Prostitute“ macht als nächstes die Runde. Hier wird wieder um Längen eingängiger gerockt, wenngleich man auch hier nicht an den Opener herankommt. „Stay Tonight“ ist wieder mit einem guten Schuß AOR und vielen Keyboards gewürzt. Aber erst beim Titeltrack „Rock´n Roll Nation“ kann man wieder ein Ausrufezeichen setzen. Abermals in der Melodic Rock Richtung, weshalb ich mich schön langsam frage, ob wir es hier wirklich mit einer Hair Metal Combo zu tun haben. Nichtsdestotrotz das Highlight dieses Tonträgers. Das etwas ruppige „Spell On Me“ rockt zwar gewaltig, ist aber eher Füllmaterial.
Zum Abschluß gibt es noch drei Goodies obendrauf: zum Einen hätten wir da einen Alternate Vocal Mix vom Titelsong und einen Radio Edit des Openers. Dazwischen klemmt sich als Christmas Special die NASTY CRÜE Version von „Jingle Bells“. Ob man so was mit auf einen regulären Tonträger nehmen muss, darüber kann man streiten.
Was bleibt unterm Strich übrig? Vom Image her lehnen sich NASTY CRÜE an Kollegen wie STEEL PANTHER an, die Musik der Polen weiß indes nicht so ganz, ob sie Hair Metal oder doch lieber Melodic Rock sein soll. Das ist zwar nicht verwerflich, aber bei der großen Hair Metal Schlagseite in Aussehen und Image aber doch fragwürdig. Die besten Songs aber kommen genau aus der anderen Richtung. So ganz überzeugt haben mich die Jungs mit ihrer Scheibe „Rock´n Roll Nation“ noch nicht. Gute Ansätze sind aber durchaus vorhanden und so bin ich mal gespannt, was in Zukunft aus dem NASTY CRÜE Lager kommt.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Last Piece Of My Heart
02. Dope
03. Ukrainian Prostitute
04. Stay Tonight
05. Rock´n Roll Nation
06. Spell On Me
07. Rock´n Roll Nation (Alternate Vocal Mix)
08. Jingle Bells (Christmas Special)
09. Last Piece Of My Heart (Radio Edit)
Stefan