Band: Never Awake
Album: Underground
Spielzeit: 51:54 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 19.05.2014
Homepage: www.neverawake.com
Mit NEVER AWAKE meldet sich ein bärenstarkes Prog-Metal Quartett aus Portland/Oregon in den USA zu Wort. Die Jungs haben bisher eine EP veröffentlicht und schieben nun ein in Eigenregie verwirklichtes und vermarktetes Album nach. Stilistisch geht das Ganze in Richtung Nevermore, Dream Theater & Co., wobei die Songs auf einem tonnenschweren Fundament aus thrashigen Riffs von Gitarrist Matt Galligan und dem sehr geilen Groove von Drummer Alex McDonald und Bassist Jesse Weiss aufsetzen. Neben den beeindruckenden instrumentalen Fähigkeiten der Musiker ist es aber vor allem Sänger Taylor Dye der auf „Underground“ für Wow-Erlebnisse sorgt und eine ganz eigene Note einbringt. Ziemlich abgebrüht ignoriert er die üblichen Genre Stilmittel (hoher Powermetal-Gesang, Aggro Gekreische, pathetisches Jammern und brutales Gegrowle) und klingt wahlweise mal entfernt nach Chuck Billy, Dave Mustaine oder Aaron Gillespie (The Almost).
Es gibt beim Prog-Metal ja eigentlich 2 Wege den Hörer zu fesseln: Entweder man packt in jeden Track einen (gerne auch simpel gehaltenen) Widerhaken Refrain und baut den Rest der Frickelei drumherum – das ist da Rezept aus dem das Gros der DT Diskographie besteht. Oder aber der Weg ist das Ziel und der Hörer erfreut sich an jedem neuen kleinen Detail, das ein Arrangement zur Herausforderung macht um zum nochmaligen Hören animiert. Opeth haben dies auf „Ghost Reveries“ zur Perfektion gebracht. NEVER AWAKE gehen hier den letzteren Weg und vermeiden die Powermetal Schiene weitestgehend. In Tracks wie dem packenden „Underground“, dem Stampfer „History’s Pages“ oder dem 10-Minüter „Downtown“ schimmern zwar immer wieder Dream Theater und vor allem Opeth durch, nie verkommt das Ganze aber zu einer Kopie oder blankem Zitieren. Eigentlich erübrigt es sich die einzelnen Songs hier aufzuzählen, denn jeder Einzelne ist eine Entdeckung wert. Neben den harten Krachern (jeder eine Granate für sich), die einen Grossteil des Albums ausmachen, sind es aber auch die beiden ruhigeren Tracks „Wander“ (mit Ohrwurmhookline) und „Habits“ die nachhaltig begeistern können.
Im Gegensatz zu unzähligen anderen Bands des Genres machen NEVER AWAKE auf „Underground“ einfach so gut wie alles richtig und treffen die richtigen Entscheidungen im passenden Moment. Just wenn ein Arrangement Gefahr läuft eintönig zu werden wird ein Schlenker eingebaut, der dem Ganzen einen Drift in eine andere Richtung gibt. Was NEVER AWAKE hier mit Ihrem Erstling abliefern ist schon ganz großes Kino und man wundert sich, dass die Band solch eine Arbeit (sowohl was das Songwriting als auch die fette Produktion anbelangt) quasi im Alleingang gestemmt hat. Es gelingt dem jungen Quartett eine beachtenswerte Eigenständigkeit an den Tag zu legen und eigentlich fehlt der Band, bzw. dem Album, nur der EINE Song, der NEVER AWAKE einem breiteren Publikum zugänglich machen würde. Beim nächsten Album ist der karrierebringende Hit ja vielleicht mit im Gepäck.
Seit „Ripples“ von den leider wieder aufgelösten Finnen Aspera / Above Symmetry hat mich kein Prog-Debüt mehr so begeistert wie NEVER AWAKE mit „Underground“. In den Kerndisziplinen Songwriting und Arrangements ist der Vierer seinen Mitbewerbern immer den einen entscheidenden Schritt voraus und ich bin äußerst gespannt wie es mit dieser vielversprechenden Band weitergeht. Für Genrefans ein Pflichtkauf, den man über die Bandpage, itunes oder amazon abwickeln kann.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Pull The Trigger
02. Underground
03. Wander
04. History’s Pages
05. Cross The Line
06. Habits
07. The Will To Live
08. Downtown
Mario